Reisebericht Myanmar – Thailand – Kambodscha 2007

1. Teil: Myanmar

Reisedetails

Reisedatum:   28.12.2006 bis 28.01.2007

Reiseverlauf: 

10 Tage Myanmar, Rundreise mit öff. VM

10 Tage Nordthailand und Bangkok, Rundreise mit dem Mietwagen (Geländewagen)

3 Tage Angkor Archaeological Park (Kambodscha), Erkundung mit öff. VM

8 Tage Südthailand und Bangkok, Rundreise mit dem Mietwagen

Organisation: Selbst organisiert, individuell

Personen: Pfeil, Martin  und  Kenn, Christoph

Airlines:

Thai Airways: Frankfurt – Bangkok und Bangkok – Frankfurt

                           Bangkok – Yangon und Yangon – Bangkok

                           Bangkok – Phuket und Phuket – Bangkok

Air Mandalay: Yangon – Mandalay

                             Mandalay – Nyaung U

                             Nyaung U – Yangon

Bangkok Airways: Siem Reap – Bangkok

1. Tag (28.12.2006): Flug nach Myanmar

Heute startete unsere große Asien-Rundreise durch Myanmar, Thailand und Kambodscha. Insbesondere Myanmar versprach ein zugleich mysthisches und schwer einzuschätzendes Terrain zu werden. Aber es war gerade die Ursprünglichkeit und Abgeschiedenheit des Landes, die bei uns den Reiz nach einer Entdeckung des Landes hervorgerufen hatte. Uns war bewusst, dass es bei solchen Ländern ein heftiges Für und Wider für einen Besuch gibt, schließlich möchte niemand dem herrschenden Militärregime den Rücken stärken. Wir hatten uns letztlich dafür entschieden.

2. Tag (29.12.2006): Yangon – Sule Pagode, Kaba Aye Pagode

Nach einem ruhigen und für die Holzklasse recht angenehmen Flug mit der Thai Airways landeten wir nach kurzem Zwischenstopp (auf Bangkoks neuem Flughafen Suvarnabhumi) gegen 09.00 Uhr auf dem Mingaladon Airport in Yangon – einer besseren Piste, wo der große Airbus der Thai eindeutig den Mittelpunkt darstellte. Nach den üblichen Einreiseformalitäten (Visum hatten wir bereits Wochen zuvor eingeholt) fuhren wir mit dem Taxi ins Herzen der Stadt, wo sich neben der Sule Pagode auch das Informationszentrum für Fortbewegung, das Myanmar Travel Tours MTT, befand. Da wir die geplanten Überlandbusfahrten zwischen den großen Städten Yangon, Mandalay und Bagan unbedingt vorher buchen wollte, führte uns unser Weg auch zunächst dorthin. Die von uns gewünschten Busfahrten waren bereits für mehrere Tage im Voraus ausverkauft. Da wir keine Zeit verlieren und unsere Besichtigungen in Myanmar planmäßig durchführen wollten, trafen wir eine der besten und zugleich folgenträchtigsten Entscheidungen: Wir buchten drei Flüge statt dreier Busfahrten, um von Yangon nach Mandalay, von Mandalay nach Bagan und Bagan nach Yangon zu kommen. Eine sehr-gute Entscheidung, da die 10- bis 17-stündigen Überlandbusfahrten in alten Bussen über schlaglochübersähte Pisten insbesondere nachts zu einem besonderen, aber nicht gerade erholsamen, Ereignis geworden wären (wir durften später auch an einem solchen Ereignis teilhaben); eine folgenreiche Entscheidung, da die drei Flüge mit Kosten zwischen 35 USD und 80 USD je Flug zwar sehr überschaubar waren, letztlich aber fast unser gesamtes Budget bereits am ersten Tag aufzehrten – schließlich hatten wir mit drei Busfahrten zu je ein paar Dollar kalkuliert. Die einzige (!) Möglichkeit, in Yangon mittels Kreditkarte an Bargeld heranzukommen, ist die, im teuersten Hotel der Stadt zu übernachten und sich damit die gleichzeitige Berechtigung zu erwerben, dort bis zu 200 USD per Kreditkarte zu tauschen (Aufschlag 8%). Das Doppelzimmer für 45 USD war auch nicht die Welt, die eingelösten 200 USD jedoch ließen uns erahnen, dass es später noch eng werden könnte. Es sei also jedem eindringlich empfohlen, Bargeld in größeren Mengen mitzunehmen! Nach Einquartierung im Grand Plaza Park Royal Hotel tauschten wir zunächst ein paar Dollars in kyat um. Diesmal noch im Hotel, tauschten wir unsere Dollars später auf dem Schwarzmarkt in die myanmarische Währung kyat um (1232 kyat für 1 USD). Anschließend gingen wir dann auf Entdeckungstour:

Zunächst fuhren wir mit dem Taxi zur Kaba Aye Pagode, von aus wir zu Fuß ins Zentrum der Stadt zurückgingen, nicht ohne die Bahnstation und die Sule Pagode näher unter die Lupe zu nehmen. Abends aßen wir für umgerechnet 1 EUR pro Person ein Hühnchengericht und tranken die legendäre Star Cola im Golden City Restaurant. Die Star Cola ist ein Produkt der Pepsi Company und scheinbar gezielt für Entwicklungsländer mit niedrigsten Gewinnmargen produziert. Nach dem Essen durfte natürlich ein kräftiger Zug aus dem mitgebrachten Flachmann nicht fehlen – schließlich sind Essen und Bakterienkulturen den europäischen Mägen eher fremd!

3. Tag (30.12.2006): Yangon – Shwedagon Pagode, sitzender/stehender Buddha, Botahtaung Pagode

Heute vormittag stand als erster ein Pflichtbesuch bei der Shwedagon Pagode, dem Wahrzeichen Yangons, auf dem Programm. Die vergoldete und mit Diamanten geschmückte Pagode und das gesamte dazugehörige Umfeld sind einfach erschlagend! Ein gigantisches Bauwerk, auf deren Plätzen und Vorplätzen es von Einheimischen nur so wimmelte. Die fast ausschließlich buddhistische Bevölkerung kommt regelmäßig zum Beten hierher. Die Leute schauen uns interessiert nach – schließlich sind Touristen in Myanmar noch nicht an der Tagesordnung.

Nach einem kurzen Abstecher zur Maya Wizaya Pagode gelangen wir schließlich zu den überdimensionalen Statuen des liegenden Buddha (Kyauk-htat-Gyi-Pagode) und des sitzenden Buddha (Nga-htat-Gyi-Pagode). Zwei Einheimische erklären sich spontan als unsere Reiseführer bereit und haben natürlich auch irgendeinen Bekannten in Deutschland vorzuweisen (in diesem Falle Father Lustig). So konnten wir auch hinter die Kulissen schauen und einen Blick in eine Mönchsschule werfen.

Nachmittags standen City Hall, Maha Bandoola Park und Botahtaung Pagode auf dem Programm – wir sind ja schließlich gut zu Fuß!

Abends flogen wir dann mit dem gebuchten Flug der Air Mandalay nach Mandalay. Außer der staatlichen Myanma Airways, die in den letzten Jahren relativ viele Verluste durch Absturze zu beklagen hatte, kann man alle privaten Gesellschaften (Yangon Airways, Air Mandalay und Air Bagan) empfehlen. Nach nächtlicher Ankunft auf dem völlig abseits des Stadtzentrums liegenden Flughafen, blieb uns keine andere Wahl, als die umgerechnet 10 EUR Taxigebühren zu bezahlen. Die Fahrt ins Zentrum (natürlich ohne Anschnallgurte und nahezu ohne Licht) wurde recht abenteuerlich, da der Fahrer oftmals erst ein paar Meter vor einem plötzlich in der Dunkelheit auftauchenden Hindernis das Lenkrad herumriss. Außerdem viel uns auf, dass die Stadt nahezu unbeleuchtet war, was daran liegt, dass die zentrale Stromversorgung abends abgeschaltet wird und lediglich lokal ein paar Generatoren angeworfen werden. Das von uns aus dem Reiseführer herausgesuchte Hotel (Central Guesthouse, DZ für 10 USD) entpuppte sich als Absteige, wir hatten aber keinen Nerv mehr, zu so später Stunde eine alternative Unterkunft zu suchen. Also legten wir unsere wohlweislich aus dem Flieger der Thai mitgenommenen Decken auf die eher unzureichend gereinigten Betten und suchten einen unruhigen Schlaf.

4. Tag (31.12.2006): Mandalay – Sandamuni Pagode, Kuthadaw Pagode, Mandalay Fort, Mandalay Hill

Nachdem wir uns mit unserem Schnaps die Zähne geputzt hatten (die sanitären Anlagen kamen dazu nicht in Frage), begaben wir uns zunächst auf die Suche nach einem neuen Hotel und wurden belohnt: Das Royal City Hotel (DZ für 18 USD) stellte sich als eine helle und saubere Unterkunft mit sehr freundlichem Personal heraus, die zudem Fahrräder vermieteten und lokales Bier ausgaben. Nach einem europäischen Frühstück begaben wir uns per Fahrrad auf die Besichtigungstour.

Zunächst schauten wir uns die Sandamuni und die Kuthadaw Pagode sowie die nahegelegene Kyauktaugi Pagode an. Danach zollten wir der Hitze bereits wieder ihr erstes Tribut und tranken eine Star Cola an einem der Straßenstände.

Anschließend überquerten wir den Wassergraben des Mandalay Fort und radelten durch die riesenhafte Anlage der Festung. Ein auf dem Gelände befindlicher Turm bot uns einen hervorragenden Blick über das Fort.

Zum Mittagessen suchten wir uns wieder ein größeres Restaurant, das einen halbwegs sauberen Eindruck machte. Für umgerechnet 0,50 EUR aßen wir wieder Hühnchen und tranken wieder Star Cola. Da wir die Karte verlangt hatten und dann entschlossen auf eine Reihe mit birmanischen Zeichen gezeigt hatten, zahlten wir wie bisher auch immer wohl den gleichen Preis wie die Einheimischen. Nach der üblichen „Desinfektion“ aus dem Flachmann bestiegen wir nun den Mandalay Hill, von

dessen Spitze wir einen hervorragenden Blick über die Stadt genossen, insbesondere auf die am Fuß liegende Sandamuni und Kuthadaw Pagode. Dabei machten wir die Bekanntschaft mit einem Mönch (schätzungsweise Anfang/Mitte 20 Jahre), der, wie die meisten Menschen im Land, Englisch sprach. Da die Mönche zur angesehenen geistigen Elite des Landes gehören, sprach dieser sogar ein gut verständliches Englisch und begleitete uns ein Stück des Weges. Er war sehr interessiert daran, Lebensarten aus anderen Ländern kennenzulernen und sein Wissen zu erweitern. Wieder zurück in der Stadt faszinierte es uns, einfach mal ein paar Minuten an einer Straßenecke auszuharren und den Straßenverkehr zu beobachten. Die Sonne ging eindrucksvoll hinter der Kulisse des Mandalay Fort unter. Ein Silvesterfeuerwerk gab es in Myanmar nicht, dafür überreichten uns die Hotelangestellten Obst und Törtchen als Glückwünsche für das neue Jahr.

5. Tag (01.01.2007): Irawadi-Flussfahrt, Mingun

Nach dem Aufstehen radelten wir zur Schiffsanlegestelle, wo wir uns Tickets für Schifffahrt und Eintritt zur Tempelstätte Mingun kauften. In einem schrottigen Kahn fuhren wir dann über den Irawadi gen Nordosten. Entlang des Flusses bot sich ein ärmliches Bild: Zahlreiche Einheimische waren in ihren Einbäumen auf Fischfang, Strohhütten reihten sich aneinander, Wasserbüffel dienten der täglichen Unterstützung. Am frühen Mittag legten wir in Mingun an, wo uns die weiße Settawya Pagode und die aus dem Fels geschlagene Mingun Pagode empfingen. Von zweiterer bot sich uns ein überragender Blick über den Irawadi. Wir nahmen ein Mittagessen an einem der Straßenhütten ein und schauten uns ein wenig ab von den Menschenmengen um: Wasserbüffel, vor Transportkarren gespannt, Ziegen und Kindermönche säumten hier das Bild. Nach Besichtigung der Glocke von Mingun und der Hsinbyume Pagode traten wir am nachmittag wieder die Rückfahrt an. Am Hafen angekommen, stellten wir fest, dass ein findiger Geschäftsmann den wilden Grünstreifen, auf dem wir unsere Fahrräder abgestellt hatten, in einen bewachten Fahrradparkplatz umfunktioniert hatte und nun 200 kyat (umgerechnet 13 ct) von uns einsammelte. 

Wir radelten nun zum Zegyo Markt, einer sich über mehrere Straßenkreuzungen erstreckenden Markt, auf dem allerlei exotische Ware angeboten wurde: Neben verschiedenen Gemüsesorten in den buntesten Farben lag hier auch Fleisch zum Verkauf, auf dem sich Fliegenschwärme in der Hitze gütlich taten. Wir entschieden uns, besser in einem Restaurant essen zu gehen, wo wir die Herkunft der Zutaten nicht mehr genau ausmachen konnten. Das sehr zu empfehlende Beer House wartete mit einer scharfen Suppe und nudelähnlicher Ware auf (Gesamtgericht mit Getränk für 0,63 EUR).

6. Tag (02.01.2007): Bagan – Tempelebene

Heute morgen in aller Frühe verabschiedeten wir uns von Mandalay und fuhren mit dem Taxi zum Flughafen. Was uns bei der Ankunft nicht aufgefallen war: Der Flughafen war noch im Aufbau und dadurch wesentlich moderner als der der Hauptstadt Yangon. Mit Air Mandalay flogen wir nach Nyaung U, der Bagan vorgelagerten Wohnstadt. Auf der Ladefläche eines Pickup wurden wir zum Hotel transportiert, zum NK Betelnut Hotel in New Bagan (DZ für 25 USD). Auch dieses erwies sich als ordentliche Unterkunft. Außerdem boten die Besitzer Fahrradverleih und Taxiservice mit ihrem Pickup an. Wir mieteten uns Fahrräder und fuhren durch New Bagan und Myinkaba nach Old Bagan. Dabei säumten zahlreiche Tempel den Weg, die nur einen Bruchteil derer darstellen, die sich über die gesamte Ebene von Bagan verteilen. Auf den Straßen ging es heiß her, ein Pickup nach dem anderen, die Ladeflächen und das Dach hoffnungslos mit Jugendlichen überladen, machte sich auf den Weg nach Bagan, wo irgendeine Full Moon Party angesagt war. In Old Bagan angekommen, hatten wir uns ein Mittagessen verdient und nahmen dieses in einem kleinen, unter Strohdächern versteckten Restaurant ein (nahe der Gawdawpalin Pagode, direkt am Abzweig der Straße zur Bupaya Pagode). Nach einem Besuch des hiesigen Bazars stand dann nachmittags Kultur auf dem Programm:

Htilominlo Pagode, Ananda Pagode, Dhammayangyi Pagode, Shwesahdaw Pagode, Thatbyinnyu Pagode, Gawdawpalin Pagode und Bupaya Pagode waren die von uns gezielt angefahrenen Pagoden, die auch alle auf ihre Art beeindruckten. Eine der Dhammayangyi Pagode benachbarte Pagode war völlig menschenleer und bot uns die Möglichkeit, bis auf ihre Spitze zu klettern. Von dort oben bot sich uns ein atemberaubender Blick über die tempelübersähte Ebene und wir nutzten die Gelegenheit für eine längere Aussichtspause. Nach mehreren Star Cola-Rasts, um den Flüssigkeitsverlust in der Hitze wieder auszugleichen, bestiegen wir in der Dämmerung die Shwesahdaw Pagode, um von dort gemeinsam mit zahlreichen Einheimischen und Touristen (hier gab es also doch welche) den Sonnenuntergang zu verfolgen. Dabei klagte uns ein Kanadier sein Leid, der gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter unterwegs war und davon ausgegangen war, seine Kredikarte zum Einsatz bringen zu können – ihm verblieben noch ein paar restliche Dollars. Das rief uns unsere finanzielle Situation sehr schnell wieder in Erinnerung und wir wurden uns bewusst, dass wir dringend noch Geld brauchten. Da Kreditkarten in Bagan wie auch anderswo nicht akzeptiert wurden, entschlossen wir uns, am nächsten Tag unsere wohlweislich mitgenommenen baht-Reserven für Thailand in kyat umzutauschen. Die Rückfahrt mit dem Fahrrad war mühselig und nicht ganz ungefährlich, da die Straße mit Schlaglöchern übersäht war und von tieffliegenden Pickups ohne Licht befahren wurde, die uns das ein oder andere Mal zum Stopp im Straßengraben zwangen.

7. Tag (03.01.2007): Mount Popa, Bagan – Tempelebene

Heute morgen nutzten wir den vom Hotel angebotenen Taxiservice, um uns per Pickup für 30.000 kyat (ca. 30 EUR) zum ca. 2 h entfernten Mount Popa transportieren zu lassen. Wer ein Rückenleiden hat, sollte derartige Touren besser bleiben lassen, da die schlechten Fahrbahnbeschaffenheiten quasi ungefedert auf die Ladefläche weitergegeben werden. Der Fahrer passierte zahlreiche Stellen, an denen er Polizisten oder Soldaten eine Art Passagegeld in die Hand drückte. Nach etwa 3/4 der Strecke passierte er eine Art Kontrollstelle, aus der ihm Soldaten hinterherriefen und sich plötzlich in Bewegung setzten. Hier machten wir unsere erste Bekanntschaft mit dem Militär. Der Fahrer wurde festgehalten und verhört, wir mussten unsere Namen auf einen Zettel schreiben und der Fahrer teilte uns mehrere Male mit, dass unsere Fahrt hier wohl zu Ende sei. Nach etwa 30 min Verhör des Fahrers und vermutlich entsprechenden „Ausgleichszahlungen“ ging die Fahrt völlig unvermutet dann doch in Richtung Mount Popa weiter. Die Ursache des Zwangsstopps konnten wir nur erahnen: Evtl. hat der Fahrer eine Kontrollstelle überfahren, zu wenig bezahlt oder das Gebiet war für diesen Tag für Ausländer eigentlich gesperrt. Nichtsdestotrotz erreichten wir am frühen Mittag den Mount Popa. Von zahlreichen Affen begleitet machten wir uns an den anstrengenden Aufstieg über die zahlreichen Treppenstufen bis zum Gipfel und dem dort befindlichen Kloster. Auf die Affen sollte man stets ein wachsames Auge haben, da diese sich recht frech annähern und auch des öfteren schon Sachen aus offenen Taschen geklaut haben. Beim Abstieg kauften wir uns jeweils einen Holzbuddha als Souvenier für daheim. Die Rückfahrt mit dem Pickup verlieft ungestört, obgleich der selbe Polizist vom Hinweg uns wieder eine Weile auf seinem Motorrad folgte. Wieder in New Bagan angekommen machte sich unser Magen bemerkbar. Da nirgendwo ein Restaurant offen hatte, wir aber wirklich Hunger hatten, riskierten wir erstmalig eine Mahlzeit an einer Garküche unweit des Hotels. Die Tatsache, dass sie die Beschichtung der Pfanne über die Jahre quasi völlig aufgelöst hatte, Fleisch und Nudeln offen am Straßenrand standen und die Teller schnell in einem Wassereimer vor unseren Augen gewaschen wurden, wirkten sich zu unserer eigenen Verwunderung nicht nachhaltig auf unsere Mägen aus. Wir merkten, dass die Verkäuferinnen wohl noch nie eine Mahlzeit an Touristen ausgegeben hatten, da sie nach unserer Frage nach dem Preis ins Grinsen gerieten und untereinander eine heftige Diskussion begannen. Da der Preis trotz „Touristenaufschlag“ nur umgerechnet 1,35 EUR betrug, waren keinerlei Nachverhandlungen nötig. Nach dem Essen entschieden wir uns für ein Abenteuer der besonderen Art, nämlich eine Busfahrt nach Old Bagan. Auch hier wurde der Fahrpreis für uns Nicht-Einheimische willkürlich festgelegt (2000 kyat). Da er 10x teurer war als der Fahrpreis für die Einheimischen, fühlten wir uns verpflichtet, ein wenig zu verhandeln, um nicht als dekadente Touristen dazustehen. Für letztlich 1000 kyat (ca. 0,85 EUR) wurden wir – eingepfercht mit zahlreichen Einheimischen – nach Old Bagan befördert. Da der Bus gnadenlos überladen war, fehlte uns der Mut, auf dem Dach zwischen weiteren Einheimischen und Benzinkanistern Platz zu nehmen. Somit begnügten wir uns damit, auf der hinteren Stoßstange stehend mitzufahren. Am Sarabha Tor stiegen wir aus und machten uns zu Fuß auf in Richtung Tempelebene. Nach Besichtigung des New Palace fanden wir wieder eine kleine Pagode, die wir nahezu ganz für uns alleine hatten und von der wir einen herrlichen Blick über die gestern besuchten Pagoden hatten. Nach Ausklang des Tages und erfolgtem Sonnenuntergang gingen wir dann zu Fuß die ca. 6 km zurück durch Myinkaba – vorbei am improvisiert beleuchteten Gubyaukyi Tempel – nach New Bagan.

8. Tag (04.01.2007): Bagan – Tempelebene, Nyaung U

Heute morgen ging es wieder früh los – per Fahrrad nach Old Bagan. Dabei machten wir hervorragende Fotos von der von leichtem Dunst umgebenen Tempelebene. Eine phantastische Atmosphäre! Anschließend fuhren wir weiter nach Nyaung U, wo sich auch noch ein paar sehenswerte Pagoden befinden. Zunächst suchten wir ein Postamt auf und ließen es uns nicht nehmen, ein paar Postkarten aus dem für die meisten Freunde unbekannten Land Myanmar zu schreiben.

Danach besuchten wir die Shwezigon Pagode und die Dhammayazika Pagode. Vor einer der Pagoden ließ ichversehentlich meinen Rucksack im Fahrradkorb liegen. Obwohl wir etwa 30 min in bzw. auf der Pagode verweilten und sich zahlreiche Einheimische im Eingangsbereich aufhielten, fand ich den Rucksack völlig unangetastet wieder. Eine erneute Bestätigung dafür, dass man sich trotz der Mittellosigkeit dermeisten Leute sehr sicher im Land – Großstädteeingeschlossen – bewegen kann. Bei der Radtour zurück passierten wir weitere Tempel und querten manch eine Ziegenherde. Abends wurden wir dann mit dem hoteleigenen Pickup wieder zum Flughafen nach Nyaung U gefahren, von wo unser Weiter-/Rückflug nach Yangon erfolgte. Wieder per Taxi ließen wir uns diesmal zum May Shan Guesthouse (DZ für 20 USD)transportieren, einer sauberen Unterkunft unweit der Sule Pagode. Unser Abendessen nahmen wir wieder in unserem „Stammrestaurant“ Golden City Restaurant ein.

9. Tag (05.01.2007): Yangon – Circle Line, Aufbruch zum Goldenen Fels

Heute vormittag suchten wir einen Anbieter für eine Tour zum Goldenen Fels. Wir fanden zwar mehrere, mussten jedoch feststellen, dass ausschließlich Nachtfahrten dorthin vorgesehen waren. Aufgrund mangelnder Alternativen entschieden wir uns, eine Tour zu buchen, die am Abend von Yangon aus starten sollte. Den restlichen Tag nutzten wir für eine abwechslungsreiche Bahnfahrt mit der Yangon Circle Line, die in etwa 3 h den Großraum Yangon einmal umrundet. Die Fahrt in den alten Eisenbahnwaggons bot ein tolles Kaleidoskop an Eindrücken: Menschen, die mit riesigen Mengen an Gemüse oder anderen Nahrungsmitteln auf die Vorortmärkte strömten oder schon von dort kamen, Menschen, die ihre erworbenen Waren von den Märkten mitbrachten (Fahrräder voll mit frischen Lebensmitteln, tote Hähne, Tragen mit Baumaterialien, usw.) oder solche, die einfach von einem Vorort in den anderen fahren wollten. In die Außenwand des Waggons geschnittene Quadrate dienten als Fenster und Luftzirkulatoren (also sozusagen „air conditioned train“). Auch hier kamen wir mit jungen Leuten ins Gespräch, die offen über ihre Ausbildungspläne sprachen und an den Zuständen in Deutschland interessiert waren.

Zurück in Yangon machten wir noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt, bevor wir uns im Hotel frisch machten und unser Gepäck dort für die Dauer unserer Tour zum Goldenen Fels einlagern ließen. Abends gingen wir dann zu dem Stand, an dem wir die Pilgertour gebucht hatten und von dort zusammen mit zahlreichen Einheimischen sowie zwei Deutschen und einem in Bhutan lebenden Österreicher zur Abfahrtsstelle unseres Busses. Gegen 21.00 Uhr brachen wir zur ca. 6-stündigen nächtlichen Busfahrt auf. Hier bestätigte sich, dass die Substitution der ursprünglich geplanten Überlandbusfahrten zwischen den Großstädten durch Flüge Gold wert war: Die Ausstattung des Hyundai-Busses war in Ordnung, wenngleich die Abstände der Sitze nicht für die langen Beine der Europäer vorgesehen war. Die Klimaanlage arbeitete kräftig, allerdings sehr stark kanalisiert, so dass wir den Luftzug nur durch Abdecken mit der Fenstergardine auf ein erträgliches Maß reduzieren konnten. Da auf den Straßen (bzw. Pisten) Linksverkehr herrschte und der Bus ebenfalls ein Linkslenker war, hatte der Fahrer bei sämtlichen Überholmanövern das Problem, dass er fast mit der gesamten Busbreite auf die Gegenfahrbahn schwenken musste, um an dem vor ihm fahrenden Fahrzeug vorbeisehen zu können. Da dies zu einigen gefährlichen Situationen führte, begnügte er sich später damit, von einem weiter rechts sitzenden Mitfahrer den entsprechenden Status des Gegenverkehrs abzufragen, bevor er den Überholvorgang einleitete. Trotz des aus unserer Sicht zügigen bzw. unangepassten Fahrstils gelang es uns, in eine Art Halbschlaf zu verfallen. Dieser wurde jäh gestoppt, als es einen Schlag tat und wir derart aus den Sitzen gehebelt wurden, dass wir mit dem Kopf die Decke berührten. Nein, wir waren nicht in einem Reisfeld gelandet, sondern die Geschwindigkeit war einfach nur besonders hoch und das Schlagloch (oder besser: die Abbruchkante der Straße) besonders tief.

10. Tag (06.01.2007): Goldener Fels, Yangon

Gegen 03.00 Uhr kamen wir eher unentspannt am Zielort, dem Basislager Kinpun, an. Hier wurden alle Mitfahrer genötigt, den Bus zu verlassen und sich auf eigene Kosten eine Unterkunft zu suchen. Da wir wie immer (oder immer noch) knapp bei Kasse waren und dies so nicht vereinbart war, setzten wir uns in einen halboffenen Restaurantbau, der aufgrund der anstehenden Pilgerscharen geöffnet hatte. Hier bot man uns für die verbleibenden 2 h eine mit Bambusmatten ausgelegte Schlafecke an, die normalerweise für Mönche vorgesehen war. Mit unseren Thai Airways-Decken als zusätzliche Unterlage dösten wir noch bis zu einem leichten Frühstück vor uns hin, bevor wir dann gegen 05.00 Uhr auf Pickups gepfercht wurden, mit denen die ca. 30-minütige Anfahrt zum Goldenen Fels erfolgen sollte. An der Sammelstelle wimmelte es von Pilgern (bis auf uns 5 Touristen alles Einheimische) und die zur Verfügung stehenden Pickups wurden alle bis auf den letzten Platz vollgequetscht – ca. 50 Personen auf eine Ladefläche. Da die Bretter, die zum Sitzen über die Ladefläche gelegt waren, einen sehr geringen Abstand voneinander hatten, gelang es Martin und mir nicht, uns gerade hinzusetzen. Wir setzen uns leicht schräg, was in unserer Sitzreihe einen Platz kostete. Der Pickup fuhr jedoch erst los, als auch dieser geplante Sitzplatz belegt wurde – für uns und unsere Knie eine eher schmerzliche Erfahrung. Nachdem uns die Pickups am Fuß des Felsens abgeladen hatten, machten wir uns an den 30-bis 45-minütigen Aufstieg. Alternativ hätten wir uns gegen ein akzeptables Entgelt in einer Sänfte hochtragen lassen können oder auch unser Gepäck durch Einheimische transportieren lassen können – das kam für uns jedoch nicht in Frage. Somit standen wir im frühen Morgengrauen auf dem Plateau des Goldenen Felsens und staunten nicht schlecht über die große Anzahl an betenden und ruhenden Pilgern. Alles verströmte eine friedliche und ruhige Atmosphäre. Später am morgen stiegen wir dann wieder den Fels hinab, gönnten uns noch eine Star Cola und suchten wieder die Sammelstelle der Pickups auf. Gut, dass wir uns bis zur Abfahrt unseres Busses zurück nach Yangon genug Zeit eingeplant hatten: Aus uns unergründlicher Ursache standen die schon voll besetzten und zur Abfahrt bereiten Pickups noch gut 30 min in der prallen Sonne, so dass sich einige Pilger auf der Ladefläche übergeben mussten. Dann fuhren die Fahrzeuge im Konvoi zurück zum Basislager.Die Rückfahrt mit dem Bus über Tag war nur minder erholsamer, aufgrund der Hitze hatten zahlreiche Pilgerbusse schlapp gemacht und hielten mit Motorschaden oder sogar Achsbruch am Rand. Auch der Motor unseres Busses setzte zwischenzeitlich aus, konnte aber innerhalb von 30 min wieder flott gemacht werden. Derweil boten uns in einer ärmlichen Behausung am Straßenrand wohnende Myanmaren Tee an – eine tolle Gastfreundlichkeit, von der sich andere Länder was abschneiden können! Am frühen Abend erreichten wir wieder Yangon und das May Shan Guesthouse und gingen aufgrund des am nächsten Morgen früh startenden Weiterflugs nach Bangkok zeitig zu Bett.

Fazit: 

Ein tolles Land, dessen Leute trotz der Unterdrückung durch das Militärregime und die vorherrschende Armut eine faszinierende Zufriedenheit ausstrahlen. Das Land bietet höchste Sicherheit zum Reisen, so dass man sich selbst nachts in den Großstädten durch ärmere Gegenden bewegen kann. Die Menschen sind aufgeschlossen, sprechen meist ein wenig Englisch und suchen offen Gesprächskontakt.

Hier geht’s weiter:  2. Teil: Northailand und Bangkok