Reisebericht Mexiko – Mittelamerika – Argentinien/Chile – Antarktis 2009/2010

5. Teil: Nicaragua

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24. Tag (21.12.2009): Flug auf die Corn Islands

Nach Ankunft in Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, informierten wir uns zunächst über unseren Weiterflug mit La Costena Airlines nach Big Corn Island. Vor diesem Flug war noch Zeit für ein Mittagessen am Flughafen. Anschließend flogen wir zu zehnt in einem kleinen 12-Sitzer in Richtung Corn Islands. Mit uns flogen zwei Pärchen aus Finnland sowie 4 Schweizer. Da nur etwa 12 kg Gepäck pro Person erlaubt waren, mussten wir kräftig für’s Übergepäck nachzahlen. Der Himmel war leider recht bedeckt, so dass die Aussichten während des Fluges sowie während der Landung auf Big Corn Island nur mäßig waren. Auf Big Corn Island entschieden wir uns spontan, noch heute auf Little Corn Island überzusetzen, was uns als wesentlich schönere der beiden Inseln empfohlen worden war. Zusammen mit etlichen Einheimischen und den vier Finnen aus dem Flieger machten wir es uns in dem Motorboot bequem, das uns in etwa 30-minütiger Fahrt nach Little Corn Island bringen sollte. Das tat der Bootsführer denn auch, obgleich wir zwischendurch glaubten, nie anzukommen: Die See war aufgrund des rauhen Wetters, das hier in den letzten Tagen geherrscht hatte, stark aufgewühlt und die Wellen schleuderten unsere „Nussschale“ hin und her. Während einige ständig am würgen waren und andere mit den Wellen aufstanden und sich hinsetzten (und dabei klatschnass wurden), hielten wir uns unter der über einen Teil des Bootes gezogenen Plane auf. Wir hatten somit zwar keinen Blick nach draußen und wurden manches Mal überraschend aus dem bzw. in den Sitz katapultiert, blieben jedoch trocken. Nach 30 Minuten preisgünstigem Rafting-Trip waren wir (und unsere Rücken) dann aber auch froh, als wir endlich auf Little Corn Island angekommen waren. Die kleine Insel war komplett autofrei und mit kleinen Hütten übersäht, Resorts gab es hier keine. Es lebten etwa 700 Einheimische hier und auch die Touristenzahlen (ausschließlich Backpacker) hielten sich in Grenzen.  Die Wege waren lehmig und kaum beleuchtet, dafür wirkte alles sehr urig und schön. Wir bahnten uns im Halbdunkel den Weg durch den Dschungel auf die andere Seite der Insel, wo wir für die nächsten beiden Nächte eine Strandhütte buchten. Die Ansammlung der Hütten incl. angeschlossenem Speiseraum trug den wohlklingenden Namen „Carlito’s Sunrise Paradise“, benannt nach Carlito, dem Vermieter, der mit seiner Familie direkt bei der Anlage wohnte. Carlito begrüßte uns auf die für die Insel typisch coole Art: Faustrücken gegen Faustrücken und ein lockeres „Take it easy“. Die Inselbewohner liebten die englische Sprache und zogen diese dem Spanischen vor. Außerdem prophezeite uns Carlito als alter Seemann, dass der aktuell stark bedeckte Himmel morgen aufreißen und die Sonne herauskommen würde. Anschließend machten wir es uns unter unseren Moskitonetzen bequem und wurden vom Klang der Wellen in den Schlaf begleitet.

25. Tag (22.12.2009): Little Corn Island

Carlito hatte Recht behalten: Nach anfänglicher Bewölkung am frühen Morgen kam gegen 09.30 Uhr die Sonne heraus und vertrieb zunehmends die dunklen Regenwolken. Wir machten uns zu Fuß (wie auch sonst?) auf eine Inselumrundung, die uns bei gemütlichem Tempo etwa 4 Stunden kostete. Wir kamen an tollen Stränden vorbei und hatten manches Panoramabild vor der Linse. Nachmittags war dann Relaxen an „unserem“ Strand angesagt – von unserer Strandhütte aus war man in nur wenigen Schritten im Meer.

Die wenigen Touristen, die wir am Strand antrafen, waren Deutsche: Birgit (die bei BMW arbeitete), Linda (Referendarin) und Svenja (Studentin). Abends war „Techno-Party“ in der Happy Hut angesagt, was im Klartext hieß, dass ein holländisches Backpackerpärchen selbstgebrannte DVDs abspielte und sich etwa 15 Leute zum Reden und Ausspannen trafen.

26. Tag (23.12.2009): Big Corn Island

Als wir um 05.45 Uhr aufstanden, um einen Bilderbuch-Sonnenaufgang zu genießen, mussten wir feststellen, dass die Sonne bereits aufgegangen war. Auch egal… Da wir auch noch einen Eindruck von der anderen der beiden Inseln bekommen wollten, setzten wir um 07.00 Uhr mit dem Boot nach Big Corn Island über. Diesmal verlief die Überfahrt wesentlich sanfter als auf dem Hinweg, es war auch keine Plane zum Abdecken des Gepäcks notwendig. Wir checkten im Hotel „Sweet Dreams“ ein (in der Hoffnung auf selbige ;-)) und gönnten uns ein Frühstück in der benachbarten Fisher Cave. Anschließend brachen wir zum Rundgang um die Insel auf, wobei wir uns aufgrund der Größe allerdings einen kleinen Teil im Süden sparten. Unsere Wanderung führte uns zu Silver Sand Beach, North End, South End und Long Bay.

Nach einem Nachmittagssnack und einer Pause im Hotel genossen wir einen tollen Sonnenuntergang. Abendessen war bei Nautilus angesagt, wo wir ein deutsches Urlauberpärchen trafen und später dann unseren Tisch mit Brandon (Kanada), Sander (Holland) und Jonathan (Israel) teilten.

27. Tag (24.12.2009): Granada

05.30 Uhr Aufstehen, 06.30 Uhr per Sammeltaxi zum Flughafen, anschließend Rückflug mit La Costena Airlines nach Managua.

Diesmal war das Wetter gut und wir hatten tolle Ausblicke, u.a. auf den Lago Nicaragua mit seiner von zwei Vulkanen besetzten Isla de Ometepe. Nach der Landung fuhren wir mit einem Stadtbus zum Busterminal, um von dort nach Granada weiterzufahren. Uns fiel schnell auf, dass die Mehrheit der Nicas (wie die Nicaraguaner genannt werden) dunkler als die bisherigen Mittelamerikaner waren und gegenüber Ausländer eher distanziert, wenn nicht manchmal sogar abwertend. Und was natürlich hier genauso war wie in den übrigen Ländern: Die Zentralamerikaner mochten es laut. Kein Bus ohne Passagiere, die ein Radio oder einen Discman mit Lautsprecher laufen ließen. Keine Straßenzüge ohne hupende Fahrzeuge und lamentierende Autofahrer und Passanten. Keine Übernachtung ohne Ohropax.

In Granada erwartete uns ein schöne Herberge. Nach dem Einchecken machten wir die Stadt unsicher: Plaza Independencia, Parque Central mit Kathedrale, Iglesia de Guadelupe, Calle La Calzada, Iglesia San Francisco, Mercado, und und und. Neben der Kathedrale stand ein geschmückter und beleuchteter Weihnachtsbaum – richtig, heute war ja Heiligabend!

Das merkte man allerdings sonst nirgendwo, die Leute gingen selbst um 20.00 Uhr noch ihren Arbeiten auf der Straße nach, von Weihnachtsstimmung war nicht wirklich was zu merken. Ein kleines Feuerwerk um Mitternacht markierte den Abschluss des heutigen Tages. Wir verbrachten den Abend im Hostel, wo wir uns im gemütlichen Innenhof fast vier Stunden mit den Finninnen Laura und Juli unterhielten, die ebenfalls mit dem Rucksack on tour waren.

28. Tag (25.12.2009): Transfer auf die Isla de Ometepe

Heute war „Ausschlafen“ bis 08.00 Uhr angesagt. Nach einem Frühstück ging es per Bus um 10.30 Uhr über Nandaime nach Rivas, von wo es per Taxi weiter ging zum Dock in San Jorge. Dort legte dann gegen Mittag die Fähre zur Isla de Ometepe ab. Der ADAC hätte bei seinen jährlichen Fähren-Sicherheitstests die wahre Freude gehabt: Es gab weder Rettungswesten, noch Feuerlöscher und die Fahrzeuge wurden, nachdem alle Passagiere an Bord waren, so auf die Fähre gefahren, dass man von innen die Türen nicht mehr öffnen konnte. Bei einem Leck wären alle jämmerlich ersoffen!

So aber kamen wir wohlbehalten in Moyogalpa auf der Isla de Ometepe an. Wir buchten uns für 3 Nächte im klimatisierten Hotel Ometepetl ein und holten uns Infos bzgl. einer Vulkanbesteigung für morgen ein. Eine Besteigung war aus Sicherheitsgründen nur noch mit Guide möglich und wurde i.d.R. nicht mehr bis ganz zum Gipfel / Krater durchgeführt. Zum Abendessen war erstmal eine Riesenpizza angesagt. Später trafen wir im Hotel Kalina und David, ein polnisch-amerikanisches Pärchen. Die beiden hatten ebenfalls vor, den Vulkan Concepcion zu besteigen und hatten für morgen einen Guide gefunden, der bereit war, bei passenden Wetterverhältnissen bis ganz oben zu gehen. Da sie noch nach zwei weiteren Personen suchten, um den Preis zu halbieren, sagten wir spontan zu.

29. Tag (26.12.2009): Vulkan Concepcion

Um 06.45 Uhr brachen wir fertig ausgerüstet zur Vulkanbesteigung auf. Zunächst ging es durch tropischen Regenwald, vorbei an Kaffeesträuchern, Brüllaffen und Palmen bis zur Baumgrenze auf ca. 850 m. Wir schwitzen wie die letzten Menschen. Von hier hatte man einen tollen Blick über die Insel, und dies war gleichzeitig der Punkt, an dem die meisten Guides wieder umkehrten. Wir wussten schnell, warum. Uns erwartete nun extremer Wind, der uns kaum gerade gehen ließ, und der Untergrund wurde mit kleinen Steinbrocken auf felsigem Untergrund sehr rutschig. Hinzu kam, dass gerade jetzt die Vulkanspitze in Wolken gehüllt war. Wir kämpften uns mühselig weiter voran, allmählich ließ der Wind wieder etwas nach, aber die Wolken raubten uns jede Sicht. Auf etwa 1410 m, also ca. 200 m unterhalb des Gipfels, entschieden wir uns gemeinsam mit unserem Guide aus Vernunftsgründen zur Umkehr.

Der Abstieg war nochmal anstrengender als der Aufstieg, da man äußerst vorsichtige Schritte machen musste, um nicht wegzurutschen oder umzuknicken. Letztlich landeten wir aber wieder unbeschadet am Fuß es Vulkans, der im Lauf des Tages wieder wolkenfrei geworden war. Schade, heute war unser Timing irgendwie nicht glücklich. Nichtsdestotrotz war es eine lohnende Kletterei, die uns mit tollen Panoramablicken belohnt hatte. Abends waren ein Besuch in der Wäscherei, sowie Internetcafé und Abendessen angesagt.

30. Tag (27.12.2009): Isla de Ometepe

Für den heutigen Tag hatten wir eine Inselerkundung geplant, was aufgrund der Größe nur motorisiert sinnvoll war. Da uns der Mietwagen des Hotels mit 50 USD zu teuer war, entschieden wir uns für ein Motorrad für 25 USD, auf dem wir beide Platz hatten. Da Martin einen Motorradführerschein hatte, durfte er fahren 🙂

Gemütlich fuhren wir über die Insel und klapperten die Strände ab: Punta Jesus Maria, das Naturwasserloch Ojo de Agua, Playa Santo Domingo, Playa Bancón und Charco Verde und Playa Venezia. Die Strände waren nicht schlecht, konnten aber mit Meeresstränden nicht mithalten. Neben dem Vulkan Concepcion bekamen wir heute auch den zweiten Vulkan der Insel, den Maderas, zu sehen.

Abends tankten wir dann unser Motorrad wieder voll und gaben es zurück. Da die Wäscherei unsere Wäsche aufgrund eines Defektes an der Maschine nicht gewaschen hatte, mussten wir die Wäsche alternativ in einem Hostel zum Waschen vorbeibringen – mit der Auflage, bis abends um 21.00 Uhr fertig zu sein, da wir morgen früh aufbrechen mussten. So war es dann auch: Yogi hatte Wort gehalten und die Wäsche für uns fertig gemacht (wenngleich nicht wirklich alles einen sauberen Eindruck machte).

31. Tag (28.12.2009): Weiterreise nach Costa Rica

Da wir für heute wieder eine Reihe Chicken Buses benutzen mussten und wir sichergehen wollten, bis 18.00 Uhr San José erreicht zu haben (zwecks Entgegennahme unseres Mietwagens), nahmen wir die 06.00 Uhr-Fähre von Moyogalpa zurück auf’s Festland. Um 07.15 Uhr nahmen wir ein Taxi von der Anlegestelle in San Jorge nach Rivas, wo wir um 07.50 Uhr einen Bus zum nicaraguanisch-costa ricanischen Grenzort Penas Blancas erwischten. Die Grenze erreichten wir um 08.30 Uhr. Hier herrschte erstmals ein heilloses Durcheinander und nicht-enden-wollende Schlangen standen an den einzelnen Aus-/Einreiseschaltern an. Nach etwa 40 min waren wir durch – mit der Ausreise aus Nicaragua. Nochmal ähnlich lange dauerte dann die Einreise nach Costa Rica.

Fazit: 

Nicaragua könnte man als eine Art Geheimtipp für eine Mittelamerika-Reise bezeichnen: Es ist zwar touristisch noch nicht wirklich erschlossen und ist eines der ärmsten Länder Zentralamerikas, hier trafen wir aber am meisten Backpacker. Vermutlich angezogen von den schönen Inseln, Stränden, dem Lago Nicaragua mit seiner märchenhaften „Doppel-Vulkan-Insel“ und den zahlreichen Kolonialstädten.

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