Reisebericht Deutschland 2020

Reisedetails

Reisedatum: 10.07.2020 bis 24.07.2020

Reiseverlauf: 13-tägige Radtour über 1275 km von Oberstdorf (Allgäu) nach List (Sylt)

Organisation: individuell

Personen: Pfeil, Martin; Kenn, Christoph

Vorwort

Eigentlich hatten Martin und ich für den Zeitraum 12.07.-05.08.2020 unsere große Radtour entlang des Pamir Highway geplant. Aufgrund des Corona-Virus und der damit seitens der Airlines gecancelten Flüge fiel diese leider ins Wasser, so dass wir uns eine entsprechende Alternative überlegen mussten. Schließlich stand fest, dass wir stattdessen Deutschland von der südlichsten zur nördlichsten Stadt per Drahtesel durchqueren wollten.

Vorbereitung und Ausrüstung

Für eine Radtour durch Deutschland sicherlich nicht so essentiell, konnten wir durch die Vorabbeschaffung unseres Equipments für die Pamir-Durchquerung immerhin auf eine solide Ausrüstung zurückgreifen. Ich hatte folgendes dabei:

Fahrrad vsf TX-400 der Fahrradmanufaktur

Gepäcktaschen Aqua Back von vaude für an den Gepäckträger:

Tasche 1 (ca. 6 kg) für 5x Radlerhosen, 1x lange Outdoorhose, 12x Funktionsshirts, Unterwäsche, Socken, 1x Kapuzenpullover

Tasche 2 (ca. 6 kg) für Turnschuhe, Sommerschlafsack, Isomatte, Ersatzschlauch, Ersatzbremsbeläge, Campinggeschirr (Teller, Tasse, Besteck, Abspülsachen), Handtuch, Flachmann, 1x Fertiggericht, 1x Studentenfutter, Medizinkit (Ibu, Paracetamol, Bepanthen, Traumasept, Hydrocortison, Vomex, Nexium, Zeckenzange, Pflaster, Elotrans, Ortoton, usw.), Magnesiumtabletten, Kulturbeutel (Zahnpasta, Zahnbürste, Seife, Shampoo, Rei in der Tube, Pferdesalbe, Gesäßcreme, Ohropax, Augenbinde, Kamm, Deo, usw.)  

Gepäcktasche Aqua Box von vaude für an den Lenker (Klick-Fix):

Für Erste-Hilfe-Set (Verband, Kompressen), Handdesinfektionsmittel, Mundschutz, Portemonnaie, Power Bank, Handy (maps.me, komoot, Apple Pay, email, usw.), Handyladekabel, Kappe incl. Nackenschutz, Sonnencreme, Sonnenbrille, Videokamera incl. Akkus und SD-Karten

Wasserdichter Sack auf dem Gepäckträger für 2-Personen-Zelt, Regenponcho

Cycle2Charge USB-Lader zur Speisung über den Nabendynamo

2 Trinkflaschen

Martin hatte anstelle des Zelts einen Campingkocher incl. Gaskartusche sowie Campingtöpfe zur gemeinsamen Nutzung dabei.

Vorbereitet hatten wir uns nicht in irgendeiner besonderen Weise, wir verließen uns auf unsere eigentlich solide Grundfitness und hatten konservative Etappen mit ca. 85 km pro Tag geplant, um in ca. 14 Tagen ans Ziel zu kommen.

Freitag, 10.07.2020 – Anreise Gaimersheim – Oberstdorf per Bahn

Heute war Anreise. Mit dem Zug ging es in dreieinhalb Stunden von Gaimersheim nach Oberstdorf im Allgäu.

Noch vor dem großen Regen richten wir uns in unserem last minute gebuchten, total überteuerten Gästehaus ein und gingen erst mal essen. In der Wirtschaft zum Schmied gab es für mich ein Allgäuer Schnitzel mit bayerischem Weißbier.

Nach einem kleinen Absacker legten wir uns dann aufs Ohr, um für den nächsten Tag gestärkt zu sein.

Samstag, 11.07.2020 – Etappe 1: Oberstdorf –Kaufbeuren (94 km, 517 Hm, 17.6 km/h) – Starkregen, 16 Grad

Bei strömendem Regen begann unsere Tour entlang der Iller. Größtenteils durch die Flussauen, z.T. über überflutete Radwege, die aufgrund des ohnehin losen Untergrunds die Fahrräder partiell mit Dreck und Schlamm bedeckten, ging es zügig nach Kempten, wo wir in der Pizzeria MyLord eine Pizza zu uns nahmen und uns trocknen ließen.

Der weitere Weg „querfeldein“ war gegen unsere Erwartungen sehr gut ausgeschildert und wir folgten dem gut ausgebauten Radwegenetz nach Kaufbeuren. Während unserem Innenstadtabstecher, in dessen Zuge wir uns ein lokales Bier schmecken ließen, kam sogar die Sonne raus.

Für einen Spottpreis von 36,80 € hatten wir von unterwegs ein Hotel vorgebucht. Dummerweise lief die Buchung bei booking.com nicht fehlerfrei durch und wir harrten nahezu 2.5 Stunden mit wiederholten Buchungsversuchen und Telefonaten vor dem Self-Checkin-Hotel aus. Schließlich gaben wir auf und folgten einer Empfehlung von booking.com ins nächst teurere Hotel für 90 €. Die Differenz wurde uns später von booking.com erstattet 🙂 Ob der Komplikationen genervt, gab es heute nur ein schnelles Abendessen bei McDonald’s. Dafür wartete ein gemütliches Hotelzimmer auf uns.

Sonntag, 12.07.2020 – Etappe 2: Kaufbeuren – Eggelstetten bei Donauwörth (114 km, 251 Hm, 19 km/h) – Sonne, 19 Grad

Nach einem leckeren Frühstück in Buffetform im Hotel starteten wir um 8:37 Uhr bei schönstem Sonnenschein zu unserer heutigen Etappe. Wir folgten den Wertachradweg bis zu unserer ersten Pause in der Sport-Gaststätte Auenstüble. 

Um 13:20 Uhr hatten wir das schöne Augsburg erreicht. Nach einer kurzen Stippvisite der Innenstadt gab es ein Mittagessen im Zeughaus. Ich entschied mich für Schweizer Wurstsalat und lokales Hase Bier.

Weiter folgte ein wunderschöner Radweg entlang dem Lech und später auf der Lech-Insel.

Im Vinzenz-Behr-Haus stärkten wir uns von 15.30 bis 16.00 Uhr ein letztes Mal, bevor wir kurz darauf über ein Wehr den Lech querten…

… und um 17.15 Uhr den idyllisch an einem See gelegenen Zeltplatz „Donau Lech Camping“ erreichten.

Im nahegelegenen Vereinsheim gab es eine große Pizza und ein Altmühltaler Bier als Belohnung für die heutigen 113 km. Es erwartete uns eine ruhige aber kühle Nacht.

Montag, 13.07.2020 – Etappe 3: Eggelstetten bei Donauwörth – Schwabach (101 km, 904 Hm, 16.5 km/h) – Sonne, 12 Grad

Die Sonne schien bereits, als wir das Zelt abbauten. Um 8:30 Uhr radeln wir los. Um 10:00 Uhr stoppten wir in Monheim für knapp 20 min an einem Netto, um unseren Kalorienhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen (Nussschnecke, Kakao, Cola). 

Anschließend ging es weiter durch’s Altmühltal.

Um 11:45 Uhr waren wir in Treuchtlingen, wo wir in der Pizzeria Mare e Monti eine Pizza zu uns nahmen. 

Um 12:35 Uhr setzten wir unsere Tour fort und passierten u.a. das schöne Ellingen.

Kurz nach 14 Uhr erreichten wir den Brombachsee, wo wir in der Arche mit Seeblick ein kühles Getränk zu uns nahmen.

Nach 40 Minuten Pause schwangen wir uns wieder auf unsere Räder und fuhren durch zum Teil schön rausgeputzte Dörfchen…

… nach Schwabach, das wir um 16:30 Uhr erreicht hatten. Nachdem wir uns in unserem zentrumsnahen Apartment einquartiert hatten, machten wir die durchaus sehenswerte Innenstadt unsicher.

Auch hier trugen ein Schnitzel und ein Bier zu einer angenehmen Bettschwere bei.

Das Ende von „Jagd auf roter Oktober“ bekamen wir nicht mehr mit 😉

Dienstag, 14.07.2020 – Etappe 4: Schwabach – Ebern (107 km, 352 Hm, 20.1 km/h) – Sonne, 23 Grad

Abermals bei sonnigem Wetter, ging es um 8:17 Uhr nach einem Tags zuvor im Supermarkt gekauften Frühstück los. Heutiges Ziel war Bamberg. Schon bald erreichten wir den Main Donau Kanal. Dieser wies rund um Nürnberg / Fürth eher industrielle Züge auf, wurde dann landschaftlich aber immer schöner. Obwohl der Radweg nicht asphaltiert war, erlaubte er uns eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit.

So kam es, dass wir nach insgesamt einer Dreiviertelstunde Pause (wegen schmerzendem Hintern) bereits um 12.50 Uhr Bamberg erreicht hatten. Im Restaurant „Weinfass“ nahmen wir ein leckeres Mittagessen – natürlich nicht ohne einheimisches Bamberger Rauchbier – ein.

Wir nahmen uns ungefähr 2 Stunden für die wunderschöne Innenstadt Zeit.

Dann radelten wir weiter und hatten gegen 15:45 Uhr Baunach erreicht. Die angesagte dortige Eisdiele missbrauchten wir für einen Bierstopp. 

Um 16:30 Uhr traten wir dann noch einmal für 45 Minuten in die Pedale, um anschließend in einer netten Pension in Ebern abzusteigen. Heute begnügte ich mich mit einem Dürüm und Ayran zum Abendessen. Im Abend-TV übte sich Sylvester Stallone erfolglos als „der Spezialist“….

Mittwoch, 15.07.2020 – Etappe 5: Ebern – Meinigen (77 km, 610 Hm, 15.5 km/h) – Dauerregen, 15 Grad

Wir nahmen ein frühes leckeres Frühstück in der Pension zu uns und quälten uns um 8:00 Uhr bei Dauerregen unter unsere Ponchos. Um 9:45 Uhr gönnten wir uns bei immer noch strömendem Regen eine zehnminütige Pause in einem Bushäuschen.

Unsere weitere Tour führte uns durch eine extrem strukturschwache Gegend (Grenzregion Bayern/Thüringen), in der es uns erst nach 2 Stunden gelang, unseren Hunger zu stillen. Sämtliche in unseren Karten verzeichneten Restaurants hatten entweder wegen Corona, Ruhetag oder fehlender Voranmeldung geschlossen oder waren bereits bankrott. Um 12:40 Uhr beendete die von außen eher weniger toll anmutende „Raststätte im Wiesgrund“ in Untermaßfeld unsere Misere. Doch der preiswerte und schmackhafte Mittagstisch eliminierte unsere Vorurteile. Ich nahm als Vorspeise eine Soljanka, die (einzige) Hauptspeise aus Kartoffelbrei und Sauerkraut nahmen wir mit einer Thüringer Bratwurst (nachdem Wellfleisch, dicke Rippe und Blutkuchen die Alternative gewesen wären 😉 ).

Weil wir kaum noch sitzen konnten, war trotz der noch nachmittäglichen Stunde heute Meiningen unser Tagesziel. Eine Apotheke bot eine hilfreiche Salbe für o.g. Probleme, das griechische Restaurant „Delphi“ sorgte für unser abendliches leibliches Wohl.

Rund um den Marktplatz mit Kirche bot Meinigen ein sehenswertes „Setting“ zum Verweilen.

Eine Tragikomödie im ARD rundete den ansonsten untragischen Tag ab 😉

Donnerstag, 16.07.2020 – Etappe 6: Meinigen – Eschwege (105 km, 979 Hm, 18.3 km/h) – Bewölkt, 15 Grad

Im Café „Tante Helene“ direkt am schönen Marktplatz von Meiningen nahmen wir ein nahrhaftes Frühstück zu uns. Um 8:35 Uhr starten wir unsere heutige Etappe durch das Werratal (wobei wir nicht jede Werra-Schleife ausfuhren!), um 10:15 Uhr legten wir eine zehnminütige Pause ein. Es folgte – diesmal auf der Bundesstraße – der anstrengende Rennsteig. Nach einer luftigen und zügigen Abfahrt vorbei an der Wartburg hatten wir um 11:35 Uhr dann Eisenach erreicht.

Wir durchquerten kurz die Stadt und genossen eine Pizza in der Pizzeria Valentino. Um 13.35 Uhr ging es dann weiter nach Eschwege. Der Radweg führte durch Wälder und Wiesen und querte unter anderem den Kolonnenweg, einen grob gepflasterten „Streifen“, der der Grenze zur ehemaligen DDR entlang lief. 

Um 16:35 Uhr radelten wir durch Eschwege und bestaunten die zahlreichen noch gut erhaltenen Fachwerkhäuser.

Ein leckeres preiswertes Schnitzel inklusive Eschweger Bier im Restaurant San Remo rundete den Abend ab.

Da sich das Wetter stabilisiert hatte, übernachteten wir einmal mehr auf einem Campingplatz. Dieser war herrlich am Ufer des Werratalsees gelegen.

Hier kamen wir mit einem Pärchen ins Gespräch, das mit dem Fahrrad von Hamburg nach Würzburg unterwegs war und bereits eine Reifenpanne hinter sich hatte. Wieder lag eine ruhige Nacht vor uns, die lediglich durch das Krähen des ansässigen Hahns vergleichsweise früh am nächsten Morgen beendet wurde.

Freitag, 17.07.2020 – Etappe 7: Eschwege – Northeim (95 km, 551 Hm, 17.4 km/h) – Sonnig, 22 Grad

Nach einem längeren morgendlichen Schwätzchen mit dem Pärchen vor Ort, verließen wir gegen 9:15 Uhr radelnderweise den Campingplatz.

Aufgrund leichter Navigationsprobleme mussten wir gegen 10:00 Uhr improvisieren und unsere Räder über eine Bahnschwelle hieven und selbige überqueren, um wieder möglichst effizient auf den geplanten Radweg zu gelangen. Aus dem Werratal gelangten wir schließlich an die Leine. 

Um 13:20 Uhr hatten wir bereits 66 km absolviert und Göttingen erreicht.

Wir durchschritten die nette Fußgängerzone und ließen uns im Restaurant Szültenburger ein riesiges Schnitzel zu Mittag schmecken.

Anschließend folgten wir weiter der Leine. 

Um 17:15 Uhr hatten wir den Zeltplatz „Sultmer Berg“ in Northeim erreicht. Da es keine Restaurants oder Supermärkte in der direkten Umgebung des Zeltplatzes gab, ließen wir uns im Imbiss vor Ort eine Currywurst mit Pommes und ein lokales Einbecker-Bier schmecken.

Samstag, 18.07.2020 – Etappe 8: Northeim – Hannover (110 km, 332 Hm, 20.8 km/h) – Sonnig, 23 Grad

Mit der Morgensonne verließen wir um 8:35 Uhr das Camp. Zunächst stand um 9:25 Uhr in Einbeck eine viertelstündige Frühstückspause an einer Bäckerei an. Um 11:00 Uhr stockten wir während einer weiteren 15-minütigen Pause unsere Energiereserven an einem Rewe in Alfeld auf. Um 11:50 Uhr nutzten wir die Präsenz des Eichsfelder Hofs in Gronau für ein leckeres Mittagessen. Ich aß einen Pulled Pork Burger. 

Um 13:15 Uhr setzten wir unsere heutige Etappe fort. Dabei durchquerten wir satte Felder und folgten schattigen Alleen, die den schönsten Abschnitt des heutigen Radwegs markierten. Um 15:12 Uhr legten wir einen 50-minütigen Stopp in einem gemütlichen Biergarten mit Gartencharakter in Laatzen ein. Um 16:50 Uhr hatten wir nach insgesamt 111 km unsere günstige City Pension in Hannover (eine Stadt, in der Männer ihre Frauen an der Leine spazieren führen 😉 ) erreicht. Auch abseits der unattraktiven Bahnhofsgegend präsentierte sich Hannover aus unserer Sicht enttäuschend. Neben auf Kommerz ausgerichteten, eher nüchternen Fußgängerzonen gab es eine ungewöhnlich große Obdachlosenszene und zahlreiche schräge Vögel sowie vorwiegend arabisch-stämmige Prolls, die mit ihren (Möchtegern-)Edelfahrzeugen ihre Kreise zogen.

In einer überteuerten Pizzeria nahmen wir eine dennoch leckere Pizza zu uns, bevor uns Grisham‘s Thriller „Das Urteil“ zu einem guten Schlaf verhalf.

Sonntag, 19.07.2020 – Etappe 9: Hannover- Soltau (105 km, 363 Hm, ca. 20 km/h) – Sonne/Wolken, 25 Grad

Nachdem wir den Kühlschrank des Hotels am Abend zuvor mit Proviant aus dem gegenüberliegenden Aldi befüllt hatten, nahmen wir zunächst ein entsprechendes Frühstück in unserem Hotelzimmer ein. Um 8:00 Uhr ging es dann los, um 8:30 Uhr legten wir zusätzlich noch mal einen zehnminütigen Stopp an einer Bäckerei ein. Anschließend drangen wir weiter in die Lüneburger Heide vor.

Die Straßen wurden länger und gerader und waren beiderseits von Wald gesäumt. Nachdem ein paar Tage zuvor Aldi Süd durch Aldi Nord abgelöst worden war (erste Anzeichen, dass wir uns stetig in den Norden vorarbeiteten), zeigten uns die nunmehr fast ausschließlichen Backsteinbauten, dass wir in Norddeutschland angekommen waren. Um 10:05 Uhr lockte uns das in einer ansonsten nur von kleinen Dörfern ohne augenscheinliche Restaurants durchzogenen Gegend mit Blaubeerkuchen werbende Schild in Büchten. Hier ließen wir uns einen ebensolchen Kuchen schmecken.

Nach fast 1 Stunde Pause ging es noch mal 37 Minuten weiter, bis wir Altenboitzen erreicht hatten. Dieses kleine Dörfchen markierte einen etwa 15-km-Umweg, der es uns ermöglichte, bei Freunden von Martin vorbeizuschauen. Stefan und Karin und ihre beiden Söhne hießen uns herzlich willkommen und luden uns spontan zu Würstchen und Salat in ihrem Garten ein. Um 13:45 Uhr drückten wir wieder den Sattel, von 15.00 bis 15.37 Uhr legten wir einen Trinkstopp in Dorfmark ein. Eine knappe Stunde später hatten wir Soltau erreicht.

Unser abseits gelegenes Hotel lag dann nochmal ca. 5 km weiter in Wolterdingen.

Da wir nach 105 km keine Lust mehr hatten, 2×5 km nach Soltau rein und wieder raus zu fahren und der Gastronomiebetrieb innerhalb des Hotels geschlossen war, bestellten wir den Pizzaservice zu unserem Hotel. Nach den Nachrichten erfreute uns der Film „Game Night“ einmal mehr.

Montag, 20.07.2020 – Etappe 10: Soltau – Hamburg NW (86 km, 443 Hm, 18.7 km/h) – Sonne/Wolken, 21 Grad

Heute Morgen mussten wir zunächst durchziehende Schauer abwarten. Um 8:40 Uhr starten wir bei unbeständigem aber trockenem Wetter weiter in nördliche Richtung. Um 9:13 Uhr legten wir eine 25-minütige Frühstückspause in einer Bäckerei in Schneverdingen ein. Um 11:50 Uhr markierte das Ortseingangsschild von Hamburg das Ende des Leine-Heide-Radwegs. Eine 40-minütige Getränkepause stärkte uns für die anschließende Weiterfahrt zum alten Elbtunnel, den wir um 13.25 Uhr erreicht hatten.

Gleichzeitig fiel die 1000 km-Marke unserer Radtour, zu der wir uns mit leckeren Fischbrötchen an den Landungsbrücken beglückwünschten.

Später radelten wir dann an der Elbe entlang weiter in Richtung Wedel. An der Kajüte S.B. 12 ließen wir uns inmitten der Dünen ein friesisch-herbes Jever (im Plastikbecher 😀 ) schmecken…

… bevor wir wenige Kilometer später unseren Campingplatz erreicht hatten. Mit einer Currywurst mit Pommes und einem Aufenthalt am hiesigen Elbe-Strand ließen wir den Tag ausklingen.

Dienstag, 21.07.2020 – Etappe 11: Hamburg NW – Meldorf (109 km, 342 Hm, 17 km/h) – Regen/Sonne/Wind, 18 Grad

Nach einer wider Erwarten ruhige Nacht radelten wir um 8:10 Uhr nach Wedel. Dort ließen wir uns um 8:30 Uhr ein Frühstück in einer einem Supermarkt angeschlossenen Bäckerei schmecken. Um 09:05 Uhr setzten wir unsere Fahrt auf dem Elberadweg fort – leider mit stärker werdendem Gegenwind und kleineren Regengüssen.

Bzgl. des landschaftlich sehr schönen Elberadwegs muss man sich folgender gegenüber einer mehr im Inland verlaufenden Route vorherrschenden Nachteile bewusst sein: Starker Gegenwind, immer wieder zu betätigende Schafsgatter und tonnenweise den Boden bedeckender Schafskot (der bei Nässe ein rutschiges Vergnügen werden kann).

Ein heftiger Schauer führte um 11:15 Uhr zu einer dreiviertelstündigen Zwangspause in einem Café in Glückstadt. 

Um 13:30 Uhr hatten wir nach 70 km Brunsbüttel erreicht. Nachdem wir bereits in Brokdorf das KKW passiert hatten, präsentierte sich auch die Umgebung von Brunsbüttel in der ansonsten sehr ländlichen Gegend sehr industriell (KKW, Petrochemie, usw.). Nachdem wir mit einer gratis Fähre den Nord-Ostsee-Kanal in die Altstadt von Brunsbüttel überquert hatten, nahmen wir um 13.50 Uhr dort eine Pasta zu uns. 

Um 14.44 Uhr setzten wir unseren Weg fort und verließen hier die Elbe in Richtung Norden. 

Um 16.30 Uhr kamen wir in Meldorf, unserem heutigen Etappenziel, an.

Nachdem wir im Domcafe gemütlich ein lokales Dithmarscher Bier zu uns genommen hatten, suchten wir kurz vor 18 Uhr das nahezu ausgebuchte Restaurant Fontana auf, wo es heute Abend ein All-u-can-eat Fish Special gab. Ich ließ mir Lachs, Rothbarsch, Kabeljau und Garnelenspieße schmecken, dazu Bratkartoffeln, Röstkartoffeln und Salate und Antipasti vom Buffet. 

Um 18:45 Uhr legten wir die restlichen 5 km zu unserem Zeltplatz zurück, wo wir uns schon alsbald zum Schlafen niederlegten. Müde und satt – wie schön is datt 😀 

Mittwoch, 22.07.2020 – Etappe 12: Meldorf – Dagebüll (100 km, 284 Hm, 17.7 km/h) – Sonne, 20 Grad

Heute brachen wir bereits um 8.08 auf. Auf unserer heutigen Etappe wurden wir von Freddy begleitet, der von Münster nach Dänemark unterwegs war und mit dem wir abends zuvor auf dem Campingplatz in Kontakt gekommen waren. 

Um 8.20 Uhr nahmen wir zunächst in einer Bäckerei in Meldorf ein Frühstück zu uns (15 min). Um 10.22 Uhr hatten wir das überraschend schöne Friedrichstadt erreicht, in dem wir eine Getränkepause einlegten (38 min). 

Um 11 Uhr ging es weiter, so dass wir um 11.45 Uhr – rechtzeitig zum Mittagessen – in Husum ankamen.

Diese nahmen wir am Hafen bei Tante Jenny ein. 

Um 13 Uhr schwangen wir uns wieder auf unsere Drahtesel und radelten auf dem herrlichen von Deichen gesäumten Nordseeradweg nach Dagebüll.

Hier bot sich ein ähnliches Bild wie auf dem Elbe-Radweg: Wir hatten mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen, unser „Lauf“ wurde immer wieder durch das Öffnen von Schafsgattern unterbrochen und unsere Schutzbleche und Ketten sammelten fleißig den aufgewirbelten Schafskot auf. 

Um 16.40 Uhr hatten wir den Campingplatz Neuwarft erreicht – allerdings nicht ohne vorherigen Bierstopp am Siel 59 von 15.08 bis 16.00 Uhr.

Nach einem guten, aber überteuerten Abendessen im Strandhotel Dagebüll genehmigten wir uns noch ein Getränk auf der überschaubaren Promenade und vernichteten wir noch eine Tüte Studentenfutter, da wir noch nicht ganz satt geworden waren.

Die Übernachtung auf dem Zeltplatz war abermals angenehm ruhig.

Donnerstag, 23.07.2020 – Etappe 13: Dagebüll – Klanxbüll – List (66 km, 200 Hm, 18.8 km/h) – Sonne/Wolken/Regen/Wind, 17 Grad

Wir waren bereits gegen 6.30 Uhr wach und bauten unser Zelt ab. Während Freddy heute wieder seinen eigenen Weg ging bzw. fuhr, nahmen Martin und ich zunächst ein leckeres Frühstücksbuffet in dem dem Zeltplatz angeschlossenen Hotel ein. Um 8.30 Uhr radelten wir los, so dass wir um 9.30 Uhr den Hindenburgdamm erreicht hatten. Dieser führte in knapp 10 km durch die Nordsee nach Sylt, war allerdings nur für Bahnverkehr freigegeben.

Einzige Alternative wäre eine Anfahrt aus Richtung Norden über Dänemark und Nutzung einer Fähre. Eine Benutzung des parallel zur Bahnstrecke auf dem Damm verlaufenden Wartungswegs wäre theoretisch zwar möglich (und von der Piratenpartei sogar befürwortet/gefordert), abgesehen von der grobsteinigen, schlecht für eine Befahrung geeigneten Beschaffenheit jedoch höchst illegal, da es sich um Privatgelände der Deutschen Bahn handelt und ein Zugang durch entsprechend verschlossene Tore verwehrt wird. Als gesetzestreue Bürger fuhren wir also ca. 30 min in südöstliche Richtung landeinwärts, um mit Klanxbüll die letzte Bahnstation auf dem Festland zu erreichen. Wir kauften zwei Tickets für einen Fahrradtransport nach Westerland auf Sylt und erwischten gerade noch den 10.12 Uhr-Zug, der uns bequem nach Westerland brachte.

Um dem Anspruch, von der südlichsten Stadt Deutschlands in die nördlichste Stadt Deutschlands geradelt zu sein, gerecht zu werden, ging es von Westerland aus nochmal ca. 15 km in nördliche Richtung nach List. Voll motiviert düsten wir mit teilweise über 30 km/h den meist leicht ansteigenden Inlandsradweg hinauf und ließen sogar manches eBike alt aussehen.

Als wir auf List‘s Promenade auf unseren Erfolg (1275 km in 12.5 Tagen) anstießen, gratulierte uns ein älterer einheimischer eBiker, der gleichzeitig die autolastige Situation in Sylt anprangerte.

Tatsächlich waren wir von Sylt eher enttäuscht: Für Fahrräder gab es ein eher mageres Wegenetz, die Nutzung der Strandpromenade in Westerland (nur zu Fuß erlaubt) war kostenpflichtig, Westerland‘s Innenstadt bestach eher mit Bausünden der 70er als mit schöner Architektur und es gab – zumindest gefühlt – mehr Luxuskarossen auf den Straßen als Räder auf den Radwegen.  In Deutschlands nördlichstem Restaurant Gosch nahmen wir in einem Strandkorb ein leckeres Fischessen zu uns, bevor wir kurz nach 12.30 Uhr bei einsetzenden Regen unseren Rückweg nach Westerland antraten.

Jetzt merkten wir, dass wir die hohe Geschwindigkeit auf dem Hinweg maßgeblich dem Rückenwind zu verdanken hatten, der uns nun erbarmungslos entgegen blies und trotz leichtem Gefälle nur mühsam vorwärts kommen ließ. Am Bahnhof in Westerland versuchten wir vergeblich, spontan für morgen einen Platz incl. Fahrradstellplatz in einem Fernzug nach Ingolstadt zu erhalten. Das gleiche hatte ich für den kommenden Samstag und Sonntag bereits erfolglos vor 4 Wochen versucht. Da auch alle Flixbusse von Hamburg nach Ingolstadt ausgebucht waren (preislich sehr günstig, jedoch ungünstige Abfahrzeiten und durch Routing über Berlin sehr lange Fahrzeiten), sahen wir uns gezwungen für die morgige Heimfahrt einen Mietwagen bei Europcar zu buchen und unsere bis dato perfekte CO2-Bilanz zu schmälern. Diese zwar recht teure Option erwies sich letztlich aber als schnellste (gute 9 h) und bequemste Variante (kein Umsteigen, keine Umverladung der Fahrräder, keine Mundschutzpflicht). Nachdem wir per Zug von Westerland nach Niebüll gefahren waren und dort unsere kurzfristig vorgebuchte AirBnB-Unterkunft bezogen hatten, gönnten wir uns ein leckeres Abendessen beim hiesigen Griechen „Athen“ als Tourabschluss (wohl der beste Grieche bisher!).

Freitag, 24.07.2020 – Rückreise Niebüll – Gaimersheim per Mietwagen

Kurz vor 8 Uhr nahm ich in der kleinen Europcar-Zentrale in Niebüll unseren Skoda Octavia Kombi entgegen, in dem wir bereits kurz nach 8 Uhr die von Martin zerlegten Fahrräder luden. 

Gegen 17.30 Uhr hatten wir nach einem kurzen Burger-Zwischenstopp wieder die Heimat erreicht, in der wir als gefeierte Helden willkommen geheißen wurden 😉

Soweit war die Generalprobe für die Radtour entlang des Pamir Hwy also gelungen…

Durchquerte Kreise (KFZ-Kennzeichen) OA – KE – OAL – KF – A – DON – WUG – RH – SC – N – FÜ – ER – ERH – FO – BA – HAS – NES – SM – WAK – EA – ESW – EIC – GÖ – NOM – HI – H – SFA – WL – HH – PI – IZ – MED – HEI – SL – NF

Fazit: Aus dem unfreiwilligen „Backup“-Plan B wurde eine tolle Radtour, die auf der einen Seite eine tolles Training für Plan A war und auf der anderen Seite aufzeigte, wieviele schöne Winkel es in Deutschland – auch abseits der „Hauptrouten“ – gibt. Dazu war die Tour ein kulinarisches Highlight und bot einen Streifzug durch die Hopfenküche von Nord nach Süd 🙂