Reisebericht China 2018

Reisedetails

Reisedatum:  05.10.2018 bis 31.10.2018

Reiseverlauf: 26 Tage China, davon 23 Tage Rundreise mit öff. VM und 3 Tage Yangtze-Kreuzfahrt

Organisation: individuell

Personen:        Pfeil, Martin  und  Kenn, Christoph

Airlines:

Air China: München – Shanghai

Lufthansa: Shanghai – München

Vorbereitungen

Nachdem unser letzter Besuch in China nun genau 10 Jahre zurücklag, war es mal wieder an der Zeit, dem Land der schnellen Veränderungen (vermutlich sogar dem Land der schnellsten Veränderungen weltweit!) einen Besuch abzustatten. Nachdem wir 2008 die Provinzen Hebei, Shanxi, Shaanxi, Qinghai und Tibet besucht hatten, standen heuer die weiter südlich liegenden Provinzen Shanghai, Anhui, Guangxi, Hainan, Yunnan, Sichuan, Hubei und Hunan an. Wir waren gespannt, wie wir das Land diesmal antreffen würden: Nachdem wir 2008 noch von Verkehrschaos, rüpelhaftem Fahrstil, Smog, und der Spuckerei Einheimischer begleitet wurden, erwarteten wir diesmal zumindest in den Metropolen eine Europa-ähnliche Verkehrssteuerung (schließlich haben sich die Chinesen in puncto Verkehrswesen sehr viel in Deutschland abgeguckt), einen deutlich gestiegenen Anteil an einheimischen und Elektrofahrzeugen, ein zivilisierteres Auftreten der breiten Masse und auch einer Verteuerung der Unternehmungen vor Ort. Mit gemischten Gefühlen schauten wir den Instrumenten des fortgeschrittenen Überwachungsstaats entgegen – gemäß uns vorliegender Berichte mussten wir zumindest in den Großstädten davon ausgehen, dass jeder Verkehrsteilnehmer genauestens auf Vergehen etc. überwacht wurde, die Polizisten auf Basis von Gesichtserkennung auf eine Art Onlinesystem zur Personenerfassung zurückgreifen konnten und der Zahlungsverkehr größtenteils über „Staats-Apps“ wie WeChat oder AliPay abgewickelt werden musste. Schon bei der Visumsbeantragung wurde uns klar, dass die Chinesen gerne über jeden Schritt Bescheid wissen – neben dem Visumsformular und den Flugtickets mussten wir für sämtliche Übernachtungsorte die Reservierungs-/ Buchungsbestätigungen der jeweiligen Hotels vorlegen. Glücklicherweise begnügten sich die Beamten mit Hotelreservierungsbestätigungen von booking.com. Da WeChat trotz Ankündigung zukünftiger internationaler Kreditkartenakzeptanz noch keine deutschen Kreditkarten anerkannte, gingen wir nach zusätzlichem Feedback chinesischer Bekannter davon aus, dass wir vor Ort irgendwie auch noch alleine mit Kreditkarte und Bargeld – ohne die Nutzung der genannten Apps – überleben würden.

Die Vorbereitungen auf die Reise begannen bereits Ende 2017 mit einer groben Planung der Reiseroute sowie der Buchung des internationalen Flugs, gefolgt von der Buchung vierer Inlandsflüge zwei Monate später. Ich hatte für unseren Backpackingtrip gezielt den Zeitraum 04.-31.10.18 anvisiert, da dies klimatechnisch in die (vermeintlich) beste Reisezeit fiel und mit dem 06.10.18 die Golden Week, in der nahezu alle Chinesen auf den Beinen waren, zu Ende ging. Die größte Herausforderung war damit die Fortbewegung in den ersten beiden Tagen, zu denen wohl noch Millionen Einheimischer die Straßen, Bahnstrecken und Hotels fluten würden. Da die Chinesen über ein hervorragendes Hochgeschwindigkeitsbahnnetz verfügten, plante ich möglichst viele Strecken per Zug zurückzulegen, da wir so auch noch etwas vom Umland sehen würden. Über Hotelportale wie booking.com oder trip.com buchte ich im Rahmen der Programmdetailplanung unsere Hotels, wobei ich positiv überrascht war, dass gut bewertete Hotels für maximal 10 EUR p.P. und Nacht zu bekommen waren. Spätere Schritte waren dann die Organisation der Visa, die Registrierung der Drohne (was nur über eine staatliche Website in Mandarin und mittels der Telefonnummer eines chinesischen Kollegen möglich war, aber zumindest kostenlos zur Verfügung gestellt wurde) und die Buchung der Zugfahrten. Um die Zugfahrten in den ersten drei Tagen abzusichern und unsere Chancen auf ein Ticket bei Millionen Mitbewerbern möglichst hochzuhalten, buchte ich die betroffenen Fahrten sowohl über eine Agentur (China DIY Travel und trip.com) als auch nach Freigabe der Tickets (30 Tage im Voraus) direkt über die Website trip.com. Nach einigem Bangen und Stornierungen/Neubuchungen schaffte ich es letztlich, passende – wenn auch nicht immer exakt die gewünschten – Fahrten zu bekommen.

Empfohlene Website für Hotel-, Flug- und Zugbuchungen: trip.com, für Hotels zusätzlich booking.com oder bei Bedarf agoda.com

Nützliche Apps: WeChat, AliPay, DiDi China (Pendant zu Uber), booking.com, trip.com, maps.me, iTranslate

1. Tag – Freitag, 05.10.2018: Flug nach Shanghai

Unser gemeinsamer Trip begann um 08.00 Uhr an der Bushaltestelle des Airport Express am Ingolstädter Nordbahnhof. Leider war die Virusgrippe bei mir noch nicht ganz ausgestanden, aber es nützte ja nichts… Nach pünktlicher Abfahrt des Busses um 08.15 Uhr erreichten wir gegen 09.15 Uhr ebenfalls pünktlich unser Abflugterminal. Nach dem Check-in machten wir es uns zunächst mal im Airbräu bequem, wo wir für die nächsten 3½ Wochen unser vorerst letztes Weißwurstfrühstück zu uns nahmen. Der Airbus der Air China hob pünktlich um 12.50 Uhr ab und ich vertrieb mir, nachdem ich die Bedienung des nicht ganz trivialen Seat Entertainments verstanden hatte, mit mehreren Filmen die Zeit: Ich entschied mich für Collide (Action-Thriller), Nicht mein Tag (Action-Drama), Split (Thriller) und Hannas schlafende Hunde (Nachkriegsdrama). Dazwischen wurden zwei akzeptable Mahlzeiten gereicht.

2. Tag – Samstag, 06.10.2018: Transfer Shanghai-Huangshan Mountain

Wir landeten sogar etwa vor der anvisierten Zeit in Shanghai, so dass uns genügend Zeit blieb, unseren vorgebuchten Zug zu erreichen. Zunächst widmeten wir uns der automatischen Fingerabdruckerfassung, die jeder Tourist an einem Terminal selbst vollziehen konnte (Fingerprint Self Service Process). Dies und der gesamte Einreiseprozess waren in weniger als 15 min erledigt! Nachdem wir unser Gepäck entgegengenommen hatten, zogen wir uns an der Metro-Ticket-Maschine, die glücklicherweise auch Englisch als Sprache anbot, zwei Tickets zum im Westen gelegenen Bahnhof Hongqiao.

Die anschließende Metrofahrt der U-Bahn-Linie 2 erforderte ein (nahtloses) Umsteigen und insgesamt ca. 1h 20min Fahrzeit.  Der Bahnhof Hongqiao war eher mit einem Flughafenterminal vergleichbar. Das mehrstöckige Gebäude bot zahlreiche Ticketschalter, einen Food Court und direkten Zugang zu den ganzen Gleisen – letzteren erhielt man allerdings nur mit gültigem Ticket und ab frühestens 15 min vor Abfahrt des Zuges – ein meiner Meinung nach gutes Konzept, dass unnötige Menschenmassen an den Bahnsteigen vermeidet und somit auch der Sicherheit dient. Die gesamte Haupthalle war dadurch natürlich recht voll – zumal an diesem Wochenende die Golden Week zu Ende ging –, bot aufgrund des typisch chinesischen weiträumigen Baustils aber dennoch ausreichend Platz.

Wir holten zunächst die über trip.com vorbestellten Zugtickets ab, bevor wir zwei weitere Zugfahrten für den späteren Reiseverlauf ebenfalls gleich buchten. Nachdem wir am Flughafen auf die Schnelle keinen ATM gesehen hatten, nutzten wir hier die Gelegenheit – als Zahlungsmittel wurden nämlich leider keine internationalen Kreditkarten akzeptiert, sondern nur WeChatPay, AliPay und Bargeld. Nach einem westlichen Mittagessen bei Burger King warteten wir die verbleibenden 2-3 Stunden, bis um 11.39 Uhr unser vorgebuchter Zug in Richtung Huangshan pünktlich abfuhr. Überhaupt waren nahezu alle Züge sehr pünktlich, was unter anderem wohl an den teils großzügigen Pufferzeiten an einigen Bahnstationen lag. Mit an die 300 km/h ging es mit einem typischen Bullet Train nach Shangrao und von dort nach kurzem Umstieg weiter nach Huangshan Bei. Beide Bahnhöfe wiesen eine klare Beschilderung auf, die Züge glänzten durch Sauberkeit, ausreichend Beinfreiheit und eine ebenfalls ausreichende Höhe der Gepäckfächer. Was allerdings auch überall präsent war, war eine nahezu flächendeckende Kameraüberwachung – was uns persönlich allerdings nicht störte, da es nachweislich auch zu einer Erhöhung der Sicherheit beitrug. Nachdem wir gegen 15.40 Uhr im sehr großzügigen Bahnhof Huangshans eingetroffen waren, führten uns 5-10 min Fußweg in das nicht weniger extensive Busterminal.

Dort nahmen wir um 16.50 Uhr den nächsten verfügbaren Bus nach Tangkou Town, der uns in 50 min zu unserem Zielort brachte. Da bei Ankunft gerade keine Schlangen an den Ticketschaltern waren, kauften wir vor Ort zunächst zwei Bustickets für unsere Weiterfahrt am Montag, wobei uns freundlicherweise eine deutsche Studentin, die mit einer Dänin unterwegs war und sich bereits ein paar Mandarin-Kenntnisse angeeignet hatte, unterstützte. Da der Bus an einer Haltestelle vor Ortseingang angekommen war, entschieden wir uns, die verbleibenden 2.2 km zu Fuß zurückzulegen. Der Ort machte auf Anhieb aufgrund der stark verwitterten, verfärbten oder gar verfallenen Häuserfronten einen eher etwas heruntergekommenen Eindruck, bot durch seine schöne Lage am Fluss aber deutliches Potential, was sich einige Hotels durch entsprechende Restaurationen auch bereits zu Nutze machten. Unser Huangshan Wangfeng Hotel war schnell gefunden und bot trotz einer auch eher tristen Fassade ein sauberes Zweibettzimmer mit westlichem Bad. Die umtriebige und bemühte Besitzerin konnte zwar kein Englisch, konnte uns dank ihrer Handyapp (Übersetzung Mandarin-Englisch und umgekehrt) mit unseren Fragen aber stets weiterhelfen. Wir gingen noch etwas landestypisches essen und legten uns früh schlafen, da wir dies mehr als nötig hatten.

3. Tag – Sonntag, 07.10.2018: Huangshan Mountains – Wanderung über die Western Steps und durch einen Teil des West Sea Canyons, 20 °C, sonnig

Unser jetlag-bedingt ohnehin eher unruhiger Schlaf wurde gegen 02.00 Uhr jäh beendet, als für fast 2 Stunden der aufgrund der Tallage enorme Lärm eines Feuerwerks, das vermutlich das Ende der Golden Week einläutete, zu uns hereindrang. Um 05.45 Uhr standen wir schließlich auf und gingen gegen 06.05 Uhr zum Südeingang der Huangshan Mountains (Yellow Mountains). Diesen hatten wir um 6.15 Uhr erreicht, wo zu dieser Zeit die Ticketschalter sogar noch geschlossen hatten, sich aber bereits kleinere Schlangen gebildet hatten. Alles aber kein Vergleich zum Bericht der deutschen Studentin, die am Vortag bereits um kurz nach 3.00 Uhr morgens in der Schlange angestanden hatte, um mit Eröffnung der Schalter um 5.00 Uhr einen der ersten Busse zu ergattern. Wir warteten noch ca. 10 min bis die Schalter öffneten und wir unsere Bustickets erhielten. Um 6.30 Uhr saßen wir im ersten Bus in den Park. Leider hatte uns die Einweiserin den falschen Bus zugewiesen bzw. uns nicht darauf hingewiesen, dass wir bei Nutzung dieses Busses an den Hot Springs hätten umsteigen müssen. So bemerkten wir unseren Fehler erst, als der Bus gegen 6.50 Uhr den Yungu Tempel an der gleichnamigen Seilbahnstation am Fuß der Eastern Steps erreicht hatte. Da wir einen Aufstieg über die spektakuläreren wie auch anspruchsvolleren Western Steps geplant hatten, mussten wir nun zunächst wieder ein neues Busticket kaufen und zu den Hot Springs zurückfahren, wo wir auf einen Bus in Richtung Ciungang Tempel / Yuping Seilbahnstation hätten umsteigen können. Da es aber auch eine direkte Fußwegverbindung von den Hot Springs zum Fuß der Western Steps gab, entschieden wir uns, nicht mehr auf einen Bus zu warten sondern (um 07.15 Uhr) gleich mit dem Aufstieg zu starten.

Gegen 07.30 Uhr hatten wir den Eingang zu den Western Steps erreicht, wo wir auch den Eintritt für die Bergregion entrichten konnten. Um 07.40 Uhr begannen wir den mühsamen Aufstieg über die tausenden von Treppenstufen. Der größte Abschnitt bis in die Nähe der Yuping Bergstation war nahezu menschenleer – außer ein paar Müllsammlern, Kontrolleuren und wenigen einheimischen Touristen war niemand unterwegs. Erst im Bereich um die Yuping Bergstation nahmen Menschenanzahl und Lärmpegel zu. Um 10.52 Uhr hatten wir den Punkt „Heavenly Sea“ nahe des Gipfels erreicht.

Dort war, u.a. auch aufgrund der Kioske eine erhöhte Menschenansammlung – für den letzten Tag der Golden Week aber immer noch deutlich unter unseren Befürchtungen. Da die Stufen ihr Tribut gezollt hatten und mich meine linke Achillessehne schmerzte, entschieden wir uns, nicht mehr den kompletten West Sea Canyon zu wandern, sondern nur bis zu Fairy Walking Bridge zu gehen. Auch hierher verliefen sich nur wenige Menschen, so dass ich unterwegs bereits eine schöne Möglichkeit hatte, die Drohne über den Felsformationen kreisen zu lassen und durch einige hindurchzufliegen. Auch die Fairy Walking Bridge, die unseren Umkehrpunkt markierte, bot eine schöne Sicht und ein tolles, spektakuläres Flugambiente für die Drohne – leider etwas zu spektakulär, so dass es nach mehrfachem Über- und Unterfliegen der eng zwischen zwei Felsen liegenden Brücke letztlich zu einer Kollision der Drohne mit den Felsen und einem Absturz kam.

Da der Abstieg zu einer möglichen Bergung des ohnehin irreparabel beschädigten Fluggerätes ohne Equipment nicht möglich war, waren somit die Luftaufnahmen für diese Reise beendet (und leider auch verloren) bevor sie eigentlich richtig begonnen hatten. Schade! Nach fast 45 min Pause an der verhängnisvollen Brücke wanderten wir zurück zur Heavenly Sea, wo wir diesmal (gegen 13.30 Uhr) pausierten und einen Becher Nudeln zu uns nahmen.

Gegen 14.00 Uhr gingen wir weiter in Richtung unseres vorgebuchten Berghotels Behai, das wir um 14.45 Uhr erreichten. Unsere Bilanz für diesen Tag: 7h 5min Aktivzeit, davon 5h 2min reine Gehzeit (Hot Springs-Heavenly Sea-Fairy Walking Bridge-Heavenly Sea-Beihai Hotel), 1636 Hm rauf, 746 Hm runter, 18.3 km und  30.742 Schritte, was wir auf mindestens 10.000 zurückgelegte Stufen zurückrechneten. Nach einer zwar kalten, aber willkommenen Dusche gönnten wir uns zwei gnadenlos überteuerte Dosenbiere auf der Hotelterrasse in der untergehenden Sonne, bevor wir pünktlich um 17.30 Uhr mit Eröffnung des Abendbuffets im Speisesaal Platz nahmen. Das mäßige Buffet bot Fisch, Dumplings, Garnelen, Spinat, Bohnen, Glasnudeln, etc. Wir legten uns früh in unserem 6-Bett-Zimmer, das von 4 Personen genutzt wurde, schlafen und harrten auf hartem Untergrund (das Laken war direkt ohne Matratze auf Holzlatten gespannt) dem nächsten Morgen entgegen.

4. Tag – Montag, 08.10.2018: Huangshan Mountains, Transfer nach Guilin, 20-30 °C, sonnig

Heute morgen musste ich leider feststellen, dass die enorm hohe Anzahl an Treppenstufen gestern ihre Spuren hinterlassen hatten: Ich hatte mir eine schmerzhafte Entzündung der Achillessehne zugezogen. Nichtsdestotrotz machten wir uns um kurz vor 6.00 Uhr auf zum unweit des Hotels gelegenen Aussichtspunktes, von dem aus wir mit zahlreichen Einheimische zusammen den Sonnenaufgang beobachten konnten.

Im Gegensatz zum letzten China-Besuch vor 10 Jahren verhielten sich die Chinesen relativ ruhig und alles lief geordnet ab. Gegen 6.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Seilbahn – aufgrund der gestrigen Belastung schied ein Abstieg über die Eastern Steps leider aus. Mit der ersten Seilbahn um 7.00 Uhr fuhren wir schon wieder in Richtung Tal, wo wir in Tangkou Town zunächst mal einen leckeren Bananenpfannkuchen in einem Restaurant zu uns nahmen. Die noch verbleibenden Stunden bis zur Weiterfahrt verbrachten wir damit, noch etwas Proviant einzukaufen, gemütlich am Fluss zu sitzen, die Menschen auf der Straße zu beobachten und gegen Mittag in unserem Hotel noch eine Mahlzeit zu uns zu nehmen.

Gegen 13.15 Uhr brachte uns einer der Betreiber des Hotels kostenlos mit seinem Wagen zur Busstation, von wo wir um 13.50 Uhr den Bus zur Bahnstation in Huangshan nahmen. Nach 50-minütiger Fahrt blieb uns dort noch etwas Zeit, bis pünktlich um 15.36 Uhr unser Hochgeschwindigkeitszug nach Shangrao auslief, wo wir um 17.17 Uhr unseren anschließenden Nachtzug nach Guilin bestiegen. Wir teilten unser Viererabteil zunächst mit einem Chinesen, der quasi permanent und laut telefonierte, uns aber gegen ca. 20.00 Uhr verließ und wir somit bis zum Ziel das Abteil für uns alleine hatten. Im Speisewagen des Zugs nahmen wir ein Abendessen zu uns, bevor wir uns vom Takt des über die Gleise dahin gleitenden Zuges in den Schlaf wiegen ließen.

5. Tag – Dienstag, 09.10.2018: Floßfahrt auf dem Li Fluss, Yangshuo, 20 °C, bewölkt, abends Regen

Bereits gegen 05.00 Uhr – also mit über 30 min Verfrühung – hatten wir Guilin erreicht. Ein Taxifahrer überredete uns mit dem Argument, ein Meter Taxi zu fahren, zu einer Mitfahrt zum nicht einmal 10 km entfernten Hostel. Wie immer galt auch hier, nicht auf den erstbesten Anbieter hereinzufallen: Für 140 RMB, was umgerechnet 17 EUR waren, waren wir deutlich zu teuer unterwegs! Das Taxameter war definitiv manipuliert. Im Ease Hostel war gegen 05.30 Uhr noch nicht viel los, wir stellten unser Gepäck ab und suchten uns gegen 06.15 Uhr einen Bus, der uns nach Yangdi Lukou brachte. Gegen 07.25 Uhr hatten wir den Abzweig zum Yangdi Dock erreicht, wobei die ersten 25 min der Fahrzeit mit dem Aufsammeln von Personen draufgingen. Nach nicht einmal 10 min Warten bot uns ein Van-Fahrer eine Mitfahrt zum Yangdi Dock an. Dort erfuhren wir, dass eine Floßfahrt bis nach Xingping nicht mehr möglich war, jedoch immer noch bis zum Nine Horse Hill angeboten wurde. Wir buchten uns für 95 RMB p.P. ein Floß, was wir mit einem chinesischen Pärchen teilten.

Mit einem der ersten Motorflöße starteten wir gegen 08.10 Uhr unsere Fahrt über den Li Fluss. Es war zwar bedeckt, dennoch verbreiteten die Karstberge eine tolle Atmosphäre und machten die Fahrt zu einem Erlebnis.

Lediglich das laute Knattern der Motoren störte die Idylle. Nach 50 min Fahrt hatten wir den Ausstiegspunkt erreicht. Von hier aus hätten wir kostenlos einen Elektrobus nach Xingping nehmen können, entschieden uns jedoch, am Li Fluss entlang die 5.8 km nach Xingping zu wandern. Gegen 10.35 Uhr hatten wir die Altstadt von Xingping erreicht, die zwar letztlich nur aus 1-2 Straßen bestand, aber sehr sehenswert war.

Inmitten der Altstadt nahmen wir ein leckeres Mittagessen ein – für mich stand Hähnchen süß-sauer auf der Speisekarte. Nachdem wir die zwei Hauptgassen des Ortes durchschlendert hatten, nahmen wir ob des für nachmittags angesagten Regens um 12.20 Uhr einen Bus nach Yangshuo. Nach ca. 70 min Fahrt hatten wir das dortige südliche Busterminal erreicht, von wo aus wir die verbleibenden 2.2 km zu unserem zentral gelegenen Hotel zu Fuß zurücklegten. Das Fork Ladder Inn bedurfte einiger Suche, lag es doch etwas abseits der Straße im Hang, so dass wir es nicht direkt fanden. Es lag schräg gegenüber der West Street und bot alles, was der westliche Tourist erwartete (Papierkorb, Handtücher, Toilettenpapier, Seife, Papiertücher, etc.) zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Da wir die vergangenen Nächte nicht viel geschlafen hatten, gönnten wir uns ca. 2 h Mittagsschlaf, bevor wir gegen 17.15 Uhr bei leicht einsetzendem Regen die sehenswerte West Street mit ihre Shows, Lichtspielen und Restaurants durchstreiften. Letztlich blieben wir in Lucy´s Hotel hängen, einem gemütlichen Restaurant, in dem wir Sichuan Guong Style Chicken und Pepper Beef zu uns nahmen.

6. Tag – Mittwoch, 10.10.2018: Radtour und Bambusfloßfahrt auf dem Yulong Fluss, Guilin, 20 °C, regnerisch

Nachdem wir am Vortag früh uns Bett gegangen waren, schliefen wir aus und holten bis 7.30 Uhr unsere letzten Schlafdefizite auf. Unser Frühstück nahmen wir am Eingang der West Street in einem einheimischen Restaurant ein, wo wir für umgerechnet 1.70 EUR eine schmackhafte Nudelsuppe mit diversen Zutaten selbst herrichten durften. Anschließend mieteten wir uns bei einsetzendem Nieselregen Fahrräder für eine Erkundung der Umgebung. Zunächst fuhren wir ca. 12 km in Richtung Baisha und von dort an den Yulong Fluss. Dort buchten wir ein Bambusfloß für eine Fahrt auf dem Yulong River zurück in Richtung Yangshuo.

Unsere Fahrräder wurden derweil per Fahrzeug zum Ankunftsort gebracht. Auch hier war leider eine durchgehende Fahrt bis zum Big Banyan Tree nicht mehr möglich, so dass wir nur etwa die Hälfte der geplanten Strecke per Floß zurücklegen konnten – was allerdings völlig ausreichte. Obwohl immer wieder Regen einsetzte, war die Fahrt auf dem Fluss abwechslungsreich und bot sogar mit 6-7 „Stufen“ im Fluss Raftingstellen, an denen der Floßführer das Floß bis zu geschätzt 3 m hinuntermanövrieren musste.

Was uns gegenüber dem Li Fluss besonders gefiel, war die Tatsache, dass alle Bambusflöße einfach gehalten waren und wir uns alleine durch die Kraft des Floßführers und dessen Abstoßen mittels eines Bambusstabes vom Flussgrund fortbewegten.

Nach knapp 2 Stunden hatten wir unseren Ausstiegsort erreicht, was aufgrund des begrenzten Sitzkomforts auf dem Floß und unseren inzwischen durchnässten Schuhen auch ausreichend war. Nun radelten wir nach Kauf eines billigen Plastikregencapes noch zurück nach Yanghsuo, wo wir nach insgesamt 21 Fahrradkilometern unsere Drahtesel zurückgaben. Auf der Suche nach etwas ess- oder trinkbarem stolperten wir in der West Street über das Münchener Hofbräuhaus, aus dem laute Udo-Jürgens-Gesänge schallten. Ich konnte es nicht lassen, mir eine Currywurst zu genehmigen. Anschließend nahmen wir an einem Kiosk noch einen warmen Tee zu uns. Um 14.23 Uhr nahmen wir einen Bus nach Guilin, der uns nach ca. 70 min Fahrt in einem Bus-Terminal hinausließ, das leider noch ca. 11 km südlich von Guilin lag (Kai Feng Lu @ Cha Dian Lu). Glücklicherweise gab es hier eine Stadtbusanbindung, so dass wir nach nur geringer Wartezeit einen weitergehenden Bus zur zentralen Busstation ergattern konnten. Nach weiteren knapp 40 min Fahrt hatten wir gegen 16.15 Uhr selbige erreicht, von wo aus uns nur noch ca. 1 km Fußweg zu unserem Hostel trennte. Das zentral gelegene Ease Hostel glänzte durch eine super-hilfsbereite Belegschaft, saubere und komfortable Räume und eine gute Küche. Nach einer heißen Dusche genehmigten wir uns ein erfrischendes Tsingtao Bier in der Hostel Lobby, bevor wir uns gegen 18.00 Uhr zum Abendessen in ein zuvor gesehenes, stylisches Restaurant unweit des Hotels begaben. Hier gab es vorwiegend westliche Speisen, was mich dazu veranlasste, eine Pizza zu essen – Martin entschied sich für Pasta. Zurück im Hostel genossen wir im Rahmen der dortigen Happy Hour jeweils einen Gin Tonic und eine Rumcola, bevor wir uns auf´s Ohr hauten.

Zuvor hatten wir für morgen die Buchung eines Direktbusses zu den Reisterrassen in Dazhai klar gemacht, der uns zwischen 7.30 und 8.00 Uhr am Hostel abholen sollte.

7. Tag – Donnerstag, 11.10.2018: Wanderung durch die Longji Reisterrassen, 24 °C, leicht bewölkt und sonnig

Nach einem schnellen Frühstück im Hostel (leckeres Sandwich und eine Tasse Ingwertee) holte uns pünktlich um 7.40 Uhr der Bus ab, der zunächst aber nur zum Guilin Hotel fuhr und dort bis 8.30 Uhr wartete, bis alle gebuchten Fahrgäste an Bord waren. Dann ging es in Richtung Reisterrassen. Gegen 10.30 Uhr hatten wir das Gate zum Gebiet der Reisterrassen erreicht, wo wir unsere Eintrittstickets kauften. Dann folgten noch ca. 25 km spektakuläre  Serpentinenstrecke, auf der sich manches Mal noch ein Bus neben unserem vorbeiquetschen musste. Gegen 11.15 Uhr hatten wir dann endlich Dazhai erreicht. Die Terrassen sollten wohl erst in den nächsten Tagen abgeerntet werden und standen daher noch in attraktivem Gelbton. Wir folgen zahlreichen Stufen den Berg hinauf und damit einem Pfad, der immer wieder tolle Ausblicke auf die uns umgebenden Reisterrassen bot.

Je weiter wir schließlich Dazhai hinter uns ließen, desto weniger Touristen trafen wir an. Wir hatten uns für die Wanderung von Dazhai über Zhiongliu nach Ping´an entschieden. Abseits der für die Touristen herausgeputzten Terrassen fanden wir auch solche, die bereits abgeerntet waren.

Kurz vor Ping´an trafen wir einen jungen Deutschen und zwei Mädels aus Holland, die sich für die gleiche Tour entschieden hatten. Um 14.30 Uhr trafen wir in Ping´an ein, das nicht minder eindrucksvoll war. Wie auch zuvor in Dazhai trafen wir auf zahlreiche Einheimische der Langhaar-Minderheiten in bunten Trachten.

Schließlich mussten wir noch einige Meter bis zum Parkplatz absteigen, von wo aus letztlich Zugang zur Straße und damit zurück in die Zivilisation bestand. Insgesamt hatten wir somit 13.4 km mit 620 Hm im Aufstieg und 721 Hm im Abstieg zurückgelegt. Da wir gegen 15.30 Uhr auf dem Parkplatz waren, der nächste Bus den Berg hinab aber angeblich erst gegen 17.00 Uhr fahren sollte, entschieden wir uns, für die 14 km Abfahrt den Daumen rauszuhalten. Im Gegensatz zu anderen Ländern warteten wir in China mit ca. 10-15 min verhältnismäßig lang, bis jemand anhielt, und dieser Fahrer wollte dann auch glatt 200 RMB für die Fahrt haben. Nachdem wir den Betrag auf 30 RMB runtergehandelt hatten, nahmen wir Platz und sausten in nicht einmal 30 min zum Gate hinunter – gerade noch rechtzeitig, um dort den 16.30 Uhr-Bus nach Guilin zu erwischen. Der Fahrer war noch einer der alten Schule, der sich nicht so recht den (Verkehrs-)Regeln des „neuen China“ anpassen wollte. In rasanter Fahrt mit manch riskantem Überholmanöver hatten wir nach 1.5 h Fahrt den zentralen Busbahnhof in Guilin erreicht. Nach kurzem Fußweg zurück zum Hostel und einer heißen Dusche begaben wir uns in einen benachbarten Fresstempel. Hier saßen wir an einem traditionellen Rundtisch mit Drehkarrussell,  auf dem wir zwischen unseren 3 bestellten chinesischen Gerichten und dem Reistopf hin- und herwechseln konnten.

Als letzter Akt für heute stand die Abhebung weiteren Bargelds an einem ATM an, was aufgrund der Akzeptanz internationaler Kreditkarten erst bei der etwas entfernter gelegenen Staatsbank, der Bank of China, möglich war.

8. Tag – Freitag, 12.10.2018: Reed Flute Cave, Transfer nach Sanya, Guilin 20 °C,  sonnig; Sanya 30 °C, Regen

Nach einem abermals leckeren Frühstück im Hostel brachen wir gegen 7.30 Uhr zur nächstgelegenen Bushaltestelle der Linie 3 auf, von wo uns in 30 min ein lokaler Linienbus zum Eingang der Reed Flute Cave brachte. Die über180 Mio Jahre alte Höhle, die in den 1940ern wiederentdeckt worden war, war eindrucksvoll und verfügte über prächtige und gut ausgebildete Stalagmiten und Stalagtiten – dennoch fragten wir uns manchmal, wo die künstliche (Beton-) Bebauung aufhörte und die „echte“ Höhle anfing – denn wir hatten schon manches Mal festgestellt, dass die Chinesen im Umgang mit Beton und dessen Anpassung an die Umgebung (z.B. Holz-Look, Bambus-Look oder Stein-Look) sehr geschickt waren! Neben den natürlichen Gesteinsformationen wurde in der Höhle eine gelungene Beleuchtung geboten, die tolle Fotos zuließ.

In einer großen Höhlenkammer wurden sogar Videos an die Wände bzw. Decken projiziert! Nach ca.1 Stunde waren wir durch und streiften noch kurz durch die Umgebung, bevor wir einen Bus zurücknahmen – auch dieser war in knapp 30 min wieder an unserer Einstiegsstelle angekommen. Einmal mehr stellten wir fest, dass die Stadt trotz eines hohen Verkehrsaufkommens relativ ruhig war, was u.a. daran lag, dass quasi alle Zweiräder auf Elektrobasis betrieben wurden! Wir verbachten noch gemütliche 2 Stunden in unserem Ease Hostel, die wir u.a. für ein Mittagessen nutzten. Anschließend brachte uns ein privates, vom Hostel angefordertes Taxi, für gerade mal 15 RMB zum ca. 3 km entfernten Aviation Hotel, von wo aus halbstündig die Hotelshuttles abfuhren. Wir hatten das Glück, noch genau das 13.00 Uhr-Shuttle zu erwischen und waren 30 min später bereits am Flughafen. Dort gönnten wir uns zunächst bei KFC ein kleines Mahl – sei es ein zweites Mittagessen oder ein frühes Abendessen. Nachdem die Rückbestätigung mit der Airline am Vortag negativ verlaufen war (wir hatten über das Hostel eine Bestätigung unserer Flugdaten bei der Airline angefordert, da der deutsche Onlineanbieter, über den ich den Flug nach Sanya gebucht hatte, inzwischen pleite war), hatten wir ebenfalls noch gestern zwei Ersatzflüge gebucht, falls unsere damals getätigte Buchung bei der Airline nie eingegangen sein sollte. Am Schalter stellten wir dann allerdings fest, dass die Tickets wohl seinerzeit doch durch das nun insolvente Unternehmen bezahlt worden waren und konnten die beiden Zusatzflüge gegen ein gewisses Entgelt wieder stornieren. Pünktlich um 16.20 Uhr hob unsere Maschine der Sichuan Airlines in Richtung Sanya ab. Gegen 18.15 Uhr erreichten wir leicht verspätet den gerade von einem monsunartigen Regenschauer betroffenen Strandort auf der Insel Hainan. Aufgrund des Regens nahmen wir ein Taxi zum Hotel, fielen aber (diesmal) nicht auf den erstbesten Anbieter herein, sondern gingen zur ganz offiziellen Taxischlange, von wo aus wir ein Meter-Taxi zu unserem ca. 6 km entfernten Hotel nahmen. Trotz eines aus unserer Sicht gegenüber dem Kunden unverschämten Umwegs wegen eines Tank-Stopps, während dem das Taxameter weiterlief, kostete uns die Fahrt nur 23 RMB. Das Lihe-Hotel war ein Fünf-Sterne-Ressort-Hotel der Wyndham-Familie und bot für 55 EUR pro Doppelzimmer und Nacht, von denen wir später über booking.com noch jeweils 15 EUR zurückerstattet bekommen sollten, ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. Dennoch nahmen wir uns die Freiheit, nach Bezug des ersten Zimmers aufgrund des modrigen Geruchs nach einem anderen Zimmer zu verlangen. Scheinbar war das Problem nicht neu, stellte uns die Dame an der Rezeption doch gleich zwei verschiedene weitere Zimmer zur Auswahl. Das dritte befand sich im 12. Stock und war aus unserer Sicht „geruchstechnisch“ akzeptabel. Wie auch die anderen beiden Zimmer bot es eine große Badewanne auf der Terrasse und eine kostenlose Minibar.

Wir kauften uns im 2. Untergeschoss befindlichen Supermarkt noch ein paar Getränke sowie Chips und eine Drachenfrucht und schauten zum Abschluss des Tages den amerikanischen Hollywoodstreifen „Stepmom“.   

9. Tag – Samstag, 13.10.2018: Sanya Beach Ressort, 30 °C, sonnig mit teils leichter Bewölkung

Heute war Ausschlafen bis kurz vor 8.00 Uhr angesagt. Das anschließende Frühstücksbuffet, für das wir uns 1 Stunde Zeit ließen, ließ keine Wünsche offen und bot sowohl westliche wie auch asiatische Speisen.

Gegen 9.30 Uhr gingen wir zum ca. 5 Minuten entfernten Strand, der vergleichsweise wenig bevölkert war. Wir schlenderten ca. 3 km den breiten Sandstrand entlang und bewunderten die z.T. mächtigen Hotelbauten, von denen uns u.a. einer besonders gefiel, der mit einem überhängenden Glaspool in der obersten Etage aufwartete.

Nach einem ausgiebigen Bad im warmen Meer verbrachten wir eine ausgedehnte Mittagspause im Hotel, die Martin zum Bad in der Badewanne auf der Terrasse und ich zum Schreiben des Reiseberichts nutzte. Gegen 13.30 Uhr entschied ich mich, im DJI Store in Sanya, den Juliet inzwischen für mich als nächstgelegene Möglichkeit für einen Besuch herausgesucht hatte, vorbeizuschauen. Dazu nahmen wir den Bus der Linie 26 bis ans östliche Ende der Sanya Bay (nahe der Hotelinsel Phoenix Island). Martin begleitete mich. Es war gar nicht so einfach, anhand einer ungefähren Position auf der Straßenkarte und schließlich einer chinesischen Adresse die exakte Location zu finden, gelang uns schließlich aber. Nachdem die DJI Mavic Pro kostentechnisch gegenüber Deutschland nicht günstiger und nur noch im Komplettpaket mit Tasche, Ersatztakkus und Ersatzpropellern verfügbar war (was ich ja alles nicht brauchte) und die DJI Mavic 2 Pro doch deutlicher teurer war und mir der Angestellte, der des Englischen kaum mächtig war, auch zu erklären versuchte, das bei Kauf in China in bestimmten Fällen eine Reklamationsabwicklung über China erfolgen musste, entschied ich mich gegen einen überstürzten Neukauf. Nach der Reise konnte ich mich in Deutschland immer noch in Ruhe entscheiden, ob ich eine neue (oder gar gebrauchte) DJI Mavic Pro kaufen oder mir nach zuvor erfolgreichem Verkauf der noch vorhandenen (Ersatz-)Teile eine neue DJI Mavic 2 Pro zulegen sollte. Wir schlenderten noch ein wenig durch Sanya, das abseits der herausgeputzten Uferpromenade und des Sandstrands einige belebte Hinterstraßen zu bieten hatte, in denen man z.B. fischverarbeitende Geschäfte oder in einem anderen Sektor auf Elektronik spezialisierte Läden finden konnte. Am späteren Nachmittag nahmen wir den Bus der Linie 26 zurück zum Ausgangspunkt und kauften noch ein paar Getränke und Snacks für später. Nach einer kurzen Pause suchten wir gegen 18.30 Uhr ein geeignetes Restaurant und fanden unweit des Hotels ein einfaches, sehr preiswertes einheimisches Restaurant, in dem wir für zusammen 64 RMB, was ca. 7.80 EUR entsprach, ein gutes Abendessen, bestehend aus Nudeln, Bohnen und Fleisch zu uns nahmen.

Diesmal hieß der Blockbuster, mit dem wir den Tag im Hotelzimmer abschlossen „Anabelle“ – ein Horrorfilm. Obwohl der heutige Tag eindeutig ein Erholungstag war, sagte uns der Schrittzähler in Martins Handy, dass wir dennoch 15.7 km zurückgelegt hatten.

10. Tag – Sonntag, 14.10.2018: Sanya Beach Ressort, 30 °C, sonnig

Einmal mehr genossen wir das morgendliche Frühstücksbuffet, das wir zwischen 9.00 und 10.00 Uhr einnahmen. Anschließend genossen wir ein paar Stunden am bzw. im Hotelpool. Da relativ wenig los war, konnte sogar jeder von uns eine gemütliche Strandmuschel mit Kissen sein Eigen nennen, was immer wieder zu einem kleinen Nickerchen einlud.

Da wir unsere Checkout-Zeit freundlicherweise bis 14.00 Uhr verlängern durften, nutzen wir diese auch aus. Anschließend lagerten wir unser Gepäck in der dafür vorgesehenen Ecke und gingen in den gleichen Laden wie gestern ein spätes Mittagessen zu uns nehmen – diesmal eine Nudelsuppe für gerade mal 1.80 EUR pro Person. Die restlichen Stunden verbrachten wir an der Strandpromenade, bevor wir ein Taxi zum Flughafen nahmen. Ohne Umweg betrug der Taxipreis gerade mal 20 RMB, was umgerechnet 2.50 EUR entsprach. Unser Flug nach Kunming war bereits 20 min vor Abflugzeit startbereit, dennoch verspätete sich der Abflug – und in dessen Folge auch unsere Ankunft – um ca. 20 min. Trotz der späten Ankunftszeit in Kunming (00.45 Uhr) war der Airport Express Bus in die Stadt noch in Betrieb, so dass wir mit dem 01.15 Uhr-Bus nach ca. 45 min die Endhaltestelle am Xiaoximen Bus Terminal erreicht hatten. Weitere 15 min Fußweg führten uns zu unserem Hostel. Nach einem kurzen Anruf erschien die Pächterin und zeigte uns unser Zimmer, das in der ansonsten netten Unterkunft leider im Untergeschoss lag und damit eher als muffig und feucht einzustufen war.

11. Tag – Montag, 15.10.2018: Kunming, 22 °C, Sonne/Wolken, abends kurz Regen

Gegen 09.00 Uhr nahmen wir ein leckeres westliches Frühstück (Toast, Ei, Speck, Kartoffeln) in unserem Hostel ein. Da sich auch noch andere Reisende einfanden, nutzen wir die Gelegenheit, Mitfahrer für unseren morgigen Ausflug in die Umgebung Kunmings zu suchen, um den Fahrpreis entsprechend niedrig zu halten. Der 64-jährige sehr aufgeschlossene Michael aus La Reunion, der sehr gut Englisch sprach, sagte direkt für morgen zu. Gegen 10.30 Uhr verließen wir das Hostel und spazierten zunächst durch den nahegelegenen Cuihu Lake Park. Hier waren neben zahlreichen Spaziergängern typisch für China Gymnastik- und Yoga-Gruppen unterwegs, die zu rhythmischer Musik ihre Übungen absolvierten.

Auch Kunming ist uns durch E-Roller und eigene Fahrradwege positiv aufgefallen, auch gab es wie in den bisherigen Städten zahlreiche öffentliche Toiletten – ein Zustand, der vor 10 Jahren noch undenkbar war. Die überall vorfindbaren öffentlichen Fahrräder konnten allerdings nur über WeChat entliehen bzw. elektronisch entriegelt werden. Der im Anschluss besuchte Yuantong Tempel beeindruckte uns, obwohl wir schon zahlreiche Tempel gesehen hatten. Die Anlage war schön, strahlte eine ruhige Atmosphäre aus und erlaubte den ein oder anderen Schnappschuss auf die Betenden oder die Menschen, die hier mit Speisen versorgt wurden.

Gegen 11.45 Uhr nahmen wir die Metro in die Western Hills (Xi Shan). Die Fahrt quer unter Kunming hindurch dauerte 45 Minuten. Von der Endstation der Metro-Linie 3 aus gingen wir zunächst in genau einer Stunde ca. 5 km den Berg hinauf – eine Strecke, die man aufgrund mangelnder Attraktivität auch mit dem Bus hätte zurücklegen können. Die sich anschließende Longmen Recreational Area bot neben zahlreichen Imbissen auch den eigentlichen Zugang zu den Felsenwegen zum Dragon Gate (Eintritt 30 RMB p.P.) sowie eine Seilbahn für 25 RMP p.P., mit der man den Aufstieg abkürzen konnte. Diese nutzen wir nun auch. In 20 min gemütlicher Fahrt mit tollen Ausblicken auf die in ca. 15 km Entfernung liegende Metropole Kunming erreichten wir um 14.15 Uhr den Ausgangspunkt für einen von Treppen gesäumten Fußweg zum spektakulär, 2300 m hoch in der Felswand liegenden Dragon Gate.

Der Weg entlang der in die Felsen geschlagenen Treppen und Pfade dauerte letztlich ca. 30 min. Vom oberen Endpunkt aus hätte man für die verbleibenden 1.2 km hinab zum Eingang der Longmen Recreational Area einen Elektrobus nehmen können; wir entschieden uns jedoch für einen kurzen Fußmarsch. Nun hatten wir uns eine schmackhafte Nudelsuppe und eine Cola redlich verdient!

Die verbleibenden 5 km hinab legten wir diesmal per Bus zurück, so dass wir gegen 15.45 Uhr zurück an der Metro-Station „Western Hills“ waren. Um die verbleibende Zeit des Tages zu nutzen nahmen wir die Metro bis zur Station „Longtou Street“, was uns ziemlich genau 1 Stunde Fahrzeit bescherte. Von dort aus nahmen wir den Bus zum Hailong Palace im Yihe Park.

Da diesem nicht nur wegen des leicht einsetzenden Regens die Attraktivität abging, kehrten wir nach ca. 20 min Aufenthalt bereits wieder um und fuhren in die Altstadt. Diese bestand in Kunming zwar nur aus 1-2 Straßen, bot uns mit dem Lao Fang Zi Restaurant aber eine nette Möglichkeit in einem alten traditionellen Gebäude ein leckeres chinesisches Essen samt Bier zu uns zu nehmen.

Die genaue Bezeichnung und den genauen Inhalt des Essens werden wir wohl nie herausfinden, hatten wir es doch anhand eines in der Speisekarte abgedruckten Fotos bestellt. Auf dem Rückweg zum Hostel nahmen wir als kleinen Absacker dann noch ein heimisches Franziskaner-Bier zu uns, da dieses vermeintlich und zu unserer Verwunderung günstiger als das lokale Bier angeboten wurde. Bei der Abrechnung stellte sich dann aber heraus, dass die Abbildung mit 2 Flaschen Bier, auf die wir referenziert hatten, nur ein exemplarisches Bild war und sich der Preis nur auf eine Einzelflasche bezog, so dass wir tatsächlich den doppelten Betrag zu zahlen hatten.

12. Tag – Dienstag, 16.10.2018: Shilin Stone Forest und Jiuxiang Cave Area, 25 °C, sonnig

Gegen 8.00 Uhr nahmen wir erneut ein Frühstück im Hostel ein, während dem sich unser heutiger Mitfahrer Michael bereits zu uns gesellte. Um 8.30 Uhr wartete unser Fahrer in seinem komfortablen Honda auf uns und startete in Richtung Shilin Stone Forest, der etwa 90 km von Kunming entfernt lag. Wie zuvor fiel uns auf, dass die deutschen Fahrzeughersteller im Straßenbild gut vertreten waren – allen voran Volkswagen und Audi. Bei VW trafen wir neben den auch bei uns vermarkteten (oftmals allerdings designtechnisch abweichenden!) Modellen Passat, Jetta und Bora auch vorrangig die China-spezifischen Modelle Santana, Magotan, Sagitar, Lavida, Phideon, Lamando, Terramont und Tayron (neu) an. Aber auch chinesische Hersteller schienen auf deutsche Namen zu stehen: So gab es Hersteller bzw. Modelle, die sich Borgward oder Leopard nannten! Nach 1.5 h Fahrt hatten wir den Steinwald erreicht. Wir waren überrascht, wieviele einheimische Touristen hier trotz des Wochentags unterwegs waren!

Erst etwas abseits der Hauptpunkte wurde es ruhiger, um nicht zu sagen sogar einsam. Die Nadeln bzw. Felsformationen aus Kalksandstein ragten imposant in den Himmel, der spektakulär durch die Formationen führende Weg trug zu weiterer Attraktivität bei. Über hunderte Treppenstufen ging es teils tief hinab und dann wieder hoch hinauf.

Gegen 12.45 Uhr verließen wir den Park wieder und ließen uns zunächst in einem nahegelegenen Restaurant absetzen, wo es einmal mehr eine Nudelsuppe für uns gab.

Um 13.30 Uhr fuhren wir dann gesättigt weiter in die Jiuxiang Cave Area, die wir um 14.00 Uhr erreichten. Dort führte uns zunächst ein Weg in eine tiefe, von einem tosenden Bach durchflutete Klamm.

Der Steig bahnte sich anschließend weiter seinen Weg durch den Fels, wobei die einzelnen höhlenartigen Passagen ähnlich der Reed Flute Cave in Guilin unterschiedlich bunt beleuchtet waren. Besonders spektakulär war die Höhlenkammer „Fairy Palace“, der Doppelwasserfall „Twin Waterfalls“ sowie die unterirdischen Kalksinterterrassen.

Am Ende wurden folkloreartig die Trachten der Yi-Minderheiten dargeboten, bevor es durch einen farbig beleuchteten langen Treppenaufgang wieder hinauf ans Tageslicht ging. Statt einem Fußweg zurück zum Ausgangspunkt entschieden wir uns für eine Seilbahnfahrt. Gegen 15.45 Uhr brachen wir dann unsere Rückfahrt nach Kunming an, wobei wir den Fahrer baten, uns direkt an der Bahnstation herauszulassen. Da wir diese bereits gegen 17.30 Uhr erreicht hatten, unser vorgebuchter Zug aber erst auf 19.55 Uhr terminiert war, stellten wir uns kurzerhand an einem Schalter an und tauschten die Tickets für eine Fahrt mit dem 18.28 Uhr-Zug kostenlos um. Damit reichte die verbleibende Zeit dann gerade noch für den Kauf einer Burgermahlzeit bei Dicos, die wir während der Fahrt in unserem Schnellzug nach Dali gemütlich verspeisen konnten. Dali hatten wir dann gegen 20.45 Uhr erreicht. Bus No 8 stand bereits vor dem Bahnhof bereit und legte die verbleibenden 17 km in die Altstadt in 45 min zurück. Die zunächst durchquerte Neustadt fiel durch eine tolle Beleuchtung auf, die dem Times Square definitiv Konkurrenz machte. Unser unspektakuläres aber zweckmäßiges Summer Flowers Inn lag nur ca. 150 m von der Endhaltestelle entfernt am Rande der Altstadt.

13. Tag – Mittwoch, 17.10.2018: Dali, 22 °C, sonnig

Gegen 8.15 Uhr begannen wir den mit 11 Sonnenstunden vorhergesagten Tag und brachen von unserer Unterkunft zu einem Streifzug durch die Altstadt auf. Wir wurden positiv überrascht! Wenngleich sich die attraktivsten Bereiche auf 3-4 Straßen beschränkten, zogen sich diese über mehrere Kilometer durch die Altstadt. Neben einigen Tempeln gab es viele Shops, Restaurants und Cafés und viele Händler boten ihre meist typisch chinesischen Waren an.

Gegen 9.00 Uhr brach jedoch auch hier eine gewaltige Menge an Inlandstouristen herein, die die Altstadt bevölkerten. Kulinarisch starteten wir mit einem kleinen Snack (Teigtasche mit Füllung), bevor wir die für Yunnan typischen Reisnudeln in einem Café zu uns nahmen. So konnten wir selbst während dem Essen die Straßenszenen in uns aufsaugen.

Gegen 10.30 Uhr suchten wir einen Fahrrad-/ Motorradverleih auf. Nachdem Martin zum Radeln keine rechte Lust hatte, entschieden wir uns für jeweils einen Motorroller – auch hier rein elektrisch! Nach etwas Verhandeln zahlten wir 60 RMB p.P. Als erstes fuhren wir die drei Pagoden aus dem 9./10. Jahrhundert an, die quasi das Wahrzeichen Dalis darstellten. Bei dem vorherrschenden tollen Wetter zeichneten sich diese hervorragend vor den dahinterliegenden Bergen ab!

Als wir feststellen, dass hinter den Pagoden noch ein Palast auf uns wartete, stiegen wir eine Ebene weiter den Berg hinauf. Von dort aus ging es abermals eine Etage weiter hoch zu einem wieder anders gearteten Tempel, der eine tolle Rundumsicht bot. Auch von dort konnte man über Treppen weiter bergan gehen zur nächsten sehenswerten Anlage. Das Spiel setzte sich insgesamt 11x fort!

So stiegen wir letztlich über hunderte Stufen den Berg hinauf, um zusammen mit verschiedenen Pilgern die Stille, die toll verzierten Anlagen und die fantastische Rundumsicht zu genießen. Erst gegen 12.15 Uhr machten wir uns zu einer Rollertour zum nahegelegenen Erhai Lake auf. Eigentlich wollten wir per Fähre auf die andere Seite übersetzen und über die kleinen am See gelegenen Dörfer zurück nach Dali fahren. Nachdem wir jedoch an zwei Fähranlegern trotz Ausschilderung keine Fähren ausmachen konnten und uns auch niemand in Englisch weiterhelfen konnte, entschieden wir uns – auch wegen der Ungewissheit, ob unsere Roller mit transportiert werden konnten – für eine Fahrt entlang der Westseite des Sees. Hier kamen wir durch kleine Dörfer, konnten den Frauen bei der Ernte zuschauen und immer wieder Blicke auf den See erhaschen.

Gegen 15.30 Uhr brachten wir die Roller zurück – wir hatten gerade mal 20% des ersten von zwei Akkus verbraucht, aber immerhin 48 km zurückgelegt. Die verbleibende Zeit nutzen wir für eine Pause in einem gemütlichen Café inmitten der Altstadt. Für mich gab es ein Tunfisch-Sandwich und einen Mangoshake.

Gegen 16.30 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft, wo wir unsere großen Rucksäcke entgegennahmen und zur unweiten Bushaltestelle gingen. Von dort nahmen wir Bus No 8 zum Bahnhof, der uns abermals in 45 min Fahrt pünktlich ans Ziel brachte. Nun mussten wir noch ca. 70 min warten, bis unser Zug nach Lijiang losfuhr. Interessanterweise waren wir, obwohl wir Sitzplätze gebucht hatten, in einem Schlafwagenwaggon untergebracht. Die jeweils unteren beiden Pritschen wurden einfach mit jeweils 4 Leuten besetzt. Der Waggon war voll, insbesondere mit jungen Chinesen, die wie wir Lijiang als Ziel hatten. Pünktlich um 21.34 Uhr kam unser Zug in Lijiang an, wo wir gegen 21.45 Uhr einen Bus in Richtung Altstadt erwischten. Die Fahrroute entsprach zwar nicht ganz der geplanten bzw. über App vorgegebenen, nichtsdestotrotz erreichten wir mit Zhongyi Market aber eine recht zentrale Busstation, die nur etwa 1.2 km von unserem Hotel entfernt war. Um 22.15 Uhr kamen wir schließlich an unserem netten Ruo Shui Ju Inn an, das schön in der Altstadt gelegen war und über großzügige Zimmer verfügte.

14. Tag – Donnerstag, 18.10.2018: Lijiang, 21 °C, sonnig

Gegen 9 Uhr starteten wir zu unserer ganztägigen Stadtbesichtigung. Zunächst nahmen wir in einem kleinen Altstadt-Shop eine Portion traditioneller Reisnudeln ein. Anschließend machten wir eine ausgedehnte Runde durch die riesige und beindruckende Altstadt.

So genau wusste man zwar nie, was wirklich (wie) alt war – böse Zungen sprachen auch von Lijiang als Disneyland –, jedoch war jede Gasse, jedes Gebäude und jeder Platz in dieser Stadt ein absoluter Augenschmauß: Tolle Holzdekos verzierten zahlreiche der Gebäude, diverse Flüsschen durchschnitten die Altstadt, toll arrangierter Blumenschmuck, Einheimische in traditionellen Gewändern und Verkaufsstände mit lokalen Spezialitäten trugen ihr übriges dazu bei.

Besonders der Zhongyi Markt, der alte Marktplatz, die Dashi Brücke und ein Blick vom Wangu Tower zählten wir zu den Highlights, aber auch der Baimalong Pond Temple, vor dessen Toren Wäsche und Obst gewaschen wurde sowie das South Gate, das südliche Eingangstor zur Altstadt, waren einen Abstecher wert.

Mittags nahmen wir in N´s Kitchen, das ebenfalls schön an einem Platz gelegen war, auf den wir von unserem sonnigen Platz im 1. Stock aus einen schönen Blick hatten, ein leckeres Mittagessen ein: Einen saftigen Rindfleischburger mit Pommes und dazu einen Bananenshake.

Währenddessen beobachteten wir die Menschen auf der Straße. Unter anderem kreuzte wiederholt der Müllwagen auf, der mit tibetischer Musik auf seine Anwesenheit hinwies und den Leuten das Signal gab, mit ihren Mülltonnen und –säcken herzukommen. Hier musste der Müll eben noch selbst zum Wagen gebracht werden. Dafür war Lijiang wie die anderen bisherigen Orte aber auch penibel sauber. Da wir von der Stadt nicht genug bekommen konnten, fanden wir auch nachmittags noch Gassen und Plätze, die wir zuvor noch nicht gesehen hatten, so z.B. den von zwei Mühlrädern und zahlreichem Blumenschmuck flankierten Platz Yu He Guang Chang.

In einem netten Restaurant mit Dachterrasse nahmen wir noch ein Getränk ein und Martin kaufte noch diverse Teesorten, bevor wir uns zu Fuß in den nördlich liegenden Black Dragon Pool Park aufmachten. Dabei handelte es sich um eine nette Parkanlage mit einer schönen Brücke vor einem Tempel, der sich malerisch vor der Berglandschaft abzeichnete.

Hier trafen wir einen Jugendlichen, der mit seiner Mavic Pro-Drohne ein paar Luftbilder von der Anlage machte. Er war so freundlich, mit Martin über WeChat Kontakt aufzunehmen und uns die Luftaufnahmen zu schicken. Außerdem trafen wir kleine Gruppen von Männern an, die Mayong oder etwas ähnliches spielten.

Gegen 17.00 Uhr waren wir durch, kauften noch etwas Proviant für die morgige Wanderung durch die Tigersprungschlucht ein und brachen dann kurz nach 19.00 Uhr nach einer vorherigen Verschnaufpause auf dem Hotelzimmer nochmal in die nun nächtlich illuminierte Stadt auf. Der lebhafte Betrieb, der den ganzen Tag vorgeherrscht hatte, wurde nun nochmal übertroffen: Es waren massenweise junge Leute unterwegs, die in den nicht enden wollenden Bars und Restaurants Getränke und Essen zu sich nahmen und die Gassen bevölkerten. Entlang eines der Flüsschen reihte sich ein Club an den anderen – in den meisten waren Livebands verschiedener Musikrichtungen aktiv. Gegen 20.00 Uhr nahmen wir unweit der Dashi Bridge in einem schön am Fluss gelegenen Restaurant unser Abendessen ein.

Für den eher gehobenen Preis war mein Essen leider mit Nelken „überwürzt“ und nicht mehr ganz warm, dafür war die Location aber klasse. Dass die Hochpreisigkeit zum Teil schon in Abzocke mündete, erfuhren wir, als wir in einem der Clubs ein Bier zu uns nehmen wollten. Ich weigerte mich schlicht und einfach, Martin zahlte 50 RMB (=6.30 EUR) für ein lokales 330 ml-Bier. Nach insgesamt 20 km Fußweg hatten wir uns dann irgendwann unser gemütliches Bett verdient.

15. Tag – Freitag, 19.10.2018: Tigersprungschlucht 1. Etappe, 21 °C, sonnig

Nachdem wir uns als eher schnelle Wanderer einschätzten und am Ende der für heute geplanten ersten Etappe nicht unnötig viel Zeit inmitten der Tigersprungschlucht „absitzen“ wollten, entschieden wir uns entgegen der bisherigen Planung, nicht den 7.30 Uhr-, sondern den 8.30 Uhr-Bus nach Qiaotou am Eingang der Tigersprungschlucht zu nehmen. Als wir gegen 8.00 Uhr am Busbahnhof Lijiang ankamen, erfuhren wir dort, dass der nächste Bus erst um 9.00 Uhr verfügbar sei (vermutlich war der 8.30 Uhr-Bus bereits ausgebucht). Also hatten wir noch genügend Zeit, gegenüber der Busstation eine Nudelsuppe zu uns zu nehmen. Pünktlich um 9.00 Uhr lief dann unser Minibus, in dem wir noch die beiden letzten Plätze ergattert hatten, in Richtung Tigersprungschlucht aus. Gegen 10.45 Uhr hatten wir schließlich das Örtchen Qiaotou erreicht, wo wir nach Kauf der Eintrittstickets für die Schlucht zunächst unser Schwergepäck in Jane´s Guesthouse lagerten. Um 11.08 Uhr brachen wir dann von dort zu unserer für heute geplanten knapp 13 km langen Etappe auf. Bis 11.45 Uhr mussten wir zunächst der staubigen und stark von LKWs frequentierten Straße folgen, bevor der echte Einstieg in den Bergpfad erfolgte. Von dort an ging es dann auch gleich steil bergauf. Dann sahen wir auch bald, was die Ursache für den zuvor starken Schwerlastverkehr auf der Asphaltstraße gewesen war: Am Eingang der Schlucht war ein Megabauprojekt im Gange. Wie es schien, wurden hier eine Autobahn und eine Eisenbahnstrecke (evtl. Erweiterung nach Shangri La) gebaut, die auf hohen Pfeilern quer zur Schlucht bzw. durch den Berg verlaufen sollten. Wir empfanden die Wanderung als nicht ganz unanstrengend, nicht zuletzt auch deswegen, weil der Weg permanent in der Sonne verlief. Gegen 14.25 Uhr hatten wir den höchsten Punkt (ca. 2650 m) erreicht. An der Strecke war immer mal wieder ein Naxi in seinem „Verschlag“ anzutreffen, der das Wichtigste für die Wanderung verkaufte.

Wir hatten unseren Proviant bereits dabei, hätten uns aber auch getrost unterwegs versorgen können – von Wasser, Cola, Nescafé, Red Bull über Koka-Blätter, Obst und Schokoriegel war hier alles zu bekommen! Um 15.21 Uhr hatten wir nach einer abwechslungsreichen Wanderung, die ab und zu mal einen Blick bis zum  Yangtze hinab erlaubte, unser heutiges Ziel, das Tea Horse Guesthouse inmitten der Schlucht erreicht. Letztlich hatten wir statt der angegebenen 5 h genau 4 h 13 min (inklusive 23 Minuten Pause) für die 12.8 km und 1017 Hm benötigt. Nach einer warmen Dusche nahmen wir dann gemütlich zwei Bierchen auf der noch in der Sonne liegenden Dachterrasse des von einer netten Naxi-Familie geführten Guesthouses ein.

Gegen 16.50 Uhr verschwand die Sonne dann aus dem Tal, das immerhin beidseitig von noch schneebedeckten Bergen um die 5500 m Höhe umgeben wurde. Unser holzverkleidetes Zimmer war zwar eher einfach und die gemeinsame Toilette im Plumpsklostil, jedoch bot es einen tollen Blick auf die Jade Snow Mountains und verfügte über elektrische Heizdecken für den Fall kühlerer Nächte. Beim Abendessen stellten wir fest, dass sehr viele Koreaner (in 1 oder 2 Gruppen), gefolgt von Franzosen unterwegs waren. Ich ließ mir Hühnchen süß-sauer und einen Ingwertee schmecken. Die Nacht war wider Erwarten recht warm, so dass ich die Heizdecke nicht nutzen musste.

16. Tag – Samstag, 20.10.2018: Tigersprungschlucht 2. Etappe, 21 °C, sonnig

Nach einem Ei, einem Bananen-Apfel-Pfannkuchen sowie einem Glas warmer Milch traten wir um 7.50 Uhr unsere zweite Etappe zu Tina´s Guesthouse, die mit 4 Stunden Gehzeit angegeben war, an. Mit fortschreitender Stunde und hinter den Bergen aufgehender Sonne zeichneten sich interessante Lichtspiele ab.

Bereits gegen 9.00 Uhr passierten wir das Halfway Guesthouse, hier kamen wir mit zwei Deutschen (Mutter und Tochter) ins Gespräch und begleiteten sie eine Weile. Um 10.09 Uhr hatten wir nach 2 h 19 min bereits Tina´s Guesthouse erreicht (9.9 km, 180 Hm im Aufstieg, 448 Hm im Abstieg).

Was die Tigersprungschlucht angeht, so darf man feststellen, dass es in den Alpen sicherlich spektakulärere Wandermöglichkeiten gibt und die Gesamtstrecke von knapp 23 km (oder besser ca. 20 km ab der eigentlichen Einstiegsstelle ab Ende der Asphaltstrecke in Qiaotou) bis zu Tina´s Guesthouse auch in einem Tag bewältigbar ist. Nichtsdestotrotz bot auch diese Wanderung einige schöne Ausblicke und gerade die Übernachtung in der Schlucht mit vorheriger Rast auf der Sonnenterrasse des netten Guesthouses eine schöne Erfahrung.

Da wir noch fit waren, begannen wir von Tina´s Guesthouse aus gleich mit einem Abstieg der ca. 400 Hm auf der Tiger Leaping Gorge Scenic Route (15 RMB p.P.) zum Yangtze hinab. Unten erwarteten uns zwei spektakuläre, im tosenden Yangtze liegende Felsblöcke, die jeweils über eine Hängebrücke erreicht werden konnten.

Eine der beiden Brücken war leider gesperrt, jedoch bot bereits der andere Fels einen tollen Blick auf den rasant daher fließenden Yangtze, der immerhin der drittlängste Fluss der Welt ist. Um nicht den gleichen Weg wieder hinauf gehen zu müssen, entschieden wir uns für einen Aufstieg über eine Alternativroute, die als Sky Ladder Route bezeichnet wurde (15 RMB p.P.). Hier schloss sich einigen engen Serpentinen mit spektakulärem Blick in die Schlucht eine Leiter an, die in schwindelerregende Höhen hinaufging und uns so schnell einige Höhenmeter zurücklegen ließ.

Nach etwa 2 Stunden (40 min runter, 20 min unten, 60 min rauf) waren wir wieder zurück bei Tina´s Guesthouse, wo wir uns einen Ingwertee schmecken ließen. Da der nächste bzw. einzige Bus aus der Schlucht heraus erst um 15.30 Uhr fahren sollte und uns ein Taxi mit 150 RMB zu teuer war, stellten wir uns um 12.45 Uhr auf die nur sehr wenig befahrene Straße und warteten auf eine Mitnahme. Hier legte auch gerade ein Schweizer Pärchen, das mit seinem VW-Bus entlang der Seidenstraße und bis nach Asien unterwegs war, eine Pause ein. Gegen 13.10 Uhr nahm uns ein älterer Chinese in seinem klapprigen Gefährt mit und kutschierte uns über die spektakulär oberhalb des Yangtze verlaufende Straße bis zu Jane´s Guesthouse, das wir nach gut 30 min Fahrt erreicht hatten. Wir holten unsere großen Rucksäcke ab und hatten bereits um 13.55 Uhr einen Bus nach Shangri La angehalten. Gegen 16.30 Uhr hatten wir Shangri La erreicht, wo wir nach einer warmen Dusche in unserem eher einfachen Dragoncloud Guesthouse zunächst noch das tolle abendliche Licht für einen Streifzug durch die kleine Altstadt nutzten. Als Abendessen ließ ich mir diesmal Sizzling Yak, ein lokales Bier sowie einen Bananenshake im Keilash Restaurant schmecken.

Danach war es bereits dunkel, so dass wir bei einem erneuten kurzen Spaziergang durch die Stadt den Big Buddha Tempel sowie die Plätze und Häuser nun entsprechend angestrahlt beäugen konnten.

17. Tag – Sonntag, 21.10.2018: Shangri La, 15 °C, sonnig

Nach einem kleinen kostenlosen Frühstück im Hostel brachen wir gegen 9.00 Uhr zur Erkundung der Altstadt auf. Zunächst gingen wir einmal mehr zum Moon Square und dem dort gelegenen Buddha Tempel (Daguishang Tempel), der über die weltgrößte Gebetsmühle verfügte. Hier konnte man auch schön die im Uhrzeigersinn um den Tempel gehenden Betenden beobachten.

Danach stiegen wir die zahlreichen Stufen zum 100 Chicken Tempel (Daji Tempel) hinauf. Von hier oben hatten wir aus 3351 m Höhe einen schönen Blick über die Stadt, den Flughafen und bis zum im Norden gelegenen Kloster.

Nach einem Kaffeestopp auf einem kleinen Altstadtplatz gingen wir zum North Gate, von wo aus wir einen Bus zum Songzanlin Kloster (auch Sumtseling Kloster) nahmen. Alle, die noch kein Eintrittsticket hatten, mussten an der Ticket Office aussteigen und eines erwerben. Dann ging es mit kostenlosen Shuttlebussen weiter zum Klosterkomplex. Dort wurde interessanterweise keine weitere Ticketkontrolle durchgeführt, so dass man via Fußweg am Ticketbüro und später am See vorbei (also ohne Nutzung der Shuttlebusse) die Anlage auch ohne Ticket hätte betreten können. Die Klosteranlage war insbesondere aus der Entfernung imposant und erinnerte uns ansatzweise an den Potala Palast in Lhasa. Bei näherer Betrachtung stellten wir allerdings fest, dass die Anlage aus vielen einzelnen Gebäuden bestand und das Gesamtbild immer wieder durch barackenartige (Wohn-)Bauten „gestört“ wurde.

Nichstdestotrotz war ein Besuch der einzelnen Gebetshallen innerhalb des Komplexes einen Besuch wert. Bei einer Umrundung halfen wir einem Mönch, seinen gußeisernen Pott zu tragen. Nachdem wir für die Rückfahrt in die Stadt 15 min vergeblich auf einen Linienbus gewartet hatten, bot uns ein Chinese, der relativ gut Englisch konnte, an, ein über die DiDi-Taxi-App (Pendant zu Uber) gerufenes Fahrzeug mit ihm zu teilen. Letztlich lud er uns zu der gemeinsamen Fahrt ein und wir waren gegen 13.30 Uhr zurück in der Altstadt. Als Mittagessen gönnten wir uns einen schmackhaften Yak-Burger im Café Compass und schoben als Dessert noch einen einer Schwarzwälder Kirschtorte ähnelnden Schokoladenkuchen nach.

Anschließend blieb noch genug Zeit für einen erneuten Rundgang durch die Altstadt.

Danach ließen wir uns von einem Taxi zum unweiten Flughafen fahren, von wo aus wir pünktlich um 17.25 Uhr mit China Eastern Airlines gen Chengdu abhoben. Auch dort verlief alles wie am Schnürchen: Landung um 18.40 Uhr, das Gepäck stand sehr schnell zur Entgegennahme bereit, per Metro ging es mit 2x Umsteigen zum People´s Park im Herzen der Stadt und von dort zu Fuß zum sehr komfortablen Xishu Garden Inn, das wir bereits um 19.50 Uhr bezogen. Einmal mehr durften wir feststellen, dass U-Bahn-Fahren in China extrem einfach war: Alle Automaten boten Englisch als Sprache an, man konnte anhand des Metro-Plans einfach seine Zielstation wählen und den entsprechenden Betrag cash oder per WeChat bzw. AliPay entrichten. Die Beschilderung war ebenfalls sehr gut und in der Metro selbst wurde neben der aktuellen Position auf der Fahrroute auch immer die noch verbleibende Zeit zu den folgenden Stopps angezeigt. Da wir heute Abend mal die durchaus schärfere Sichuan-Küche genießen wollten, gingen wir zu einem unweit gelegenen, sehr beliebten und auf Hot Pot spezialisierten Restaurant. Zusammen mit zahlreichen anderen Wartenden nahmen wir 50 Minuten Wartezeit vor dem Restaurant in Kauf, bevor wir dann gegen 20.50 Uhr eingelassen wurden. Das Warten hatte sich gelohnt! In einem im Tisch eingelassenen Wasserbecken wurde gemäß des von uns gewählten mittleren Schärfegrads Chili und Sichuan-Pfeffer in das kochende Wasser gegeben. In einem separaten Schälchen wurde eine Sauce aus Knoblauch, Soya etc. angerührt. Anschließend wurden die zuvor gewählten Zutaten zum Garen im hergestellten Sud serviert. Wir hatten uns für Rindfleisch, Lammfleisch und Schweinefleisch sowie Salat, Kartoffelscheiben und Krabbendumplings entschieden, die wir nun sukzessiv garten und vor dem Verzehr in die angerührte Sauce in der kleinen Schale eintauchten.

Gegen 22.00 Uhr verließen wir satt und zufrieden und mit freier Nase den angesagten Laden und kehrten zum Hotel zurück.

18. Tag – Montag, 22.10.2018: Chengdu, Chongqing, 20 °C, Smog

Leider konnte sich die für heute vorhergesagte Sonne nicht bis in die Stadt durcharbeiten, so dass Chengdu unter einer grauen Smog-Glocke verblieb. Wir verließen bereits um 7.30 Uhr das Hotel und fuhren mittels U-Bahn zur Station „Panda Avenue“, von wo aus kostenlose Shuttlebusse für den Transfer zur Giant Panda Breeding Station, der weltgrößten Aufzuchtstation für Pandas, sorgten. Hier gab es nach ursprünglich noch 6 verbliebenen Pandas inzwischen wieder um die 115 Pandas zu besuchen. Der gesamte Transfer hatte uns eine Stunde gekostet, so dass wir gegen 8.30 Uhr in der Panda-Anlage waren. Es war erstaunlich voll und zahlreiche Touristengruppen (diesmal waren sogar einige westliche dabei) schoben sich durch die Anlage vorbei an den verschiedenen Gehegen. Es war abwechslungsreich, den Pandas in den verschiedenen Gehegen zuzusehen. Während einige nur verschlafen dalagen oder sich maximal herumliegendem Bambus zum Fressen widmeten, tollten andere herum, spielten miteinander oder fielen einfach durch ihre Tollpatschigkeit auf.

Hier gab es auch rote Pandas, die sich vom Aussehen her deutlich von ihren schwarz-weißen Artgenossen absetzten.

Wir hielten es bis 11 Uhr aus, bevor wir einen der Shuttlebusse in die Jinli Road nahmen. Zunächst suchten wir uns dort ein Restaurant, wo wir ein chinesisches Mittagessen zu uns nahmen. Anschließend spazierten wir durch die Gassen rund um die Jinli Street, die quasi das Ausgehviertel markierten.

Gegen 13.30 Uhr nahmen wir den Linienbus 57 zurück zum Hotel, kamen allerdings nicht ganz am Ziel an, da unser Bus zuvor mit einem sich rechts vorbeiquetschenden Fahrzeug kollidierte. Da wir nur noch 500 m vom Hotel weg waren, gingen wir den Rest kurzerhand zu Fuß. Wir holten unser Gepäck ab und fuhren per Metro zum Ostbahnhof, von wo um 15.21 Uhr wie immer pünktlich unser G-Zug (Hochgeschwindigkeitszug) auslief, der die ca. 260 km nach Chongqing Shapingba in ca. 1h 40min zurückgelegte. Auf dem schön gestalteten Platz rund um die Bahnstation Shapingba nutzen wir die Präsenz westlicher Fastfood-Restaurants und gönnten uns zur Abwechslung nochmal einen Besuch bei McDonalds. Anschließend fuhren wir mit der Metro quer unter der bevölkerungsreichsten Stadt der Welt (ca. 30 Mio Einwohner) hinweg zur hafennahen Endstation. Der Fußweg zu unserem vorgebuchten Kreuzfahrtschiff Yangtze Gold 1 gestaltete sich als abenteuerlich, verlief er durch unbeleuchtete enge Gassen und über einige dreckige Treppen zum Ufer hinunter – nach den bisherigen sauberen Straßen eher ungewöhnlich. Vermutlich waren wir aber auch die einzigen Kreuzfahrtgäste, die zu Fuß anreisten, während alle anderen mit dem Bus in unmittelbarer Nähe des Schiffes abgesetzt wurden. Das Schiff bot einen akzeptablen Standard, wobei es allerdings nicht an den der deutschen oder amerikanischen Schiffe herankam. Gegen 21.00 Uhr liefen wir aus und hatten dabei einen tollen Blick auf die nächtliche Skyline Chongqings, die eine überraschend attraktive Beleuchtung bot.

19. Tag – Dienstag, 23.10.2018: Yangtze-Kreuzfahrt, Fengdu Ghost Town, 20 °C, starke Bewölkung

Nach einem frühen Frühstück von 7.15 Uhr bis 8.00 Uhr stand ein Besuch der Geisterstadt Fengdu an. Leider hatte sich das Wetter gegenüber Chongqing nicht geändert und alles lag grau in grau unter einer großen Wolken- oder Smogdecke. Die 400-500 Stufen zur bis zu 1800 Jahre alten Fengdu Ghosttown hoch erschienen uns im Vergleich zu bisher nahezu lächerlich, das Mittrotten mit ca. 30 weiteren Kreuzfahrtgästen war für uns allerdings ein Kulturschock und eine echte Einschränkung. Die sowohl buddhistisch als auch taoistische geprägte Anlage bot am Schluss drei zu meisternde Prüfungen: Zum einen sollten Paare eine alte Brücke in genau 9 Schritten überschreiten, was eine lebenslange Beziehung voraussagte – da Juliet nicht dabei war, fiel diese Prüfung für mich schonmal flach. Eine zweite Prüfung bestand im Aufstieg über eine lange Treppe ohne sich umzusehen, was einem Unsterblichkeit verleihen sollte – ich entschied mich, mich umzuschauen. Die dritte Prüfung bot die Möglichkeit, eine 180 kg schwere Halbkugel auf einen Absatz zu heben, was bisher neben einem Chinesen, der uns dies nach unseren eigenen erfolglosen Versuchen dann auch tatsächlich zeigte, wohl nur wenige andere Personen hinbekommen haben.

Gegen 11.30 Uhr waren wir zurück am Schiff, wo wir quasi nahtlos zum Mittagessen übergehen konnten. Gemäß der ausgehängten Tischordnung waren wir für alle Mahlzeiten dem deutschsprachigen Tisch zugeordnet – den Anteil der Nicht-Chinesen auf dem Schiff schätzte ich auf ca. 15%. Zusammen mit den sympathischen Deutschen Lisa, Sven und Tim, einem Berliner Ehepaar und zwei Holländern nahmen wir unser Mittagessen ein. Hier zeigte sich leider wieder das noch teilweise rückständige Verhalten einiger Chinesen, die sich am Buffet möglichst schnell möglichst viel aufluden, um später ja nicht in die Röhre schauen zu müssen. Das Essen war eher mäßig, einige Gerichte waren fad gewürzt, das Fleisch war zum Teil stark verknorpelt und machte einen eher minderwertigen Eindruck. Letztlich fand man aber immer etwas (Nudeln, Pizza, einige Desserts), das auch schmeckte. Nach dem Mittag machten wir erst mal ein Mittagsschläfchen, schließlich stand während der zwei Tage Kreuzfahrt (auch) Erholung an. Um 15.30 Uhr war Captain´s Welcome Party mit einem Glas Sekt und einem unterdimensionierten Häppchen- (oder Reste-?) Buffet. Eine halbe Stunde später hatten wir wieder Zeit zum Erholen und die Aussicht vom Balkon unserer Kabine zu genießen. Allerdings gar nicht so lange, da heute wegen eines abendlichen fakultativen Ausflugs das Abendbuffet bereits um 17.00 Uhr begann. Das Essen war besser als mittags und neben einer guten Salatauswahl fanden sich auch süß-saures Schweinefleisch, Rindfleisch, mit Käse überbackenes Kartoffelpüree, Chinakohl, usw.

Den Abend ließen wir gemütlich ausklingen. Gegen 21.45 Uhr legte unser Schiff dann wieder ab und fuhr der Nacht entgegen.

20. Tag – Mittwoch, 24.10.2018: Yangtze-Kreuzfahrt, Lesser und Mini Three Gorges, 20 °C, starke Bewölkung

Nach einem abermals recht frühen Frühstück stand die optionale Besichtigung der White Emperor City an. Da sich die Abbildungen nicht allzusehr von der gestern besuchten Tempelanlage unterschieden, verzichteten wir auf diese Tour, die für unverschämte 38 EUR p.P. angeboten wurde. Stattdessen streiften wir von ca. 8.30 Uhr bis 10.00 Uhr durch den Anlegeort, der zumindest über eine Stadtmauer und ein paar alte Gebäude verfügte. Wir konnten singende Schulkinder auf ihrem Schulausflug beobachten. Ansonsten gab es nicht viel zu sehen, so dass wir zeitig zurück auf dem Schiff waren, das noch vor dem Mittagessen ablegte und die Wutan Schlucht durchfuhr. Diese war relativ kurz (Durchfahrung max. 20 Minuten), aber vergleichsweise naturbelassen zu den ansonsten oftmals stark zugebauten und mit Betonbauten überzogenen Yangtze-Hängen. Nach dem Mittagessen ankerten wir bei New Wushan (Old Wushan war seit der Dammerrichtung im Fluss versunken). Hier stand eine Schiffstour durch die Lesser Three Gorges auf dem Programm.

Unser Guide war ein typischer „Systemjünger“, der nur die positiven Ergebnisse der Errichtung des Dreischluchtenstaudamms hervorhob und die Umsiedlung der Leute aus dem überfluteten Gebiet in höhergelegenes Terrain ausschließlich als großen Benefit bezeichnete. Dabei waren die Auswirkungen des Staudammbaus bis Chongqing deutlich spürbar, da der Wasserspiegel um bis zu 90 Meter angestiegen ist. Wir durchfuhren den Daning River und auf diesem die Longmen (Dragon) Schlucht, die Ba Wu Schlucht und die Di Cui Schlucht. Selbst auf dieser 1h 20min dauernden Schifffahrt mussten wir feststellen, dass hier lange nicht mehr alles naturbelassen war, sondern bereits allerlei Bausünden begangen worden waren oder gerade begangen wurden. So wurde u.a. gerade eine riesige Trasse über den Fluss gebaut. Damit hatte die Schlucht bereits eindeutig an Schönheit für den Tourismus eingebüßt! Nach der Schifffahrt sind wir am Abzweig des Pingding Rivers auf kleinere Boote umgestiegen (Extra-Ausflug für umgerechnet ca. 20 EUR p.P.) und 45 Minuten entlang dieses kleineren Flusses geschippert. Dieser war lagebedingt noch naturbelassen, wir bekamen neben einem Sarg in einem der hohen Felsenhöhlen auch einen Affen zu Gesicht. Die ganzen Selbstdarsteller und Selfiequeens aus unserer Reisegruppe gingen uns allerdings zunehmend auf die Nerven. Nachdem die Bootstour beendet war, ging es auf den größeren Schiffen wieder zurück zu unserem Kreuzfahrtschiff. Da es bereits dämmerte, war die Durchfahrung der Wu Schlucht nicht mehr sonderlich interessant und wir widmeten uns bald dem Abendessen, das zum Abschluss der Tour als traditionelles chinesisches Essen mit Tischservice ausgeführt wurde. Dieses Essen war deutlich besser als das bisherige Buffet und bot auf der typischen Drehvorrichtung zahlreiche Leckereien. Da wir morgen nach Plan erst gegen 12.30 Uhr am Wanda Plaza in Yichang sein sollten, wir aber einen Zug um 13.04 Uhr zu nehmen gedachten, ließen wir uns über die Crew ein Sondertaxi organisieren, das uns nach der morgigen Besichtigung des Dreischluchtenstaudamms direkt zum Ostbahnhof in Yichang bringen sollte. So wollten wir unbedingt vermeiden, in dieser unattraktiven Betonstadt 11 h auf den nächsten in Frage kommenden Zug zu warten!

21. Tag – Donnertag, 25.10.2018: Dreischluchtenstaudamm, Transfer nach Fenghuang, 20 °C, Sonne und Wolken

Als wir gegen 07.00 Uhr unser Frühstück antraten, ankerte unser Schiff bereits ein gutes Stück oberhalb des Staudamms – seit diesem Jahr war es Kreuzfahrtschiffen nicht mehr erlaubt die Schleuse zu durchfahren, sondern war dies ausschließlich Frachtschiffen vorbehalten. Als Fazit der Kreuzfahrt muss ich ehrlicherweise sagen, dass ich sie aufgrund der inzwischen arg verbauten Hänge entlang des Yangtze, der Tatsache, dass eine Durchfahrung der Schleusen nicht mehr möglich ist und einer insgesamt mangelnden Attraktivität nicht wirklich empfehlen würde. Auch die heute morgen anstehende Besichtigung des Dreischluchtenstaudamms blieb hinter meinen Erwartungen. Im Gegensatz zur damaligen Besichtigungen des Itaipu-Staudamms an den Iguazu-Wasserfällen konnten wir hier nirgendwo hineingehen oder gar Technik besichtigen, sondern lediglich von drei verschiedenen Aussichtpunkten auf die Schleusen sowie den Damm schauen. In 10 Kammern wurden hier Schiffe um insgesamt 113 m angehoben bzw. abgelassen, was inzwischen sogar kostenlos war und ungefähr 4 Stunden dauerte.

Schiffe, denen das nicht schnell genug war, konnten auf den kostenpflichtigen Schiffslift neben der großen Staumauer ausweichen und die Zeit auf ca. 45 min verkürzen. Der 2.2 km lange und 185 m hohe Damm bediente insgesamt 32 Generatoren á 700 MW. Pünktlich um 11 Uhr stand ein Fahrzeug am Three Gorges Tourist Center für uns bereit, das uns in 45 min Fahrt zum Ostbahnhof Yichangs brachte. So hatten wir noch genügend Zeit, unsere Tickets zu kaufen und uns einen Burger bei Dicos rauszulassen. Der Zug hatte sogar – trotz der Pufferzeit von 30 min in Yichang – 18 min Verspätung, was bei den langsameren K-Zügen wohl häufiger vorkam als bei den D- oder G-Hochgeschwindigkeitszügen. Die Verspätung erreichte zwischenzeitlich sogar 45 min, unseren Zielort Jishou erreichten wir letztlich um 20.30 Uhr statt um 20.03 Uhr. Die ca. 7-stündige Zugfahrt in der Holzklasse war anfangs gewöhnungsbedürftig, war aber erträglich.

Eine im Zug erworbene Nudelsuppe, die wir mittels des zur Verfügung stehenden heißen Wassers anrichten konnten, stillte unseren größten Hunger. In Jishou standen unmittelbar am Bahnhof Busse nach Fenghuang bereit, so dass wir um 20.50 Uhr die knapp einstündige Busfahrt zu unserem Zielort antreten konnten. Nach weiteren 15-20 min Fußweg hatten wir um 22.15 Uhr das gegen Mittag vorgebuchte Hotel erreicht. Hier wurde uns allerdings eröffnet, dass wir unsere voraussichtliche Ankunftszeit zu spät per email mitgeteilt hätten und das Zimmer bereits anderweitig vergeben worden war – aus meiner Sicht eine sehr einseitige Verbindlichkeit, wenn man sich auf eine getätigte Buchung nicht mehr verlassen konnte. Wir fanden unweit ein ebenfalls akzeptables Hotel, das ich sogar auf einen Preis von 80 RMB = 10 EUR pro Doppelzimmer runterhandeln konnte. Auf dem Weg hierher hatten wir bereits auf der großen Brücke den Fluss überquert und Fenghuang als toll beleuchtete quirlige Partystadt kennengelernt. Das ganze erinnerte uns ein bisschen an die Situation in Lijiang. Die lauten Umgebungsgeräusche ließen mich allerdings nur mäßig gut schlafen.

22. Tag – Freitag, 26.10.2018: Fenghuang, Transfer nach Zhangjiajie, 22 °C, sonnig

Nachdem wir nach dem Aufstehen niemanden im Hotel antreffen konnten und die Haupttüren per Rollläden verrriegelt waren, mussten wir zunächst mal eine Weile lautstark auf uns aufmerksam machen, bis uns jemand öffnete und in die Freiheit entließ. Zuvor ließen wir uns über den Hotelbesitzer noch 2 Plätze im 14.30 Uhr-Bus nach Zhangjiajie reservieren. In einem kleinen lokalen Café am Flussufer nahmen wir zunächst eine Nudelsuppe zu uns. Dann spazierten wir am Flussufer entlang, passierten die zahlreichen den Fluss überspannenden Brücken und beobachteten die Einheimischen bei ihren alltäglichen Tätigkeiten – Wäsche- und Gemüsewaschen im Fluss, Angeln, Aufräumen, Kehren, Lasten oder Obst tragen und zum Verkauf anbieten, usw.

Die Sonne brach immer mehr durch und tauchte den Fluss und seine Umgebung in tolles Licht. Die sich neben dem Fluss auftuende Altstadt Fenghuangs, das auch als Phoenix City bezeichnet wurde, war ebenfalls super und bisher die authentischste.

In einem hochpreisigen, aber schön an der Rainbow Bridge gelegenen Café nahmen wir einen Ingwertee zu uns, bevor wir später eine Tüte der lokalen Snacks verzehrten. Wir durchstreiften die Gassen, Torbögen und Plätze und setzten uns anschließend noch etwas an den Tuo River.

Schließlich holten wir gegen 12.45 Uhr unser Schwergepäck aus dem Hotel und gingen zur ca. 1.5 km entfernten nördlichen Busstation. Dort war es uns noch möglich, statt des 14.30 Uhr-Busses auf den 13.30 Uhr-Bus zu wechseln, der mit ca. 15 Minuten Verspätung in Richtung Zhangjiajie startete. Wie bereits die gestrige Zugfahrt, bestand auch  die spektakulär durch die Berge gebaute Autobahnstrecke quasi nur aus Tunnels und Brücken und der Blick aus der Höhe des Busses von den hohen Brücken in die darunter liegenden Täler war teilweise schon schwindelerregend. Wir stimmten einmal mehr in unser geflügeltes Statement ein „Beton können sie, die Chinesen“! Auf ungefähr halber Strecke legte der Busfahrer eine 15-minütige Pinkelpause ein. Auch hier wurde einmal mehr klar, dass die Chinesen bei ihren Bauten in anderen Dimensionen dachten als wir: 45 durchnummerierte Pissoirs und bestimmt fast ähnlich viele Zellen wies die Männertoilette auf der Raststätte auf! Nach dem Start in die 2. Etappe begann die Busbegleiterin eine „Ansprache“ zu halten – Inhalt unbekannt. Nahezu 45 min lang hielt sie einen maschinenpistolenartig vorgetragenen Dialog, der dank Verstärkung durch ihr Mikro in ordentlicher Lautstärke zu uns vordrang. Ich war kurz davor, sie anzuherrschen, dass ich eine Busfahrt und keine Lehrstunde in Sachen Psychoterror erworben hatte. Kurz nach 17 Uhr waren wir in Zhangjiajie, wo uns noch 15 Minuten Fußweg von unserem netten Xiao Wu Ding Inn in unmittelbarer Nähe der Seilbahnstation trennten. Gegen 18 Uhr ließen wir uns von unserer Hotelbesitzerin ein gutes Restaurant empfehlen, das wir auch prompt aufsuchten. Der stylische Laden war im Gegensatz zu den meisten anderen (noch) leeren Restaurants gut besucht – vor allem mit eher jüngerem Publikum – und bot akzeptable Preise. Da es nur eine chinesische Speisekarte gab und niemand Englisch konnte, bestellten wir einfach ein Pfannengericht für 2 Personen, das wir auf einem anderen Tisch als lecker eingeschätzt hatten. Leider war auch hier wie so oft das Fleisch von eher mäßiger Qualität, so dass wir später auf dem Hotelzimmer unseren Magen noch mit ein paar Erdnüssen auffüllten.

23. Tag – Samstag, 27.10.2018: Zhangjiajie – Tianmen Mountain, 22 °C, sonnig, manchmal leichte Wolken

Da wir unser Tempo heute wieder eher als zügig einschätzten, nahmen wir uns vor, uns nicht bereits vor Eröffnung der Seilbahn (7.30 Uhr) an die Ticketschalter anzustellen, sondern frühstückten erstmal im Hotel. Als wir kurz nach 8 Uhr an die Kassen der Tianmen Mountain Seilbahnstation kamenen, war dort erwartungsgemäß recht viel los, dennoch hatten wir nach 15 Minuten unsere Tickets in der Hand. Wir hatten uns für Variante A entschieden: Mit der Seilbahn auf den Berg, mit der Rolltreppe durch den Berg zur Tianmen Cave, von dort per Treppe zu Fuß runter zur Bergstation der Busse, dann mit dem Bus über die Serpentinenstraße wieder runter. Das Anstehen an der Seilbahn dauerte dann nochmal 25 Minuten. Bereits die 25-minütige Fahrt mit der 7.5 km langen und 1279 Höhenmeter überwindenden Seilbahn, die glücklicherweise das Prädikat „Made in Switzerland“ trug, war spektakulär: Immer wieder ging es in schwindelerregenden Höhen über die Felsen und Felszinnen hinweg, tief unter uns sahen wir auch die Serpentinenstraße, die wir später mit dem Bus wieder hinabfahren würden. Einmal mehr ein chinesisches Wunderwerk aus Beton! Oben angekommen umrundeten wir das Plateau zunächst auf der Westseite auf dem Cliff Path, der – ebenfalls aus Beton – direkt an die Felswand „getackert“ war und teils mehrere hundert Meter Luft darunter bot.

Dabei machten wir auch einen Abstecher über den Glass Walk, für den wir extra rote Überzieher für die Schuhe erhielten. Dieser war weniger spektakulär als erwartet, da das Glas doch schon recht stark verkratzt bzw. verfärbt war und dadurch der Höheneffekt etwas verloren ging.

Ziel dieser Teilumrundung war der Tianmen Tempel, der auf 3-4 Etagen schöne Bauten und eine vergleichsweise ruhige Atmosphäre bot.

Wobei hier wie auch zuvor beim Huang Shan bereits galt: Je weiter man sich von einer Seilbahnstation entfernte, desto weniger Leute begegneten einem, um die Stationen herum waren Heerscharen von Menschen unterwegs. Nach einer Besichtigung des Tempels ging es auf der Ostseite weiter. Wenngleich die Ausblicke anfangs weniger atemberaubend waren als auf der Westseite, so wurde es zunehmend interessanter, als wir einen Blick auf die unter uns liegende Tianmen Cave – auch als Heaven`s Gate bekannt – bekamen. Durch dieses Loch im Fels stürzten sich jedes Jahr zahlreiche Wingsuiter und waren bereits Militärjets der russischen und französischen Militärs durchgeflogen!

Nachdem wir zahlreiche Fotos geschossen und den Ausblick genossen hatten, fuhren wir gegen 12 Uhr mit insgesamt 7 Rolltreppen zum Fußpunkt der Tianmen Cave hinab, von wo aus weitere 999 Stufen hinab zu einem großen Platz führten. Alternativ hätte man für einen gewissen Aufpreis weitere durch den Berg gebohrte Rolltreppen benutzen können. Auch die Treppe war bereits spektakulär „missbraucht“ worden, als im Rahmen der Werbeaktion eines Reifenherstellers ein Geländewagen selbige hochgefahren war. Vom Fußpunkt der Treppe aus waren es dann nur noch ein paar Schritte zur Bergstation der Busse, die einen zurück ins Tal transportierten.

Diese Fahrt war unbestritten der gefährlichste Teil des heutigen Ausflugs, da hier der Faktor „Mensch“ (und Reifen- sowie Bremsenmaterial und Lenkungszuverlässigkeit) ins Spiel kam. Trotz moderaten Tempos war die Fahrt mehr als eindrucksvoll und wir waren froh, als wir gegen 14 Uhr wieder heil am Ausgangsort unten angekommen waren. Auch die Serpentinen waren schon Schauplatz berühmter Aktionen, wie beispielsweise einer Rennwagenfahrt durch Mika Häkkinen oder der „Rollerblade“-Abfahrt eines Franzosen, der am ganzen Körper mit Rollen ausgestattet war. Wir holten unser Gepäck im Hotel ab und gingen zum unweiten Busterminal, von wo wir einen Bus nach Wulingyuang nahmen, der für die im Ausbau befindliche Strecke aktuell noch ungefähr eine Stunde benötigte. In Wulingyuan checkten wir im netten Easy Stay Guesthause ein und kauften bereit heute Eintrittskarten für den Zhangjiajie National Forest, um morgen früh das Anstehen in den erwartungsgemäß langen Schlangen zu vermeiden. Dann widmeten wir uns aufgrund unseres großen Hungers bereits kurz vor 17 Uhr einem Abendessen – und wurden diesmal nicht enttäuscht: Die Dumplings, die Rindfleischpfanne, die sautierte Bohnen und die frittierten Shrimps schmeckten sehr gut und wir nahmen uns vor, das Restaurant morgen erneut aufzusuchen.

24. Tag – Sonntag, 28.10.2018: Wulingyuan – Zhangjiajie National Forest, 24 °C, sonnig

Wir begannen diesen sonnigen Tag gegen 7.45 Uhr mit einem Frühstücksbuffet für umgerechnet knapp 2 EUR p.P. im bereits gestern besuchten Restaurant unweit unseres Hotels. Um 8.25 Uhr betraten wir den Zhangjiajie National Forest durch den Osteingang. Um die nicht übertragbaren Eintrittskarten, die 4 Tage gültig waren, an die Person zu binden, wurden unsere Fingerabdrücke elektronisch erfasst. Trotz eines recht hohen Besucheraufkommens und entsprechend vielen Leuten, die auf den hier einsetzenden Shuttlebus warteten, warteten wir nicht einmal 1 Minute, bis wir im Shuttlebus in Richtung Westen saßen. Nach 22 min Fahrt hatten wir die Haltestelle „Whip Stream“ erreicht, wo wir ausstiegen und unsere Wanderung entlang des Flüsschens begannen.

Unser Weg führte uns für 45 min direkt am Fluss vorbei in westliche Richtung, bis wir rechter Hand den Treppenaufgang zu den ganzen Aussichtspunkten erreichten. Mit steigender Entfernung zur Bushaltestelle war wie immer auch die Anzahl der Personen zurückgegangen, den nun folgenden Treppenaufstieg, der uns 45 min bis zum ersten Aussichtspunkt kostete, hatten wir für uns alleine! Nach weiteren 25 min hatten wir das Plateau erreicht, von dem aus zahlreiche Aussichtspunkte auf die imposanten Felsnadeln angesteuert werden konnten, u.a. auch der bekannte Avatar Viewpoint, den wir um 11.15 Uhr erreicht hatten.

Nachdem wir genug gesehen hatten, folgten wir dem Weg zur Bushaltestelle auf der anderen Seite, von wo aus wir nach gerade mal 4 Minuten Wartezeit einen Bus zur Bergstation der Yangjiajie Seilbahn nahmen. Nach 7 Minuten Busfahrt erreichten wir die dortige Busstation und gönnten uns zunächst ein Mittagessen und ein Bierchen. Da ein Abstieg bis zur Talstation aufgrund einer fehlenden Busanbindung derselben nicht in Frage kam, begnügten wir uns damit, gegen 12.20 Uhr die höher gelegenen Aussichtspunkte (Tianbo Mansion usw.) abzuklappern – und das lohnte sich, da diese zum einen wirklich tolle Ausblicke boten und zum anderen teilweise durch abenteuerliche Passagen, Engstellen und Leitern miteinander verbunden waren.

Einmal mehr fiel uns auf, dass es echt anstrengend war, gemeinsam mit vielen Chinesen unterwegs zu sein: Sie waren oftmals laut, änderten oft ohne vorherige Anzeichen einfach ihre Richtung, blieben unvermittelt plötzlich stehen (z.B. zum Fotografieren), und schafften es, mit 2 Personen einen für die Breite von 3 Personen ausgelegten Weg zu blockieren. Hier oben in Ynagjiajie trafen wir einen Deutschen wieder, den wir bereits in Fenghuang gesehen hatten, die zwei Holländer, die während der Kreuzfahrt einen Tisch mit uns geteilt hatten, die deutschsprechende Dänin, die wir zusammen mit ihrer Freundin in Huangshan getroffen hatten und einen Iren, der mit seiner Mavic Pro ein paar Aufnahmen machte. Er erzählte mir, dass er aufgrund einer Beschädigung ebenfalls für längere Zeit aussetzen musste und während seiner 5-monatigen Reise in mehreren Ländern daher keine Flüge durchführen konnte. Wir tauschten Emailadressen, damit er mit später die heutigen Videos zuschicken konnte. Um 14.00 Uhr waren wir wieder an der Yangjiajie Bushaltestelle. Entgegen der ursprünglichen Planung, die nun eine Busfahrt zum Tianzi Mountain und einen Abstieg zu Fuß vorgesehen hatte, entschieden wir uns, zum Fußpunkt der Tianzi-Seilbahn zu fahren, mit dieser hinaufzufahren (um schöne Videos von einer Durchfahrt durch die Felsnadeln zu machen) und dann abzusteigen. Wir mussten allerdings feststellen, dass die beiden Busrouten im Norden und Süden des Parks tatsächlich nur durch längere Fußwege oder durch den kostenpflichtigen Bailong Elevator bzw. die Tianzi-Seilbahn verbunden waren und es keine direkte Fußwegverbindung zwischen den Endstationen gab. Bis wir festgestellt hatten, dass es am Bailong Elevator keinen Fußweg vorbei gab, und wir zur ursprünglichen Bushaltestelle zurückgekehrt waren, hatten wir leider eine Stunde Zeit „verloren“. Diesmal mussten wir gute 20 Minuten auf einen Bus warten, da es gerade sehr voll war und hunderte Menschen in die Richtung „Tianzi Mountain“ wollten. Dennoch war die Park-Mannschaft flexibel und es wurden schnellstmöglich leere Busse nachgefordert. Nun fuhren wir in ca. 35 min Fahrt über heftig gewundene Bergstraßen zur Busstation „Tianzi Mountain“, wo wir ebenfalls alle in der Nähe liegenden Aussichtspunkte besuchten. Hier trafen wir ein deutsches Pärchen wieder, das wir im Bus von Fenghuang nach Zhangjiajie getroffen hatten. Nachdem wir alles gesehen hatten, stellten wir fest, dass es hier oben tatsächlich einen McDonalds gab und gönnten uns ein McFlurry. Nach 3 min Shuttlebusfahrt erreichten wir um 17.00 Uhr die Bergstation des Tianzi Mountain, von wo aus wir nun mit dem letzten in das Tal hineinscheinenden Sonnenlicht mit der Seilbahn hinabfahren wollten. Gerade in dem Moment wurde der Seilbahnbetrieb wegen Wartungsarbeiten für 30 min eingestellt, was unsere Talfahrt auf 17.30 Uhr verschob und die Felsformationen leider im Schatten versinken ließ, da kaum noch Sonnenlicht übrig war. An der Talstation warteten wir knapp 10 min auf einen Shuttlebus, der uns in 12 min zum östlichen Parkausgang brachte. Wir machten uns kurz im Hotel frisch und wollten dann eigentlich wieder im gestrigen Restaurant ein leckeres chinesisches Abendessen zu uns nehmen, als die Hotelbesitzerin meinte, dass heute nur noch bis ca. 19.00 Uhr oder gar 18.30 Uhr nach Zhangjiajie führen. Da wir für die doch lange Strecke kein teures Taxi bemühen wollten, verzichteten wir schweren Herzens auf ein sofortiges Abendessen und marschierten schnurstracks zur Busstation, die bereits unbeleuchtet dalag. Wir bekamen um Punkt 18.30 Uhr noch einen Bus (keine Ahnung, ob es tatsächlich der letzte für diesen Tag war), der uns in 60 min (incl. Tankstopp) zur zentralen Busstation nach Zhangjiajie brachte. Die Fahrt bei Dunkelheit zeigte uns, dass es doch noch erhebliche Defizite in Sachen Sicherheit gegenüber Deutschland gab: Baustellen war schlecht oder gar nicht beschildert, so dass einfach über die Gegenfahrbahn gefahren wurde, Menschen waren z.T. unbeleuchtet auf der Fahrbahn unterwegs und Baumaterial war derart ungeschickt auf der Fahrbahn platziert, dass man permanent in den Gegenverkehr ausweichen musste. Am Busterminal in Zhangjiajie lachte uns ein McDonalds an, in dem wir nach unnatürlich langem Warten ein Burgermahl erhielten und verzehrten. Da wir trotz einigem Suchen keine Haltestelle des Busses No 4 zum Flughafen finden konnten, riefen wir uns ein Taxi, das uns für verhältnismäßig teure 25 RMB (=3,10 EUR) zum gut 4 km entfernten Flughafen brachte. Unser Flug mit China Eastern hob wegen vorzeitigen Boardings 15 min früher ab und landete durch entsprechendes zusätzliches Aufholen an Zeit fast 45 min früher als geplant. Mit meinem Sitznachbarn zur Linken, Jeff, einem Chinese aus Shanghai, führte ich ein interessantes Gespräch. Von ihm erfuhr ich u.a., dass man in Shanghai nur per Lotterie ein Nummernschild für ein Fahrzeug „erspielen“ konnte und nur so eine Möglichkeit zur Haltung eines Fahrzeugs erhielt. Die Chancen standen bei ca. 3% und waren mit einigen zusätzlichen Gebühren verbunden. Jeff hatte Glück gehabt und durfte nun ein Fahrzeug in Shanghai sein eigen nennen. Der Taxi-Nachttarif in Shanghai hatte es in sich – für 100 RMB (=12,50 EUR) fuhren wir gegen 1 Uhr nachts zu unserem Hotel der GreenTree-Kette im Stadteil Huaxia. 

25. Tag – Montag, 29.10.2018: Shanghai – Zhujiajiao, Nanjing East Road, Bund, 23 °C, sonnig

Wir schliefen aus und brachen erst gegen 10.30 Uhr auf . Zunächst fuhren wir ca. 25 min mit der Metro zum Flughafen, um von dort mit der Magnetschwebebahn Maglev, die bei uns unter „Transrapid“ fungiert(e), in nur 8 min mit einer Spitzengeschwindigkeit von 431 km/h zur citynahen Endstation zu donnern.

Die Geschwindigkeit war schon beeindruckend und die Trasse teilweise sogar in leichter Steilkurvenlage gebaut. Die Weiterfahrt – dann wieder per Metro – bis zum westlich der Stadt gelegenen Bahnhof Hongqiao dauerte dann nochmal fast 1 h, dann kamen nochmal ca. 50 min bis zum Halt in Zhujiajiao hinzu. Man merkte der Stadt ihre Dimensionen trotz kreuzungsfreier unterirdischer Fahrt sehr wohl an! Das Wasserdorf Zhujiajiao entpuppte sich als nette an mehreren Flüsschen gelegene Altstadt, die mit schön aufgemachten Cafés und zahlreichen Brücken aufwartete. Da es gegen 13.00 Uhr war und wir Hunger hatten, suchten wir uns ein Restaurant, wo wir uns 3-4 kleine Gerichte bestellten, die in der Menükarte mit normalen Preisen ausgewiesen waren. Dazu bestellten wir uns 2 Sodas, die normalerweise bei 5-10 RMB lagen. Die nach dem mäßigen Essen – bei dem es wieder an der Fleischqualität scheiterte – erhaltene Rechnung lag 60 RMB über dem grob überschlagenen Gesamtpreis und übertraf sogar noch unseren aktuellen Bargeldvorrat. Letztlich war das auf das chinesische Preislevel bezogen Abzocke vom feinsten: Für eine Dose Cola wurden hier 20 RMB (=2,50 EUR) berechnet und dazu noch 40 RMB (=5 EUR) für den Tisch. Da zumindest zweiterer Betrag nirgendwo vorher vermerkt war, diskutierte ich lautstark, woraufhin die Rechnung wieder um 40 RMB reduziert wurde. Wir verließen den Laden und gingen erst mal am nächstgelegenen ATM Geld nachziehen. Wir ließen uns die Laune aber nicht verderben und liefen weiter durch die zahlreichen Gassen und überschritten die verschiedensten Brücken.

Auf einer schönen Restaurantterrasse nahmen wir ein kühles Bierchen zu uns.

Anschließend ließen wir uns auf einer der an mehreren Stellen angepriesenen 15-minütigen Fisch-Fußmassagen ein. Unsere Fische waren mittelgroß und kitzelten derart, dass ich zunächst nicht dachte, die 15 min durchzuhalten. Gegen 16.15 Uhr machten wir uns auf den Rückweg in die Innenstadt (zunächst knapp 40 min Metro 17, dann 35 min Metro 2) und stiegen in der Nanjing East Road aus. Es war nun 17.45 Uhr und zu unserer Überraschung bereits dunkel! Die Nanjing Road war prächtig beleuchtet und es hingen zahlreiche LED-Bildschirme an den Gebäuden – eine echte Konkurrenz zum Times Square.

Aufgrund unseres großen Hungers und der schlechten mittäglichen Erfahrungen mit dem lokalen Essen ließen wir uns sowohl bei McDonalds als auch bei Burger King je ein gutes und preiswertes Menü raus. Die Nanjing Road schlenderten wir bis zum Bund, der Prachtstraße entlang der Küste. Hier hatte man einen tollen Blick auf die Skyline Pudongs, die vorbeifahrenden Schiffe und die ebenfalls beleuchteten historischen Gebäude auf der eigenen Seite.

Die Skyline Pudongs wurde von bekannten Gebäuden wie dem 421 m hohen Jin Mao Tower, dem 492 m hohen Shanghai World Financial Center („Flaschenöffner“), dem 470 m hohen Oriental Pearl Tower sowie dem neueren Shanghai Tower, dem mit 632 m aktuell zweithöchsten Gebäude der Welt, dominiert. Als wir später am Abend wieder an unserem Hotel ankamen, hatten wir knapp 20 km Fußweg „auf der Uhr“.

26. Tag – Dienstag, 30.10.2018: Shanghai – Shopping, Tianzifang, Yu Garden, Bund, 23 °C, sonnig

Auch an unserem heutigen letzten Reisetag ließen wir es ruhig angehen und starteten erst gegen 9.30 Uhr. Zunächst fuhren wir zur U-Bahn-Station „Shanghai Science and Technology Museum“, wo es mehrere große Underground Malls gab, die allerlei Fake-Ware aus dem Bereich Taschen, Kleidung, Uhren, Technikartikel usw. verkauften. Ich erwarb zwei Souvenirs, wurde beim Versuch, eine Automatikuhr günstig zu erstehen bei einem letzten Gebot von umgerechnet 30 EUR aber zweimal hochkant rausgeschmissen. Hier waren die preislichen Gewinne scheinbar geringer als noch vor ein paar Jahren in Hongkong, wo ich für den Preis eine vergleichbare Qualität erhalten hatte. Anschließend gingen wir bis zu nächstgelegenen Metro-Station ein gutes Stück an der prächtigen Century Avenue entlang und fuhren von dort dann weiter zum Künstlerviertel Tianzifang. Dabei handelte es sich um eine Ansammlung kleiner Gassen mit Souvenir- und Fressläden in bekannter aber dennoch attraktiver Manier. Am frühen Nachmittag fuhren wir dann weiter zum Yu Garden, der neben einer tollen Zickzack-Brücke und einem imposanten Platz mit Teehaus auch einen kostenpflichtigen, nicht ganz so interessanten Teil mit alten Denkmälern zu bieten hatte.

Im ansässigen Spezialitäten-Restaurant „Ning Bo Dumplings“ bestellen wir uns verschiedene Teigtaschen, sowohl „normale“ Dumplings als auch sog. Balls in Wasser. Bei letzteren war uns der Teig deutlich zu klebrig und mächtig, erstere waren ganz ok. Gegen 15 Uhr gingen wir von der Gartenanlage zum Bund, wo wir einmal mehr – diesmal bei Tageslicht – die Skyline bestaunten und die Leute beobachteten.

Durch den Bund Sightseeing Tunnel, der nicht wirklich empfehlenswert ist (besser die deutlich preiswertere Metro oder Fähre nehmen) gelangten wir schließlich auf die Seite Pudongs und dessen Finanzdistrikt. Hier ragten die Wolkenkratzer direkt vor unserer Nase in den Himmel. Da es sich etwas bezogen hatte und bereits dämmerte, entschieden wir uns gegen einen kostspieligen Besuch einer der Aussichtsterrassen, schafften es aber ohnehin mit dem Aufzug in den 87. Stock des Jin Mao Towers, wo die Bar noch nicht geöffnet hatte, wir aber dennoch einen Blick aus den Fenstern werfen durften. Wie am Vortag belohnten wir uns nach dem eher mäßigen lokalen Mittagessen mit einem westlichen Burgermahl und beobachteten, wie mit zunehmender Dunkelheit die Beleuchtung eingeschaltet wurde. Um 19.30 Uhr fuhren wir mit der krachend vollen Metro in 40 min Fahrt zu unserem Hotel in der Huaxia Road, wo wir unser Schwergepäck aufnahmen und weitere 22 min per Metro zum Flughafen benötigten. Dank Codesharing der Air China mit der Lufthansa erfolgte unser Rückflug in einem neuen Airbus A340-600 der Lufthansa.

27. Tag – Mittwoch, 31.10.2018: Rückflug nach München

„Flying with the Germans“ war eine willkommene Abwechslung und bescherte uns einen angenehmen Flug mit gutem Seat Entertainment, gutem Essen und einigen kleinen Aufmerksamkeiten (Speisekarte, 2 Mal heiße Handtücher, Spirituosen nach dem Essen, usw.). Neben etwas Schlaf schaute ich mir die Filme Ocean’s 8, Staatsfeind und Anon an. Wir landeten pünktlich mit morgentlicher Öffnung des Flughafens als erster Flieger in München und waren um 7 Uhr bereits wieder zurück in Ingolstadt.

Fazit:

Das China von heute war kaum noch mit dem China von vor 10 Jahren vergleichbar. Saubere Städte (wenige Ausnahmen), gut strukturierte Flughäfen, Bahnhöfe und Busterminals, die trotz Sicherheitskontrollen und zum Teil hohem Aufkommen einen flüssigen Ablauf gewährleisteten (insbesondere die Hochgeschwindigkeitszüge haben eine hohe Pünktlichkeitsquote), hohe Polizeipräsenz und eine umfassende Kameravernetzung prägten das aktuelle Bild und gewährleisteten (neben den damit einhergehenden Nachteilen) eine hervorragende Sicherheit. Neben WeChat und AliPay gab es immer auch die Option mit Bargeld zu bezahlen (dagegen fast nie mit Kreditkarten), Banken wie die BOC oder ICBC akzeptierten an ihren ATMs auch immer internationale Kreditkarten, Drohnen wurden durchgängig akzeptiert (nicht zuletzt, da die Chinesen kein Problem mit Verletzung der Privatsphäre haben) und die Anzahl öffentlicher (und oft auch sauberer Toiletten) war erstaunlich hoch. Außer in den Metropolen sind westliche Ausländer eher die Ausnahme, nichtsdestotrotz haben wir nur selten eine Benachteiligung erfahren, sondern mehrheitlich eine gute Behandlung und große Hilfsbereitschaft vorgefunden. Die Sprachbarriere ist hoch, selbst in den großen Städten spricht kaum jemand Englisch, modisch ist alles erlaubt (Turnschuhe auf Ballkleid ebenso wie Fell-Flipflops auf Jeans). Das Essen war bis auf wenige Ausnahmen (Sichuan Hot Pot, Yak-Fleisch) eher mäßig, insbesondere die Fleischqualität aus deutscher Sicht schlecht. Eine gewisse Rückständigkeit kann man noch im Straßenverkehr beobachten (besonders nachts), wo vorgegebene Regeln oft einfach nicht beachtet und Verstöße scheinbar auch nicht (genügend) geahndet werden und dort, wo Chinesen in Gruppen auftreten, sich chaotisch auf den Straßen verteilen, zum Teil lautstark und mit starrem Blick auf das Handy kommunizieren oder in die Gegend spucken.