Reisebericht Usbekistan – Tadschikistan 2022
2. Teil: Tadschikistan
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Der tadschikische Taxifahrer willigte nach einer kleineren Verhandlung in einen Preis von 15 USD nach Duschanbe ein. Im Gegensatz zu den bisherigen Taxifahrern war er ein echter Langweiler, der für die circa 80 km fast anderthalb Stunden benötigte. Unsere um 13.15 Uhr erreichte Unterkunft Green House Hostel entpuppte sich als sauberes und gut organisiertes Hostel, in dem unter anderem gerade zwei Deutsche dabei waren, ihre Fahrräder wieder für den Flugzeugtransport zusammenzupacken.
Sie hatten in einer Schleife das Bartang Valley und das Wakhan Valley durchfahren und berichteten von einer schwierigen Passage (Schlüsselstelle) insbesondere für Fahrzeuge im oberen Drittel des Bartang Valley. Unweit des Hostels fanden wir gegen 14.30 Uhr ein Restaurant, in dem wir ein vergleichsweise feudales Mittagessen zu uns nahmen. Es gab ein kühles Bier und einen Grillteller für jeden von uns ???? Dabei hatten wir auf gut Glück ein Gericht von der usbekischen Speisekarte ausgewählt!
Während der anstehenden Stadtbesichtigung besuchten wir den riesigen Rudaki Park, der mit überdimensionalen Statuen (u.a. Somonis) und Protzbauten entlang der umgebenden Prachtstraßen aufwartete.
Alles in allem erschien die Stadt aber sehr gepflegt und westlich, wenn man vom Personenkult des Präsidenten, der allseits auf Plakaten befeuert wurde, mal absah.
Das war hier in Tadschikistan definitiv ausgeprägter als in Usbekistan. Ein paar junge Männer kamen mit uns ins Gespräch. Sie beharrten ständig darauf, dass wir alle „Oreo“ seien. Es dauert eine Weile, bis wir feststellten, dass sie nicht die schmackhaften Kekse meinten, sondern ihren (und unseren) gleichen kulturellen Ursprung als Arier ???? Anschließend schlenderten wir weiter zum modernen „Schloss“ Kokhi Navruz, einem riesigen Prachtbau neueren Datums, hinter dem sich eine nette Anlage um einen kleinen See befand. Hier stillten wir zum x-ten mal unseren Durst an einem im See gelegenen Kiosk.
Gegen 18.30 Uhr kehrten wir zu unserer Unterkunft zurück, und zwar auf gleiche Weise, wie wir auch in die Stadt gelangt waren, nämlich mit einem als Marshutka bezeichneten Kleinbus, der frequent eine bestimmte Route abfuhr – das war mit pauschalen 25 ct/Person die günstigste Art der innerstädtischen Fortbewegung! Am Abend waren nur noch Erholung und Frischmachen angesagt, schließlich stand für uns morgen der Beginn unseres eigentlichen Abenteuers, der Erkundung des Pamir Highways, an. Der Host unseres Hostels hatte uns darauf hingewiesen, dass wir bei einem Aufenthalt von bis zu zehn Werktagen auf tadschikischem Boden keine Registrierung benötigten. Das passte exakt zu unseren Daten (04.08. bis 17.08.) und sparte uns den Gang zum OVIR-Office sowie die Kosten für diese Registrierung.
Tag 5 – Fr, 05.08.22, Pamir Hwy Duschanbe – Tavildara (sonnig, ca. 35 °C)
Gegen 7.30 Uhr nahmen wir ein Frühstück in unserem Hostel ein. Kurz darauf brachte uns Khodoguy unseren Mietwagen – einen Toyota 4Runner. Der Wagen war zwar in einem für unsere Maßstäbe erbärmlichen Zustand (Heckwischer abgebrochen, viel Spiel in der Lenkung, manchmal ruckartiges Einkuppeln, nicht konstanter Bremsdruck, Schiebedach defekt und undicht, Anschnallgurte auf der Rückbank defekt, viele Teile geklebt, etc.), letztlich gingen wir aber davon aus, dass der robuste 8-Zylinder-Motor durchhalten würde.
Da Khodoguy auch noch eine Kaution benötigte, fuhr ich noch schnell am nächstgelegenen ATM Geld abheben. Anschließend gingen wir in die Dushanbe Mall für die nächsten 9 Tage einkaufen und weiteres Geld abheben.
Gegen 11.00 Uhr brachen wir schließlich in Richtung Pamir Highway auf. Kurz nach Duschanbe wurden wir bereits zum ersten Mal angehalten, weil ich angeblich die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h um 21 km/h überschritten hatte. Dieses Problem konnte mit 100 TJS gelöst werden ???? Als ich zum zweiten Mal wegen angeblicher Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten wurde, stellte ich mich dumm und durfte nach Vorzeigen des Passes tatsächlich weiterfahren. Irgendwann wurde die Besiedlung dünner und damit auch die Kontrollen weniger. Die Straße wurde abenteuerlicher und schließlich befanden wir uns in den ersten Ausläufern des Pamir Gebirges. Uns boten sich tolle Bilder auf die umliegenden Berge, den mal neben bzw. mal unter uns tosenden Fluss sowie kleine Bergdörfer.
Dass man den Pamir Highway theoretisch auch mit normalen PKWs statt Geländewagen befahren kann, bewies die hohe Dichte an Opels und alten Mercedes, die man anfangs noch zwischen einzelnen Dörfern vorfand. Nach etwa 150 km waren nur noch wenige andere Fahrzeuge zu sehen. Gegen 16.15 Uhr passierte, was passieren musste: die Klimaanlage verlor ganz plötzlich an Performance und ein Lokaler wies uns daraufhin, dass wir rote Flüssigkeit verloren. Wir hatten Glück, dass wir gerade in Childara, einem kleinen Dorf, waren und sich 50 m weiter eine Werkstatt befand. Ein Kühlerschlauch, der wohl sowohl für die Klimatisierung, als auch für die Kühlung des Getriebeöls zuständig ist, hatte einen Ermüdungsbruch erlitten. Die einheimischen Werkstattarbeiter doktorten ungefähr zweieinhalb Stunden rum, dann hatten sie den Schaden soweit improvisiert gefixt, so dass wir weiterfahren konnten.
Die Arbeit von 3 Personen in einer Zeit von etwa 2.5 h hatte bei uns sage und schreibe Unkosten von umgerechnet 13 EUR hervorgerufen 😉 Gegen 20.00 Uhr erreichten wir mit dem letzten Licht das kleine Örtchen Tavildara. Dort stiegen wir im quasi einzig verfügbaren, aber recht neuen und sauberen Hotel ab, wo wir auch noch eine gute Suppe als Abendessen erhielten.
Tag 6 – Sa, 06.08.22, Pamir Hwy Tavildara – Wamd (sonnig, ca. 27 °C)
Wir standen um 7.00 Uhr auf und machten uns für die Weiterfahrt bereit. Bevor wir losfuhren, füllten wir noch die Hälfte unseres gefüllten Reservekanisters in den Tank, da dieser schon den gestrigen Tag unangenehme Dämpfe ins Fahrzeuginnere hatte evaporieren lassen. Dazu musste eine PET-Flasche fachmännisch abgeschnitten und zu einem Trichter umfunktioniert werden. Um 8.45 Uhr brachen wir letztlich auf. Immer wieder begegneten uns Pamiris, die uns freundlich mit der Hand auf ihrem Herzen begrüßten. Das Schalten unseres Automatik-Betriebes funktionierte zunehmend schlechter und in den Steigungen hatte der Wagen seine Mühe, überhaupt die Höhe zu überwinden. Irgendwann gelangten wir an eine Stelle, wo es ohne Schieben nicht mehr ging. Circa 5 km unterhalb des Passes steckten wir dann fest und kamen selbst mit Schieben nicht mehr weiter. Ein Herumdrehen des Fahrzeugs und Benutzung des Rückwärtsganges halfen allerdings wieder. Just in diesem Moment passierte uns einer von Khodoguys Fahrern, der mit zwei Touristen unterwegs war (das einzige Fahrzeug seit 1 Stunde). Er beschleunigte unser Vorwärtskommen, indem er uns die verbleibende Strecke auf den Pass hochschleppte.
Um 9.45 Uhr waren wir auf dem 3253 m hohen Pass angekommen und nahmen zuerst mal ein leckeres Frühstück mit Müsli, Milch und Kaffee zu uns.
Unmittelbar neben uns drohnten Warnschilder, die auf verbliebene Minen hinwiesen. Um 10.30 Uhr setzten wir unsere Fahrt – jetzt bergab – fort.
Um 11.30 Uhr hatten wir Kalai Khumb erreicht, wo wir in einem netten Restaurant am Fluss Suppe, Manti und Pflaumensaft zu uns nahmen.
Unterdessen versuchte ein hier wohnender Bekannter von Khudoguy, das Getriebeverhalten durch einen elektronischen Reset zu verbessern. Um 13.40 Uhr setzten wir unsere Fahrt fort. Bis Dawj hatte die Straße viele Schlaglöcher und war in einem katastrophalen Zustand, danach folgten Schotter und Asphalt. Hier hatte man den Eindruck, dass mehr defekte Fahrzeuge an den Straßenrändern standen (meist wegen Reifenschaden) als noch auf der Piste unterwegs waren ????
Bei uns setzte schließlich wieder der getriebebedingte Leistungsverlust ein, der um 17.15 Uhr vor Rawand zu einem Liegenbleiber führte, da sich kein Gang mehr schalten ließ. Wir ließen das Getriebe bis 18.05 Uhr abkühlen, nach weiteren 10 min jedoch ging wieder nichts mehr und wir mussten erneut Kontakt mit Khudoguy aufnehmen. Er sicherte uns zu, dass uns einer seiner Leute abschleppen würde. Während wir warteten, ließen wir uns in einem unweiten Straßenrestaurant nieder, wo wir das einzig verfügbare Gericht bestehend aus Pommes und Kebabfleisch zu uns nahmen.
Um 19.45 Uhr war die versprochene Abschlepphilfe vor Ort und in fast 1.5 h anstrengender Fahrt (bei der wir dreimal das Abschleppseil verloren) ging es über den nächtlichen, stockdunklen Pamir Highway bis zum nächsten kleinen Örtchen mit Homestay (Wamd). Wir packten alles, was wir für die morgige Wanderung benötigten, in unsere großen Rucksäcke und ließen alles Übrige im Fahrzeug zurück, das die beiden Männer weiter nach Khorog abschleppten.
Tag 7 – So, 07.08.22, Trekking im Jizeu Valley (Seitental des Bartang Valley) (sonnig, ca. 25 °C)
Um 7 Uhr war Aufstehen angesagt. Unsere Gastfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, Sohn und zwei Töchtern hatten ein leckeres Frühstück vorbereitet. Pünktlich um 8 Uhr holte uns der Fahrer von gestern ab, um die verbleibenden 54 km zur Jizeu Valley Junction zurückzulegen. Mit seinem Toyota Landcruiser war das eine Sache von 1 Stunde. Insbesondere der Weg durch das Bartang Valley bot spektakuläre Blicke auf die umliegenden Berge und den Bartang River.
Um 9.15 Uhr brachen wir von der Brücke an der Jizeu Junction zu unserer Wanderung auf.
2 Stunden (incl. 10 min Pause), knapp 7 km und circa 750 Hm (ohne Gegensteigungen 507 Hm) später hatten wir Jizeu Village auf ca. 2500 m erreicht. Im dortigen Homestay legten wir eine Mittagspause ein und nahmen Gebäck und Tee zu uns.
Um 12.10 Uhr machten wir uns auf den weiteren Weg zum nächsten See, der ausreichend ebene Grasflächen für unsere Zelte bot.
Da sich Martin nicht so gut fühlte, blieb er am/im Zelt, während Franz und ich noch ein wenig weiter in das Jizeu Valley vordrangen. Von 13 Uhr bis 15.10 Uhr legten wir weitere 6.8 km und 407 Hm zurück und hatten letztlich 2883 m erreicht. Dabei hatten wir zwei weitere kleinere Dörfer und zwei kleinere durch den Bergfluss gebildete Seen passiert und waren danach in absolut menschenleere Gegend gelangt.
Um 15.43 Uhr machten wir uns auf den Rückweg, erneut durch herrliche Auen des Gebirgsflusses, durch kleine Wälder und vorbei an schroffen Felswänden. Als wir wieder an einem der beiden Homestays vorbeikamen, bot uns ein Einheimischer, der in Khorog Englisch studierte, frisch geerntete Kirschen an. Um 17.35 Uhr waren wir zurück bei Martin, der bereits die Zutaten für unser abendliches Lagman vorbereitet hatte. Da unsere Getränke bereits zur Neige gingen, hatten wir zuvor bereits Quellwasser gesammelt und mit Chlortabletten gereinigt. Mit dem letzten Licht krochen wir in unsere Zelte.
Tag 8 – Mo, 08.08.22, Trekking im Jizeu Valley (Seitental des Bartang Valley), Pamir Hwy bis Ischkaschim (sonnig, ca. 27 °C)
Nach einem Frühstück mit Müsli, Milch und Kaffee brachen wir um 8.25 Uhr wieder in Richtung Jizeu Junction auf.
Nach genau 2 Stunden hatten wir die 7,4 km wieder zurückgelegt. Kurz zuvor hatten wir Handyempfang und diesen genutzt, um Khodoguy Bescheid zu geben, dass wir abgeholt werden können. Ein Fahrer holte uns um 10.50 Uhr ab und brachte uns in nervenaufreibend langsamer Fahrt ins ca. 80 km entfernte Khorog, dass wir trotz guter Straße erst um 13.35 Uhr erreichten. Unser erstes Fahrzeug hatte einen Getriebeschaden erlitten und konnte daher nicht weiter verwendet werden. Khodoguy hatte aber dafür gesorgt, dass sich sämtliche Utensilien aus dem Kofferraum bei unserem jetzigen Fahrer befanden und wir in Khorog ein neues Fahrzeug entgegennehmen konnten. Wir mussten 1 Stunde warten, bis alle Papiere fertig waren und uns das Fahrzeug dort zur Verfügung gestellt werden konnte. Die gute Nachricht war, dass es sich diesmal um einen Toyota Landcruiser handelte und bei diesem Motor, Getriebe und Fahrwerk trotz höherer Kilometerlaufleistung (320.000 km) in einem deutlich besseren Zustand waren. Dafür war auch hier das Schiebedach defekt, das Schließsystem anfällig, die Windschutzscheibe angerissen und – größtes Manko – die Klimaanlage defekt. Da wir aber froh waren, überhaupt ein neues Auto erhalten zu haben, war dieses alternativlos. Der Besitzer war nett und schenkte uns eine Tüte Äpfel aus seinem Garten, bevor er uns das Auto final übergab. Es war bereits weit nach 16.00 Uhr, als wir uns im indischen Restaurant Delhi Dharbar in Khorog jeweils ein schmackhaftes Mittagessen und ein kühles Bier genehmigten. Anschließend legten wir die noch verbleibenden 110 km nach Ischkaschim zurück. Wie bereits auf der Strecke zuvor verlief auch diese entlang des Panj River, immer einen Steinwurf von Afghanistan entfernt. Auf afghanischer Seite befand sich ebenfalls eine Straße entlang des Flusses, die angeblich häufig als Schmuggelroute genutzt wurde. Unterwegs nahmen wir einen älteren Mann und ein älteres Ehepaar mit, die jeweils eine Mitfahrgelegenheit zu ihrem abgelegenen Heim benötigten. Wir erreichten Ischkaschim erst nach Anbruch der Dunkelheit gegen 20.00 Uhr. Auf der Straße war außer uns niemand mehr unterwegs. Wir fanden ein gut bewertetes Gästehaus, das einen annähernd europäischen Standard gewährleistete, jedoch mit 15 $ pro Person auch den bisher höchsten Preis repräsentierte.
Hier trafen wir den österreichischen Motorradfahrer wieder, den wir bereits im Hostel in Duschanbe getroffen hatten. Er hatte aufgrund eines Federgabeldefekts dort festgesessen und auf eine schnelle Lieferung eines Neuteils gewartet. Der schnellste Weg war der eines illegalen Transports über Pakistan, Afghanistan und Tadschikistan, was tatsächlich innerhalb von zwei Tagen gelungen war.
Tag 9 – Di, 09.08.22, Pamir Hwy Ischkaschim – Langar (Wakhan Valley) (sonnig, ca. 27 °C)
Unser heutiger Aufbruch erfolgte um 9.00 Uhr nach einem vergleichsweise guten Frühstück mit zwei Würstchen, zwei Eiern, Brot, Marmelade und Tee. Hier kamen wir mit einem Schweizer Pärchen ins Gespräch, das ebenfalls als Selbstfahrer unterwegs war und das Fahrzeug beim gleichen Veranstalter wie wir ausgeliehen hatte. Sie erzählten uns abenteuerliche Geschichten von einer Gruppe Iraner, die durch Afghanistan gereist und temporär von der Taliban festgehalten worden waren. Um 9 Uhr hatten wir das Qaha Fortress erreicht, Überreste einer das Wakhan Tal überblickenden Festung.
Von hier hatten wir einen tollen Blick über den Wakhan Korridor, von wo aus uns afghanische Bauern zuwinkten.
Um 9.30 Uhr ging es weiter. Da hier nur sehr wenige Fahrzeuge verkehrten, waren die Einheimischen darauf angewiesen, von Vorbeifahrenden mitgenommen zu werden. So hielt uns eine junge Frau mutig an und nachdem wir ihr Ziel bestätigt hatten, stieg sie mit ihren beiden Schwestern (9 Jahre und ca. 15 Jahre) auf die Rückbank dazu. Wir verständigten uns mit Händen und Füßen, da sie nur Russisch sprachen. Da ihr Zielort nur 8 km hinter dem von uns anvisierten Besichtigungsort lag, fuhren wir sie zunächst nach Hause und dann wieder das kurze Stück zurück. Als wir ihren Versuch, uns Geld zu geben, ablehnten, wurde sie recht emotional ???? Von 12.00 Uhr bis 12.45 Uhr besichtigten wir das hoch über dem Tal thronende Yamchun Fort.
Dort legten wir vorab unsere beiden restlichen Bierdosen in den kleine Fluss, um sie anschließend herrlich gekühlt genießen zu können ???? Anschließend nahmen wir ein kurzes Bad in den heißen Quellen „Bibi Fatima“ ein, wo wir die Schweizer das dritte Mal für heute wiedertrafen. Um 13.45 Uhr setzten wir unsere Fahrt fort und fanden bald einen schönen Picknickplatz in einer grünen Aue mit Flüsschen. Dort bereiteten wir einmal mehr Lagman über dem Campingkocher.
Interessierte Kinder kamen dazu, trauten sich aber nicht, ebenfalls zubereitetes Popcorn zu probieren. Um 15.45 Uhr fuhren wir weiter. In größeren Abständen kam man durch winzige Dörfer, wo man Einheimische hauptsächlich bei ihrer Arbeit antraf.
Kurz darauf wurden wir von einem gehbehinderten Mann mittleren Alters angehalten. Diesmal ging es um die Mitnahme seiner fast erblindeten Frau und ihres etwa einjährigen Kindes. Uns wurde einmal mehr bewusst, wie hart und vergleichsweise chancenlos das Leben hier war! In Langar waren sowohl unsere Mitfahrer als auch wir am Ziel. Wir fanden ein Homestay in einem Original Pamiri Haus, wo wir noch Tee und Plätzchen serviert bekamen und uns mit dem weiteren Gast, einem Motorradfahrer aus Regensburg, unterhielten.
Tag 10 – Mi, 10.08.22, Pamir Hwy Langar – Murghab, Trekking auf dem Panorama Ridge Trail (sonnig, ca. 25 °C)
Um 7.50 Uhr waren wir on the road again, nach einem füllenden Frühstück mit Reis und Ei und nicht ohne ein Abschlussfoto mit der Gastfamilie.
Nach circa 20 km trafen wir auf eine weggespülte Brücke, für die jedoch bereits eine spektakuläre Flussquerung an alternativer Stelle geschaffen war. Hier trafen wir einen Jeep mit Ausländern, der uns immer wieder überholte.
Seitdem wir die Route über das Wakhan Tal gewählt hatten, waren nur noch sehr wenige Autos unterwegs (manchmal keines für mehrere Stunden!) und meist kein Mobilfunknetz mehr verfügbar.
Nach wie vor boten sich uns tolle Blicke auf die afghanische Seite, wo wir mehrfach eine Reitergruppe sahen. Ebenso bekamen wir die hiesigen roten Murmeltiere zu sehen. Um 10.20 Uhr hatten wir den zunächst verlassenen Grenzposten in Khargush erreicht, zu dem nach unserem Eintreffen aber nach wenigen Minuten ein Soldat hinzukam, um unsere Papiere zu kontrollieren.
Um 10.37 Uhr hatten wir den Startpunkt des Panorama Ridge Trails erreicht. Um 11.00 Uhr machten wir uns an den mühsamen, 500 Hm umfassenden Aufstieg zum Hausibek Viewpoint auf 4761 m, den wir um 12.35 Uhr erreicht hatten (15 min Pause inklusive).
Von hier hatten wir einen herrlichen 360°-Panorama-Blick über den afghanischen Hindukusch und das Pamir Gebirge.
Um 12.50 Uhr machten wir uns an den Abstieg, um 13.40 Uhr waren wir zurück am Fahrzeug. Über einsamste Straßen, die später auf der Hauptroute der M41 sogar wieder stückweise asphaltiert waren, ging es weiter in Richtung Murghab.
Gegen 17.00 Uhr hatten wir das Örtchen Murghab erreicht, das immerhin 7000 Einwohner aufwies. Wir stellten schnell fest, dass es hier eine kirgisische Mehrheit gab, unter anderem an den mongolischen Gesichtszügen erkennbar. Als wir unser Fahrzeug vor dem Hotel umparken wollten, ließ sich der Zündschlüssel im Schloss nicht mehr umdrehen. Wieder einmal blieb uns keine andere Möglichkeit, als eine nahe gelegene Werkstatt zu konsultieren. Diese diagnostizierte einen mechanischen Defekt des Schließzylinders. Da sie einen solchen Zylinder nicht parat hatten, musste wieder einmal improvisiert werden. Der Meister baute uns einen neuen Schlüssel, ähnlich einer Miniaturbrechstange, mit der sich anschließend das Zündschloss wieder bedienen ließ. Der ursprüngliche Schlüssel wurde unter der Verkleidung eingebaut, da dieser über einen Chip verfügte, der elektronisch eingelesen wurde.
Wir nutzten die Wartezeit, um die Äpfel, die wir geschenkt bekommen hatten, an Kinder weiter zu verschenken.
Nachdem wir nach ca. 2 h Reparaturarbeit die umgerechnet 30 € bezahlt hatten, fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir unser Zimmer einnahmen und ein vergleichsweise teures, aber gutes Abendessen zu uns nahmen – jeweils eine Suppe als Vorspeise (wahlweise mit Hackfleischbällchen oder gefüllter Paprika oder sauren Gurken), Manti für mich und Martin beziehungsweise Yakfleisch mit Pommes für Franz als Hauptspeise und dazu ein kühles Bier.
Der Berliner Künstler Tobias gesellte sich zu uns an den Tisch und erzählte von seiner zurückliegenden 16-monatigen Rundreise durch Zentralasien.
Tag 11 – Do, 11.08.22, Pamir Hwy Murghab – Bulunkul – Khorog (sonnig, ca. 25 °C)
Abfahrt war heute um 7.45 Uhr. Zunächst tankten wir noch voll – hier nur möglich aus dem Fass per Kanister.
Wir fuhren zwei Stunden (8-10 Uhr) durch von Brauntönen dominierte Landschaft, die in herrlichem Kontrast zum blauen Himmel mit seinen weißen Wolken dalag.
Dann hatten wir den Sasykkul, einem unweit der Straße gelegenen See erreicht, wo wir uns unser Frühstück zubereiteten.
Um 10.30 Uhr ging es weiter, um 11 Uhr hatten wir Bulunkul erreicht, das uns einen 15 km-Abstecher vom Pamir Highway wert war. Dort fuhren wir bis an den See heran und genossen bei absoluter Stille in Abgeschiedenheit einen tollen 360° Panorama Blick.
Um 11.45 Uhr fuhren wir weiter und passierten nach kurzer Zeit einen umgefallenen Truck, der scheinbar aufgegeben wurde.
Um 15.45 Uhr hatten wir mit Khorog die Hauptstadt der autonomen Provinz Berg Badachschan erreicht. Dabei hatten wir zwischendurch für circa 1 Stunde zwei Frauen und zwei Mädchen und für circa 20 Minuten ein Mädchen mit seiner Oma mitgenommen.
Da die über Bluetooth eingekoppelten Songs von Rammstein nicht den Geschmack unserer Mitfahrer zu treffen schienen, schalteten wir alsbald auf den USB-Stick um, der bereits bei Auslieferung des Fahrzeugs im Radio gesteckt und uns schon in den letzten Tagen mit traditioneller usbekische Musik ein paar Ohrwürmer beschert hatte. Eines der Mädchen kannte den Text eines der Lieder und trällerte ihn entsprechend mit. In Khorog nahmen wir beim Inder unseres Vertrauens einmal mehr ein gutes Essen zu uns.
Anschließend suchten wir etwas rum, bis wir eine passende Unterkunft gefunden hatten. Das Mini Hotel Sheron, das sich als netter Homestay entpuppt, war genau die richtige Wahl.
Die Tochter des Hauses zeigte uns die Zimmer und erzählte, dass sie mehrere Tage Hochzeit gefeiert hatten. Letztlich verriet sie uns, dass sie die Glückliche war – was wir auch an ihrem komplett roten Dress hätten erkennen können. Den Rest des Tages nutzten wir, das von Bergen umgebene Städtchen auszukundschaften.
Tag 12 – Fr, 12.08.22, Pamir Hwy Khorog – Kalai Khumb (sonnig, ca. 30 °C)
Obwohl wir ohne Frühstück gebucht hatten, lud uns die Tochter des Hauses auf einen Tee und etwas Gebäck zum Frühstück ein. In perfektem Englisch erzählte sie uns, dass viele Pamiris zum Arbeiten und Leben nach Russland gehen, da es in der Pamir Region nur wenige Arbeitsmöglichkeiten gibt.
Kurz nach 8 Uhr starteten wir wieder auf der Straße durch. Da die Straße im folgenden Abschnitt sehr schlecht war, kamen wir entsprechend langsam voran. An einer für uns passenden Stelle am Panj nahmen wir ein Frühstück zu uns.
Währenddessen kamen zwei Fahrzeuge und zwei Motorräder vorbei. Ersteres Fahrzeug sorgte dann doch etwas für erhöhten Puls, da es sich bei dem Toyota Pickup im Gegensatz zu allen bisher gesehenen Fahrzeugen nicht um ein tadschikisches Fahrzeug handelte, sondern sein KFZ-Kennzeichen durch weiße arabische Lettern auf schwarzem Grund repräsentiert wurde und es sich damit höchstwahrscheinlich um ein Fahrzeug der Taliban gehandelt hatte. Um 12.00 Uhr legten wir in dem uns bereits bekannten Straßenrestaurant in Rawand einen kurzen Trinkstop ein. Obwohl wir diese Strecke schon mal gefahren waren, imponierten die Felsen und Täler sowie der uns permanent begleitende Grenzfluss Panj einmal mehr – zumal wir diesmal ja auch alles bei Tageslicht sahen. Auch diesmal spielten wir wieder Taxi für Einheimische: Einen Mann mittleren Alters und später zwei ältere Frauen konnten wir unsere Gäste nennen. Einer Frau mit fünf Kindern konnten wir die Mitreise leider nicht anbieten, weil dies platztechnisch nicht hingehauen hätte. Gegen 13.40 Uhr näherten wir uns einer bereits vom Hinweg bekannten Schlüsselstelle. Wir sahen bereits von weitem, dass sich in der sandigen Steigung ein LKW festgefahren hatte. Glücklicherweise konnten wir die dahinter befindlichen LKWs passieren und mussten nicht allzu lange warten, bis es weiter ging. Um 14.50 Uhr kam es einmal mehr zu einem Stop, da ein Baustellenfahrzeug neue Randsteine setzte. Wir konnten zwar die LKWs, die sich angestaut hatten, überholen, das Baustellenfahrzeug selbst jedoch nicht.
Somit hieß es 1 Stunde warten, bis die Arbeiten beendet waren. Kurz vor 17.00 Uhr kamen wir hungrig in Kalai Khumb an. Somit hatten wir für die gerade mal 240 km von Khorog nach Kalai Khumb 9 Stunden mit Pausen bzw. 7 Stunden reine Fahrzeit benötigt, was uns einmal mehr zeigte, dass der Straßenbelag auf diesem Streckenabschnitt besonders schlecht war (was das Fahren damit entsprechend spektakulär machte). Es hatte uns ohnehin erstaunt, wie einige Trucks, die uns begegnet waren, bestimmte Schlüsselstellen hatten passieren können. Unseren Hunger stillten wir im uns bereits bekannten und als gut empfundenen Oreon Restaurant am Fluss, wo wir eine Suppe mit Dumplings als Vorspeise sowie Plov bzw. Kebab als Hauptspeise zu uns nahmen.
Zusammen mit unseren reichlichen Getränken zahlten wir zu dritt gerade mal um 14 EUR. Anschließend ließen wir uns im Homestay Roma nieder, wo sich zahlreiche Touristen einfanden, die jeweils mit Fahrer unterwegs waren. Wir setzten uns mit einem kühlen Bier auf die Hostelterrasse, wo wir mit einem humorvollen älteren britischen Ehepaar (Kevin und Jil) ins Gespräch kamen. Später gesellten sich noch ein älterer Schweizer sowie eine Deutsche mittleren Alters hinzu. Letztere konnte uns noch ein paar wertvolle Tipps für die geplante Wanderung im Fann Gebirge geben.
Tag 13 – Sa, 13.08.22, Pamir Hwy Kalai Khumb – Duschanbe, Duschanbe (sonnig, ca. 35 °C)
Abfahrt war heute um 6.30 Uhr. Heute Morgen hatte unser Fahrzeug weitere Überraschungen für uns parat: der Fahreranschnallgurt funktionierte nicht mehr und das Beifahrerfenster ließ sich temporär nicht mehr hochfahren. Die diesmal benutzte Südroute über Kolob war deutlich schneller zu fahren und durchgehend gut asphaltiert, aber tückisch: manchmal lagen große Felsbrocken oder Tiere auf der Fahrbahn, was insbesondere nach unübersichtlichen Kurven gefährlich werden konnte. Um 8.45 Uhr passierten wir einmal mehr einen Polizeigrenzposten. Wie schon öfters begrüßte mich der Polizist per Handschlag und das Prozedere dauerte maximal 5 Minuten. Hier entstand das Bild „Bett im Pamir“ – hier nächtigten die Polizisten wohl zum Teil außerhalb der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten.
Um 9.00 Uhr hatten wir Kolob erreicht. Um 10.15 Uhr waren wir in Mehrobod, wo aufgrund eines größeren Polizeiaufgebots der Verkehr zum Erliegen gekommen war. Wir hatten allerdings Glück und nach wenigen Minuten ging es weiter. Kurz zuvor waren wir von einem Polizisten angehalten worden, da wir angeblich noch während der Rotphase auf der Kreuzung waren. Da der gute Mann aber kein Englisch konnte und wir den längeren Atem hatten, uns dumm zu stellen, ließ er uns nach annähernd 15 min versuchter Diskussion ohne Konsequenzen weiterfahren.
Von 10.30 Uhr bis 11.00 Uhr legten wir eine späte Frühstückspause in einer schönen Parkanlage an der Straße ein. Bei unserer Weiterfahrt begegneten uns immer wieder Fahrzeuge, die abenteuerlich ihre Ladung auf dem Dach verschnürt hatten.
Als wir um 14.15 Uhr in Duschanbe ankamen, hatten wir für die insgesamt ca. 360 km 7h 45min inklusive ca. 45 min Pausen gebraucht. Nach kurzem Frischmachen im Green House Hostel nahmen wir als spätes Mittagessen in einem unweiten Restaurant das Nationalgericht Kurotob, eine Art Brotsalat, für gerade mal 2 EUR pro Person zu uns – sehr lecker und sehr sättigend!
Anschließend besuchten wir noch den hoch über der Stadt gelegenen Victory Park, in dem ein überdimensionales Denkmal für den Sieg über Nazi-Deutschland zu finden war.
Danach kauften wir noch ein paar Lebensmittel in der Dushanbe Mall für die anstehende Mehrtageswanderung.
Den Abend verbrachten wir im Innenhof des Hostels, wo wir unter anderem mit einer anderen Deutschen ins Gespräch kamen. Außerdem gaben wir um 19.00 Uhr unseren Mietwagen zurück. Unsere Kaution bekamen wir zwar komplett zurück, auf den (glücklicherweise überschaubaren) Kosten der beiden Werkstattbesuche und des halbvollen Tanks des ersten liegengebliebenen Fahrzeugs blieben wir allerdings sitzen.
Tag 14 – So, 14.08.22, Transfer Duschanbe – Fann Gebirge, Fann Gebirge Lakes Loop (sonnig, ca. 27 °C)
Das für 6.45 Uhr bestellte Taxi war wie vermutet gegen 7 Uhr am Hostel. Der Fahrer hatte seinen circa zehnjährigen Sohn mitgebracht. In Ermangelung von Zeit und der Tatsache, dass wir den heutigen Tag bereits für ein Teilstück der Wanderung nutzen wollten, hatten wir ein überteuertes Taxi über unser Hostel bestellt. Wer Zeit hat, dem sei empfohlen, per shared Taxi in Richtung Panjakent (150 TJS p.P.), dann per Marshutka nach Artuch Village und letztlich per Taxi zum Artuch Basecamp (200 TJS p.Fzg.) zu fahren. Nach einem Tankstopp ging es weiter in Richtung Artuch Basecamp. Die Straße dorthin verlief durch spektakuläres Gebirge. Die dunklen, z.T. langen Tunnel, waren furchteinflößend, da man die Hand vor Augen nicht sah und einige Fahrer dennoch meinten, überholen zu müssen. Zudem nutzte unser Fahrer immer wieder sein Handy und öffnete wiederholt die Tür, um Kautabak auszuspucken.
Um 9.20 Uhr legten wir bis ca. 10.10 Uhr eine Essenspause in Zeravshan ein. Um 11.00 Uhr hatten wir den Abzweig von der Hauptstraße erreicht. Ab nun wurde die Straße zunehmend schlechter und der dafür nicht geeignete Opel Zafira tat sich schwer. Als uns der Fahrer einen circa 1,5 km vor dem Basecamp gelegenen Campingplatz als unser Ziel verkaufen wollte, blieben wir hartnäckig, bis er uns schließlich bis zum Artuch Lager gebracht hatte – schließlich hatten wir ihn stattlich entlohnt und hatte er im Vorhinein gewusst, auf was er sich einließ.
Nachdem wir um 12.15 Uhr am Basecamp angekommen waren und den Teil unseres Gepäcks, den wir für die Wanderung nicht benötigten, eingelagert hatten, starteten wir um 12.30 Uhr unsere Wanderung. Um 13.15 Uhr hatten wir den ersten See erreicht.
Um 14.10 Uhr hatten wir 500 Höhenmeter absolviert und gönnten uns 10 min Pause. Eine weitere 5-min-Pause legten wir um 15.15 ein. Den zu überschreitenden Grat hatten wir nach etwa 1000 Hm um 15.40 Uhr erreicht, unserem Abstieg hinab zum Kulikalon Lake begannen wir um 16 Uhr.
Um 16.32 Uhr ließen wir uns auf einer schön im See gelegenen Halbinsel nieder.
Hier waren wir die einzigen Camper und gingen aufgeheizt wie wir waren zunächst mal mehrere Minuten in dem kalten Bergsee baden. Später konnten wir dann in der Entfernung am Ufer des Sees noch 2-3 weitere Zelte ausmachen. Zum Abendessen bereiteten wir uns Nudelgerichte asiatische Art auf dem Campingkocher zu.
Unsere heutige Bilanz:
Artuch Lager – Kulikalon Lake, ca. 8 km, 1030 Hm rauf, 390 Hm runter, max. Höhe 3185 m, 4h 02min mit Pausen, 3h 47min reine Gehzeit
Tag 15 – Mo, 15.08.23, Fann Gebirge Lakes Loop (sonnig, ca. 25 °C)
Nachdem wir unsere Zelte abgebaut und ein Frühstück aus Müsli zu uns genommen hatten, brachen wir um 8.15 Uhr zu unserer heutigen Etappe auf.
Unterwegs halfen wir einer einheimischen Frau, die über Kopfschmerzen klagte, mit Medikamenten weiter. Um 8.55 Uhr hatten wir die Hütte zwischen Kulisiyekh und Bibidzhonat Lake erreicht, um 9.15 Uhr das andere Seeufer, das gleichzeitig den Fuß des Passes darstellte. Hier boten Eseltreiber ihre Dienste an. Wir legten eine kurze Pause bis 9.30 Uhr zum Auffüllen unserer Flaschen ein, dann begann der 1000 Höhenmeter umfassende Aufstieg.
Nachdem wir von 10.15-10.35 Uhr, von 11.30-12.00 Uhr und von 12.35-12.41 Pausen eingelegt hatten, hatten wir um 12.53 Uhr den fast 3800 m hohen Alauddin-Pass erreicht.
Dann begannen wir den Abstieg.
Im Abstieg füllten wir um 13.25 Uhr an einer Quelle unsere Flaschen auf. Hier legte gerade eine 12-köpfige deutsche Reisegruppe des Veranstalters Wikinger eine Pause ein. Um 13.40 Uhr setzten wir unseren Abstieg fort und hatten um 14.40 Uhr das Ufer des Alauddin Lake erreicht.
Unsere heutige Bilanz:
Kulikalon Lake – Alauddin Lake via Alauddin Pass, 10.2 km, 1030 Hm rauf, 1080 Hm runter, max. Höhe 3787 m, 6h 25min mit Pausen, 5h reine Gehzeit
Wir legten eine längere Pause ein und ergatterten sogar zwei recht kühle Flaschen Cola in dem hiesigen „Shop“. Außerdem ergänzten wir unser auf dem Campingkocher zubereitetes Nudelgericht noch durch eine schmackhafte heiße Suppe, die uns die beiden Mädels aus dem „Shop“ zubereiteten.
Außer uns und den Wikingern war niemand hier. Bevor wir uns zum Schlafen niederlegten, spazierten wir noch in lockere Manier in 45 Minuten um den See.
Tag 16 – Di, 16.08.22, Fann Gebirge Lakes Loop (sonnig, ca. 25 °C)
Während unseres Frühstücks aus Kaffee und Müsli (in Wasser mit Milchpulver) schenkte uns eine Frau aus der Wikinger-Reisegruppe getrocknete Honigmelone – sehr nett! Ein dem Campingplatz zugeordneter Verantwortlicher kam rund, um uns zu registrieren und insgesamt umgerechnet 7 EUR einzutreiben – quasi ähnlich einer Nationalparkgebühr. Als er dann darüberhinaus noch etwas Geld (angebliche Zeltgebühr) für sich selbst herausschlagen wollte, blieben wir hart und gaben nichts mehr von unserem ohnehin nur noch mageren Restgeld her. Wir starteten um 8.00 Uhr und hatten um 8.35 Uhr den Campingbereich „Vertikal Alauddin“ erreicht, wo wir unsere Flaschen an einem Flüsschen auffüllten.
Von hier an ging es nun ca. 1000 Hm bergauf. Von 10.00-10.30 Uhr legten wir eine Pause an einer als Shelter gekennzeichneten Einfassung aus Steinen ein, bevor wir um 11 Uhr eine Campingstelle passierten und um 11.45 Uhr den ersten Pass (Laudan Loschni Pass) für heute erreicht hatten.
Nach 10 min Pause setzen wir unseren jetzt sanfteren Anstieg in Richtung des zweiten Passes (Laudan Pass) fort. Um 12.30 Uhr legten wir auf einem begrünten Hügel kurz unterhalb des Passes eine halbstündige Pause ein, nachdem gerade eine Gruppe russischer Individualtrekker diesen schönen Spot für uns freigemacht hatte. Den Pass hatten wir nach 5 min weiterem Aufstieg erreicht. Dann begann der Abstieg.
Um 13.15 Uhr füllten wir unsere inzwischen wieder leeren Flaschen erneut mit Quellwasser auf, was aufgrund des geringen Volumens des Rinnsals ganze 13 min dauerte. Um 14.18 Uhr hatten wir schließlich die Ebene erreicht, um 14.40 Uhr die Hütte zwischen den beiden hiesigen Seen.
Das war seit Beginn unserer Wanderung der erste und einzige doppelte Punkt, quasi der Knotenpunkt der „8“, die wir wanderten. Hier begegnete uns abermals eine geführte Touristengruppe – diesmal Deutsche, die mit Hauser Expeditionen unterwegs waren. Da es in der hiesigen Hütte einen Shop gab, der auch Bier verkaufte, gönnten wir uns eine 1.5l-Flasche, die wir vor toller Kulisse leerten.
Gegen 15.15 Uhr gingen wir noch ein bisschen weiter, um einen ruhigen Camping Spot zu suchen. Diesen fanden wir um 15.54 Uhr auf einer Insel inmitten eines den Oshkul Lake speisenden Flusses.
Wieder einmal gab es ein asiatisches Nudelgericht zum Abendessen.
Unsere heutige Bilanz:
Alauddin Lake – Oshkul Lake, 12.3 km, 1065 Hm rauf, 990 Hm runter, max. Höhe 3632 m, 7h 54min mit Pausen, 5h 56min reine Gehzeit
Tag 17 – Mi, 17.08.22., Fann Gebirge Lakes Loop, Transfer nach Samarkand (sonnig, ca. 25 °C)
Nach dem üblichen Frühstück und dem Abbau unserer Zelte begannen wir um 7.38 Uhr unsere heutige Etappe. Obwohl wir heute fast nahezu im Abstieg unterwegs waren, war dieser nicht ganz unanstrengend.
Eine abgekämpft größere polnische Gruppe kam uns aufsteigend entgegen. Um 9.11 Uhr überquerten wir auf einer Brücke den Fluss in der Ebene, um 9.40 Uhr war unser heutiges Ziel, das gleichzeitig auch der Beginn unserer viertägigen Trekkingtour gewesen war, nur noch wenige Meter von uns entfernt. Wegen einer großzügigen Einzäunung brauchten wir allerdings nochmal circa 10 Minuten, um letztlich am Artuch Lager anzukommen.
Unsere heutige Bilanz:
Oshkul Lake – Artuch Lager, 6 km, 100 Hm rauf, 760 Hm runter, max. Höhe 2862 m, 2h 12min
Zwecks mangelnder Konkurrenz nahmen wir für überteuerte 20 USD ein Taxi für die ca. 8 km nach Artuch Village. Dort suchten wir uns das einzige Bushäuschen des Ortes und warteten auf den Minibus nach Panjakent um 13.00 Uhr.
Der 12-Sitzer kam zwar recht pünktlich, war mit 14 Personen jedoch schon übervoll. Aber Tadschikistan wäre nicht Tadschikistan, wenn wir nicht noch hätten mitfahren können ????. Unsere großen Rucksäcke wurden kurzerhand auf das Dach verfrachtet und wir stiegen noch zu und quetschten uns neben die einheimischen Mitfahrer auf die Sitzbänke. Selbst eine 18. Person nahmen wir auf dem nächsten Streckenstück noch mit. Wir erweckten das Interesse der Leute, auch, wenn wir sie nicht verstehen konnten. Insbesondere ein 7-jähriges Mädchen hatte Gefallen an uns gefunden und interessierte sich für unsere Handyfotos ????
Nachdem wir um 14.45 Uhr in Panjakent angekommen waren, bot uns der Fahrer freundlicherweise an, uns für weitere 50 TJS bis zur Grenze mitzunehmen. Wir nahmen dankend an und erreichten um 15.12 Uhr den tadschikisch-usbekischen Grenzübergang. Der erste Einlass (eine Art Vorselektion) verlief recht chaotisch, einige Leute versuchten, sich durch das manchmal geöffnete Tor zu drängeln.
Fazit Tadschikistan:
Tadschikistan steht für Abgeschiedenheit und Abenteuer. Wenngleich der Pamir Highway heutzutage in großen Bereichen Mobilfunkempfang gewährleistet, bleibt er mit seinen zum Teil tiefen Abgängen, krassen Straßenzuständen und vergleichsweise schlechtem „Material“ an Fahrzeugen eine Herausforderung – ganz zu schweigen von dem bleibenden Eindruck der ständig einen Steinwurf entfernten afghanischen Seite gegenüber dem Grenzfluss. Im Pamirgebirge ist die Essensauswahl limitiert und sind Tankstellen rar, ATMs gibt es nur in Khorog und evtl. Kalai Khumb. Die Menschen, denen es wichtig ist, als Arier angesehen zu werden, sind offen und interessiert, meist aber nur der russischen Sprache mächtig. Der Präsident ist auf Plakaten allgegenwärtig, die Infrastruktur abseits der Großstädte dürftig. Essenstechnisch hat uns das Nationalgericht Khurotob, eine Art Brotsalat, sehr zugesagt. Das Fann-Gebirge bietet tolle entlegene Wandermöglichkeiten und Seen in allen Blautönen, mit besten Spots zum Wildcampen. Bis auf längere Taxifahrten ist Tadschikistan ein preiswertes Reiseland.
Hier geht’s weiter: 3. Teil: Usbekistan