Reisebericht Myanmar -Bangladesch – Indien 2015

3. Teil: Indien

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14. Tag (09.01.2015): Kolkata

Da der gestrige Tag aufgrund des hohen Lärmpegels, der ständig erforderlichen Aufmerksamkeit im Straßenverkehr und der zahllosen Menschen auf den Straßen sehr anstrengend für uns Europäer gewesen war, schliefen wir heute aus. Um morgen mal etwas rauszukommen, machten wir telefonisch eine eintägige Sundarbans-Tour mit dem Anbieter Sundarbanchalo fest. Gegen 10.00 Uhr fuhren wir mit dem Taxi ins Zentrum, wo wir ein wenig durch die Strassen schlenderten und in einem Restaurant ein Mittagessen mit Nudeln und Hühnchen zu uns nahmen.

Danach besichtigten wir das Victoria Memorial.

Im dortigen Park machten wir eine ausgedehnte Pause und beobachteten die Inder in ihren bunten Gewändern. Dann heuerten wir einmal mehr ein Taxi an, das uns in die Kalighat Road brachte. Wir besuchten den dortigen Hindu-Tempel. Ein aufdringlicher Guide führte uns durch den Tempel und drückte uns seine Hindu-Rituale auf. Danach gingen wir zu Fuß weiter durch die Bazare in den angrenzenden Gassen, bis wir schließlich in den Rabindra Sarobar Park gelangten. Dort verweilten wir ein wenig, schauten den Spaziergängern und Joggern zu und sahen die Sonne hinter dem See versinken. Zum Tagesausklang gingen wir zum Bhojohore Manna Restaurant, wo wir traditionell bengalisches Essen zu uns nahmen. Die Portionen hätten grösser sein können, aber das Essen und auch der dazu bestellte Gurken-Curcuma-Kardamom-Cocktail schmeckten sehr gut.

Dann ging es zurück zum Hotel, wo wir noch schnell unser besonders mieses Zimmer von gestern in ein mieses Zimmer für die beiden nächsten Nächte tauschten. Im Normalfall wäre Kolkata vermutlich als lauter und dreckiger Molloch in den Reisebericht eingegangen, nach dem Vergleich zu Dhaka kann man der Millionenstadt aber sogar gewisse Qualitäten abgewinnen. Ich empfand Kolkata europäischer als Delhi – vielleicht lag es an den gelben Taxen (Austin Ambassador, allerdings durch ein indisches Unternehmen gefertigt), die das Stadtbild prägten…

15. Tag (10.01.2015): Sundarbans NP

Der Beginn des heutigen Tages wird wohl als schwärzestes Kapitel in die bisherigen Reiseberichte eingehen. Das Taxi holte uns pünktlich um 04.30 Uhr am Flughafen ab. In flotter Fahrt ging es in Richtung Sundarbans Nationalpark. Zunächst waren die Straßen noch leer, dann wurde es zunehmende voller mit Personen, die teils auf, teils neben der Strasse gingen. Da war es wieder, das flaue Gefühl im Magen, ob die Inder mit ihren beschissenen Strassen und ihrem beschissenen Fahrstil tatsächlich alles im Griff haben oder ob es immer einem Glückspiel gleicht, ob man heil ankommt. Um 06.30 passte unser übermüdeter Fahrer nicht auf oder verfiel in einen Sekundenschlaf. Als Martin ihn anstieß, war es leider schon zu spät und er erfasst eine von drei Frauen, die halb auf der Strasse gingen. Nachdem wir ausgestiegen waren, kam sehr schnell eine Gruppe von Leuten zusammen, die sich um die Frau scharten. Aggressive Rufe gegen unseren Fahrer wurden laut. Wir standen inzwischen wieder am etwas entfernt stehenden Auto. Plötzlich rottete sich eine Gruppe junger Männer zusammen, die auf uns zukamen. Als der erste einen Backstein erhob, gingen wir in Deckung. Der Stein flog in die Heckscheibe des Autos. Mir schwante Böses und ich holte schnell meinen Rucksack aus dem Wagen. Schon traf mich eine Holzlatte, die einer der Gruppe in der Hand hatte. In den folgenden Minuten verwüstete die Gruppe das Auto total, anschließend waren keine Scheiben oder Lampen mehr heil. Zwei Inder von der Strasse hatten uns beigestanden und weg von dem wütenden Mob in einen kleinen Vorgarten gebracht. Die Frau, die aufgrund des Aufpralls bei mindestens 70 km/h wohl kaum Überlebenschancen hatte, wurde auf einem Motorrad mit Anhänger abtransportiert. Irgendwie managte es unser Fahrer dennoch, unsere Weiterfahrt zu organisieren. Da wir nur noch ca. 5 km bis zum Zielort hatten, wurden wir mit einem Tuk-Tuk weiter transportiert, dann mit einem Schiff über einen der zahlreichen Wasserarme der Sundarbans transportiert und dann erneut mit einem Motorradtaxi zu einem auf einer der Sundarban-Inseln befindlichen Hotel gebracht, wo wir nach dem Schock zunächst mal ein leckeres Frühstück einnahmen. Im Anschluss nahm gegen 09.00 Uhr die von einem einheimischen Guide begleitete Tour dann ihren geplanten Lauf. Zusammen mit uns nahmen 3 Inder (Mutter, Tochter und deren Freund) an der Tour teil. Wir begannen mit dem Besuch eines Reservats, wo wir Affen und Krokodile zu sehen bekamen. Das zweite Foto zeigt sogar den Schnappschuss eines Tigers 😉

Anschließend schipperten wir gemütlich durch die Mangroven des Sundarbans Nationalparks, des größten Sumpf-/Mangrovengebietes der Welt. Das langsame Dahinfahren war eine willkommene Abwechslung. Auch das auf dem Schiff zubereitete Mittagessen war ok. Wir bekamen zwar nicht den erhofften bengalischen Tiger zu sehen, dafür aber Echsen, Kormorane, Sikahirsche und ein weiteres Krokodil. Nachmittags besuchten wir erneut einen Aussichtsturm mit Blick über eine Ebene, in der man mit viel Glück Tiger sichten konnte. Wir bekamen zumindest vorherige Tiere noch mal sowie einen Eisvogel, bekannt aus dem Kingfisher-Symbol, zu sehen.

Dann folgten weitere 90 min Schifffahrt. Als wir wieder in die Nähe von bewohnten Gebieten kamen, beobachteten wir interessiert das Leben an Land und manch überfüllte Fähre.

Gegen 17.00 Uhr stiegen wir wieder ins Auto und traten die Rückfahrt an. Es stand ein Kleinbus zur Verfügung, da sowohl die 3 Inder als auch wir zurück nach Kolkata mussten. Da die hintere Sitzreihe nicht über Anschnallgurte verfügte, beharrte ich auf die mittlere Sitzbank, wenngleich dies beim Fahrer und bei den 3 Indern auf Unverständnis stieß. Der Fahrer fuhr deutlich defensiver, trotzdem hätte man ihm nicht einmal einen Vorwurf machen können, wenn er – insbesondere mit der einsetzenden Dunkelheit – einen Fußgänger erfasst hätte: Die meisten Gespanne, Karren und natürlich die Fußgänger waren unbeleuchtet, während nahezu alle Autos sowie Motorräder das Abblendlicht viel zu hoch eingestellt hatten und in den Himmel und den Gegenverkehr leuchteten. Die Sicht bei einem auf der total maroden Strasse entgegenkommendem Fahrzeug war quasi null und die Fußgänger, die meistens mit dem Rücken zur Fahrtrichtung gingen, waren irgendwie auch unbedarft und instinktlos. Nach etwa 3-stündiger Fahrt hatten wir wieder heil Kolkata erreicht, wo wir uns im Zentrum absetzen ließen und uns mit einem guten Essen im gleichen Restaurant wie gestern belohnten. Dann folgte nur noch eine Taxifahrt zurück zum Hotel und die Buchung eines Taxis für den nächsten Morgen zum Flughafen.

16. Tag (11.01.2015): Kolkata – Varanasi, Varanasi

Um 5.35 Uhr saßen wir im Taxi, wo wir zunächst den dreisten Versuch des Taxifahrers, den gestern mit 200 INR vereinbarten Preis auf 300 INR hochzuschrauben, abwehren mussten. Beim Einchecken wies uns die Dame darauf hin, dass wir nur 15 kg Freigepäck pro Person hätten, mit insgesamt 40 kg also 10 kg Übergepäck hätten, das mit 5000 INR, d.h. mit über 60 EUR bezahlt werden müsste. Da wir dies natürlich vermeiden wollten, luden wir schnell einen Teil des Schwergepäcks ins Handgepäck um, wo hier in Indien hinsichtlich Menge alles sehr freizügig zuging. Da wir das Gepäck dazu öffnen mussten, mussten wir es erneut scannen lassen. Als die Schalterdame dann meinen Rucksack auf dem Band verschwinden sah, entdeckte sie das Star Alliance-Tag an selbigen, woraufhin sie mich darauf hinwies, dass ich dann doch 10 kg mehr Gepäck dabei haben dürfe, da Air India inzwischen in die Star Alliance eingetreten war (keine Ahnung, wer die da rein gelassen hat ;-)). Da wir inzwischen schon einige Zeit verloren hatten und die Sicherheitskontrollen noch bevor standen, räumten wir den ausgeräumten Inhalt nicht wieder zurück ins Schwergepäck, um uns einen dritten Scanprozess zu ersparen. Bei der Sicherheitskontrolle stellte sich heraus, dass Martin versehentlich sein Werkzeug (für eventuelle Reparaturen des Quadcopters) mit ins Handgepäck geräumt hatte, und Schraubendreher, Seitenschneider etc. nicht akzeptiert wurden. Ein separates Einchecken des Handgepäcks funktionierte nicht mehr, da die Checkin-Schalter inzwischen schon nicht mehr besetzt waren, also blieb nur die bittere Pille, das wertvolle Werkzeug made in Germany den Indern zu überlassen. Des ganzen nicht genug, stellte der Kontrolleur am Gate fest, dass unseren Handgepäckstücken jeweils ein abgestempeltes Gepäck-Tag fehlte. Irgendwie kam mir das bekannt vor, wenn ich an unsere letzte Indien-Reise zurück dachte. Da wir ohnehin bei den letzten Passagieren waren, wurden uns diese dann am Gate zur Verfügung gestellt. Den Sinn und Zweck dieser Tags, die nichts mit der Sicherheitskontrolle zu tun haben und auch keinen Namen o.ä. enthalten, blieb uns bis heute verschlossen. Bei der Zwischenlandung in Delhi passierte wieder das gleiche, hier wurde bereits bei der Sicherheitskontrolle muniert, dass wir keine Tags am Gepäck befestigt hätten. Hier sah man deutlich, dass sich die Inder irgendwelche Prozesse selbst übergestülpt haben, die niemand braucht und keiner versteht! Hier am Flughafen von Delhi wurden wir wie bereits gestern einmal mehr Zeuge einer sich selbst aufstachelnden Masse: Ein Mann hatte sich an einem Schalter lautstark über etwas beschwert. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sich eine riesige Menschenmenge um den Schalter gebildet hatte und lautstark und mit einigem Handgemenge herumgebrüllt wurde. Erst nach geraumer Zeit löste sich der Mob wieder auf.

Unser Anschlussflug der Air India nach Varanasi ging relativ pünktlich raus, so dass wir gegen Mittag in Varanasi waren, das früher auch unter den Namen Kashi oder Benares bekannt war. Nach einer Taxifahrt für 400 INR und Einchecken im direkt am Meer Ghat gelegenen Alka Hotel schlenderten wir zunächst durch die Gassen, um im Blue Lassi einen der besten Lassis Indiens (soweit das Statement im Lonely Planet) zu genießen. Er war wirklich gut, wurde eher gegessen als getrunken und hatte sogar optisch was zu bieten.

Anschließend gingen wir an den Ghats entlang. An einem Ghat konnte man Hindus sehen, die eine rituelle Reinigung begingen, indem sie im Ganges eintauchten. Am Manikarnika Ghat, auch als Burning Ghat bezeichnet, wurden die Körper verstorbener Hindus auf einzelnen Feuerstellen verbrannt. Ein solcher Verbrennungsprozess dauerte an die 2 h. Um das Ghat herum sah man, wie die Toten auf Holzbahren und mit gelben Tüchern bedeckt ans Ufer des Ganges getragen, dort gewaschen bzw. eingetaucht und letztlich zur für sie vorgesehenen Feuerstelle gebracht wurden. Das ganze war von einer unwirklichen Atmosphäre umgeben: Überall waren Holzscheite gestapelt, um die Feuer zur Verbrennung der bis zu 200 Leichen pro Tag am Brennen zu halten.

Es brannten 3-4 Feuerstellen gleichzeitig, die Asche wurde an den entsprechenden Stellen in den Ganges geleitet. An jenen Stellen waren auch Einheimische unterwegs, die nach dem Gold fischten, das durch Goldzähne etc. hinterlassen wurde. Umgeben wurde das Ganze von betenden Hindus. An anderen Ghats wiederum war Alltag gegeben: Kinder spielten, Ruderboote legten an oder Menschen saßen einfach auf den Stufen und schauten auf den Ganges, der hier mit einer 3000-fachen Keimbelastung im Vergleich zu in Deutschland gerade noch als Badeseen zugelassenen Gewässern aufwartete. Wir sahen aber zumindest keine Kühe oder Leichen im Wasser treiben und empfanden den Ganges hier deutlich sauberer als den Fluss durch Dhaka! Gegen 17.30 Uhr nahmen wir auf der Dachterrasse des Ganpati Guesthouses & Restaurants ein leckeres und preiswertes Abendessen ein. Für mich gab es Banana Lassi, eine große vegetarische Frühlingsrolle, ein indisches Kartoffelgericht und zum Abschluss zwei Tässchen Masalatee. Darauf begannen am benachbarten Dashashwamedh Ghat die abendlichen Zeremonien, die mit Feuerfackeln, Musik und gelben Blüten begleitet wurden.

Inzwischen war es mit ca. 12 Grad selbst für indische Winter untypisch kalt geworden. Abgesehen von den aufdringlichen Bootsfahrern, Masseuren, Postkartenverkäufern, Marihuanaverkäufern und Bettlern und dem herumliegenden Müll war Varanasi, der als heiligster Ort der Hindus gilt, wahrlich ein gleichermaßen indiskreter, abstoßender, dreckiger wie faszinierender Ort.

17. Tag (12.01.2015): Varanasi, Varanasi – Chennai

Nach einer kalten Nacht – die zur Verfügung gestellten Decken kamen nicht gegen die vorherrschende untypische Kälte an – nahmen wir ein nahrhaftes Frühstück mit Banana Pancake, Tomaten-Zwiebel-Omelett und Masalatee im Ganpati Guesthouse ein. Danach klapperten wir einmal mehr die Ghats ab und durchschlenderten die Innenstadtgassen. Auch hier gab es eine Art Festival mit Umzug zu bestaunen.

Auf eine Bootsfahrt verzichteten wir, da die Sonne den ganzen Tag aufgrund des vorherrschenden Nebels nicht hervorkam und wir zu Fuss mehr zu sehen bekamen, als wir vom Boot aus hätten sehen können. Den Hindutempel sparten wir uns aufgrund der langen Schlangen und der Tatsache, dass wir schon so manchen Hindutempel von innen gesehen hatten. Gegen Mittag nahmen wir noch einen Snack (Frühlingsrolle) und etwas zu Trinken in der am Mansarowar Ghat gelegenen Lotus Lounge ein. Hier trieben, wie auch in anderen Bereichen der Stadt, Affen ihr Unwesen: Sie fraßen oder zerstörten die auf den Restaurantaußenflächen stehenden Pflanzen und hielten die Betreiber auf Trab. Gegen 14.00 Uhr gingen wir durch das Gassengewirr zurück zum Hotel, wo wir unser Gepäck abholten und uns abermals durch die verwinkelten Gassen zur Haupstraße aufmachten. Dort nahmen wir für eher überteuerte 600 INR ein Taxi zum Flughafen. Kurz vor dem Flughafen versuchte der Fahrer uns weißzumachen, für’s Parken weitere 50 INR zu benötigen – was Blödsinn war, da eine Einfahrt bis zu 10 Minuten kostenlos war. Daraufhin sagten wir ihm, dass er nicht direkt vor das Terminal fahren müsse, sondern uns auch auf dem Parkplatz davor rauslassen könne. Nachdem wir dort dann ausgestiegen waren, wollte er dreisterweise noch ein Trinkgeld haben – so langsam kam es mir so vor, als ob einige meinten, sie könnten die Touristen anlügen und verarschen. Ein solch unsportliches Geschäftsgebaren, im Vorfeld vereinbarte Preise nachträglich hochzutreiben zu versuchen, war mir bislang nur in Indien untergekommen!

Wir landeten spät, aber pünktlich in Chennai, wo wir für günstige 400 INR ein Taxi zu unserem unweit der Central Station gelegenen Hotel City Home nahmen. Es fiel sofort auf, dass wir einen Ortswechsel vollzogen hatten: Trotz der späten Abendstunden waren es noch angenehme 25 Grad und es existierte eine Schnellstrasse vom Flughafen ins Zentrum, die in einem recht guten Zustand war und ausschließlich Autos und Motorrikschas und keine Fahrradrikschas oder Fußgänger duldete. Im sehr ordentlichen Hotel stand nur noch unsere Nachtruhe an. 

18. Tag (13.01.2015): Chennai, Chennai – Madurai

Nach verhältnismäßig spätem Aufstehen um 8 Uhr verließen wir gegen 9 Uhr das Hotel und nahmen in einem kleinen Einheimischen-Restaurant für gerade mal umgerechnete 1,80 EUR für uns beide ein leckeres lokales Frühstück mit Dosai, verschiedenen Dips und Masala-Tee ein. Anschließend begaben wir uns auf Besichtigungstour: Nach dem recht gut abgeschirmten Gerichtsgebäude folgte das eher trostlose Fort mit seinem eher uninteressanten Fort-Museum. In kurzer Tuk-Tuk-Fahrt ging es dann zum Marina Beach. Zum Teil gab es eine Art Promenade, die erfreulich gepflegt war. Auch der Strand selbst war ein breiter Sandstrand, der jedoch nicht wirklich für einen Strandbesuch ausgelegt war. Es gab weder Liegestühle noch Sonnenschirme, außerdem waren hier die Strömungen sehr stark, so dass Baden nicht empfohlen wurde. Eine Vielzahl an Verkaufsständen säumte den Strand sowie die parallel verlaufende Strasse.

Die unweit gelegene Kirche St. Mary, das Vivekananda House und die Universität waren die einzigen Gebäude, die einen kurzen Blick lohnten. Die Händler um den Strand herum waren lästiger als Schmeißfliegen und waren z.T. nur loszuwerden, in dem man laut wurde – wer nach mindestens 8x „We do NOT need a Tuk-Tuk“ immer noch nicht verstanden hatte, worum es ging, hatte es nicht anders verdient! Unser Mittagessen nahmen wir landesuntypisch im City Center Food Court ein, der ein McDonalds beherbergte. Um nicht zu europäisch zu sein, entschieden wir uns jeweils für ein großes McMaharatscha Menü. Es folgte noch ein Fußweg zur Kathedrale St. Thome und zum Kapaleeshwarar Tempel, wobei wir den Tempel aufgrund der mittäglichen Schließung nur von außen anschauen konnten.

Danach ließen wir uns ins Egmore-Viertel bringen, was als Ausgeh- und Barviertel der Stadt gilt. Nun ja, mit der Bezeichnung „Ausgehviertel“ würden Europäer wohl etwas anderes vermuten, als eine enge staubige Gasse voller kleiner Shops und mehrerer kleiner Fressbuden und Restaurants dazwischen. Wir genehmigten uns jeweils eine Cola im Afraa Restaurant, deren Besitzer scheinbar nichts anderes beabsichtigte, als uns zum Erwerb einer zusätzlichen Mahlzeit zu nötigen – dabei war in dem Laden noch ausreichend Platz, so dass er eigentlich für jeden Gast hätte dankbar sein sollen. Wir ließen uns nicht bequatschen und machten uns schließlich genervt auf den Rückweg zum Hotel. Ein Tuk-Tuk brachte uns am späten Nachmittag für 350 INR zum Flughafen von Chennai, wo um 19.30 Uhr relativ pünktlich unser Flieger der Jet Airways, quasi der Air Berlin Indiens, nach Madurai abhob. In Madurai suchten wir uns ein Taxi und transferierten zu unserem Hotel, das ebenfalls unmittelbar im Zentrum lag.  

19. Tag (14.01.2015): Madurai, Madurai – Mumbai

Wir standen gegen 7.30 Uhr auf und nahmen ein ordentliches und mit insgesamt 130 INR – umgerechnet ca. 1,80 EUR für uns beide zusammen – ein sehr preiswertes Frühstück im Hotel ein. Dann gingen wir zu Fuß um zwei Ecken und standen vor dem stattlichen Minakshi-Amman-Tempel, einem der wohl sehenswertesten Hindu-Tempel Indiens.

Leider war aus uns unbekannten Gründen drinnen nur Filmen und Fotografieren mit Handys, nicht jedoch mit Kameras oder Camcordern, gestattet. Dennoch war der Tempel einen Ausflug wert: Labyrinthartig fanden sich verschiedene kleinere Einheiten im Innern, einige Bereiche, wie z.B. die beiden vorhandenen Schreine, waren dabei nur für Hindus zugänglich. Alleine die Eingangstore waren mit jeweils weit über 1000 Figuren verziert. Zudem thronte eine überdimensionale Kuh an einem der Portale.

Was Madurai im Vergleich zu anderen indischen Städten angenehm erscheinen ließ, war ein Gürtel um den Tempel herum, in dem keine motorgetriebenen Fahrzeuge außer der Polizei erlaubt waren – ich wage mich fast, von einer Fußgängerzone zu sprechen. Dort konnte man – abgesehen von den Textilhändlern und Postkartenverkäufern – tatsächlich halbwegs ungestört seine Runden drehen. Nach der Tempelbesichtigung folgte noch ein Besuch des Tirumalai-Nayak-Palasts, der zwar ein Problem mit Tauben bzw. deren Auswurf hatte, jedoch für hiesige Verhältnisse den Eintritt wert war.

In einem indischen Restaurant namens Amritsagarat nahmen wir ein leckeres lokales Mittagessen ein. Ich bestellte Butter Naan (Brot) mit Vegetable Curry, dazu einen Sweet Lassi und im Anschluss einen Masala Tee. Danach hatten wir noch ausreichend Zeit, Einheimische zu beobachten. Gegen 13.00 Uhr kehrten wir ins Hotel zurück, wo wir noch kurz ins Internet gingen und einen Mittagsschlaf einschoben. Gegen 13.45 Uhr winkten wir uns vor unserem Hotel ein Tuk-Tuk heran. Auf den von uns vorgeschlagenen Festpreis von 250 INR wollte sich der Fahrer nicht einlassen, stattdessen wollte er von sich aus das Taxameter benutzen. Wir willigten ein und bekamen so mit gerade mal 147 INR eine sehr günstige Fahrt zum Flughafen beschert, die wir dem Fahrer aber mit einem entsprechenden Trinkgeld versüßten. Verstehe einer die Inder! Unser Spicejet-Flug war mit 1h 40min verspätet. Wie befürchtet, handelte es sich bei Spicejet um eine scheinbar angeschlagene indische Billig-Airline. Wir landeten gegen 0.00 Uhr in Mumbai und waren gegen 1.00 Uhr im Bett.

20. Tag (15.01.2015): Ellora Caves und Ajanta Caves

Der Wecker rappelte um 3.30 Uhr nach gerade mal 2.5 Stunden Schlaf. Unser heutiger Flug nach Aurangabad, von wo aus ein Besuch der beiden mächtigen Höhlen Ellora und Ajanta anstand, ging bereits pünktlich um 5.30 Uhr. Nachdem ich nicht wusste, wie groß das Angebot an Ganztages-Taxen vor Ort sein würde, hatte ich einen Mietwagen incl. Fahrer für 12 Stunden für 3200 INR über das Internet vorgebucht. Trotz Bestätigungs-email meinerseits am Vorabend, vergeblichen Anrufen der Agentur vor Ort und 20 min Wartezeit ließ sich niemand blicken, um uns abzuholen. Also schnappten wir uns einen der vertrauenserweckenderen Taxifahrer am Flughafen und vereinbarten eine Ganztagestour zu den beiden Höhlen, die so sogar nur 2500 INR kostete. Obwohl die Buchsen für Anschnallgurte des Tata Indigo scheinbar demontiert waren, willigten wir letztlich ein, mitzufahren, schärften ihm aber ein, vorsichtig zu fahren. Und tatsächlich, er hielt sich daran. Hinzu kam, dass es bereits hell war und die Strecke nicht so stark von Fußgängern frequentiert war. Gegen 7.30 Uhr kamen wir los, um 9.00 Uhr waren wir mit Eröffnung der Ajanta Caves bei selbigen. Ein amerikanisches Pärchen hatte das gleiche Tagesprogramm – ebenfalls mit Hin- und Rückflug am gleichen Tag – eingeplant. Wir liefen in insgesamt 3 Stunden die sehr sehenswerten größtenteils buddhistischen Höhlen ab (alternativ hätte man eine Sänfte nehmen können) und nahmen auch unser Mittagessen im ansässigen Restaurant ein.

Um 12.00 Uhr fuhren wir weiter zu den Ellora Caves, die wir exakt 2 h später gegen 14.00 Uhr erreichten. Auch hier ließ es sich locker 2 Stunden aushalten. Besonders der Kailasanatha-Tempel war ein Highlight der Höhlenlandschaft! Hier waren auch wieder aufgeschlossene Schüler und Schülerinnen in ihren bunten Klamotten bzw. Saris unterwegs, die mit uns zusammen fotografiert werden wollten. Im Gegenzug zögerten wir natürlich nicht, auch ein paar Schnappschüsse zu machen.

Um 16.00 Uhr fuhr uns unser Fahrer zurück zum Flughafen, nicht ohne einen Stopp in einer Seidenspinnerei mit Verkaufsveranstaltung – wir schafften es aber auch hier, ohne aus unserer Sicht unnütze Investitionen wieder den Shop zu verlassen. Gegen 17.30 Uhr waren wir am Flughafen. Da hier gerade vor 2 Wochen ein nagelneuer McDonalds seine Pforten gegenüber des Flughafens eröffnet hatte, nahmen wir einmal mehr westliches Essen ein, bevor wir pünktlich abflogen und in Mumbai landeten, wo wir wieder unser Flughafenhotel bezogen.

21. Tag (16.01.2015): Mumbai – Kochi, Fort Kochi

Der heutige Spicejet-Flug war weder storniert worden, noch verspätet – so weit, so gut. Am Flughafen in Kochi holten wir uns diesmal ein Prepaid-Taxi für 1080 INR, das uns zum von uns angegebenen Hotel in Fort Kochi bringen sollte. Da Fort Kochi eine Insel ist, ist sie über eine Fähre und über eine Brücke erreichbar. Der Taxifahrer nutzte die Situation aus und fuhr die Route mit der Fähre. Als wir in die Nähe der Landestelle kamen, hatten wir eine lange Autoschlange vor uns, die schrottige Fähre konnte jedoch nur immer 4-5 PKW aufnehmen. Der Fahrer wies uns darauf hin, dass wir entweder aussteigen, die Personenfähre benutzen und den Rest zu Fuß laufen könnten oder 1.5 h im heißen Auto warten und dann die Autofähre zusätzlich bezahlen müssten. Da ich starke Rückenschmerzen hatte und der Fußweg auf der anderen Seite durchaus mehrere km zum von uns ausgesuchten Hotel betragen hätte, war ich verlockt, dem kopfwackelnden Fahrer eine reinzuhauen. Wir entschieden uns letztlich aber, ohne ein weiteres Wort unser Gepäck aufzunehmen, für ein paar Cent als Fußgänger überzusetzen und in Fort Kochi ein anderes als das geplante Hotel in Hafennähe zu suchen. Mit dem Princess Inn fanden wir ein akzeptables Guesthouse mit nettem Besitzer für gerade mal 1000 INR pro Nacht. Bei ihm buchten wir auch eine Backwaters Tour für morgen. Den Nachmittag nutzten wir für eine Erkundung Fort Kochis. Am Hafen fanden sich eine durchaus belebte Promenade und mehrere chinesische Fischernetze. Auch verschiedene Kunstprojekte, wie z.B. eine überdimensionale „Müllkrabbe“ fanden hier ihre Realisierung.

Fort Kochi war angenehm zivilisiert im Vergleich zu den bisher besuchten Städten. Es wurde weniger gehupt, es gab insgesamt weniger Autos, man konnte eine Art Backpackerszene vorfinden und es waren relativ viele Touristen unterwegs. Da ich mich nicht 100%ig wohlfühlte, ging ich nach einem gemeinsamen Abendessen in einem netten Restaurant früh ins Bett.

22. Tag (17.01.2015): Kerala Backwaters

Nachdem wir frühzeitig aufgestanden waren, fanden wir um 7.00 Uhr ein verschlafenes Fort Kochi vor, wo es schwer war, ein Restaurant für ein Frühstück zu finden. Nach einigem Suchen fanden wir dann doch eins, dass um 7.30 Uhr seine Pforten öffnete. Wir frühstückten und bestiegen pünktlich um 8.00 Uhr den wartenden Kleinbus, der nun durch Fort Kochi fuhr und 13 weitere Touristen für die anstehende Backwaters Tour aufnahm. Wir waren eine internationale Gruppe, u.a. mit 2 französischen Pärchen, einem neuseeländischen Pärchen, einem Geschwisterpaar aus Kanada und einer älteren deutschen Dame, die nahezu 30x in Indien war und inzwischen jeden Winkel kannte. Nach dem Einsammeln dauerte die Anfahrt zu den Backwaters dann noch etwa eine Stunde, so dass wir gegen 9.30 Uhr vor Ort waren. Zunächst verteilten wir uns auf zwei kleinere Boote, mit denen es durch kleinere, engere Wasserstrassen ging. Zwischendurch gab es immer wieder Stopps, wo es etwas zu sehen gab: Eine Seilmacherei, einen Kokosnussverarbeitung und mehrere Gewuerzplantagen. Gegen Mittag nahmen wir dann ein für hier landestypisches Mittagessen ein, auf Bananenblättern serviert: Reis, Chutney, Dal, diverse Soßen und Brot.

Anschließend stiegen wir dann auf ein größeres Boot im netten Bambus-Look um, auf dem wir alle Platz hatten. Auch dieses Boot wurde von zwei älteren Indern per Hand mit Hilfe von langen Stöcken vorwärts bewegt, wie bereits das kleinere Boot zuvor.

Die Ruhe in den Backwaters ohne Motorgeknatter und Gehupe war eine Wohltat. Gegen 16.00 Uhr ging es dann zurück nach Fort Kochi. Beim Checken meiner emails stellte ich fest, dass am frühen Morgen Spicejet den für morgen angesetzten Flug nach Bengalore gecancelt hatte. Ich rief sofort die Kontaktnummer an und fragte nach in Frage kommenden Lösungen. Es gab die Möglichkeit, statt des ursprünglichen Direktflugs um 10.15 Uhr um 6.15 Uhr einen Flug nach Chennai und einen Anschlussflug nach Bengalore zu nehmen. Da wir nicht schon wieder für einen deutlichen Mehrpreis einen Alternativflug mit einer anderen Airline buchen wollten, entschieden wir uns für diese kostenneutrale Lösung, die allerdings wieder ein frühes Aufstehen um 3.30 Uhr und ein Taxi zum Flughafen erforderte (Busse fuhren um die Zeit noch nicht). Wir buchten im Guesthouse ein Taxi und bekamen garantiert, dass der Fahrer die Brücke benutzt.

23. Tag (18.01.2015): Kochi – Bengalore, Bengalore

Das Taxi bot funktionierende Sicherheitsgurte, der Taxifahrer fuhr angenehm und wie versprochen über die Brücke und nach genau einer Stunde Fahrzeit erreichten wir um 5.00 Uhr den Flughafen von Kochi. Checkin und die beiden Flüge mit Spicejet verliefen ohne Zwischenfälle oder Verspätungen und wir erreichten gegen 10.00 Uhr Bengalore, die wohl sauberste und modernste Stadt Indiens gemessen an den sonstigen Zuständen im Land. Mit dem AC-Shuttlebus ging es vom Flughafen ins Zentrum zum dortigen Busbahnhof Majestic. Unser Schwergepäck gaben wir in die am Stadtbahnhof gegenüber befindliche Gepäckaufnahme, da von dort heute Abend auch unser Nachtzug nach Hospet abfuhr. Dann nahmen wir zunächst ein Mittagessen in einem lokalen Restaurant neben dem Bahnhof ein – da ich noch vorsichtig war, gab es für mich nur Masala Tee. Im Anschluss fuhren wir mit einem Tuk-Tuk zum Bangaluru Palace, in dessen Eintrittspreis zwar leider Fotografieren und Filmen nicht enthalten war, dafür aber eine ca. einstündige Audio-Führung in Deutsch. Auch die Anlage drumherum war schön angelegt.

Danach suchten wir nach einem seriösen Tuk-Tuk-Fahrer, der keine Mondpreise verlangte, sondern brav sein Taxameter benutzte und uns zum Cubbon-Park kutschierte. Dieser Park war eine Art grüne Lunge der Millionenstadt, für hiesige Verhältnisse relativ gepflegt und wegen des Wochenendes gut besucht. Auch die den Park umgebenden Gebäude, wie State Library, High Court, Vidhana Soudha, etc. konnten sich architektonisch sehen lassen.

Als Nachmittagssnack gönnten wir uns einen Burger mit Pommes. Am frühen Abend ließen wir uns zur Garuda Mall fahren, wo neben den von uns ungenutzt gebliebenen Shopping-Möglichkeiten ein Kino der INOX-Kette untergebracht war. Leider liefen die meisten Filme erst um 22.00 Uhr – dann u.a. sogar der gerade neue erschienene Actionthriller Taken3 und ein paar andere Filme in Englisch. Da wir aber noch genügend Zeit übrig hatten, entschieden wir uns für den einzigen in Frage kommenden Film, nämlich den um 18.30 Uhr anlaufenden tamilischen Film „I“. Der Film war so abgefahren und für unser Verständnis verrückt, dass er fast wieder interessant war. Er bot eine Mischung aus Action, Horror, Kitsch, Drama, Love Story und natürlich viel Gesang – glücklicherweise mit moderner, anhörbarer Musik. Selbst ein Audi A6 und ein Audi R8 waren mehrere Male schön in Szene gesetzt! Da der Film Überlange hatte und zwischendurch eine Pause eingelegt wurde, konnten wir das Ende leider nicht mehr ganz mitverfolgen, sondern mussten gegen 21.00 Uhr die Vorstellung vorzeitig verlassen, um pünktlich unseren bereits am Gleis stehenden Nachtzug zu erwischen. Der Bollywood-Film war dennoch eine erfrischende Abwechslung und gute Nutzung der abendlichen Stunden, und die Handlung war trotz Unkenntnis der Sprache gut zu verstehen. Wir stellten fest, dass der Grund dafür, dass auf unserem Zugticket für die 1.Klasse keine Sitz- bzw. Abteilnummer vermerkt war, der war, dass der superlange Zug nur ein einziges First Class-Abteil mit 2 Betten bot. Gottseidank hatten wir frühzeitig gebucht – das bescherte uns in diesem Fall eine ruhige und ungestörte Nacht. Man muss allerdings dazu sagen, dass auch die 2. Klasse, die geschlossene klimatisierte 4-Bett-Abteile bietet und in diesem Fall in unserem Zug 3 Abteile zur Verfügung stellte, annehmbar ist. Die 3. Klasse bietet klimatisierte und nicht-klimatisierte offene 6-Bett-Abteile (letztere machen bei weitem die Mehrheit aus), was bzgl. Gepäck schon mal eng bzw. hinsichtlich Diebstahl etwas kritischer sein kann. Die Preisstaffelung lag grob bei 29:21:12:3 EUR für AC1:AC2:AC3:Non-AC3.

24. Tag (19.01.2015): Hampi

Wir kamen recht entspannt und nur leicht verspätet am Bahnhof in Hospet an, von wo wir nach Hampi weiter transferierten. Die Tuk-Tuk-Fahrer, die uns schon wieder in Scharen entgegenkamen und uns ins Gesicht logen, dass der Bus nur selten führe und 60 INR pro Person kostete, ignorierten wir. Wir nahmen den zur Abfahrt bereit stehenden Bus nach Hampi für 14 INR pro Person und kamen ca. 30 min später in Hampi Bazar an. Wir checkten im direkt an der Bushaltestelle gelegenen Padma Guesthouse ein, ließen uns dort ein Frühstück mit Toast, Omelett und Masala Tee schmecken, bei dem wir die nette Bekanntschaft mit dem in Indonesien lebenden Australier James machten und begaben uns dann auf die lohnenswerte Entdeckungstour der Umgebung, die ich als eines der diesmaligen Highlights in Indien empfand. Die über die Ebene verstreuten Tempel waren toll gelegen, von Bananenplantagen und Feldern umgeben und von einer eindrucksvollen und wohl einmaligen Kulisse an Felsbrocken eingerahmt. Auf unserem Fußweg widmeten wir insbesondere folgenden sehenswerten Tempeln unsere Zeit: Ganesha Tempel, Krishna Tempel, Lakshmi Narashmiha, Zenana Enclosure, Lotus Mahal mit Blick auf die ehemaligen Elefantenställe und das Museum, Hazara Rama Tempel, King’s Audience Place und Bad der Königin.

Da heute Martin etwas schwächelte – er bekam, vermutlich nachdem er sich bei im Auge befindlichen Kontaktlinsen im Flieger oder in der Bahn einen Zug geholt hatte – seine Augen kaum auf und war extremst lichtempfindlich – verzichteten wir auf einen langen Rückweg zurück nach Hampi Bazar, zudem dieser tatsächlich nur Fußweg ohne weitere Sehenswürdigkeiten bedeutet hätte, und nahmen stattdessen ein Tuk-Tuk. Die 2 h Nachmittagspause, die Martin im Hotelzimmer verbrachte, schlenderte ich noch durch den Ort, der außer Verkaufsständen und Restaurants und einer allerdings netten Lage am Fluss nicht sonderlich viel zu bieten hatte. Gegen 17.00 Uhr besuchten wir dann gemeinsam noch den Hindu-Tempel des Ortes, den Virupaksha-Tempel, wo neben verspielten Reliefs auch verspielte Affen und ein weniger verspielter Elefant beobachtet werden konnten. Unser Abendessen nahmen wir im Prince Restaurant ein, wo neben uns nur noch ein ebenfalls aus Deutschland stammender Backpacker namens Christian sein Essen zu sich nahm. Er war bereits 2.5 Jahre auf extrem schmalem Budget unterwegs (sah auch entsprechend aus 😉 ) und wollte nach einem weiteren Abstecher nach Sri Lanka dann wieder zurück nach Deutschland.

25. Tag (20.01.2015): Hampi und Umgebung

Nachdem wir im freundlichen Padma Guesthouse ausgecheckt und unser Schwergepäck für unsere nachmittägliche Abreise „geparkt“ hatten, nahmen wir ein Frühstück im Mango Tree Restaurant ein. Wir wollten mit dem Tuk-Tuk in Richtung Vittala Tempel fahren, erfuhren aber nach ca. 300 m Fahrt, dass die Unwegsamkeit keine Weiterfahrt per Tuk-Tuk erlaubt und wir zu Fuß weitergehen müssten. Das Stück hätten wir auch von vorneherein laufen können! So spazierten wir über einen interessanten Weg am Fluss entlang, mal über große Felsbrocken, dann an einer Bootsanlegestelle und einem Hanuman-Tempel vorbei, weiter über Wiesen bis zu einem weiteren flussnahen Tempel, wo gerade eine Prozession stattfand. Da Martin eine Art Bindehautentzündung hatte und seine Augen kaum offen halten konnte, suchte er sich einen schattigen Platz für ein Nickerchen, während ich dem Weg noch etwas weiter folgte und zum Vittala Tempel, der schönsten der hiesigen Tempelanlagen gelangte. Auch im Innenbereich war einiges geboten: Neben einer amateurhaft wirkenden indischen Filmcrew, die mit einer Europäerin bzw. Touristin in den Ruinen eine Art Werbevideo zu drehen schien, bevölkerten außerdem zahlreiche Kunststudenten den Ort, um sich im Malen bzw. Zeichnen zu üben.

Auf dem Rückweg sammelte ich Martin wieder ein und entschied mich während einer erneuten Pause seinerseits spontan, noch einen Abstecher zum unweit gelegenen Sule Bazar zu machen. Auch dieser war sehr lohnenswert: Der Sule Bazar war eine geschätzt 15 m breite, auf bestimmt 200-300 m Länge mit doppelten bzw. dreifachen Säulengängen gesäumte ehemalige Prachtstraße, die in den ebenso schönen Achyutaraya-Tempel mündete. Gegen 11.00 Uhr setzten wir mit einem kleinen Boot bei Hampi Bazar ins gegenüberliegende Örtchen Virupapur Gaddi über. Nachdem sich Martin einen ruhigen Schlafplatz im Schatten riesiger Felsblöcke gesucht hatte, lieh ich mir ein Motorrad aus und düste für gut zwei Stunden in die Umgebung. Zunächst fuhr ich ins ca. 5 km entfernte Anegundi, dann legte ich einen Stopp am Durga Tempel ein. Dieser lag auf einer Anhöhe, die zum größten Teil mit dem Motorrad abgefahren werden konnte, lediglich das letzte Stück musste zu Fuß bewältigt werden. Der Audi Q7 am Fuß der beginnenden Treppen wirkte unwirklich. Der Tempel selbst war weniger imposant, jedoch war um den Tempel herum einiges geboten: Neben langen Schlangen von Gläubigen, die auf Eintritt in den Tempel bzw. separate Bereiche warteten, gab es allerhand Verkaufsstände und konnte man einen Blick in eine Großküche werfen, in der scheinbar für Pilger Unmengen an Essen in einem riesigen Kessel zubereitet wurden. Nächst sehr sehenswerte Station war der Hanuman Tempel, den ich bereits von Hampi aus auf der anderen Seite des Flusses in der Höhe ausgemacht hatte. Dieser lag schon deutlich höher als der Durga Tempel und konnte ausschließlich über eine von weitem sichtbare, weiße in den Fels geschlagene Treppe bestiegen werden. In der Mittagshitze brauchte ich schätzungsweise um die 10 Minuten für die Besteigung. Der weiße kleine Tempel thronte auf dem Gipfel des Hügels und bot eine einmalige Aussicht über die umliegende Landschaft, die von riesigen Felsbrocken und Reisfeldern dominiert wurde.

Auf meiner Weiterfahrt legte ich immer wieder Stopps an Reisfeldern ein, wo man u.a. Frauen bei der Arbeit zuschauen konnte. Letztlich fuhr ich wieder zurück nach Virupapur Gaddi, wo Martin und ich in der German Bakery ein Mittagessen zu uns nahmen. Dort waren auch noch Backpacker aus Finnland, Norwegen, Korea sowie drei Deutsche aus Köln bzw. der Eifel zugegen, die zum Bouldern hierher gekommen waren. Da Martin heute ohnehin nicht mit offenen Augen durch die Welt ging, gab ich mein Motorrad zurück, so dass wir uns auf den Rückweg nach Hampi Bazar (Übersetzen per überladenem Boot) und von dort auf die Rückfahrt nach Hospet zum vorgebuchten Hotel Malligi machen konnten. Ich hatte bewusst dieses gehobenere Hotel vorgebucht, da ich davon ausgegangen war, dass wir nach 3.5 Wochen Rundreise eine wirklich funktionierende Warmwasserdusche, einen klaren Pool und ein integriertes Restaurant begrüßen würden. Wir nutzten diese Annehmlichkeiten auch entsprechend ausgiebig (für Martin mit Ausnahme des Pools), bevor wir im riesigen Hotelzimmer ins Bett fielen.  

26. Tag (21.01.2015): Hospet – Goa, Goa

Bereits gegen 5.30 Uhr klopfte es an unsere Tür und wir bekamen jeder ein üppiges Lunchpaket überreicht, da wir bereits vor Eröffnung des im Preis inbegriffenen Frühstücksbuffets los mussten. Um 6.00 Uhr nahmen wir ein Tuk-Tuk und 10 min später waren wir am Bahnhof Hospet Junction. Der Zug hatte 15 min Verspätung, was für indische Verhältnisse absolut akzeptabel war. Wir hatten die Klasse AC2 als höchste in diesem Zug verfügbare gebucht, die jedoch dadurch, dass wir beide Gangplätze hatten, nicht optimal war. Die Zugfahrt zog sich dahin, mit ca. einer Stunde Verspätung erreichten wir gegen 15.00 Uhr Madgaon. Unterwegs waren wir mit zwei sympathischen Schweizer Mädels ins Gespräch gekommen, die ungefähr das gleiche Ziel hatten wie wir, so dass wir uns ein Taxi teilen konnten. Zunächst wurden Fabienne und Jacqueline bei ihrem Bungalow-Ressort in Agonda Beach abgesetzt, dann fuhren wir noch ca. 7 km weiter bis zur nächsten Bucht Palolem Beach. Da wir nichts vorgebucht hatten, ließen wir uns diesmal auf den nächstbesten Händler ein, der uns zu seiner Bungalowanlage führte. Diese lag nicht in erster Reihe unmittelbar am Strand, aber quasi in zweiter Reihe und war damit auch bezahlbar und für eine Nacht akzeptabel. Viel Zeit blieb auch nicht mehr, da wir uns für 18.00 Uhr mit Aja Dave verabredet hatten, einer Bekannten, die wir auf unserer Mittelamerika-Reise in Costa Rica bzw. Panama getroffen hatten. Sie hatte inzwischen eine 2-jährige Tochter und hielt sich während der in Lettland kalten Jahreszeiten lieber in Indien auf. Wir schlenderten ein wenig am Strand entlang und genossen die tolle Atmosphäre. Es gab keine klotzigen Hotelbauten und im großen Stil gerodete Flächen, sondern Bungalows und im Bambusstil erbaute Strandrestaurants säumten die von Palmen durchsetzte Beachfront. So musste ein Traumstrand mit Essens- und Schlafmöglichkeiten aussehen! Wir nahmen ein sehr gutes thailändisches Essen in einem Strandrestaurant zu uns. Zuvor konnten wir einem herrlichen Sonnenuntergang beiwohnen. 

27. Tag (22.01.2015): Goa, Goa – Mumbai

Wir standen um 7.00 Uhr auf und wägten kurz ab, ein Motorrad bzw. einen Roller zu mieten und ein paar Strände incl. Agonda Beach anzufahren. Letztlich entschieden wir uns aber für die unmotorisierte Variante, die natürlich keinen so großen Aktionsradius zuließ, uns dafür aber die Beachfronten und die Strände intensiver erleben ließ. Nach einem leckeren Bananenpfannkuchen in einem Strandrestaurant in Palolem spazierten wir bis zur Südspitze „unserer“ Bucht. Von dort aus gelangten wir über ein paar Felsen und ein Plateau, von dem aus man einen Spitzenblick über Palolem Beach hatte, entlang zweier kleinerer Buchten zum Patnem Beach. Diese Bucht war etwa nur halb so groß wie Palolem Beach und deutlich ruhiger, bot aber ebenfalls einige Strandbars. Hinsichtlich der Ruhe gefiel es mir hier besser, jedoch fehlten irgendwie die bunten Häuschen, und die Palmen waren nicht so zahlreich.

Wir genehmigten uns ein Lassi und gingen dann weiter in Richtung Süden. Nach einer kleinen Kletterpartie über Felsen erreichten wir Raybak Beach, der noch mal deutlicher ruhiger war. Hier waren nur einige wenige Besucher sowie ein paar Massagestände anzutreffen, die vermutlich mehrheitlich aus dem im Hintergrund gelegenen edlen Resort stammten. Am Südende dieser Bucht war für uns Ende, da sich hier eine Lagune öffnete, die kein weiteres Durchkommen zu Fuß erlaubte. Wir machten uns gemütlich auf den Rückweg und legten im Sea Front Restaurant in Patnem Peach eine Mittagspause ein. Ich bestellte mir ein Pfeffersteak mit Pommes und Gemüse – ein Hauch von Heimat 🙂 Wir legten wir noch einen weiteren Stopp im sehr schön gelegenen Chascaa Restaurant ein, von wo aus man den gesamten Palolem Beach überblicken konnte.

Um 15.00 Uhr sammelte uns wie heute morgen vereinbart das vorbestellte Taxi auf und fuhr uns in ca. 75 min Fahrt zum Flughafen von Goa. Bereits gestern abend hatten wir uns davon überzeugt, dass der im Vorfeld für 25 EUR gebuchte Spicejet-Flug nach Mumbai stattfand, dazu war er sogar pünktlich! In Mumbai angekommen, sprach ich ein britisches Pärchen an, die in die Stadt wollten, und wir teilten uns ein Prepaid-Taxi. Unverständlicherweise waren fast alle Taxen Klein(st)wagen – auch uns vieren mit 4 großen und 4 kleinen Rucksäcken wurde trotz Vorabklärung der Anzahl der Personen und Gepäckstücke ein solches Fahrzeug zugeteilt. Der Fahrer wusste sich zu helfen und verfrachtete 5 der Rucksäcke aufs Dach, wo sie mit ein paar Stricken festgezurrt wurden. Bereits nach wenigen Kilometern der insgesamt ca. 37 km langen Anfahrt ins Fort-Viertel klebten an einer belebten Kreuzung Kinder an den Fenstern, die entweder bettelten oder Unfug im Sinn hatten. Martin saß vorne auf dem Beifahrersitz und konnte das Fenster nicht mehr hochkurbeln, da sich mindestens zwei Kinder daraufstützten. Kurz bevor der Fahrer wieder anfuhr, rissen sie ihm seine Sonnenbrille vom Kopf. Dem ignoranten Fahrer war das alles völlig egal, er hatte weder im Vorfeld ein Wort darüber verloren, besser die Fenster zu schließen, noch sah er sich jetzt gezwungen etwas zu sagen. Er fuhr einfach weiter. Man bekam von Mumbai schnell den Eindruck einer Stadt, in der es eine große Lücke zwischen arm und reich gab. Es lebten viele Leute auf der Strasse, Kranke mit offenen Wunden und bettelnde Frauen und Kinder prägten in vielen Bereichen das Straßenbild. Daneben gab es aber auch Mercedes-Limousinen und Audi R8s, die sich elegant durch den dichten Feierabendverkehr schlängelten. Das vorgebuchte Traveller’s Inn Hotel entpuppte sich als einfache aber sehr saubere Unterkunft mit funktionierender Warmwasserdusche. 

28. Tag (23.01.2015): Mumbai

Wir ließen es gemütlich angehen, lagerten unser Schwergepäck im Hotel, wo wir auch ein einfaches Frühstück einnahmen und starteten dann zu einem Rundgang durch das Fort-Viertel und Colaba. Wir begannen am Gateway of India und dem dortigen Hotel Taj Mahal Palace. Auch die Bibliothek, die Universität, die Polizeistation, der oberste Gerichtshof und das Prince of Wales Museum konnten sich architektonisch sehen lassen. Für letzteres nahmen wir uns sogar 1,5 Stunden Zeit und erkundeten es mittels einer Audio-Tour.

Danach sahen wir den Jugendlichen und Erwachsenen beim Baseball im Oval Maiden Park zu. Am frühen Nachmittag bildete der Bahnhof Chhatrapati Shivaji Terminus, kurz CST, den Abschluss. Das Gebäude, das wir gestern Nacht bereits toll beleuchtet gesehen hatten, machte auch am Tag was her.

Morgens und abends verbreitet dieser Ort hektische Betriebsamkeit, wenn überfüllte Züge ein- und ausfahren und sich die Leute totzudrängeln drohen. Darüber hinaus bilden sich vornehmlich abends große Gruppen an lagernden und schlafenden Menschen im gesamten Bahnhofsumfeld. Da es Nachmittag war, hielt sich der Betrieb noch in Grenzen. Da wir kein gesundheitliches Risiko mehr eingehen wollten, nahmen wir ein vermeintlich magenfreundliches verspätetes Mittagessen bei McDonalds gegenüber des Bahnhofs ein. Danach gingen wir zu unserem Hotel zurück und ließen uns per Taxi zum Phoenix City Market, einer großen Mall in Flughafennähe bringen. Dort wollten wir die verbleibende Zeit in die Nacht rein durch einen Kinofilm verkürzen. Wir erkundigten uns am Schalter und entschieden uns für den englischsprachigen Film „Imitation Game“, der um 19.30 Uhr begann und nach Auskunft des Personals um 21.45 Uhr zu Ende sein sollte – genau passend für uns, um unser in der um 22 Uhr schließenden Gepäckaufbewahrung gelagertes Schwergepäck wieder abzuholen und zum Flughafen zu fahren. Leider lag das Personal mit dieser Aussage nicht richtig, und es gab eine etwa 15-minütige Unterbrechung in der Hälfte des Films, so dass wir wie beim letzten Mal den Film frühzeitig verlassen mussten. Diesmal bekamen wir für den für indische Verhältnisse hohen Preis von 450 INR pro Person (entsprach ca. 5,70 EUR) aber einiges geboten: Eine First Class-Warte Lounge vor dem Kinosaal sowie einen Kinosaal mit riesiger Leinwand, Top-Surround-Klang und Einzelsessel der feinsten Art, die auch in Liegeposition gebracht werden konnten. Außerdem stand per Knopfdruck ein Service für Essen und Trinken zur Verfügung. Ein solches Edelkino, das unter „Gold Class“ vermarktet wurde, hatte ich bisher nirgends anders gesehen und war eine weitere Auffälligkeit für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Nachdem wir ein Tuk-Tuk für den Transport zum Flughafen gefunden und diesen heil erreicht hatten, freuten wir uns, bald wieder deutschen Boden unter den Füssen zu haben und uns nicht mehr länger mit nervenden Händlern und lügenden Verkäufern rumschlagen zu müssen.

29. Tag (24.01.2015): Rückflug nach Deutschland

Obwohl der Flug fast 1,5 h verspätet war, war der Direktflug der Lufthansa von Mumbai nach München im Gegensatz zur Hinflug-Odyssee eine reine Wohltat.

Fazit:

Nach Buddhisten-Staat Myanmar und Muslim-Staat Bangladesch vervollständigte der Hindu-Staat Indien (in dem es natürlich zahlreiche weitere Religionen gibt) den Reigen der Religionen unserer Reise. Wie beim letzten Mal sind unsportliches Verhalten bei Preisvereinbarungen, Lügereien der Händer, miserable Straßenzustände und vermüllte Städte in Kauf zu nehmen, um die touristischen Highlights zu besichtigen. Während wir Chennai einheitlich als nicht erwähnenswert einstuften, empfanden wir Hampi, Goa, die Kerala Backwaters sowie die Ellora/Ajanta Caves und den Hindu-Tempel in Madurai in genannter Reihenfolge als sehenswert.