Reisebericht Mexiko – Mittelamerika – Argentinien/Chile – Antarktis 2009/2010

9. Teil: Chile (Patagonien)

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50. Tag (16.01.2010): Transfer zum Torres del Paine Nationalpark

Nach der argentinisch-chilenischen Grenze folgte eine breite Schotterpiste, der wir die nächsten 2 Stunden in den Torres del Paine Nationalpark folgten. Bereits vor den Toren des Nationalparks bekamen wir Guanacas (Lama-ähnliche Tiere) und einen Steppenfuchs zu sehen. Im Park checkten wir am Abend in unserer Posada Rio Serrano ein. Wir gönnten uns ein saftiges Steck zum Abendessen!

51. Tag (17.01.2010): Torres del Paine Nationalpark, Rechter Flügel des „W“

Uns war klar, dass uns die nächsten 3 Tage einiges abverlangen würden, stand doch die Wanderung des „W“ auf dem Programm. Als „W“ wird der W-förmige Wanderweg bezeichnet, der sich um das hiesige Torres-Massiv rankt. Dabei gibt es Wanderer (bevorzugt solche mit Zelt oder die bereits alle Übernachtungsherbergen vorgebucht haben), die das „W“ von links nach rechts oder umgekehrt durchwandern. Andere, wie wir, erwandern das „W“ in 3 Teilstücken.

So stand heute der rechte Flügel des „W“ auf dem Programm. Das bedeutete Aufstehen um 06.00 Uhr, Frühstück, Abfahrt zum Ausgangspunkt des Wanderweges. Um 09.00 Uhr brachen wir vom Parkplatz des Trailheads auf, gegen 10.10 Uhr hatten wir 5,5 km absolviert und waren an der Hosteria Chileno, in der wir bis 10.45 Uhr pausierten. Nach weiteren 4,4 km erreichten wir um 11.30 Uhr das Camp und nach weiteren 800 m in steiler Felsenkletterei den Torres Viewpoint um Punkt 12.00 Uhr. Leider waren hier oben gerade jetzt die Bergspitzen wolkenverhangen und es regnete leicht, so dass außer der Lagune selbst nicht allzuviel zu sehen war. Heute sollte der Spruch „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ ausnahmsweise mal nicht stimmen. Somit machten wir uns um 12.15 Uhr wieder auf den Rückweg. Um 12.45 Uhr legten wir am Camp eine Mittagspause ein, zu der wir unsere Konserven aßen. Um 13.00 Uhr ging’s weiter, um 14.00 Uhr waren wir wieder an der Hosteria Chileno und um 15.10 Uhr am Parkplatz.

Somit hatten wir heute 21,4 km in 6 h 10 min zurückgelegt. Das Wetter war relativ gut, auf dem Rückweg hatten wir an einigen Stellen allerdings mit extremsten Winden zu kämpfen. Einige Wanderer mit schweren Rucksäcken kamen uns auf nahezu allen vieren entgegen, da sie sich kaum auf den Beinen halten konnten. Nachdem wir wieder unten waren, riss der Himmel um die Bergspitzen wieder auf und wir hatten tolle Sicht auf selbige.

Wir nutzten das gute Wetter, um unsere Sightseeing-Tour mit dem Auto fortzusetzen. Wir machten Stopps am Mirador Lago Sarmiento, Mirador Lago Nordenskjold, dem Wasserfall Salto Grande, Mirador Hosteria Pehoe und Wasserfall Salto Chico. Unterwegs bekamen wir ein scheues Gürteltier zu sehen.

Wieder an unserer Posada stellten wir fest, dass die Tanknadel schon weiter hinten stand als erwartet. Da es hier weit und breit keine Tankstelle gab und wir nach dem Nationalparkbesuch zumindest wieder bis zur Grenze zurückkommen mussten (dort sollte es eine Tankstelle geben), entschieden wir uns, morgen eine alternative Transportmöglichkeit zum Katamaranhafen zu suchen. Da ein offizieller Transport innerhalb des Parks 35 US-Dollar pro Person kosten sollten, fragte ich ein englisches Ehepaar, das morgen abreisen wollte, ob sie uns bis zum Katamaranhafen des Parks mitnehmen würden. Sie sagten zu. Wir genossen abermals ein Steak und gingen frühzeitig ins Bett.

52. Tag (18.01.2010): Torres del Paine Nationalpark, Linker Flügel des „W“

Das englische Ehepaar hatte Wort gehalten und fuhr uns frühzeitig zum Katamaranhafen. Unseren Mietwagen ließen wir an der Posada stehen. Wir wunderten uns, warum sich die Briten so beeilten, hatten wir doch (scheinbar) genug Zeit. Wir wunderten uns erneut, als wir sahen, dass der Katamaran schon auslaufbereit im Hafen lag. Beim Ablegen des Katamarans und Uhrenvergleich mit unseren Sitznachbarn stellten wir fest, dass wir die Uhr gestern bei der Einreise nach Chile fälschlicherweise um eine Stunde zurückgestellt hatten – diese Angabe im Lonely Planet war falsch! Wie alles hier im Nationalpark war auch die Katamaranfahrt sündhaft teuer, aber eine andere sinnvolle Möglichkeit gab es nicht, den „linken unteren Punkt des W“ zu erreichen. Nach Ankunft am Katamaranhafen auf der anderen Seite des Lago Pehoe checkten wir in der schön gelegenen Paine Grande Lodge ein. Diese stellte den Gipfel der hiesigen Preispolitik dar: Ein Bett in einem Mehrbettzimmer kostete 45 US-Dollar, worin zu aller Unverschämtheit noch nicht einmal eine Decke inbegriffen war. Eine Decke oder einen Schlafsack hätte man sich für weitere 10 US-Dollar dazu buchen können – wenn es noch welche gegeben hätte. So also stand uns eine unruhige und kühle Nacht für 45 USD pro Person bevor.

Zunächst stand aber die Wanderung auf dem linken Ast des „W“ an. Wir starteten um 11.00 Uhr und gingen geradewegs auf den Aussichtspunkt auf den Grey Gletscher zu. Wir kamen mit einem holländischen Ehepaar ins Gespräch. Gegen 14.20 Uhr hatten wir nach 11 km Wegstrecke den Grey Viewpoint, der einen tollen Blick auf den gleichnamigen Gletscher gewährte, erreicht. Wir machten uns noch die Mühe, auf ein paar Felsen zu klettern und den Blick auf den Grey Gletscher weiter zu optimieren.

Um 14.45 Uhr hatten wir genug gesehen und machten uns auf den Rückweg. Wie schon am Tag zuvor fiel uns auf, dass ausschließlich schlanke und sportliche Leute unterwegs waren, in der Mehrzahl junge Europäer. Um 17.30 Uhr waren wir wieder an der Lodge angekommen. Somit lautete die Bilanz für heute: 22 km in 6 h 30 min.

Da das Abendessen weit über 20 US-Dollar kostete, taten wir es unseren Mitbewohnern in unserem Zimmer gleich und aßen, was unsere Konservendosen hergaben. Wir teilten unser Zimmer mit einem Texaner, einem New Yorker, einem Brasilianer und einem Franzosen. Die Nacht war wie erwartet relativ schlaflos.

53. Tag (19.01.2010): Torres del Paine Nationalpark, Mittlerer Flügel des „W“

Da wir ohnehin wach waren, standen wir um 06.00 Uhr auf und brachen eine halbe Stunde später zur letzten ausstehenden Tageswanderung auf. Nach 7,6 km erreichten wir um 08.30 Uhr das Camp Italiano, wo wir bis 08.45 Uhr pausierten. Nach weiteren 5,5 km erreichten wir um 10.30 Uhr das Camp Britanico, von wo aus wir noch 15 min (ca. 1 km) bis zu einem Viewpoint gingen. Wir konnten die spitzen Torres Peaks sehen, die Sonne versuchte jedoch ergebnislos, die dichten Wolken weiter auseinanderzuschieben.

Um 11.00 Uhr ging es dann vom Camp Britanico wieder zurück, um 12.30 Uhr waren wir am Campo Italiano und um 14.20 Uhr schon wieder an der Paine Grande Lodge. Insgesamt hatten wir heute somit 28,2 km in 7 h 50 min zurückgelegt. Nun warteten wir geschlagene 4 Stunden auf den 18.30 Uhr-Katamaran, der uns wieder auf die Ausgangsseite des Lago Pehoe beförderte. Dort nahm uns ein Shuttle-Bus-Fahrer für ein Trinkgeld mit zur Posada Rio Serrano. Nach einer wohlverdienten Dusche aßen wir wieder lecker zu Abend – wie sollte es anders sein: ein Steak natürlich.

54. Tag (20.01.2010): Transfer nach El Calafate

Bislang war das Wetter recht gut gewesen, wenngleich wir an den jeweiligen Aussichtspunkten ein bisschen Pech mit der Sicht hatten. Wir sind aber nie komplett durchnässt worden, meist hielten sich Sonne und Wolken die Waage und wenn es mal leicht geregnet hatte, hatte uns der starke Wind schnell wieder getrocknet. Heute morgen aber regnete es in Strömen, was uns den geplanten Abschied leichter machte. Nach dem Frühstück fuhren (bzw. schwammen) wir zurück in Richtung Grenzort Cerro Castillo – die Schotterpiste hatte sich in eine Schlammpiste verwandelt. In Cerro Castillo stand die Tanknadel dann kurz vor dem roten Bereich, so dass wir notgedrungen nach der angeblichen Tankstelle suchen mussten. Nach längerem gezielten Suchen fanden wir ein verwittertes Tankstellenschild und eine in einer Holzhütte eingeschlossene Zapfsäule. Wir klingelten bei den Zuständigen und füllten uns für etwa 35 US-Dollar 20 Liter in unsere Tank. Teures schwarzes Gold hier unten! Nach der Grenzüberschreitung ging es zügig weiter in Richtung El Calafate.

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