Reisebericht Kolumbien 2022

Dieses Jahr wollten wir endlich das nachholen, was wir eigentlich schon letztes Jahr geplant und gebucht hatten: unsere Backpackingtour durch Kolumbien. Wie schon im Vorfeld meiner Iran-Rundreise mit Martin hatte der ein oder andere Bekannte auch vor der Kolumbien-Rundreise mit Juliet gewisses Unverständnis geäußert bzw. angezweifelt, ob man eine Reise in ein solches Land wagen könne. Schnell sind Vorurteile oder aus den Medien bekannte Themen auf dem Tisch, wie z.B. „da müsst ihr wahnsinnig aufpassen, dass ihr nicht an Drogen geratet oder diese euch unbemerkt zugesteckt werden“ oder „passt bloß auf, da treiben doch Escobar und Konsorten ihr Unwesen“ oder „da ist ziemlich vieles mafiös aufgezogen“. Was soll ich sagen? Wir hatten während des gesamten Urlaubs keinen Kontakt zu Drogen, Escobar ist seit fast 30 Jahren tot und die einzig mafiösen Strukturen habe ich in der staatlichen Airline Avianca festgestellt, die tatsächlich alles tut, um ihre Kunden zu verarschen.

Wie viele Vorurteile haben die oben genannten schon ihren berechtigten Ursprung, jedoch hat sich die Welt in den letzten 10-20 Jahren weitergedreht – und in dieser Zeit hat sich die (Sicherheits-) Situation in Kolumbien tatsächlich deutlich verbessert, während sie sich z.B. in Mexiko oder Venezuela dramatisch verschlechtert hat.

Anbei eine Übersicht über unsere Reiseroute:

1 = Flug München – Bogota
2 = Busfahrt Bogota – Villa de Leyva
3 = Busfahrt Villa de Leyva – San Gil / Barichara / Guane
4 = Taxifahrt San Gil – Bucaramanga

5 = Flug Bucaramanga – Santa Marta
6 = Taxi-/Busfahrt Santa Marta – Costena Beach / Palomino – Santa Marta
7 = Flug Santa Marta – Medellin
8 = Busfahrt Medellin – Guatapé – Medellin
9 = Busfahrt Medellin – Salento / Pereira

10 = Flug Pereira – Cartagena
11 = Bootsfahrt Cartagena – Bernardo Archipel – Cartagena
12 = Flug Cartagena – San Andres
13 = Flug San Andres – Bogota
14 = Flug Bogota – München

1. Tag – Di, 28.12.2021: Anreise nach Bogota, 2°C, bewölkt

Eigentlich war unser Flug München-Madrid-Bogota mit der Air Europa für Montag, den 27. Dezember gebucht. Als ich jedoch 48 h vor Abflug online einzuchecken versucht hatte und mir dies verweigert worden war, war mir aufgefallen, dass der Flug einfach storniert und um einen Tag verschoben worden war – ohne irgendeinen Hinweis an uns vorab. Soviel also zum Thema „Billigfluglinie Air Europa“, die uns so unseren Aufenthalt in San Gil von 3 auf 2 Tage gekürzt und uns damit um unsere Rafting- bzw. Mountainbiketour gebracht hat 🙁 Glücklicherweise konnte ich die ersten Hotels noch kostenfrei umbuchen und hatte lediglich das Geld für die Vorabbuchung der Busfahrt Bogota – Villa de Leyva mit verschmerzbaren 15 EUR verloren.

So brachen wir also einen Tag später als geplant auf, fuhren mit dem PKW gegen 6 Uhr nach Erding, wo wir das Fahrzeug auf einem kostenlosen Parkplatz abstellten und fuhren von dort mit einem Bus zum Flughafen. Der Ingolstädter Airport Express war wegen seiner aktuell nur noch alle 3 Stunden angebotenen Fahrten leider nicht in Frage gekommen. In Madrid, wo uns eigentlich 1h 40min Transferzeit zur Verfügung stand, mussten wir uns dann sogar nochmal richtig sputen, da wir zum einen sehr viel Zeit durch ein langes Taxi auf dem Rollfeld verloren hatten, den vom Terminal E zum Terminal B mit 25 min veranschlagten Fußweg zurücklegen mussten, uns schnell noch was zum Essen kaufen wollten bzw. mussten (da es auf dem Flug von München nach Madrid weder etwas zu Essen noch etwas zu Trinken gegeben hatte) und wir letztlich noch die Ausreise aus der EU bewerkstelligen mussten. So kamen wir gerade rechtzeitig zum schon begonnen Boarding und konnten quasi nahtlos in den Dreamliner nach Bogota wechseln. Trotz der ganzen Hektik und einem rechtzeitigen Boarding aller Passagiere dauerte es dann nochmal 1.5 h, bevor der Flieger abhob – angeblich, weil das automatische Gepäcksystem ausgefallen und daher alle Gepäckstücke manuell auf den bzw. die Flieger verfrachtet werden mussten. Zu den 90 min Verspätung kamen schlechte Sitze und die Tatsache, dass während der über 10 Stunden Flugzeit nur 1x Essen und Trinken serviert wurde. Wenigstens das Seat Entertainment war kostenlos und funktionstüchtig, so dass ich die sich echt hinziehende Flugzeit für „American Sniper“, „Das gibt Ärger“, „San Andreas“ und „Du neben mir“ nutzte. Wir landeten um 21 Uhr Ortszeit, was 3 Uhr heimischer Zeit entsprach. Das Anstehen zur Einreise nahm ca. 30 min in Anspruch, aber zumindest war unser Gepäck vollständig vorhanden und wir konnten problemlos ein Taxi zu unserem Hotel ergattern. Müde fielen wir ins Bett, nicht jedoch ohne vorher noch online über redbus.co den 08.45 Uhr-Bus von Bogota nach Villa de Leyva für morgen vorzubuchen.

2. Tag – Mi, 29.12.2021: Bogota – Villa de Leyva, Villa de Leyva, 20°C, wolkig

Nachdem wir wie erwartet bereits früh wach waren, nahmen wir um 7.00 Uhr unser aus Rührei, Toast und Hot Chocolate bestehendes Frühstück in der Hotel-Lobby ein und ließen uns dann in einem vom Hotel gerufenen Taxi zum Terminal Salitre bringen, wo wir pünktlich um 07.45 Uhr mit einer Stunde Vorlauf am Schalter von Valle de Tenza zu unserer Busfahrt eincheckten. Wir waren sehr verwundert gewesen, dass nicht nur auf dem Ticket der Busgesellschaft, sondern auch nach unserer Rückfrage beim Hotel bestätigt wurde, dass man sich eine ganze Stunde vor der geplanten Busabfahrt am Terminal einzufinden hatte – das klang so gar nicht kolumbianisch 😉 Und letztlich haben wir dies auch nie so vorgefunden. Es war immer möglich, auch noch kurzfristig einen Bus zu buchen, vorausgesetzt natürlich, es waren noch Plätze verfügbar. Wir hatten das Glück, dass uns die Dame am Schalter einen ab sofort verfügbaren Bus anbot und uns aufforderte, uns entsprechend zu beeilen. Letztlich fuhr der für 07.50 Uhr angesetzte Bus, den ich auf keinem Fahrplan des Anbieters hatte entdecken können, erst um 08.10 Uhr mit uns und zwei weiteren Mitfahrern ab und tuckerte zunächst mal langsam über die schlaglochübersähten Straßen Bogotas  zum Terminal del Norte, während er immer wieder Leute aufnahm, auch für kürzere Streckenstücke. Obwohl wir um 9 Uhr das nördliche Busterminal der Hauptstadt erreicht hatten, dauerte es abermals 23 min, bis es in Richtung unseres Ziels weiterging. Letztlich wartete der Busfahrer, bis alle Plätze belegt waren, bevor er seine Weiterfahrt startete. Es ging noch ein kurzes Stück durch die nördlichen Ausläufer Bogotas, wobei ich zunächst annahm, dass der Sprit hier sündhaft teuer war, da Diesel und Normalbenzin zwischen 8500 und 10.000 COP und Super bzw. Extra um ~150.000 COP angeboten wurden, also umgerechnet ca. 2 EUR bzw. über 3 EUR! Wir ließen uns allerdings aufklären, dass die Angaben nicht auf einen Liter, sondern auf eine Gallone bezogen waren, was den Literpreis mit 53 ct bzw. 80 ct etwas relativierte. Es folgte eine landschaftlich schöne Bergstrecke, an der immer wieder schöne Restaurants lagen.

Es war 12.16 Uhr, als wir Villa de Leyva erreicht hatten, also genau die Zeit, zu der unser 08.45 Uhr-Bus hätte hier eintreffen sollen. Den angegebenen Fahrzeiten konnte man also nur bedingt Glauben schenken. Bereits auf dem Weg zu unserem zentral gelegenen Hotel saugten wir die Schönheit des Kolonialstädtchens auf. Nachdem wir eingecheckt hatten, ließen wir uns zunächst bei Sonne und angenehmen Temperaturen auf der Außenterrasse eines direkt am Playa Mayor gelegenen Restaurants nieder. Wir bestellten uns Empanadas als Vorspeise, Guanabanasaft zum Trinken und Rippchen mit Kartoffelecken und verschiedenen Saucen als Hauptspeise.

Nachdem wir mehr als satt waren, starteten wir unseren Streifzug durch die Kopfsteinpflastergassen rund um den Plaza Mayor. Immer wieder konnten wir einen Blick in herrliche Innenhöfe von Restaurants oder Privathäusern werfen und waren gebannt von den toll herausgeputzten und verzierten Fassaden der Häuser.

Der Plaza Mayor selbst ist wohl der größte Platz dieser Art in ganz Südamerika. Anschließend machten wir einen Spaziergang zu dem etwas außerhalb gelegenen Terracota Haus, das allerdings dienstags und mittwochs geschlossen hatte, so dass wir es nur von außen und aus der Entfernung fotografieren konnten. Wir kauften noch ein paar Getränke in einem Supermarkt und gingen kurz ins Hotel, um die morgige Weiterfahrt nach San Gil zu organisieren. Leider war kein Uber-Fahrzeug (das für diese Strecke mit Preisen ab 120.000 COP gelistet war) verfügbar und uns ein Taxi mit 450.000 COP (ca. 100 EUR) zu teuer, so dass wir uns abermals für eine Weiterfahrt per Bus entschieden. Eigentlich wollten wir vor Einsetzen der Dunkelheit noch zur Christus-Statue hinaufwandern, von wo sich ein toller Blick über die Altstadt von Villa de Leyva hätte bieten sollen, verzichteten mit einsetzendem Regen nach etwa der Hälfte der bereits zurückgelegten Strecke aber darauf. Stattdessen wohnten wir eine Zeit lang dem Fußballtraining einiger junger Männer bei, die sich unter einem großen Dach und bei bereits aktiviertem Flutlicht wetterunabhängig austobten. Nachdem die Dunkelheit eingesetzt hatte, machten wir noch ein paar Fotos von den weihnachtlich illuminierten Gassen und begaben uns anschließend, noch satt vom Mittagessen, zurück ins Hotel.

3. Tag – Do, 30.12.2021: Villa de Leyva –San Gil, 24°C, sonnig

Das Frühstück im Hotel hatten wir bereits gestern abgesagt. Da es erst ab 7.30 Uhr serviert wurde und wir uns aber die Chancen auf eine mittägliche Ankunft in San Gil wahren wollten, brachen wir bereits um 5.30 Uhr auf. Uber war hier leider nicht verfügbar und ein Taxi für die Gesamtstrecke fanden wir mit 450.000 COP = 100 EUR zu teuer. Ziel war es, frühzeitig mit einem Bus nach Tunja zu gelangen, um von dort den 7.30 Uhr-Bus nach San Gil zu erreichen, der planmäßig gegen 12 Uhr am Zielort sein sollte. Somit hätten wir trotz des einen weggefallenen Tags in San Gil evtl. die Möglichkeit, den heutigen Nachmittag für Barichara und Guane zu nutzen und den morgigen Tag für eine Outdoor-Aktivität unserer Wahl zu verwenden. Leider blieb es nur bei einem Plan. Zunächst lief es eigentlich noch gut, als wir um 05.45 Uhr einen lokalen Bus von Villa de Leyva nach Tunja erwischten, der um 06.45 Uhr am modernen Busterminal in Tunja einlief. Dort wurden uns am Schalter von Omega zwei Tickets für einen Bus um 7.30 Uhr verkauft, der gegen 12 Uhr in San Gil sein sollte. Uns war wohl bewusst, dass uns der Angestellte das Ticket über Preis verkaufte (60.000 COP statt 47.000 COP p.P.), akzeptierten dies jedoch, da uns das letztlich keine Diskussion wert war. Der Bus kam allerdings nicht um 7.30 Uhr sondern erst um 8.20 Uhr. Drei weitere Personen, die nach uns am Schalter ein Ticket gekauft hatten, konnten den Bus noch betreten, wir wurden jedoch nicht mehr reingelassen, da der Bus dann voll war. Der Angestellte bekam sein Fett weg, als ich ihm meine Meinung zu diesem Vorgehen kundtat. Nachdem wir unser Geld zurückerhalten hatten, buchten wir uns am Schalter von Autoboy den nächsten verfügbaren Bus, der allerdings erst um 10.00 Uhr abfahren sollte. Wie fast nicht anders zu erwarten, war auch dieser Bus nicht pünktlich, so dass wir erst gegen 10.35 Uhr das Terminal verließen. Um 14 Uhr gab es einen etwa halbstündigen Snack- und Toilettenstopp und am Zielort San Gil kamen wir erst um 15.45 Uhr an. Somit haben wir für die gerade mal 165 km zwischen Villa de Leyva und San Gil ganze 10 Stunden gebraucht – unfassbar! Damit war klar, dass wir auf unsere geplante Ganztagesaktion (Mountainbiking bzw. Rafting) verzichten mussten. Und am Ziel waren wir immer noch nicht, da das Terminal außerhalb des Ortes lag und es daher eines Taxis für den Transfer in die Stadt bedurfte. Die Hauptstraße war allerdings derart verstopft, dass der Verkehr völlig zum Erliegen gekommen war. Also blieb als einzig brauchbare Alternative, die verbleibenden 3.1 km zum Hotel zu Fuß zurückzulegen – was mit meinem ca. 16 kg schweren Reiserucksack auf dem Rücken und dem ca. 8 kg schweren Tagesrucksack vor der Brust ca. 45 Minuten in Anspruch nahm, so dass wir gegen 16.30 Uhr endlich in unserem Hotel einchecken konnten. Damit war ein kompletter langer Tag mit einem eigentlich überschaubaren Transfer draufgegangen. Transport war also definitiv keine Stärke Kolumbiens. Wir spazierten noch etwas in die Höhen über der Stadt, wo bereits eine Straßenparty zum Jahresabschluss im Gange war. Uns fiel auf, dass Stadt regelrecht im Berg lag und zahlreiche Straßen und Gassen abnormale Steigungen bzw. Gefälle aufwiesen, einige quasi nicht mehr mit PKWs befahrbar.

Als es dunkel wurde, nahmen wir auf einem Balkon eines direkt am Hauptplatz liegenden Restaurants ein leckeres Abendessen zu uns und kauften noch ein paar Getränke und Snacks für morgen ein.

Juliet buchte noch eine 70 m Abseiltour für morgen mit der Option, evtl. ab Mittag dann in Barichara zu mir zu stoßen.

4. Tag – Fr, 31.12.2021: Barichara und Guane, 25°C, sonnig

Nach einem sättigenden Frühstück um 7.15 Uhr im Hotel (mit Suppe, Maisfladen, Brötchen, Rührei und Hot Chocolate) brach Juliet gegen 8.00 Uhr zu den Cascadas de Juan Curi auf, um dort gegen 9.00 Uhr mit einem Guide zu einem Kaskaden-Wasserfall hochzuwandern und sich anschließend 70 m entlang des Wasserfalls abzuseilen. Diese „Veranstaltung“ konnte nur bei An- und Abreise mit dem Bus in Eigenregie innerhalb eines halben Tages bewerkstelligt werden – dann sogar für gerade mal 70.000 COP = 15 EUR. Mit An- und Abtransport durch den Anbieter wurde das ganze teurer und als Ganztagestour verkauft.

Ich suchte zunächst fast eine Stunde lang erfolglos eine Bank, leider wollten mir sämtliche ATMs fünfer in San Gil aufgesuchter Banken kein Bargeld ausspucken. Scheinbar gab es Verbindungsprobleme, ich war nicht der einzige Betroffene. Also fuhr ich erst mal mit dem letzten Geld um 9.10 Uhr nach Barichara, das der lokale Bus um 9.55 Uhr erreichte. Und hier hatte ich Glück, der ATM lieferte mir das gewünschte Bargeld. Die nächsten 2 Stunden nahm ich das hübsche Städtchen detailliert unter die Lupe – inklusive zweier Drohnenflüge. In der Mitte des Ortes drohnte am Parque Nacional eine prächtige Kathedrale, weiter oben im Ort stand eine Kapelle mit tollem Ausblick über die Stadt.

Wie bereits San Gil lag auch Barichara in den Hügeln, so dass einige Gassen recht steil waren, aber gerade dadurch einen tollen Ausblick boten. Um 12.30 Uhr traf Juliet zu mir, so dass wir uns zunächst mal im Restaurant Naku ein leckeres Mittagessen schmecken ließen – was uns inklusive zweier Getränke pro Person gerade mal knappe 10 EUR insgesamt kostete. Wieder einmal waren die Fruchtshakes (diesmal Mango und Mora) eine hervorragende Wahl.

Kurz vor 14 Uhr begaben wir uns auf den ca. 6 km langen Weg von Barichara nach Guane. Abgesehen davon, dass die Sonne intensiv auf uns herabstrahlte, war der meist aus großen unebenen Steinen bestehende Untergrund recht fordernd.

Zwei Bierstopps an den einzigen beiden Häusern entlang des Treks, wo Privatleute Getränke anboten, munterten uns entsprechend auf. Zweiterer bot u.a. einen tollen Ausblick auf das umliegende Tal.

Auch konnten wir tolle gelb-rote und blaue Vögel beobachten. Nach insgesamt guten 2 Stunden (davon allerdings 17 min + 25 min Getränkepause) hatten wir dann kurz nach 16 Uhr das schnuckelige Örtchen Guane erreicht, dessen spätnachmittagliche Beleuchtung abermals zu einem Drohnenüberflug einlud.

Die für diese Region bekannte Spezialität gegrillter Ameisen konnten wir leider nicht finden, so dass wir ohne diesen regionalen Snack gegen 16.45 Uhr den Ort wieder verließen. Da der einzige und letzte Bus für heute wohl erst gegen 18.00 Uhr zurück nach Barichara fahren sollte, hatten wir uns einer kolumbianischen Familie angeschlossen und einen Partybus zu einem anteiligen Pauschalpreis genommen.

Zurück in Barichara ging es nach kurzem Aufenthalt um 17.40 Uhr zurück nach San Gil, das wir um 18.20 Uhr erreichten. Für heute stand nur noch ein kleiner Einkauf an. Beim abendlichen Online-Check-In des für morgen gebuchten Flugs von Bucaramanga nach Santa Marta stellte ich fest, dass für morgen scheinbar überhaupt keine Busse von San Gil nach Bucaramanga geplant waren. Vermutlich legte die Neujahrsfeier für einen Tag das komplette Land lahm, vom Flugverkehr mal abgesehen. Mir schwante Böses, jedoch verschoben wir die Lösung dieses Problems auf morgen, schließlich sollten wir 6 Stunden für 100 km Zeit zur Verfügung haben.

Gegen 21 Uhr klopfte es an unserer Hoteltür. Die Dame des Hauses hatte allen Gästen zur Feier des Tages ein leckeres Essen bereitet: Ein schmackhafter Salat sowie 2 Scheiben saftiger Schinken und dazu ein Glas Rotwein. Wir gesellten uns zu den kolumbianischen Hotelgästen und hatten 3 gemütliche gemeinsame Stunden bis zur Jahreswende. Eine 8-köpfige Großfamilie sowie eine Mutter mit ihrer Tochter und ihrem Sohn saßen mit uns am Tisch, so dass wir uns nett austauschen konnten.

Im Gegensatz zu den meisten Einheimischen konnten diesmal die jüngeren Leute gut Englisch, u.a. weil sie schon mehrere Jahre in den USA oder in England verbracht hatten. Dabei lernten wir auch etwas von den lokalen Bräuchen zum Jahreswechsel – wie etwa das Wünschen beim Verzehr zwölfer Weintrauben oder das Füllen der Hosentaschen mit Linsen, um auch im Jahr 2022 genügend Geld in der Tasche zu haben. Einzig, ob sie denn auch alle gelbe Unterwäsche trugen, erfuhren wir heute Abend nicht 😉    

Als Empfehlung für Freunde des Outdoors-Sports würde ich mindestens 3 volle Tage (also 4 Nächte in San Gil) veranschlagen: 1 Tag für eine ganztägige Mountainbike- oder Raftingtour, 1 Tag für zwei Halbtagesaktionen mit eigener Anreise (z.B. vormittags Abseilen an den Cascadas de Juan Curi und nachmittags Caving in der auf dem Weg liegenden Cueva del Indio) und 1 Tag für Barichara und Guane incl. Wanderung auf dem Camino Real.     

5. Tag – Sa, 01.01.2022: San Gil – Bucaramanga – Santa Marta, 27°C, sonnig

Nach einem abermals leckeren Frühstück gegen 8 Uhr verließen wir kurz nach 9 Uhr unser Hotel.

Wir wollten zunächst versuchen, auf der Hauptstraße nach Bucaramanga einen entsprechenden (Klein-) Bus anzuhalten. An der Straße trafen wir einen jungen Kolumbianer, der ebenfalls einen Flug in Bucaramanga erwischen musste. Er war zuvor von seiner Mutter zum etwas außerhalb liegenden Terminal gefahren worden, wo er feststellen musste, dass alles verriegelt und verrammelt war. Nun wartete er bereits mehr als 30 min an der Straße, auf der noch kein einziger Bus vorbeigekommen war und lediglich nur wenige Privat-PKWs unterwegs waren. Er erzählte, dass der Neujahrstag traditionell den Familien vorbehalten sei und daher alle, die nicht unterwegs sein mussten, zu Hause bei der Familie blieben. Daher war seine Mutter auch nicht bereit, ihn die gut 100 km zum Flughafen Bucaramanga zu fahren, erwartete sie doch den Besuch ihrer zwölf Brüder heute. Zum anderen sagte er uns, dass wir zum Erreichen unseres Flugs um 16 Uhr San Gil spätestens um 10 Uhr verlassen haben mussten. Auf meine ungläubige Antwort, dass es doch nur gut 100 km bis zum Flughafen seien, meinte er, dass die Straße sehr kurvig und nur schwer zu fahren sei und Busse zudem unterwegs eine etwa einstündige Pause einlegten – was eine Fahrzeit von ca. 4 Stunden ohne bzw. 5 Stunden mit Pause bedeutete. Wie gut, dass es erst 9.30 Uhr war und wir nach seiner Voraussage noch 30 min Zeit hatten, ein geeignetes Transportmittel zu finden 😉

Da es weder auf Uber Angebote gab, noch Taxis unterwegs waren und uns die Einheimischen beim Versuch des Trampens stehen ließen (meist waren die Fahrzeuge ohnehin bereits voll besetzt), machte sich die Mutter des jungen Mannes im Ort auf die Suche. Schnell hatte sich herumgesprochen, dass 3 Leute einen Transport nach Bucaramanga benötigten. Kurz darauf fuhr ein Taxi vor, dessen Fahrer Stress mit seiner Frau hatte und sich daher in die Arbeit geflüchtet hatte. Glück für uns. Er war bereit, uns drei mitzunehmen, was bedeutete, dass wir den offiziellen Preis von 300.000 COP entsprechend umlegen konnten. War zwar immer noch teuer, heute aber alternativlos. Er musste zunächst noch etwas Papierkram erledigen, da es ohne Genehmigung nicht gestattet war, Fahrgäste außerhalb bestimmter Grenzen mitzunehmen, aber dann ging es nach erstaunlich kurzer Zeit los. Der Nachteil der geringen Transportmöglichkeiten an diesem Neujahrstag wurde durch den Vorteil einer sehr geringen Verkehrsdichte kompensiert. Unsere Fahrt führte uns auf spektakulärer Bergstrecke entlang des Chicamocha Canyons, der immer wieder tolle Einblicke gewährte.

Bis auf ein oder zwei riskante Überholmanöver „ins Blinde“ fuhr unser Taxifahrer zügig und versiert. Da insbesondere nur wenige Trucks unterwegs waren, die überholt werden mussten, erreichten wir den zu Bucaramanga gehörigen Flughafen Alto Negro in unerwarteter Rekordzeit von 2.5 Stunden. Die noch verbleibende Wartezeit „versalzten“ wir uns mit einer Portion Nachos. Check-In und Flug mit der Avianca verliefen ausnahmsweise problemlos, so dass wir gegen 17.30 Uhr in Santa Marta landeten. Mit dem quälend langsamen lokalen Bus ging es nun zunächst zum Mercado Publico, wo wir einen weiteren Bus in Richtung Tayrona Nationalpark nehmen wollten. Man merkte direkt, dass hier im Norden ein „anderes“ Kolumbien war, der karibische Einfluss war allerorten zu spüren: Die Hautfarbe der Menschen wurde dunkler, die Stimmung (noch) lockerer und das Klima tropischer. Ganz wohl fühlten wir uns bei der Busfahrt durch die eher ärmliche Gegend nicht, insbesondere als eine finstere Gestalt mit Revolver den Bus bestieg und damit den Busfahrer, den er offenbar kannte, in gespielter Manier anvisierte. Nach dem Aussteigen mussten wir zwei Blocks weiter zur Bushaltestelle für die Busse in Richtung Tayrona NP / Palomino gehen. Es war bereits dunkel, sämtliche Läden waren geschlossen, Rollläden heruntergelassen und nur wenige dunkle Gestalten lungerten bzw. lagen auf der Straße herum. An der Bushaltestelle trafen wir zwei weitere Backpacker, die nach Minca wollten und herausgefunden hatten, dass die letzten Busse für heute bereits abgefahren waren. Inzwischen war es 18.40 Uhr, weshalb wir nun ein Taxi ins 38 km entfernte El Zaino nahmen – mit 100.000 COP = 22 EUR für uns immer noch erschwinglich. Die Fahrt erinnerte an die dunkelsten Kapitel Indiens, die Fahrzeuge im Gegenverkehr hatten entweder gar kein Licht an oder blendeten mit Fernlicht, so dass wir nahezu im Blindflug unterwegs waren. Zudem ließen sich im Wagen die Fenster nicht schließen, so dass wir im permanenten Durchzug waren. Nach einer Taxifahrt zum Abgewöhnen hatten wir gegen 19.20 Uhr unsere Unterkunft, die Tayrona Angel Lodge, erreicht.

Diese hatten wir bewusst ausgesucht, da sie nur wenige Meter vom Parkeingang entfernt lag und wir somit am nächsten Tag unkompliziert unsere Eintrittskarten für den Park kaufen konnten. Da es im Hotel weder etwas zu Essen noch etwas zu Trinken gab, machten wir uns nochmal zu Fuß auf ins 5 min entfernte El Zaino. Hier waren tatsächlich noch zwei der Straßenrestaurants geöffnet: Ein Barbecue-Restaurant und eine Pizzeria. Wir probierten die Pizzeria aus, dessen Betreiber gnadenlos überfordert schien. Nachdem die Familie vor uns schon über eine Stunde gewartet hatte, schlossen wir uns nun mit ebenfalls einer Stunde Warten an. Andere potentielle Gäste verließen nach gewisser Zeit wieder genervt die Location. Letztlich hat die Pizza aber ganz gut geschmeckt und uns satt ins Bett gehen lassen.

Abermals lag ein langer Transfertag hinter uns.

6. Tag – So, 02.01.2022: Tayrona Nationalpark, Costena Beach, 28°C, sonnig

Nachdem die Ticketvergabe in den Tayrona Nationalpark ausschließlich auf einer First Come-First Serve-Basis abgewickelt wurde und keine Ticketbestellung vorab online mehr möglich war, gingen wir bereits um 6.30 zum Eingang des Parks und reihten uns in die bereits lange Schlange am Eingang ein. Parallel konnten wir uns zumindest schonmal zwei Armbändchen für die obligatorische Versicherung im Fall einer Bergung aus dem Park kaufen. Die Kassen öffneten um 7.00 Uhr und um 7.30 Uhr hatten wir endlich unsere heiß ersehnten Eintrittskarten, die täglich wohl bis zu 5000 Besuchern verkauft wurden. Wir gingen nochmal kurz zurück ins Hotel, wie es noch bis 8 Uhr Frühstück gab. Anschließend kehrten wir zum Parkeingang zurück, nahmen einen der dortigen Shuttlebusse, um die 3-4 km unspektakuläre Piste bis zum Beginn der Wanderwege abzukürzen und starteten um 8.40 Uhr zu unserer Wanderung. Zunächst folgten wir dem Hauptweg, der sehr abwechslungsreich gestaltet war – mal verlief er durch Dschungel, mal über Holzstege, mal über Sand, mal über Fels.

Wir sahen ein Wasserschwein und konnten eine Herde Kapuzineraffen beobachten.

Zwischendurch boten sich uns traumhafte Blicke auf Strand und Dschungel. Um 10.15 Uhr hatten wir den Abzweig zum Arrecifes Beach erreicht.

Während quasi alle Leute dem Hauptweg weiter folgten, nahmen wir diesen Abzweig nach rechts, der uns parallel zum Hauptweg entlang des menschenleeren Strands führte.

Baden war hier aufgrund der starken Strömungen zwar untersagt, jedoch war es einige hundert Meter weiter in einer kleinen Bucht möglich. Nach Rückfrage bei einem der Parkwächter konnte ich hier auch die Drohne fliegen lassen und ein paar tolle Luftaufnahmen machen.

Nach ca. 40 Minuten Aufenthalt führte uns der weitere Weg spektakulär durch Felsen hindurch (oder über diese hinweg) und unmittelbar am Wasser vorbei über Playa Arenilla und Punta Las Gaviotas zur Badebucht Las Piscina, die wir 20 min später erreicht hatten.

Hier war es uns definitiv zu voll, so dass wir nach einem kurzen Fotostopp unseren Weg weitere 20 min zum Cabo San Juan fortsetzten. Diese tolle Badebucht war wahrlich paradiesisch.

Sowohl per Drohnenkamera als auch vom bekannten Aussichtshäuschen aus konnte man traumhafte Blicke auf die Umgebung erhalten.

Zudem konnte man hier oben in einer der freien Hängematten die Seele baumeln lassen. Außerdem trafen wir hier Prachtexemplare an Leguanen.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde gingen wir weiter und erreichten nach weiteren 20 min den auf der Karte als Nudist Beach eingetragenen Strand, der glücklicherweise seinem Namen aber keine Ehre machte. Er war nahezu menschenleer und bot uns einen tollen Platz für ein Picknick. Um 13 Uhr wollten wir uns dann durch den Dschungel via El Pueblito, den heiligen Ort der Indigenen, einen Weg zum Parkausgang Calabazo bahnen. Nach etwa 20 min Fußweg durch dichtesten Dschungel, für den GPS unabdingbar war, da oftmals der scheinbar per Machete vorbereitete Weg kaum noch erkennbar war, gelangten wir an eine Kreuzung, an der wieder zwei Wege erkennbar waren. Nach Calabazo zeigte allerdings ein Schild in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren und der von uns geplante Weg nach rechts war mit dem Hinweis „Prohibido el paso. Presencia Guardia Indigena“ ausgewiesen. Trotz unserer mäßigen Spanischkenntnisse war klar, dass wir diesen Weg besser nicht nehmen sollten 😉 Scheinbar war der Weg über El Pueblito nicht mehr für Touristen vorgesehen. Da wir allerdings nicht wieder umkehren wollten, um den nördlich des Nudist Beach abzweigenden längeren Weg durch den Dschungel zu nehmen, folgten wir dem Weg nach links, der dschungelseitig zum Cabo San Juan zurückführte.

Dort trafen wir zwei Mädels, die das gleiche vorhatten, von dem weiter nordwestlichen Weg aber gehört hatten, dass er 3-4 Stunden Gehzeit bedurfte, so dass auch sie ihre Pläne verwarfen. So folgten wir dem Hauptweg zurück zum El Zaino Gate, der für uns aufgrund des vorherigen Abstechers zu einem großen Teil ja sogar neu war und hatten gegen 15.30 Uhr wieder das Eingangstor erreicht.

Wenngleich wir so nicht den ursprünglich anvisierten „Rundweg“ durch den Dschungel durchgeführt hatten, hatten wir doch einen herrlichen Tag im Nationalpark und zumindest auf einem etwa 30-minütigen Abschnitt auch „echten“ dichten Dschungel erlebt. So hatten wir noch genügend Zeit, im Hellen unser Gepäck im Hotel abzuholen und mit einem lokalen Bus in Richtung Palomino in etwa einer Stunde Fahrt zum Abzweig „Playa Mendihuaca / Costena Beach“ zu fahren. Von dort war es noch ein Kilometer Fußweg zum Strand. Nachdem man auf dem linken Weg (Playa Mendihuaca) Wegezoll von uns haben wollte, kehrten wir um und folgten wortwörtlich dem rechten Weg (Costena Beach), über den wir problemlos den tollen breiten Sandstrand erreichten. Zu unserer (negativen) Überraschung war aber sowohl unser eigentlich gebuchtes Hostel voll belegt und zum anderen der Strand total mit feiernden Menschen überfüllt. Letztlich bekamen wir aber ein ähnliches Zimmer in einem unweit gelegenen Hostel zugewiesen und widmeten uns einem leckeren Abendessen (Fisch und Reispfanne mit Shrimps).

Je später der Abend, desto mehr leerte sich der Strand, da die Festivalgäste wohl mehrheitlich am nächsten Tag wieder arbeiten mussten und nur als Tagesgäste angereist waren.

Da es hier keine Stromleitungen, sondern nur bedarfsmäßige Generatoren für die Stromversorgung gab, konnten wir den zum größten Teil in Dunkelheit liegenden Strand und einen tollen Blick auf die Sterne genießen. Nahezu unbemerkt wurden wir dabei von kleinsten Moskitos „verspeist“, die man nicht einmal auf der Haut spürte, sondern auf die man nur gelegentlich durch einen Blutstropfen auf der Haut aufmerksam wurde.

7. Tag – Mo, 03.01.2022: Palomino,  Palomino – Santa Marta – Medellin, 26°C, sonnig

Bereits um 6 Uhr brachen wir zu einem gemütlichen Strandspaziergang auf, während dem langsam die Sonne aufging.

Da die ansässigen Restaurants noch alle zu hatten, aßen wir zum Frühstück die am Vortag gekauften Snacks. Gegen 8 Uhr brachen wir nach Palomino auf, was zunächst 20 min Fußweg zur Bushaltestelle, dann 15 min Warten auf den Bus und dann eine knappe Stunde Busfahrt bedeutete. Vor Ort hatten wir recht schnell einen Anbieter für das Tubing auf dem Palomino River gefunden, so dass wir kurz später mit einem Reifen unter dem Arm jeweils auf einem Motorrad platznahmen und in halsbrecherischer Fahrt die Hügel von Palomino hinaufschossen. An einer Steilstelle verlor mein Fahrer allerdings die Balance und kippte zur Seite. Ich konnte schnell abspringen und auch der Fahrer, der zwar auf den steinigen Weg fiel und unter das Motorrad gelangte, verletzte sich glücklicherweise nicht. Nach insgesamt 15 min Anfahrt und weiteren ca. 20 min Fußweg hatten wir um 10.20 Uhr die Einstiegsstelle am Palomino River erreicht. Unser Guide band seinen und unsere beiden Reifen zusammen und nach etwa 10 min Vorbereitungen waren wir bereits auf dem Fluss – zusammen mit einigen anderen Tubern. Ganz gemütlich glitten wir in unseren Reifen sitzend den Fluss entlang, um uns herum Dschungel und herrlich grüner Bewuchs. Nach etwa 40 min hatten wir eine Sandbank erreicht.

Hier wurden nicht nur Empanadas und Getränke verkauft, sondern es ließen sich auch Einheimische mithilfe einer langen Liane vom Ufer aus über den Fluss schwingen und hineinfallen. Das musste Juliet natürlich auch gleich ausprobieren 😀 Gegen 11.45 Uhr hatten wir die Flussmündung erreicht, was bedeutete, dass die schöne Tour zu Ende war. Mit unserem Guide hatten wir uns mit Händen und Füßen und unseren paar Brocken Spanisch nett unterhalten. Zu Fuß ging es nun das kurze Stück zurück nach Palomino, wo wir die Tubing-Reifen zurückgaben und in einem kantinenartigen Restaurant ein leckeres Mittagessen zu uns nahmen (Tagessuppe und Fisch bzw. Hühnchen).

Um 13.10 Uhr erwischten wir einen Bus zurück in Richtung Santa Marta, so dass wir gegen 14.15 Uhr wieder am Costena Beach waren.

Dort tauschten wir flink unsere Klamotten und nahmen unsere großen Rucksäcke entgegen, ließen uns von zwei Motorradtaxis zur Hauptstraße fahren und nahmen um 14.50 Uhr einen vorbeikommenden Bus nach Santa Marta. Wir brauchten fast 90 min, um in dem nicht klimatisierten Bus das Zentrum Santa Martas zu erreichen. Diesmal hatten wir allerdings das Glück, das unmittelbar nach Ankunft ein Anschlussbus in Richtung Flughafen zur Verfügung stand und uns eine Stunde später um 17.18 Uhr dort ausspuckte. Bevor wir eincheckten genossen wir noch einen tollen Sonnenuntergang.

Ich stellte fest, dass die Moskitos von gestern abend ganz schöne Spuren hinterlassen hatten und meine Fußgelenke von Stichen bzw. Flecken übersäht waren. Auch diesmal funktionierte der Check-In bei Avianca problemlos, auch die Zubuchung des Gepäcks vor Ort war preiswert und schnell erledigt. Nach einer Pause im Flughafenrestaurant (Presto bzw. Long Hang) hoben wir pünktlich in Richtung Medellin ab, das wir gegen 21 Uhr erreicht hatten. Am Flughafen nahmen wir uns ein Colectivo, d.h. teilten uns ein Taxi mit zwei anderen Reisenden, so dass sich die Kosten für Juliet und mich auf lediglich 45.000 COP = 10 EUR beliefen. Dafür wurden wir ca. 23 km bis Zentrumsnähe befördert, wo dann Taxen zur individuellen Weiterfahrt zur Verfügung standen. Die Weiterfahrt zu unserem Hotel kostete uns gerade mal umgerechnet 2,30 EUR. Da das saubere Hotel Laureles Plaza in einem netten und besser situierten Ausgehviertel lag, gönnten wir uns nach Checkin gegen 22 Uhr noch einen Absacker in einer unweiten Bar.

8. Tag – Di, 04.01.2022: Medellin (La Candelaria und Parque Arvi), 26°C, sonnig

Nach einem guten Frühstück im Hotel und der erfolgreichen Online-Vorabbuchung unserer Busfahrt Medellin – Pereira für Fr, 07.01.2022 machten wir uns gegen 8.30 Uhr auf den Weg nach La Candelaria. Zwischendurch kaufte ich in einer Apotheke eine antiallergische Creme, um die inzwischen dick gewordenen und schmerzenden Knöchel zu beruhigen. An der nächstgelegenen Metrostation kauften wir uns eine Magnetkarte, die wir entsprechend für die nächsten paar Fahrten aufluden. Im Zentrum angekommen, hatten wir uns eigentlich einer geführten Stadtbesichtigung mit Real City Tours o.ä. anschließen wollen, allerdings hatten sich weder Guides noch anderen Interessenten in der alten Eisenbahnstation eingefunden, so dass wir davon ausgingen, dass die Tour heute ausfiel. Also machten wir uns selbst auf den Weg und besuchten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie die alten Eisenbahnstation, das Alpujarra Administrative Center mit seinem Denkmal,

den Platz der Lichter,

die Fußgängerzone, den Berrio-Park mit der Candelaria-Kirche, den San Antonio-Park sowie den Botero-Platz.

In der Fußgängerzone ließen wir uns Tamale, Maracuja-Shake und Guanabana-Shake schmecken, am Plaza Botero gab es Mangos mit Salz.

Da meine Füße und Knöchel aufgrund der allergischen Reaktion immer dicker geworden waren, schauten wir unterwegs mal in einem der innerstädtischen öffentlichen Krankenhäuser vorbei. Aufgrund der langen Schlangen und da die Angestellten ausschließlich Spanisch sprachen, brachen wir dies allerdings ab und begaben uns stattdessen zu einer etwa zweistündigen Mittagspause zurück in unser Hotel. Gegen 14.45 Uhr brachen wir dann wieder auf. Zunächst zu Fuß und dann per Metro ging es nach Santo Domingo im Norden Medellins. Dort konnte man immer noch im preiswerten Tarif der Metro mit einer Seilbahn in die Höhen des dortigen Barrios hinauffahren. Diese bot einen herrlichen Blick über das bunte Wohnviertel und über die im Kessel der Berge liegende Großstadt.

Ab einer gewissen Seilbahnstation verließ man dann das Metro-System und konnte die Fahrt nur durch das Lösen eines separaten Tickets lösen. Diese weiter den Berg hinaufgehende Strecke war klar für Touristen gedacht, kostete eine Tour hoch und runter doch umgerechnet 5 EUR. Diese Kabinenbahn fuhr noch kurz weiter hinauf, querte dann jedoch sehr lange ein bewaldetes Plateau, um am Ende den Parque Arvi zu erreichen. Meines Erachtens ist die Weiterfahrt mit der „Touristen-Seilbahn“ nicht mehr lohnenswert. Der Parque Arvi bietet lediglich einen zweitklassigen Markt und auch die Seilbahnstrecke war vorher deutlich spektakulärer und fotogener. Gegen 16.30 Uhr brachen wir wieder zu unserem Rückweg auf. Wir benötigten fast anderthalb Stunden, um ein in Hotelnähe befindliches mexikanisches Restaurant zu erreichen. Dort ließen wir uns Burritos, Nachos & Co schmecken.

Aufgrund des sich verschlechternden Zustands der Moskitobissstellen nahmen wir anschließend ein Taxi zur Privatklinik Las Americas, um das sicherheitshalber mal überprüfen zu lassen. Hier machte zumindest der behandelnde Arzt dem Namen der Klinik alle Ehre und konnte Englisch. Nach Hinzuziehen einer weiteren Kollegin waren sie sich einig, dass es sich um eine starke allergische Reaktion auf Moskitobisse handelte und etwaige eklige Infektionen wie Malaria, Dengue, Chikungunya oder ein Parasitenbefall ausgeschlossen werden konnten. Ich bekam gleich noch zwei Infusionen (Antiallergikum und Antihistamin) und Tabletten aufgeschrieben, so dass ich nach etwa 2 Stunden gut organisiertem Aufenthalt für gerade mal 38 EUR Behandlungskosten mit einem besseren Gefühl ins Hotel zurückkehren konnte.

9. Tag – Mi, 05.01.2022: Medellin (botanischer Garten), Medellin – Guatapé, Guatapé, 26°C, sonnig

Nach einem erneuten Frühstück im Hotel brachen wir kurz nach 9 Uhr zum botanischen Garten auf. Die nett hergerichtete und sogar kostenlose Anlage bot neben zahlreichen heimischen und exotischen Pflanzen und einem See auch Schildkröten, Leguane und Vögel aller Art.

Highlight war das Schmetterlingshaus, in dem sich tolle bunte Falter präsentierten.

Nach dem Einkauf von Getränken, Backwaren und etwas Street Food kehrten wir zum Hotel zurück, wo wir auscheckten und unser Schwergepäck für 1 Nacht lagerten. Dann nahmen wir ein Taxi zum Terminal del Norte, von wo aus wir noch den 12.30 Uhr-Bus ins 74 km entfernte Guatapé erwischten. Wie fast zu erwarten, konnte trotz halbwegs pünktlicher Abfahrt die mit 2 Stunden angegebene Fahrzeit nicht eingehalten werden. Wir brauchten geschlagene 3 Stunden bis zum Abzweig zum bekannten Fels El Penol vor Guatapé, davon alleine 1 Stunde für die letzten 5 km. Da auf dem letzten Stück wegen eines langen Staus quasi nichts mehr voranging, stiegen wir aus und setzten unseren Weg zu Fuß fort, was jedoch in etwa der mittleren Geschwindigkeit der Fahrzeuge entsprach, so dass uns der Bus später sogar nochmal für ein paar hundert Meter wieder aufnahm. Ursache für den Stau war wie so oft rücksichtsloses Parken am Straßenrand (bzw. eben halb auf der Fahrbahn), das ständige Anhalten von PKWs oder Bussen auf der Fahrbahn zum Ein- und Ausstieg von Passagieren und insbesondere das schlechte Parkplatzmanagement am El Penol, das zu einem enormen Rückstau führte.

Um 15.30 Uhr stiegen wir 10 min zum Kassenhäuschen hoch, wo wir uns prompt in den nächsten „Stau“ einreihen und ca. 15 min für die Eintrittskarten anstehen durften. Dann begann der anstrengende aber lohnende Aufstieg über die ca. 700 Treppenstufen auf den prominent dastehenden Granitfelsen, von dessen Turm aus man einen tollen Weitblick über die unten liegende Seenlandschaft hatte.

Während der Fels mit seinen Treppen doch sehr an den Sigiriya Rock in Sri Lanka erinnerte, ähnelte die Seenlandschaft um Guatapé ein Stück weit der von Bariloche in Argentinien. Anschließend genossen wir ein paar kühle Getränke mit Blick auf die Seen, den permanent im Einsatz befindlichen Rundflughelikopter und die langsam untergehende Sonne.

Um 17.15 Uhr nahmen wir einen Bus vom Abzweig bis zum ca. 3 km entfernten Terminal Guatapé, natürlich nicht, ohne wieder im Stau zu stehen 😉 Guatapé präsentierte sich als kleiner, aber sehr gemütlicher Ort mit vielen restaurierten bunten Gebäuden, einer netten zentral gelegenen Kirche und vielen stylischen Restaurants. Wir nahmen zunächst ein leckeres Abendessen zu uns – ich einen Burger zum Selberzusammenbauen und Juliet einen Fisch, dazu jeweils einen frischen Obstshake –, anschließend ließen wir uns noch jeweils einen Mojito in einer von einem Franzosen betriebenen Bar schmecken.

Das für die Nacht gebuchte Lake View Hostel lag direkt am See und bot uns fast 10 Stunden erholsamen Schlaf 🙂

10. Tag – Do, 06.01.2022: Guatapé, Guatapé –Medellin, Medellin – vormittags bewölkt, nachmittags Regen, 20°C

Wir nahmen ein schmackhaftes Frühstück in unserem Hostel ein – diesmal zur Abwechslung mal kein Ei, sondern French Toast bzw. Burrito und das ganze mit tollem Blick auf den See (wenn auch zumeist bewölkt).

Gegen 9 Uhr brachen wir auf und bummelten die Promenade entlang. Sicherheitshalber kauften wir am Busterminal schon mal ein Ticket für 11.30 Uhr – für den Fall, dass es nachher bereits voll sein sollte – und ergatterten tatsächlich zwei der letzten Plätze in diesem Bus. Dann schauten wir uns nach einer einstündigen Bootstour über den See um, die überall für einheitliche 20.000 COP = ca. 4.50 EUR angeboten wurde.  Der erste Anbieter sagte uns eine Abfahrt um 9.30 Uhr zu, schenkte dann aber den besser zahlenden Touristen für zweistündige Touren seine Aufmerksamkeit und ließ uns um 9.40 Uhr immer noch warten. Da wir noch nicht bezahlt hatten, gingen wir weiter und hatten beim nächsten Anbieter mehr Glück. Hier warteten bereits ein paar einheimische Touristen, so dass wir um 10 Uhr zur gut 60-minütigen Bootsrundfahrt aufbrechen konnten. Dabei passierten wir u.a. die Isla Fantasia, einige Villen prominenter Persönlichkeiten sowie einen ehemaligen Club Pablo Escobars.

Anschließend machten wir einen weiteren Bogen durch den netten Ort zurück zum Busterminal.

In den bereits um 11.15 Uhr zur Abfahrt bereitstehenden Bus wurde niemand mehr reingelassen (obwohl noch Sitzplätze frei waren), da dies der 11.20 Uhr-Bus war und wir ein Ticket für den 11.30 Uhr-Bus hatten. Nachdem der 11.20 Uhr-Bus um 11.35 Uhr abgefahren war, fuhr der 11.30 Uhr-Bus mit nur 10 Minuten Verspätung um 11.40 Uhr ab. Um 13.45 Uhr hatten wir in nahezu angegebener Fahrzeit das Terminal del Norte in Medellin erreicht. Von dort nahmen wir eine Metro nach Poblado, da wir eigentlich heute noch diesen Stadtteil besuchen wollten. Da es allerdings stark gewitterte, warteten wir zusammen mit hunderten anderen Menschen in der Metrostation darauf, dass das Wetter besser werden würde. Nachdem dies nach 45 min immer noch nicht der Fall war und wir in unserem Tagesrucksack keinen Schirm dabei hatten, nahmen wir einfach eine Metro, die uns möglichst nah ans Hotel heranbrachte und dann ein Taxi, das uns letztlich trocken bis vor das Hotel fuhr. Nach erneutem Check-In gingen wir erst einmal ins gegenüberliegende mexikanische Restaurant essen, bevor wir es uns in unserem Zimmer gemütlich machten.

So ließen wir den Tag mit Reisebericht-Schreiben und Lesen ausklingen.

11. Tag – Fr, 07.01.2022: Medellin – Salento, 21°C, bewölkt

Wir schafften es sogar, noch pünktlich um 7 Uhr ein Frühstück in unserem Hotel einzunehmen, bevor wir gegen 7.30 Uhr ein Taxi zum Terminal del Sur nahmen. Der Umtausch des über redbus.co vorab gekauften Vouchers in ein „echtes“ Busticket klappte wiederholt problemlos und schnell. Der 8.30 Uhr-Bus fuhr mit den landesüblichen 10 min Verspätung ab und die ersten 2.5 h der anvisierten 6 h waren tatsächlich mal erfreuliche 2.5 h Stunden ohne Stau und auf einem komfortablen Sitzplatz. Dann bahnte – wie sollte es anders sein – das Unheil seinen Lauf: Ein Erdrutsch hatte die Straße halbseitig unpassierbar gemacht, so dass eine Baustelle eingerichtet und die Fahrbahn neu befestigt werden musste. Statt an der Engstelle jedoch wechselseitig (z.B. im 5-Minuten-Takt) den Verkehr vorbeizulasssen, ging in unsere Richtung für die nächsten 70 Minuten gar nichts mehr, während in die Gegenrichtung der Verkehr weiter floss. Dann lagen die Nerven bei einigen Fahrgästen und auch beim Busfahrer blank, so dass sich dieser einfach seinen Weg über die Gegenfahrbahn zu erzwingen versuchte (für mein Empfinden eine verständliche Reaktion nach einer derart unverständlichen Verkehrsregelung). Da einige nach- bzw. mitzogen löste sich das anfängliche Chaos tatsächlich zunehmend auf und unsere Fahrtrichtung war am Zuge. Gegen 13.45 Uhr wurde nach immer wieder mal kurzem Stillstand die obligatorische Essenspause eingelegt. Wir hauten rein und aßen eine große fleischlastige Portion mit Reis und Pommes und Bananen dazu.

Um 14.30 Uhr ging es weiter, diesmal sogar unerwartet zügig, so dass wir um 16.00 Uhr Pereira erreicht hatten. Im dortigen Terminal kauften wir Bustickets für die einstündige Weiterfahrt nach Salento, die der 16.30 Uhr-Bus „pünktlich“ um 16.40 Uhr einläutete. Und was soll ich sagen – nach der angekündigten Stunde hatten wir auf der gut ausgebauten Strecke das 4000-Seelen-Örtchen Salento erreicht! 😉

Wieder mal war ein Tag mit Busfahren drauf gegangen. Wir genehmigten uns noch einen leckeren „lokalen“ Burger und Fruchtshakes und ließen den Tag im komfortablen Hotel El Mirador del Cocora ausklingen.

12. Tag – Sa, 08.01.2022: Salento, Salento –Pereira, 21°C, vormittags sonnig, nachmittags Sonne & Wolken

Gegen 7.45 Uhr nahmen wir bei herrlichem Sonnenschein und tollem Blick ins Cocora-Tal ein leckeres Frühstück auf unserer Hotelterrasse ein.

Anschließend gingen wir 2 Blocks die Straße hinab, wo Willy´s Tickets für einen Jeeptransfer ins Cocora-Tal verkaufte. Wir reihten uns in die Schlange der Wartenden ein und starteten um 9 Uhr mit einem Jeep in Richtung Tal. Der Jeep wurde so richtig vollgepackt, so dass man auch die Möglichkeit hatte, hinten auf dem Trittbrett stehend mitzufahren 😀

Um 9.20 Uhr hatten wir staufrei den Parkplatz für den Startpunkt unserer Wanderung erreicht. Hier trafen wir erstmals in größerem Maße Touristen von außerhalb Kolumbiens, allerdings immer noch sehr im Rahmen. Wie wir uns vorab im Internet informiert hatten, mussten wir zweimal Wegezoll verrichten, da der Weg durch privaten Grund verlief. Zum anderen war der Weg mitunter sehr schlammig, was im Idealfall die Benutzung von Stiefeln empfehlenswert macht. Da wir mit unserem Gepäck aber ja entsprechend begrenzt waren, mussten unsere Turnschuhe herhalten – was mit ein bisschen balancieren oder Umgehen von größeren Pfützen an der ein oder anderen Stelle auch möglich war. Zu Beginn verlief der Weg an einem Fluss entlang, so dass es immer wieder auch mal Holzplanken gab, die ein halbwegs trockenes Gehen ermöglichten.

Später gelangte man dann in den Dschungel, wo es dichter wurde und mehr Kraxelei erforderlich wurde. Auch gab es zahlreiche (z.B. recht baufällige) Hängebrücken zu überqueren.

Der Austritt aus dem Dschungel mündete in einem steilen Anstieg, der bei einer Finka endete, wo zahlreiche Touristen saßen. Zu unserer Überraschung konnte man sich in der Finka aber lediglich Käse und eine Suppe bestellen, ansonsten gab es weder Getränke noch anderes Essen.

Schade, das hätte nach dem bisher nicht ganz unanstrengenden und abwechslungsreichen Abschnitt ganz gut gepasst, zudem wir etwas knapp mit Getränken unterwegs waren. So machten wir lediglich von 11.35 Uhr bis 11.45 Uhr eine kurze Pause, bei der wir allerdings Kolibris und andere bunte Vögel beobachten konnten. Da wir uns für den Rundweg gegen den Uhrzeigersinn entschieden hatten, folgte nun der wandertechnische einfachere Teil auf einem befestigten breiten Weg mit den jedoch spektakuläreren Ausblicken auf das Tal und die bekannten bis zu 60 m hohen Wachspalmen.

Immer wieder konnte man zudem Condore in den Lüften kreisen sehen. Um 13.20 Uhr waren wir nach genau 4 Stunden zurück am Parkplatz. Wir hatten Glück, dass wir noch einen der gerade verfügbaren Jeeps zurück nehmen konnten, dann ging nämlich für längere Zeit wohl nichts mehr, da sich – mal wieder – ein kilometer langer Stau auf der Gegenfahrbahn in Richtung Cocora Tal gebildet hatte. Gut also, dass wir verhältnismäßig früh aufgebrochen waren und nun in der anderen Fahrtrichtung unterwegs waren! Nach einem erneut guten Mittagessen unternahmen wir noch einen Rundgang durch das nette bunte Städtchen Salento.

Unterwegs kauften wir ein Busticker für den nächsten verfügbaren Bus (17 Uhr), der uns (die 10 min Verspätung erwähne ich zukünftig nicht mehr 😉 ) in ungefähr einer Stunde nach Pereira brachte. Mittels eines Taxis ging es ins unweite El Gran Hotel de Pereira, einen prachtvollen Bau mit großen komfortablen Zimmern. Wir stromerten noch etwas durch die Straßen, bewegten uns nach Hinweis der Rezeptionisten jedoch nicht zu weit vom Zentrum entfernt.

13. Tag – So, 09.01.2022: Cartagena, 28°C, sonnig

Um 5.45 Uhr rief uns unser Hotel ein Taxi, das wenige Minuten später verfügbar war und uns bis 6 Uhr zum Flughafen von Pereira gebracht hatte. Die Abfertigung der Latam Airlines arbeitete so langsam, dass wir beim Fußweg zum Terminal schon nahezu die Endzeit des Boardings erreicht hatten. Als wir am Gate ankamen, stellten wir allerdings fest, dass der Flieger noch gar nicht da war und wir ohnehin noch warten mussten. Mit ca. 45 min Verspätung hoben wir nach Cartagena ab. Vor Ort fuhren wir mit dem Taxi in unser Hostel im bunten Stadtteil Getsemani. Dann gingen wir zunächst zum Hafen, um die morgige Fähre für unsere Fahrt auf die Isla Tintipan vorzubuchen. Am entsprechenden Gate gab es aber leider weder einen Ticketschalter, noch konnte uns einer von den für Touristen abgestellten Hilfskräften wirklich weiterhelfen. Wir wurden von einem Gate zum anderen geschickt, dann in das weiter entfernte Büro, das auf Sonntag natürlich geschlossen hatte. Wir gingen zunächst frustriert zurück ins Hotel, wo wir mit einer argentinischen Backpackerin ins Gespräch kamen und unser Problems schilderten. Ich hatte bereits 2 Monate zuvor versucht, die Fährfahrten online zu buchen, jedoch gab es zum einen einen Fehler auf der Website und zum anderen wurden alle meine Kreditkarten vom vom Anbieter verwendeten Zahlungsgateway PayU nicht akzeptiert. Sämtliche meiner in Spanisch verfassten emails waren unbeantwortet geblieben. Die Argentinierin berichtete von ähnlichen Problem, bot uns aber großzügig an, die Onlinebuchung mit ihrer Kreditkarte zu versuchen. Diesmal kamen wir tatsächlich etwas weiter, die Kosten waren ärgerlicherweise inzwischen jedoch schon von 100.000 COP auf 130.000 COP pro Person angestiegen und die Reservierung bekam nur den Status „pending“. Der Link zur Nachverfolgung funktionierte nicht. Wir nahmen uns vor, damit notfalls für morgen unseren Einstieg zu „erzwingen“ 😀

Anschließend starteten wir zur nachmittäglichen Stadtbesichtigung, nicht ohne zuvor in einer Kantine ein gutes Tagesmnü zu uns zu nehmen.

Als wir einmal mehr am Hafen vorbeikamen, waren dort diesmal ein paar Ansprechpartner für Touristen verfügbar. Eine der Damen konnte uns auf Basis der Vorabbuchung weiterhelfen und ein Ticket für die morgige Schnellbootfahrt ausstellen. Was für eine schwere Geburt!! Erleichtert setzten wir unseren Weg über die zahlreichen netten Plätze und vorbei an den tollen Altbauten der Stadt fort, u.a. Parque de la Marina, den Plaza Bolivar mit der Catedral de Cartagena, die Iglesia de Santo Domingo usw..

Immer mal wieder legten wir eine Trinkpause in entsprechendem Ambiente ein. Gegen 15.45 Uhr gingen wir zum Castillo San Felipe, eine von den Spaniern im Jahre 1536 erbaute Festung, von deren gewaltigen Mauern sich ein toller Rundumblick bot.

Auch einige der Tunnel konnten noch besichtigt werden. Danach gingen wir zurück zum nordwestlichen Zipfel der Stadt, wo sich u.a. vom bekannten Café del Mar ein toller Blick auf den anstehenden Sonnenuntergang bot. Da die Schlange vor dem ohnehin überteuerten Café, das letztlich nicht viel mehr als Tische und Stühle auf einem dafür vorgesehenen Platz anbot, zu lang war, kauften wir uns zwei Bier bei einem der zahlreichen Straßenhändler und taten es den Einheimischen nach, die sich auf die benachbarte Stadtmauer setzten, von wo aus man gleichermaßen die Sonne im Meer versinken sah.

Später ging es dann über schön beleuchtete Plätze zurück in Richtung Hotel. Getsemani lag allerdings in völliger Dunkelheit, da hier der Strom ausgefallen war. Wir setzten uns auf unsere Dachterrasse und genossen den Blick. Nach etwa einer Stunde war dann auch der Strom wieder da und wir konnten unser Zimmer auf eine angenehme Temperatur herunterkühlen 😉

14. Tag – Mo, 10.01.2022: Cartagena – Isla Tintipan, Isla Tintipan, 31°C, sonnig

Nach einem Frühstück auf unserer Dachterrasse lagerten wir unser Schwergepäck für die nächsten 2 Tage im Hostel und begaben uns dann mit einem leichteren 2-Tages-Rucksack zum Hafen. Das für 8.50 Uhr angesetzte Schnellboot von TranqItEasy war wie alle anderen Verkehrsmittel nicht pünktlich, sondern legte erst gegen 9.30 Uhr ab. Um 11.45 Uhr hatten wir ein Wasserhostel (nahe dem Casa en el Agua) erreicht, wo wir auf ein kleineres Motorboot umstiegen.

Dieses brachte uns in ca. 15 min Fahrt zum Hostel Santa Lova auf der dem öffentlichen Strand gegenüberliegenden Seite der Insel Isla Tintipan. Das Hostel bot zwar keinen schönen Sandstrand, lag aber durch dichte Mangroven abgeschirmt und bot exklusiv Platz für seine Gäste. Die Gastgeber waren sehr bemüht, sprachen Englisch, zeigten uns im Detail die Anlage und das Programmangebot. Eigentlich hatten wir uns ja vorgenommen, die beiden nächsten Tage ausschließlich zu relaxen, lesen und baden – jedoch war das Angebot einer um 4 Uhr in der Früh stattfindenden Mangroventour, in deren Rahmen man Erfahrungen mit leuchtendem Plankton machen konnte, etwas so besonderes, dass wir nicht anders konnten, als diese Tour zu buchen. Den Rest des Tages verbrachten wir nun aber tatsächlich damit, Cocktails zu trinken, zu lesen und mit den anderen Gästen ins Gespräch zu kommen – so u.a. mit 3 Argentiniern sowie 3 Kolumbianerinnen, von denen eine perfekt Deutsch sprach, da sie bereits seit 7 Jahre in Köln lebte.

Nach einem späten aber leckeren Abendessen gingen wir in unser Bambushaus, von wo aus wir die Wellen und die Dschungelgeräusche hören konnten und durch eine große Glasscheibe den Blick auf das Grün genießen konnten.

15. Tag – Di, 11.01.2022: Isla Tintipan, Isla Tintipan – Isla Palma, Isla Palma, 31°C, Sonne und Wolken

Pünktlich um 4 Uhr ging es auf Tour. Glücklicherweise hatte uns vorher nochmal jemand darauf hingewiesen, dass der Biolumineszenz-Effekt am besten beim Schwimmen sichtbar wird, so dass wir noch schnell in unsere Badesachen schlüpften. Bei fast absoluter Dunkelheit fuhr uns unser Bootsführer in ca. 15 min Fahrt in ein Mangrovendickicht hinaus, wo wir ins Wasser steigen durften. Das Angebot nahmen tatsächlich alle 9 Bootsinsassen war, da zum einen das Wasser herrlich warm war und zum anderen das Glühen des Plankton tatsächlich bei jeder Bewegung im Wasser hervorragend zur Geltung kam. Jede Schwimmbewegung verursachte eine tolle Leuchtspur. Eine einmaliges Erlebnis! Dieses gab es allerdings im Gedächtnis zu behalten, da eine Videoaufzeichnung mit den normalen Kameras bei der herrschenden Dunkelheit nicht wirklich möglich war. Nach einer knappen Stunde kehrten wir um ein tolles Erlebnis reicher zu unserem Hostel zurück. Unterwegs konnten wir im Lichtschein der Taschenlampe des Bootsführers zahlreiche fliegenden Fische ausmachen. Da es immer noch früh war, legten wir uns wieder ins Bett und schliefen nochmal bis 8.45 Uhr. Dann frühstückten wir ausgiebig, bevor wir um 11 Uhr mit dem Motorboot zum Mistica Island Hostel auf der Isla Palma transferiert wurden. Im Gegensatz zur Isla Tintipan war die Isla Palma kleiner und verfügte neben dem Mistica Island Hostel m.W. nur noch über ein weiteres Hotel auf der anderen Seite. Auch hier war unsere Anlage ausschließlich den per Boot hergebrachten Gästen vorbehalten. Bei diesem Hostel war das Personal etwas schwerfälliger und auch leider nicht dem Englischen mächtig, jedoch gab es einen schönen kleinen Sandstrand, der zum Baden und Erholen einlud. Um die Anlage herum schloss sich der Dschungel an, der nur per Guide besucht werden durfte. Diesmal hielten wir aber unser Vorhaben und widmeten uns ausschließlich der Erholung.

Juliet verbrachte einen großen Teil der Zeit mit Volleyball und Baden, ich mit Lesen und Drohnenflug. Auf der Anlage wimmelte es von interessanten Tieren, so z.B. zwei verschiedenen Affensorten, die einem, wenn man nicht aufpasste, das Essen wegschnappten, zahlreiche grüne, rote und blaue Papageien, die in den Wipfeln der Palmen saßen, Leguane verschiedener Größe und zu unserer Verwunderung sogar eine fette Sau, die sich zeitweise zu den Gästen am Strand gesellte 😉

Beim Mittagessen und am Abend kamen wir mit Diego aus Kolumbien und seiner Freundin Maria Fernanda aus Venezuela, die wiederum beide in Chile lebten, ins Gespräch und erfuhren so einiges über die aktuellen desolaten Zustände in Venezuela. Unsere Nacht verbrachten wir in einem aus Stroh und Bambus errichteten Zimmer, dessen Eingang einen direkten Blick auf Palmen und Meer bot.

16. Tag – Mi, 12.01.2022: Isla Palma – Cartagena, Cartagena, 29°C, sonnig

Das Frühstück und unser späterer Transfer auf die Isla Tintipan waren mit einiger unnötiger Warterei verbunden, da das Hostel so seine Organisationsschwächen hatte.

Letztlich verließen wir gegen 11 Uhr mit einigen anderen Gästen die schöne Insel wieder und fuhren zur ca. 20 min entfernten Isla Tintipan, wo wir am öffentlichen Strand anlegten und auf unsere Weiterfahrt mit dem Schnellboot von TranqItEasy warteten, das auch Verspätung hatte.

Um 12.15 Uhr liefen wir aus und der Fahrer gab gut Gas, so dass wir nach entsprechend holpriger Fahrt immerhin gegen 14 Uhr im Hafen von Cartagena einliefen, nachdem wir zuvor die Hochhäuser in der Hafeneinfahrt passiert hatten.

Wir gingen ins Getsemani-Viertel, wo unser Hostel war, und nahmen dort erst mal ein Mittagessen an der Plaza de la Trinidad zu uns.

Einmal mehr bewunderten wir die vielen bunten Wandmalereien, die mich ein bisschen an jene in Valparaiso (Chile) erinnerten.

Anschließend checkten wir erneut in unserem Hostel ein und machten uns auf die Suche nach einem Taxi, das uns für 30.000 COP (statt der von den meisten geforderten unverschämten 50.000 COP) zum 3.5 km entfernten Aussichtspunkt auf dem Cerro de la Popa brachte. Da ein Auf- bzw. Abstieg in Eigenregie aufgrund der unsicheren Umgebung nicht empfohlen war, war das Taxi die einzige Alternative. Wenngleich die Sonne gegen uns war, bot sich ein toller Blick über die Skyline von Bocagrande, den Hafen und das Häusermeer.

Im Anschluss ging es zurück ins Zentrum, wo wir erneut die Plätze aufsuchten, die uns bereits am ersten Tag vor Ort so gut gefallen hatten, u.a. Plaza de las Coches, Plaza de la Aduana und Plaza de San Pedro de Claver.

Zum Abendessen trauten wir uns an Street Food, das auf der Plaza de la Trinidad in Getsemani verkauft wurde. Hier wimmelte es um die Abendzeit von Leuten, die aßen, tanzten oder einfach sitzenderweise das Geschehen auf dem kleinen Platz verfolgten.

Im Hostel mussten wir wie bereits zuvor im Restaurant feststellen, dass es diesmal zwar Strom in Getsemani gab, dafür aber kein Wasser 🙁

17. Tag – Do, 13.01.2022: Cartagena, Cartagena – Isla San Andres, Isla San Andres, 28°C, sonnig

Nach einem Frühstück auf der Dachterrasse und einer nachgeholten Dusche gingen wir vormittags noch in den zentral gelegenen Parque Centenario, von dem wir gehört hatten, dass er Faultiere beherberge. Und tatsächlich bekamen wir zwei der insgesamt sieben in dem kleinen Park lebenden Faultiere zu sehen! Dann checkten wir im Hostel aus und ließen uns von einem Taxi zum Flughafen bringen. Dort checkten wir zu unserem Latam-Flug auf die Isla San Andres ein und erwarben eine für Touristen obligatorische Tourist Card. Der Flug verlief problemlos und wir hatten bereits beim Anflug einen tollen Blick auf die in der Höhe von Nicaragua liegende Karibikinsel.

Vor Ort stellten wir schnell fest, dass hier alles ziemlich teuer war. Selbst das Taxi zur ca. 3 km entfernten vorgebuchten Ferienwohnung war mit 15.000 COP = 3.50 EUR vergleichsweise teuer. Zu allem Überfluss hatte uns die Vermieterin unsere Wohnung storniert (allerdings nicht offiziell über booking.com, sondern nur mündlich), da wir ihrer Forderung, vorab 100% des Preises per Banktransfer vorab zu überweisen, nicht nachgekommen waren. Da die Buchungsbedingungen bei booking.com komplett anders lauteten und eine Abbuchung jederzeit über meine hinterlegten Kreditkartendaten hätte erfolgen können, war dies ein unerträgliches und unverschämtes Verhalten, das ich mir vorgenommen hatte, der Buchungsplattform entsprechend zu melden – so etwas war mir bisher noch nicht untergekommen. Aufgrund der Kurzfristigkeit hatten die Preise vor Ort für eine vergleichsweise Wohnung inzwischen etwas das 4-fache Preisniveau erreicht. Wir hatten jedoch Glück, dass in einem Hostel scheinbar kurzfristig ein Zimmer freigeworden war, das zu einem immer noch akzeptablen Preis angeboten wurde. Wir schlugen direkt zu und gingen die verbleibenden 2 km zu Fuß. Woanders hätten wir uns vermutlich Gedanken machen müssen, wenn fast ausschließlich Autos mit platten oder abmontierten Reifen am Straßenrand stehen, die Straße unbefestigt ist und Leute untätig vor ihren Häusern sitzen 😉 Nicht so in der Karibik 😀 Das Hostel lag schön und war sehr ordentlich, was für den vorangegangenen Ärger entschädigte. Es blieb noch ausreichend Zeit, um den Stadtstrand Spratt Bight zu besuchen, in einem nahegelegenen Supermarkt einzukaufen und ein libanesisches Abendessen zu uns zu nehmen.

18. Tag – Fr, 14.01.2022: Isla San Andres (Rocky Cay), 26°C, vormittags regnerisch, nachmittags Sonne und Wolken

Nachdem wir gemütlich auf einer der Hostelterrassen gefrühstückt hatten, gingen wir in den Ort, wo wir die Promenade entlangschlenderten. Da für heute vormittag teilweise Regen gemeldet war, buchten wir eine Inseltour erst für morgen. Da die Einzelfahrten zu den vorgelagerten Inseln unverschämt teuer waren, blieb uns letztlich nur die Wahl einer Pauschaltour, wenngleich wir uns sicher waren, dass diese aufgrund der überall gleichen Startzeiten zu einer entsprechenden Überfüllung der aufgesuchten Spots führen würde. Wie vermutet mussten wir unseren Rundgang zwischenzeitlich tatsächlich für eine knappe Stunde unterbrechen, da es heftig regnete. Danach nahmen wir den lokalen Bus zur Cocoplum-Bucht. Der kleine Strand war für meinen Geschmack schon deutlich zu voll, jedoch hatte man die Gelegenheit, per Boot oder schwimmenderweise die kleine vorgelagerte Insel Rocky Cay zu besuchen, von der aus man ein Schiffswrack bewundern und in einem kleinen Korallenriff schnorcheln konnte.

Nachdem sich Juliet zuvor schon mal vorgetastet hatte, schwammen wir die ca. 400 m zur Insel rüber. Für den Notfall gab es eine gespannte Leine vom Festland zur Insel, an der man sich hätte festhalten oder gar entlangziehen können. Vor Ort gab es einige bunte Fische zu sehen, die sich gar nicht scheu den wenigen Menschen, die hier schnorchelten, näherten. Wir hielten es letztlich von 12 bis 15 Uhr an dem Strand aus, bevor wir uns in einem unweiten Straßenrestaurant ein Mittagessen leisteten. Danach legten wir die ca. 3 km zur Playa San Luis zu Fuß zurück.

An dem schönen langen, aus feinstem Sand bestehenden Strand genossen wir ein kühles Getränk, bevor wir einen weiteren Bus nahmen, von dem wir hofften, dass er uns im Uhrzeigersinn weiter auf der Ringstraße befördern würde. Leider beendete der Bus kurz vor dem Südzipfel der Insel seine Runde, so dass wir aussteigen und auf einen weiteren Bus warten mussten. Dieser fuhr zwar auch nicht ganz wie erwartet, sondern änderte seine Fahrtrichtung, setzte uns letztlich aber nur ca. 500 m von unserem Hostel entfernt ab.  

19. Tag – Sa, 15.01.2022: Isla San Andres (Jhonny Cay, Acuario), 28°C, sonnig

Nachdem wir das gestern gekaufte Frühstück verputzt hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Strandpromenade. Wie besprochen waren wir um 8.30 Uhr am Verkaufsstand, wo wir gestern die heutige Tour erworben hatten. Gegen 8.45 Uhr wurden wir zu einem Taxistand gebracht, von wo aus wir zum ca. 2 km entfernten Bootsanleger gebracht wurden. Dort wurden wir zusammen mit ca. 20 anderen Personen auf ein Motorboot gepfercht, das uns gegen 9.15 Uhr auf die vorgelagerte Insel Jhonny Cay brachte.

Ich hatte bereits im Vorfeld gelesen, dass man Wochenenden (und am besten auch die komplette Hochsaison) für diese Touren meiden sollte, jedoch war gestern das Wetter instabil und morgen die Zeit vor dem Rückflug zu knapp, so dass nur der heutige Samstag für uns in Frage gekommen war. Als wir auf Jhonny Cay ankamen, lagen dort bereits 3 Boote an, jedoch war zu diesem Zeitpunkt die Welt noch in Ordnung. Wir bekamen eine kurze Einweisung, die sich leider hauptsächlich auf das verfügbare Essen und Trinken, das auf der Insel verkauft wurde, beschränkte, dann durften wir uns mehr als 3 Stunden der kleinen Insel „hingeben“. Die Insel selbst ist sehr schön, nahezu durchgehend von einem Sandstrand umgeben und die zahlreichen Palmen in der Inselmitte spenden den notwendigen Schatten.

Im Lauf der nächsten Stunde liefen die Boote im Takt weniger Minuten ein und die Insel wurde von Touristen regelrecht überschwemmt. Glücklicherweise verteilten sich die Massen im Wasser etwas, so dass wir es noch als erträglich einstuften. Wir nutzten die Zeit am Strand zum Lesen und konnten Fische in unmittelbarer Nähe des Strands beobachten. Bevor wir kurz vor 12.30 Uhr zum Anlegeplatz hinübergingen, konnten wir zwei riesige Rochen beobachten sowie einen kleinen Hai, vermutlich einen Weißspitzenriffhai. Dann warteten wir zusammen mit den anderen aus der Gruppe über 30 min in der brütenden Mittagshitze auf unser Boot. Auch die übrigen Boote legten ungefähr zu dieser Zeit ab, so dass ein absolutes Chaos herrschte und die Menschen aufpassen mussten, dass sie nicht zwischen zwei Boote oder unter einen Motor gerieten. Verspätet fuhr uns unser Bootsführer dann zum Acuario hinüber, einer kleinen Insel, von der aus man quasi in einem Natur-Aquarium zahlreiche Fische beobachten können sollte. War Jhonny Cay bereits von Touristen überlaufen, so war das nur eine Vorstufe dessen, was im Acuario abging. Auf der kleinen Insel gab es quasi kaum noch ein Fleckchen Sand, das nicht belegt war… und auch in unmittelbarer Nähe im seichten Wasser tummelten sich die Heerscharen.

Wir gingen zunächst zu Fuß zur benachbarten Insel Haynes Cay hinüber, die aufgrund ihrer größeren Fläche etwas weniger stark frequentiert war und schnorchelten auf dem Weg zurück durch das seichte Wasser. Hier konnten wir zahlreiche Fische verschiedener Größe und Farbe beobachten. Rochen sahen wir hier leider keine mehr, was aufgrund der Vielzahl der im Wasser befindlichen Menschen aber auch nicht verwunderte. Bereits um 15.30 Uhr wurden wir wieder abgeholt und waren um 15.45 Uhr statt angegebener 16.30 Uhr wieder an der Anlegestelle. Für den Rücktransport stand kein Taxi mehr zur Verfügung, hier konnte man selbst sehen, wie man zum Startpunkt zurückkam. Wir kauften ein paar Zutaten für ein Abendessen und fuhren mit dem lokalen Bus bis in die Nähe unseres Hostels. Nach einer Dusche ließen wir uns Nudeln mit Bolognesesauce und reichlich Käse schmecken und resümierten über den Tag: Die vorgelagerten Inseln waren super schön gelegen und boten traumhafte Möglichkeiten zum Schnorcheln, jedoch macht unseres Erachtens ein Besuch tatsächlich am meisten Sinn, wenn weniger Menschen unterwegs sind – ansonsten sind die Locations total überlaufen, statt Ruhe herrscht eher Partystimmung (jeder lässt sein eigenes Ghettoblaster spielen wie es ihm/ihr beliebt) und es besteht die Gefahr, dass sich die Tiere rar machen.

20. Tag – So, 16.01.2022: Isla San Andres (Hoy Soplador, Playa Spratt Bight), 28°C, sonnig

Nachdem wir uns heute morgen Pfannkuchen mit Schokosauce zubereitet hatten, brachen wir gegen 9.20 Uhr gemütlich zu einer Busfahrt um die Insel auf. Wir stiegen erst am südlichsten Punkt aus, wo man das Hoy Soplador besichtigen konnte. Hier wurde das angespülte Wasser durch das Gestein kanalisiert und bei entsprechendem Wasserstand und –druck durch ein natürlich vorhandenes Loch als Fontäne herausgedrückt. Heute waren die Bedingungen allerdings nicht „rau“ genug, so dass man das Wasser im Loch lediglich plätschern hörte, aber keine Wasserfontänen ausgestoßen wurden. Es war wieder ein warmer Tag, der sogar die Hunde ruhen ließ 😉

Dann fuhren wir wieder in den Norden, um abschließend noch den Strand Spratt Bight zu besuchen. Für einen derart flughafennahen und zentral gelegenen Strand war es ein echt schöner und langer Sandstrand, der einen Blick auf die vorgelagerte Insel Jhonny Cay erlaubte.

Wir relaxten und machten uns gegen 13.30 Uhr auf den Weg zu einem lokalen Restaurant, wo wir einen nahrhaften Grillteller zu uns nahmen (incl. Suppe vorab und Eistee dazu). Dann fuhren wir mit dem lokalen Bus in Hostelnähe zurück, nahmen dort wieder unser Schwergepäck auf und warteten auf einen Bus in Richtung Flughafen. Nachdem uns zwei Busse stehen lassen hatten, konnten wir im dritten Bus trotz unseres Gepäcks mitfahren und uns dem zeitlupenartigen Check-In der Billigairline Viva Colombia widmen. Gegen 17.30 Uhr verließen wir das karibische Eiland.

Im Vorfeld hatte ich komplett konträre Meinungen zur Isla San Andres gelesen. Die einen sagten, dass es sich um eine traumhafte karibische Insel mit türkisem Wasser, zahlreichen Sandbänken und tollen Sandstränden handele, andere Stimmen sprachen von einer vom Massentourismus überrollten Insel, auf der sich der Müll türmt und die Partytouristen dem Drogenkonsum und der Prostitution hingeben. Die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo in der Mitte, wobei wir weder von Drogen noch von Prostitution etwas mitbekommen haben 😉

In Bogota angekommen nahmen wir uns eines der offiziellen Taxen, das uns zum vorgebuchten Hotel brachte. Der Fahrer warnte uns mehrfach, dass das Hotel in einer üblen und sehr gefährlichen Gegend läge – und tatsächlich wandelten sich die anfangs noch ansehnlichen Straßen in eine runtergekommene Gegend, wo sich der Müll auf den Straßen stapelte und dubiose Gestalten sowie Prostituierte herumlungerten. Es war schon verwunderlich, dass so die Straßen in unmittelbarer Zentrumsnähe aussahen. Am Hotel freute ich mich schon, dass das Taximeter 20.700 COP anzeigte, was ziemlich genau meinem auf Basis der offiziellen Tarife berechneten Fahrpreis entsprach. Dann drückte der Fahrer jedoch eine Taste und der Bildschirm zeigte ca. 39.000 COP an. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass wir hier einem schwarzen Schaf aufgesessen sind 🙁 So unangenehm die Umgebung des Hotels war, so angenehm waren die Zimmer – riesig groß und mit toller Fensterfront, die uns aus dem 8. Stock einen schönen Blick über die Skyline bot.

Den restlichen Abend nutzen wir für die ersten Ein- bzw. Ausreiseformalitäten für unseren übermorgigen Heimflug.

21. Tag – Mo, 17.01.2022: Zipaquira, Bogota Zentrum, 20°C, Sonne und Wolken, kurzer Schauer

Wir nahmen ein leckeres Frühstück zu uns und waren bereits um 8 Uhr startbereit. Die Gegend um unser Hotel war ziemlich runtergekommen, jedoch hatte sie mit Tageslicht an Gefährlichkeit verloren. Unser heutiges Ziel war das gut 50 km entfernte Dörfchen Zipaquira, das hauptsächlich durch seine Salzkathedrale bekannt ist. Da die Angaben über die Busanreise nach Zipaquira, die ich im Vorfeld ermittelt hatte, zum Teil widersprüchlich waren, fragte ich sicherheitshalber nochmal im Hotel nach. Die Rezeptionistin sagte uns, dass die Busse ab dem Portal de la 80 fahren würden. Mit Hilfe von Google Maps fand ich einen Direktbus dorthin, der nur 50 m vom Hotel entfernt abfahren sollte. Nach 30 min Warten kam der Bus auch tatsächlich vorbei und der Busfahrer ließ die Fahrgäste aussteigen, er nahm jedoch keine neuen mehr auf und versuchte uns zu erklären, dass der Abfahrtsort woanders sei. Da wir mal wieder zu viel Zeit mit Warten verloren hatten, nahmen wir ein Taxi zum Portal de la 80. Der Fahrer war ein Fuchs und fand selbst in einer Straße, deren Ende mit Betonblöcken versperrt war und andere Fahrzeuge zum Umdrehen zwang, einen millimetergenauen Weg durch die Barrieren. Am Terminal waren die Aussagen zu unserem Bus nach Zipaquira ebenfalls widersprüchlich – die einen sagten, es gebe keine Busse von hier dorthin, andere wiederum behaupteten, dass es sehr wohl welche gäbe. Nachdem wieder einige Wartezeit ins Land gegangen war, nahmen wir zunächst einen Bus nach Siberia, stiegen dort aus und hielten dort einfach einen „Zipa“-Bus an der Straße an. Inzwischen war es 9.30 Uhr, und für die verbleibenden 40 km benötigten wir nun nochmal 90 min. Zipaquira entpuppte sich als nettes Örtchen mit schönen Gassen, einer schicken großen Plaza Mayor, die von tollen Gebäuden, Restaurants und einer Kathedrale umgeben war sowie einer ebenfalls sehenswerten Plaza Independencia, in deren Hintergrund sich eine weitere Kirche erhob.

Die Salzkathedrale lag einen guten Kilometer außerhalb. Der Weg dorthin bot immer wieder einen schönen Blick auf die Stadt. Um 12 Uhr betraten wir dann das große Salzbergwerk, in dem die Arbeiter sich außerhalb ihrer eigentlichen Arbeit des Salzabbaus künstlerisch betätigt und einen Kreuzweg nachgebaut hatten. Alle Stationen waren aus dem Salzgestein herausgeschlagen. Die Gänge mündeten letztlich in eine unterirdische Kathedrale mit Mittel- und Seitenschiffen, die durch entsprechende Illumination einen beinahe mystischen Eindruck erweckte.

Zum Abschluss gab es dann noch eine etwa 20-minütige Kinovorstellung zur Entstehung und dann konnten wir den Rückweg zum Eingang mit einem unterirdischen Zug zurücklegen. Nach etwa 2 Stunden standen wir wieder im Tageslicht und genehmigten uns erstmal einen leckeren Guanabana-Shake. Kurz vor 14.30 Uhr erwischten wir einen Bus von Flota Andina mit Ziel Bogota und waren positiv überrascht, dass der Weg dorthin diesmal in einer guten Stunde absolviert war. Diesmal endete der Bus allerdings am Portal del Norte, was uns allerdings auch lieber war, da es hier einen direkten Anschluss an die Milenio-Busse gab, die hier in Bogota quasi die nicht vorhandene Metro ersetzen sollten. Da scheinbar keine Plastikkarten zum Aufladen mehr verfügbar waren, man diese letztlich aber zwingend brauchte, um Zugang zu den Plattformen zu erhalten, überredete die Verkaufsdame letztlich eine Studentin, die die von Juliet und mir bezahlte Fahrt mit auf ihre Karte nahm und uns durch das Drehkreuz mitnahm. Ihr Tipp, unsere Fahrt ins Zentrum mit dem Bus J75 „Universidades“ zurückzulegen, war ebenfalls Gold wert, handelte es sich dabei doch um eine Art Expressbus, der nur wenige Haltestellten anfuhr und tatsächlich in 35 min die 20 km vom Portal del Norte zur zentralen Busstation „Universidades“ zurückgelegt hatte. Während der Fahrt gab es einen plötzlichen Starkregen, der die Fahrzeuge auf den zur Bustrasse parallelen Straßen ganz schön ins Schwimmen brachte. Ziemlich genau mit dem Erreichen unserer Haltestelle war der Regen dann aber auch wieder vorbei und die Sonne war wieder da 🙂

Während wir für den Hinweg nach Zipaquira also trotz Taxi-Nutzung etwa 2.5 Stunden benötigt hatten, war der Rückweg mit nur 2 Bussen in rekordverdächtigen 2 Stunden erledigt.

Da wir Hunger hatten, suchten wir den Buffet King in der Fußgängerzone auf, wo wir von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr einem leckeren All-u-can-Eat-Buffet für gerade mal 30.000 COP = 6,67 EUR p.P. frönten.

Anschließend schlenderten wir noch etwas die Fußgängerzone entlang, wo sich allerdings auch zunehmend skurrile Gestalten sammelten, so dass wir mit anbrechender Dunkelheit aus Sicherheitsgründen in unser Hotel zurückkehrten.

22. Tag – Di, 18.01.2022: Bogota (La Candelaria, Cerro Monserrate), 19°C, sonnig

Nach einem abermals guten Frühstück starteten wir gemütlich in den Tag, indem wir zunächst auf den Cerro Monserrate fuhren, den Hausberg Bogotas. Eine auf Schienen geführte Kabinenbahn, die von einem Seil gezogen wird (Funicular), ermöglichte die Auf- und Abfahrt in nur wenigen spektakulären Minuten. Von der kleinen Kirche sowie der netten Anlage auf dem Gipfel hatte man einen tollen Blick über die riesige Metropole Bogota.

Hier trafen wir einen deutschen Backpacker, der die Zeit nach dem Abitur nutzte und bereits seit mehreren Monaten in Lateinamerika unterwegs war. Anschließend bahnten wir uns von der Seilbahn den Weg hin zum Zentrum.

Hier besuchten wir das sehenswerte Goldmuseum sowie das weniger sehenswerte Bogota Museum.

Das Botero Museum hatte dienstags leider geschlossen. Wir durchschlenderten einmal mehr die Fußgängerzone, wo sich an diesem sonnigen Nachmittag Straßenverkäufer, Flohmarktverkäufer, Künstler, Musikanten, Schachspieler und Obdachlose tummelten.

Die historische Altstadt im Viertel La Candelaria überraschte uns positiv: Die insbesondere von innen sehenswerte Iglesia San Francisco, die prächtige Iglesia del Carmen sowie die Plaza Bolivar, die von Justizpalast, Kathedrale, Kapitol und Lievano-Palast umgeben wurde, überzeugten uns.

Am Nachmittag nahmen wir dann noch einen leckeren Snack in einem der sehr günstigen Altstadtbistros zu uns, bis wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit zu unserem Hotel zurückkehrten, unser Gepäck aufnahmen und uns mit einem Taxi zum Flughafen fahren ließen.

Der Rückflug mit der Air Europa verlief ähnlich unspektakulär wie der Hinflug, zumindest konnten wir unseren Sitzkomfort etwas erhöhen, indem wir auf einen Platz am Notausgang wechselten.

23. Tag – Mi, 19.01.2022: Ankunft in Deutschland

Zwei Filme („They want me dead“ und „Der Kautions-Cop“) und etwas Schlaf verkürzten die Zeit, so dass wir gegen 17.30 Uhr in München landeten und gegen 20.15 Uhr wieder im winterlichen Ingolstadt angekommen waren.

Fazit:

Kolumbien ist durchaus ein lateinamerikanisches Land mit eigener Handschrift. Spanischkenntnisse machen einem das Leben deutlich leichter, da fast niemand dem Englischen mächtig ist. Auch sollte man viel Zeit mitnehmen, wenn man mit öffentlichen Transportmitteln im Land reisen möchte – ich habe ehrlicherweise noch in keinem Land ein derart unzuverlässiges Transportsystem gesehen. Haben sich sonst die Fahrzeiten immer irgendwo zwischen der von mir angenommenen Best Case-Zeit und Worst Case-Zeit eingependelt, lagen sie hier fast immer außerhalb der Worst Case-Zeit. Viele Verspätungen waren aus meiner Sicht unnötig, da die Transportmittel bereits da waren und man fast den Eindruck hatte, dass eine Verspätung zum guten Ton dazugehört. Sämtliche von den Busunternehmen angegebene Fahrzeiten konnten nie eingehalten werden, sei es wegen verspäteter Abfahrt, Stau oder Straßensperren. Plant man diese Mehrzeiten jedoch ein und/oder versucht, durch die Nutzung von Taxen und Flugzeugen statt mit Bussen die größeren Entfernungen zu überbrücken, bleibt Zeit genug, einen sehr positiven Eindruck von Land und Leuten zu bekommen. Wir wurden trotz unserer sprachlichen Defizite überall nett behandelt, man hatte nie das Gefühl, als Ausländer hinten anzustehen. Kolumbien hat viele tolle Naturhighlights zu bieten: der Tayrona Nationalpark, das Kaffeedreieck um Salento, das Seengebiet um Guatapé und die Karibikinseln sind nur ein paar Beispiele. Neben zahlreichen kleineren Kolonialorten (Villa de Leyva, Barichara, usw.) ist insbesondere Cartagena einen Besuch wert. Wenngleich das Essen mit dem in Mexiko leider nicht mithalten kann, so überzeugen aber die leckeren frischen Fruchtshakes, die fast überall zu erschwinglichen Preisen zu haben sind!