Reisebericht Indien 2012

Reisedetails

Reisedatum:   31.03.2012 bis 21.04.2012

Reiseverlauf: 

14 Tage Rundreise durch Rajasthan mit Delhi und Agra

5 Tage Andamanen

2 Tage Punjab

1 Tag Delhi

Organisation: selbst organisiert

Personen: Kenn, Christoph  und  Pfeil, Martin

Airlines:

Air India: Frankfurt – Delhi und Delhi – Frankfurt

                 Delhi – Amritsar und Amritsar – Delhi

JetLite: Delhi – Kalkutta – Port Blair und Port Blair – Kalkutta – Delhi


„Hello my friend, how are you? Where (are) you from? How long in India?“ Solche Sätze bekommen Backpacker in Indien hundertfach zu hören. So auch wir. Nun aber die ganze Story von Anfang an…

1. Tag (31.03.2012): Flug nach Delhi

Pünktlich hob unsere Boeing 767 der Air India zum Direktflug von Frankfurt nach Delhi ab. Der anstehenden Indien-Reise waren für meine Verhältnisse diesmal nur marginale Planungen vorausgegangen, die die Reiseroute incl. der Orte, die geplanten Fahrstrecken incl. der bevorzugten Verkehrsmittel sowie die gewünschten Sehenswürdigkeiten enthielten. Bereits im Vorfeld hatte ich bei meiner Kurzrecherche allerdings festgestellt, dass Züge in Indien scheinbar sehr schnell – bis zu mehreren Wochen im Voraus – ausgebucht waren und daher einer frühen Vorbuchung bedurften. Da der Zug eine preiswerte und vergleichsweise sichere Art des Reisens in Indien darstellt, hatte ich mich entsprechend um eine Buchung der gewünschten Züge bemüht. Sofern man nicht einen vergleichsweise teuren Railpass über ein Reisebüro beziehen möchte, bleibt nur die Möglichkeit der Online-Buchung über www.irctc.co.in oder www.cleartrip.com. In der Praxis führt bis zum aktuellen Zeitpunkt wohl nur zweiterer Weg zum Ziel (Akzeptanz internationaler Kreditkarten gegeben). Das ganze ist vom Grundsatz her sehr einfach, da das indische Bahnsystem komplett digitalisiert verfügbar ist (Buchungen, Stornierungen, Verfügbarkeiten, Kosten, Verspätungszeiten, etc.), jedoch ist die Registrierung sehr umständlich und die häufige Überlastung der Server sehr nervig und z.T. hinderlich. Auf www.seat61.com sind der Registriervorgang recht gut erklärt und Details zum Bahnfahren aufgeführt. Mir ist es nach ca. 1 Woche gelungen, durch regen email-Verkehr mit den o.g. Anbietern einen Zugang zum IRCTC-System zu bekommen, jedoch funktionierte die Synchronisation mit cleartrip.com nur nach Anziehen einer indischen Mobilnummer eines Bekannten. Zwei Züge waren bereits ausgebucht, so dass ich nur jeweils Waitlist-Plätze bekommen konnte (die sich aufgrund des guten Rankings jedoch später in bestätigte Plätze umwandelten).

2. Tag (01.04.2012): Delhi (35 °C)

Nach verfrühter Landung auf dem Gandhi-Airport in New Delhi ging es zunächst mit der westlich anmutenden und sauberen Express-Metro zum Bahnhof New Delhi, von wo aus wir bei trotz des noch frühen Tages bereits herrschenden 32 Grad unseren Fußweg   zu unserem schäbigen Woodland Deluxe Hotel in der Arakashan Road bahnten. Die Inder scheinen Deluxe etwas anders zu definieren als wir. Das von uns erwartete Chaos war zwar aller Orten vorhanden, jedoch waren wir durch unsere bisherigen Asienbesuche in gewisser Weise vorbereitet, so dass uns die diversesten Gerüche und das für unsere Verhältnisse sehr unhygienische Ambiente nicht mehr gar so sehr abschrecken konnte. Allerdings hatten wir bisher in keinem bisherigen Land öffentliche, auf dem Bürgersteig aufgebaute Urinale sowie eine derart offensichtliche und sichtbar gemachte Armut gesehen. Waren viele der bisher besuchten Länder deutlich ärmer, so war dies nie so stark im Straßenbild zu sehen gewesen wie hier in Indien. Menschen, die eher tot als lebendig aussahen, lagen auf Gehsteigen und in und um öffentliche Gebäude herum. Im Hotel hatten sie uns versucht, einen Raum ohne Klimaanlage anzudrehen, jedoch hatten wir einen klimatisierten Raum vorgebucht und diskutierten auch so lange, bis wir einen bekamen. Das war die erste von zahlreichen Versuchen der Einheimischen an diesem Tag, uns über’s Ohr zu hauen – nicht mit uns! 🙂

Wir begannen unsere Sightseeing-Tour am Connaught Place, wo gleich dreimal Leute versuchten, uns in ihr lokales Reisebüro zu lotsen: Beim ersten Mal erzählte uns ein angeblicher Touristenführer, dass wir mit unseren Rucksäcken die Eingänge zum Connaught Place nicht passieren dürften, wir aber in seinem Büro eine kostenlose Stadtkarte und unverbindliche Beratung erhalten würden. Wir lehnten ab und stellten beim Betreten des Connaught Place fest, dass er uns glatt angelogen hatte und das Mitführen von Gepäck überhaupt kein Problem darstellte. Die zwei anderen behaupteten unabhängig voneinander, dass die von uns angestrebte Sehenswürdigkeit heute geschlossen habe – was natürlich auch nicht der Fall war. Schade, dass auf diese Art und Weise die Kontaktbereitschaft zu den Einheimischen derart missbraucht wurde. Letztlich führte das dazu, dass wir möglichst unabhängig und individuell unser Programm durchzogen und der Spruch „Traue niemals einem Inder“ zum geflügelten Spruch wurde, wenn mal wieder jemand versuchte, uns über den Tisch zu ziehen. Der Connaught Place entpuppte sich als kleine, von breiten Ringstraßen umgebene Parkanlage und bot heute eine internationale Bärenausstellung, zu der jedes Land einen im eigenen landestypischen Stil aufbereiteten „Berliner Bären“ präsentierte. Der kubanische, amerikanische und russische Bär gefielen uns besonders gut.

Anschließend stand die ehemalige Sternwarte Jantar Mantar auf dem Programm, bevor es in längerem Fußmarsch zu den Regierungsgebäuden weiterging. Auch die breit angelegte Prachtstraße vom India Gate zum Regierungspalast und vorbei am Finanzministerium machte was her. Da Temperaturen um die 35 Grad herrschten und sich die Fußwege länger als erwartet gestalteten, entschieden wir uns, das weitere nachmittägliche Besichtigungsprogramm per Tuk-Tuk zu absolvieren.

Der Fahrer fuhr uns zunächst zum Safdarjung Tomb, einer äußert sehenswerte Anlage aus dem Jahr 1754 – einer der letzten im Mogul-Stil.

Danach legten wir einen Stopp an den Lodi Gardens ein, einer von interessanten Tempeln gesäumten Parkanlage, in der zahlreiche Inder relaxten und picknickten. Weiter ging es zum India Gate, wo Volksfeststimmung herrschte und bunte Saris das Bild bestimmten.

Abschluss der heutigen Sightseeing-Tour bildete der Sikh-Tempel Bangla Sahib Gurdwara, der das interessanteste Ziel unserer heutigen Tour war.

Ein freundlicher Sikh ermunterte uns, uns wie zu Hause zu fühlen und gewährte uns eindrucksvolle Blicke auch hinter die Kulissen der Anlage. Zunächst zeigte er uns die Küche, in der Voluntäre für alle, die zum Essen herkamen, Eintopf und Teigwaren vorbereiteten. Unterkunft und Essen wurden für alle Besucher kostenlos angeboten! Danach führte er uns durch die restliche Anlage, die uns insbesondere im Außenbereich sehr gut gefiel, wo wir die Sikhs bei ihrer rituellen Reinigung beobachten konnten und Martin sogar einen Turban gebunden bekam. Unser Abendessen nahmen wir im KFC am Connaught Place ein, um unseren Magen für heute nicht übermäßig zu beanspruchen. Dann ging es per Metro und zu Fuß zurück zu unserem Hotel. Auf dem Weg buchten wir noch den späteren Zug von Jaisalmer nach Bikaner, dessen Buchung mir vorab über das Internet nicht möglich gewesen war. Auch hier versuchte der Geschäftsmann bereits nach erfolgter Zahlung des Fahrkartenbetrags noch eine Servicegebühr von uns zu bekommen. Da wir die Fahrkarten gegenüber dem regulären Preis bereits mit ca. 25% überbezahlt hatten, machten wir ihm klar, dass wir ein derartiges Geschäftsgebaren nicht duldeten und verließen den Laden. Dann wartete eine laute und heiße Nacht ohne Deluxe auf uns.

3. Tag (02.04.2012): Delhi – Agra, Agra (37 °C)

Nachdem wir um 5 Uhr aufgestanden und mit dem Tuk-Tuk zur New Delhi Railway Station gefahren waren, fuhr unser Zug nach Agra pünktlich um 6.15 Uhr ab. Obwohl er recht voll war, war es in der klimatisierten Sitzklasse auszuhalten – und es gab sogar ein Frühstück!

Nachdem der Zug gegen 8.30 Uhr in Agra eingefahren war, fuhren wir per Tuk-Tuk zu unserem Hotel, das ganze 50 m vom Südeingang des Taj Mahal entfernt lag. Nach dem Einchecken und Kaufen der Eintrittskarte für das Taj Mahal für den Folgetag besuchten wir das Rote Fort von Agra, die imposante langgezogene Festungsanlage der Mogulnkaiser aus dem 16.-17. Jahrhundert, die über der Stadt thronte.

Wir schlossen ein Mittagessen in unserem Hotel an, bei dem es indische Thalis gab und legten uns dann für zwei Stunden im Hotelzimmer zur Ruhe, da es gerade mittags sehr heiß war. Anschließend ließen wir uns von einem Tuk-Tuk zum Akbar’s  Tomb bringen, einem Mausoleum etwa 10 km außerhalb der Stadt.

Da der Fahrer bzw. wir während der Fahrt von einem scheinbar angetrunkenen Einheimischen angegriffen worden waren (er hatte versucht, einen von uns mit der Faust zu treffen) und der Fahrer in heftigen Streit mit ihm geraten war, hatte die Fahrt länger gedauert als erwartet. Da die Touristenpolizei trotz mehrfacher Anrufe des Fahrers nicht erschienen war, hatten wir nach ca. 30 min dann endlich unsere Fahrt fortgesetzt. Da es damit für einen Besuch des Baby Taj Mahal zu spät war, stand als letzter Besichtigungspunkt für diesen Tag der Aussichtspunkt nahe der Mehtab Bagh an, von dem man beim Sonnenuntergang einen tollen Blick auf das Taj Mahal hatte.

Das Abendessen nahmen wir auf dem verbauten Roof Top Café im Taj Café ein. Das Essen war nicht schlecht, glänzte aber mit kleinen Portionen und unprofessioneller Bedienung (Kinderarbeit). Wir ließen den Tag auf dem Roof Top unseres Hotels ausklingen. Da das Taj Mahal nachts jedoch nicht beleuchtet wurde, war der Blick gänzlich unspektakulär.

4. Tag (03.04.2012): Agra (37 °C)

Nach einer unruhigen Nacht im viel zu heißen Zimmer brachen wir um 06.15 Uhr von Moskitostichen übersäht zum Taj Mahal auf, um es im besten Sonnenaufgangslicht betrachten zu können. Da das 50 m vom Hotel entfernte South Gate noch geschlossen war (Einlass dort ab 08.00 Uhr), gingen wir kurzerhand ca. 10 min zum East Gate, das bereits geöffnet war. Es hatten sich bereits Schlangen gebildet – sauber getrennt in indische Frauen, ausländische Frauen, indische Männer und ausländische Männer. Bei der genauen Eingangskontrolle und Untersuchung unseres Gepäcks hatten sie bei uns beiden etwas zu beanstanden. Martin durfte sein Kamerastativ nicht mit die Anlage hineinnehmen und wurde somit zu einem Schließfach geleitet, wo er selbiges ablegen musste. Bei mir war es der Flachmann. Nachdem ich dem Personal jedoch klar gemacht hatte, dass das Medizin sei und nach deren misstrauischen Blicken und Geruchskontrolle an der Flasche auch einen Schluck genommen hatte, wurde ich hineingelassen. Ein deutscher Tourist beobachtete das ganze schmunzelnd – er hatte selbstverständlich gecheckt, um was es hier ging 🙂 Das Taj Mahal war beeindruckend und hatte natürlich nicht umsonst diesen weltweiten Bekanntheitsgrad und einen saftigen Eintrittspreis von 750 indischen Rupien. Es war jedoch trotz der frühen Stunden schon leicht überlaufen, was es schwierig machte, Fotos ohne ungewünschte Personen zu schießen.

Videoaufnahmen waren in der Anlage selbst verboten, was bedeutete, dass ich meinen Camcorder wegschließen musste. Normale Kameras waren jedoch erlaubt. Es scheint sich noch nicht bis Indien herumgesprochen zu haben, dass auch diese exzellente HD-Videos aufzeichnen können 😉

Nach ausführlicher Besichtigung der Anlage nahmen wir in unserem Hotel ein gutes Frühstück ein. Anschließend stand das Itimad ud Daulah-Mausoleum auf dem Programm – auch als Baby Taj Mahal bekannt. Hier war es wesentlich ruhiger.

Nach Rücktransfer zum South Gate suchten wir das dem Taj Café benachbarte Shankar Roof Top Restaurant auf und nahmen ein gutes und nahrhaftes indisches Mittagessen in der Form von Thali incl. Milchtee, Desert und Lemon Soda ein. Von oben konnten wir schön eine bunte Parade beobachten, die mit viel Lärm durch die Straßen Agras zog.

Dann gönnten wir uns wie gestern über die heißeste Zeit des Tages bis etwa 14.30 Uhr eine Mittagspause im Hotel.

Darauf ließen wir uns per Tuk-Tuk zur Idgah Busstation bringen. Wieder einmal musste ein Tuk-Tuk-Fahrer daran glauben und unserem unerbittlichen Preisverhandlungsgeschick nachgeben. Da immer zahlreiche Tuk-Tuks in der näheren Umgebung waren, war es kein größeres Problem, einen guten Preis zu verhandeln. Man sollte im Vorhinein wissen, was man wollte und eine ungefähre Vorstellung haben, was die Tour kosten durfte. Im Zweifelsfall argumentiert man, dass man gestern einen bestimmten Preis bezahlt habe und dieser ja nun nicht über Nacht so stark ansteigen könne oder geht einfach weiter – einige Tuk-Tuks folgen bestimmt. Von der Idgah Busstation aus nahmen wir den lokalen Bus Nr. 8 zum etwa 50 km entfernten Fort Fatehpur Sikri, einer ehemaligen Hauptstadt des Mogul-Reiches. Nach etwa 75 min erreichten wir die imposante, über der Stadt gelegene Festungsanlage.

Mit einem der letzten Busse fuhren wir gegen 17.30 Uhr zurück nach Agra, wo wir wieder auf einer Dachterrasse eines Restaurants unser Abendessen einnahmen. Ich wartete ca. 90 min auf einen Chicken Burger mit Pommes frites und wurde einmal mehr von Moskitos und irgendwelchen Wanzen genervt.

Diese Nacht ließen wir die Klimaanlage bis 3.00 Uhr an, was mir zu einem deutlich besseren Schlaf verhalf.

5. Tag (04.04.2012): Agra – Jaipur, Jaipur (37 °C)

Pünktlich um 06.00 Uhr waren wir an der Bahnstation Agra Fort – um dort festzustellen, dass unser Zug statt um 06.20 Uhr verspätungsbedingt mit 07.45 Uhr angegeben war. Es folgten etwa alle 20 min weitere Verspätungsangabe auf Raten, die letztlich 3,5 Stunden betrugen! Das ließ uns jede Menge Zeit, das Treiben am Bahnhof zu beobachten und in uns aufzunehmen: Kinder und alte Männer, die vom Bahnsteig aus auf die Gleise pinkelten und ihre Notdurft verrichteten; Frauen mit Kindern und Taschen bepackt, die nicht den unnötig langen Umweg über die die Gleise überspannenden Metallbrücken nehmen wollten, sondern lieber in Kauf nahmen, die 1.50 m hohe Bahnsteigkante mit ihren Kindern runterzuspringen und direkt über die Gleise zu laufen, um sich auf der anderen Seite mühsam an der Mauerkante wieder hochzuziehen; Müllberge auf und neben den Gleisen, die von Flaschen und Essenresten herrührten, die Leute einfach aus dem Zug bzw. vom Bahnsteig aus dorthin geworfen hatten; zahlreiche Leute, die z.T. mit mehreren Kindern auf den Bahnsteigen auf oder unter Decken im Dreck lagen und von Fliegenschwärmen umgeben wurden; Affen, die in Horden auf den Gleisen herumsprangen oder auf den Bahnhofsdächern ihr Unwesen trieben; Kinder, die aus den vergitterten Fenster einfahrender Züge pinkelten… und immer mal wieder eine Geruchsfahne aus dem Bahnhofspissoir, die sich mit dem Geruch vor sich hin gammelnden Mülls vermischte. Da wunderte es uns nicht, manch einem genervten Tourist ins Gesicht zu schauen, der diesen Dreck einfach nicht mehr aushielt. Das hier war schlimmer als alles, was wir in den bisherigen Ländern zu Gesicht bekommen hatten!

Gegen 09.45 Uhr verließ dann unser Zug endlich den Bahnhof von Agra. Wir saßen zum Ausprobieren in der unklimatisierten 2. Klasse, wo wir mit ausschließlich Einheimischen gedrängt in einem Abteil saßen.

Von außen hatten diese Waggons eher wie Viehtransporter auf uns gewirkt. Solange der Zug fuhr, lies es sich durch die offenen Fenster und die Deckenventilatoren aber sogar aushalten. Für Nachtzugfahrten sei die Klasse „2nd Sleeper“ jedoch nicht empfohlen, da es hier regelmäßig zu Überbuchungen und folglich dichtem Gedränge kam. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir Jaipur. Mit einem Tuk-Tuk ließen wir uns zum Hotel unserer Wahl (Pearl Palace) bringen, um leider – wie erwartet – festzustellen, dass es bereits ausgebucht war. Da wir nun schon mal da waren, nutzten wir die Situation für ein sehr spätes Mittagessen in dem guten Hotelrestaurant – mal wieder auf einer Dachterrasse. Anschließend checkten wir im gegenüberliegenden boutique hotel ein, dass ebenfalls gegenüber den beiden bisherigen Hotels sehr sauber und angenehm war. Die anschließende Stadtbesichtigung verlief eher kurz, da die meisten Sehenswürdigkeiten leider schon um 17.00 Uhr schlossen und wir uns diese somit für den nächsten Tag aufhoben. Per Fahrradrikscha ließen wir uns nach Sonnenuntergang zum Hotel zurückfahren, wo wir die verbleibende Zeit nutzten, über die kostenlose WiFi-Verbindung ein paar emails zu checken und ein gutes Abendessen auf der hoteleigenen Dachterrasse – wie sollte es anders sein – zu uns zu nehmen.

6. Tag (05.04.2012): Jaipur, Jaipur – Udaipur (35 °C)

Wir begannen unseren Tag um 07.00 Uhr mit einem Frühstück in unserem guten Hotel. Gegen 08.00 Uhr ließen wir uns von einem Tuk-Tuk zum Galwar Bagh bringen, einem Hügel, der auch Monkey Temple genannt wurde. Hier wimmelte es demnach von Affen, aber auch von Schweinen, Wildschweinen, Kühen, etc. So kamen dann u.a. auch so bizarre Szenen eines auf einer Wildsau reitenden Affen zustande wie im Bild dargestellt.

Auf dem Gipfel des Hügels drohnte der die Stadt überschauende Sun Temple, bei den Einheimischen Surya Mandir genannt. Er bot einen tollen Blick über die von der Morgensonne angestrahlte Stadt.

Anschließend ließen wir uns von unserem Tuk-Tuk-Fahrer in der Stadt absetzen, wo wir das begonnene Sightseeing-Programm vom Vortrag fortsetzten. Wir begannen im Observatorium Jantar Mantar, das deutlich sauberer war und mehr hergab als das in Delhi. Desweiteren schauten wir uns den Palast der Winde, Hawa Mahal genannt, an.

Highlight der innenstädtischen Bauwerke war aber eindeutig der imposante City Palace. Da wir uns beim Betreten inmitten einer Touristengruppe befanden, wurden wir von den durch die Mittagshitze ermüdeten Wachen weder nach einem Ticket noch nach einer Fotografiererlaubnis gefragt. Na ja, war wohl der Ausgleich für die ein oder andere Rupie, um die wir bisher von irgendwelchen indischen Gaunern gebracht worden waren 😉

Vor den Toren des Palastes machten wir einem Schlangenbeschwörer Konkurrenz.

Abschluss des Innenstadtrundgangs bildete neben den beiden Stadttoren New Gate und Ajmer Gate ein Blick vom Isar Lat Swargasuli Tower, einem die Stadt überragenden Minarett. Für ca. 2 Stunden ließen wir uns noch mal zum Hotel kutschieren, wo wir ein wenig relaxten und wieder jede Menge Flüssigkeit zu uns nahmen. Heute berechnete sich der Flüssigkeitsbedarf pro Person bei uns auf etwa 8 Liter!

Um 15.30 Uhr fuhren wir – wieder per Tuk-Tuk – zum Amber Fort. Einige Tuk-Tuk-Fahrer boten das Fahren mit Kostenzähler an, ließen sich jedoch gleichzeitig nicht auf einen entsprechenden Fixpreis runterhandeln. Ich bin mir fast sicher, dass es einen eigenen „schnellen“ Touristenmodus geben musste, wie ich es u.a. aus Vietnam kannte. Unser Fahrer ließ sich nicht auf unter 300 Rupien für einen Hin- und Rückstransfer runterhandeln, das „Taxameter“, das u.a. wegen behördlicher Bestimmungen mitlaufen muss, zeigte nach der Ankunft am Fort gerade mal 98 Rupien an, was für Hin- und Rückweg incl. einer Stunde Warten auf deutlich weniger als 300 Rupien hinausgelaufen wäre. Diesmal lief es vermutlich im Einheimischen-Modus. Das riesige in den Berg hineingebaute Fort war ebenfalls ein echter Höhepunkt. Wäre auch morgens ein schöner Zeitpunkt gewesen, zu dem das Fort von der Sonne angeleuchtet worden wäre, bot auch der spätnachmittägliche Besuch einen tollen Blick auf die Anlage und die Umgebung. Das Amber Fort war Königspalast der Kachchwaha-Dynastie, bevor Jaipur zur Residenzstadt wurde. Die Außenfassade besteht aus weißem Marmor und rotem Sandstein.

Auf dem Rückweg ließen wir uns in der Stadt am Fuß der zum Nahargarh Fort führenden Treppe bringen.

Im Schweiße unseres Angesichtes arbeiteten wir uns gegen 17.45 Uhr zu Fuß den ca. 2 km langen Zickzackweg hoch, auf dem keine Tuk-Tuks o.ä. fahren konnten. Das Nahargarh Fort hatte deutlich weniger zu bieten als der „große Bruder“, bot jedoch ein Panorama-Restaurant mit tollem Blick über Jaipur. Ein Kingfisher-Bier, mit Limonade zu einem Radler gemixt, rundete den Blick mit Sonnenuntergang ab.

Gegen 20.00 Uhr hatten wir uns wieder zu Fuß und per Tuk-Tuk zurück zum Hotel begeben, nicht ohne interessanten Straßenszenen – wie hier dem mit Traktorreifen heillos überladenen Fahrrad – beizuwohnen.

Wir aßen noch zu Abend, bevor wir uns mit unserem Gepäck zum Bahnhof aufmachten. Hier boten sich abermals haarsträubende Szenen: Ein Nachtzug war gerade eingefahren und zahlreiche Leute wollten aussteigen. Von der Bahnsteigseite aus drängten allerdings im gleichen Moment mit derartiger Wucht die Leute in den Zug, so dass es zu wütenden Handgemengen in den engen Einstiegstüren kam. Scheinbar wollte sich hier jeder möglichst schnell einen Schlafplatz für die lange Nachtfahrt in der 2. Klasse sichern, so dass jeglicher Instinkt ausgeschaltet wurde. Unser Nachtzug nach Udaipur traft nahezu pünktlich ein. In diesem Zug hatten wir AC1 gebucht, d.h. eine mit 2 Betten bestückte private Kabine mit Klimaanlage. Bis ca. 8 Stunden vor Abfahrt hatten wir noch gebangt, ob wir den Platz bekommen, da wir bis dahin noch auf den Plätzen 1 und 2 der Warteliste geführt wurden. Unsere parallelen Buchungsversuche für die 2. Klasse im gleichen Zug waren aufgrund von Serverproblemen der indischen Bahn bislang fehlgeschlagen. Wir hatten jedoch Glück und wurden im Zuge des allgemeinen Stornierungs- und Umbuchungschaos’, dass immer vor den Zugabfahrten einsetzte, mit unserem Schlafplatz bestätigt. So konnten wir es auch auf dem Aushang auf dem Gleis entnehmen. Eine Holländerin, die wir am Bahnhof getroffen hatten, hatte uns bereits vorgewarnt, dass seit 1. April die Ticketpreise angezogen worden waren und auch bei Vorabkauf vor diesem Datum (was auf uns ja zutraf) im Nachhinein diese Mehrkosten durch den Schaffner eingezogen wurden. Und so war es denn auch: Der Schaffner wünschte uns einen guten Abend und erklärte uns prompt, welche Nachzahlung wir zu leisten hatten. Was für ein bürokratischer Wahnsinn! Da wir ziemlich kaputt waren, konnten wir dann aber sogar irgendwie ein bisschen schlafen.

7. Tag (06.04.2012): Udaipur (35 °C)

Da ich mich bei Ankunft in Udaipur recht unwohl fühlte, verbrachte ich den heutigen Vormittag im kühlen Hotelzimmer. Die Hitze, das ungewohnte Essen und/oder die anderen Bakterien hatten sich wohl auf meine Gesamtkonstitution ausgewirkt. Da ich mich nicht zu den über 50% der Touristen zählen wollte, die im Verlauf ihrer Indienreise einen mehrtägigen Zwangsstopp aufgrund akuter gesundheitlicher Probleme (meist bakteriell bedingter Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Traktes) einlegen mussten, entschied ich mich spontan, direkt ein Antibiotikum zu nehmen und keinen genaueren Verlauf abzuwarten – eine im Nachhinein gute Entscheidung.

Nachmittags nahmen wir dann Udaipur unter die Lupe:

City Palace und Jagdish Temple (wobei meine GPS-Kamera bei zweiterem behauptete, es sei der Shree Jagat Shiromani Temple!?),

Bagore Ki Haveli, Café an der Waterfront. Im Museum des Bagore Ki Haveli gab es eine Puppenausstellung zu besichtigen sowie Möglichkeiten für Blödsinn mit ausgestellten Turbanen 😉

Auf dem Vorplatz bekamen wir u.a. Frauen zu sehen, die im Wasser des Sees ihre Wäsche wuschen und Kinder, die im See badeten.

Außerdem stand hier alles im Zeichen des James Bond-Films „Octopussy“, für den Udaipur als Drehort gedient hatte (insbesondere das Lake Hotel inmitten des Sees).

Um morgen zügig vorwärts zu kommen, entschieden wir uns gegen den bereits gebuchten Zug und buchten uns ein Taxi von Udaipur über Kumbalgarh und Ranakpur nach Jodhpur. Die ursprüngliche Planung „Bus bis Ranakpur – Taxi bis Falna – Zug bis Jodhpur“ hätte keinen Spielraum für die Besichtigung der Anlage Kumbalgarh gelassen. Das Stornieren der Zugfahrt funktionierte heute nicht, da der Server platt war; ich plante einen neuen Versuch für morgen ein. Zum Sonnenuntergang fuhren wir dann per Taxi zum Monsoon Temple, von wo wir einen herrlichen Blick über Ort und Berge und die dahinter untergehende Sonne genossen. Wir teilten uns das Taxi mit zwei Inderinnen, die für 2 Tage zu Besuch in Udaipur waren.

Nach anschließendem Rücktransfer in die Stadt dauerte es ein wenig, bis wir ein brauchbares Restaurant für ein Abendessen gefunden hatten. Viele hatten geschlossen oder waren total verwaist, was nicht gerade zu unserem Vertrauen beitrug. Wir genossen einen Blick von der Dachterrasse über das nächtlich illuminierte Udaipur.

8. Tag (07.04.2012): Udaipur – Kumbalgarh – Ranakpur – Jodhpur (40 °C)

Auch der Versuch heute morgen, die heutige Zugfahrt, die ich über Internet vorgebucht hatte, zu stornieren, scheiterte am Server der indischen Bahn. Somit hatten wir keine Chance auf eine Rückerstattung, obwohl wir den Zug gar nicht nutzten. Ich kann jedem nur empfehlen, eine möglichst gute Planung bzgl. der Verkehrsmittel bereits zu Hause vorzunehmen und entsprechend vorzubuchen. Stornierungen und insbesondere Buchungen vor Ort sind immer mit langen Wartezeiten, Stress und Mehrkosten verbunden.

Dass auch Taxifahren nicht unbedingt die schnellste und sicherste Art der Fortbewegung ist, merkten wir schnell und waren froh, dass die Folgestrecken dann doch per Zug gebucht waren. Auf engsten Straßen wurden übelste Überholvorgänge vorgenommen und zwischen Kühen, Fußgängern, Tuk-Tuks und Schwerlastern manövriert. Das Ganze glich oft mehr einem Glücksspiel als gekonntem Fahren und gab selbst hartgesottenen Autofahrern wie uns ein ungutes Gefühl. Hier wurde um Zentimeter und nicht wie in Europa um Dezimeter gekämpft! 

Die Anlage Kumbargarh und der Tempel Ranakpur entpuppten sich als sehenswerte Stopps. Kumbalgarh ist mit 36 km Mauerwerk das zweitgrößte seiner Art nach der chinesischen Mauer.

Der Tempel in Ranakpur zählt zu den größten und am üppigsten geschmückten Anlagen der Jainas.

Gegen 18.30 Uhr kamen wir in Jodhpur an, wo wir nach Bezug eines unspektakulären Hotels ein leckeres und preiswertes Abendessen auf der Dachterrasse des Jhankar Restaurants einnahmen – mit tollem Blick auf Fort und Jaswant Thada.

9. Tag (08.04.2012): Jodhpur, Jodhpur – Jaisalmer (38 °C)

Nach einem Frühstück im Jhankar Restaurant bummelten wir durch die Gassen der Stadt bis hin zur Blue City, dem Stadtteil, in dem sich vorwiegend blau gefärbte Häuser befanden. Zum Teil glich die Stadt natürlich in gewisser Weise den zuvor besuchten Orten, insbesondere bzgl. der Kühe, Tuk-Tuks, Müllberge, Tierkadaver, bettelnden Kindern und Alten, des Verkehrschaos’, der in bunte Saris gehüllten Frauen, streunenden Straßenhunde, des Lärms und Gestanks, der Hitze und der zahlreichen Händler. Insbesondere rund um den Clock Tower ließen sich tolle Portrait-Fotos machen.

Die Inder waren im Gegensatz zu anderen Völkern keinesfalls fotoscheu und ließen sich i.d.R. gerne und ungeniert fotografieren. Es war im Gegenteil für uns verwunderlich, wie man mit so wenig bzw. ganz ohne Privatsphäre leben kann – ich dachte da u.a. an die an der Straße befindlichen offenen Toiletten, wo von jedermann einsehbar war, wenn jemand seine Notdurft verrichtet und die Menschen, die ihr Bett bzw. ihren Wohnraum direkt hinter einer großen der Strasse zugewandten Tür haben (die den ganzen Tag offen steht).

Am späten Vormittag ließen wir uns von einem Tuk-Tuk zum Umaid Bhawan Palace bringen, der auch als Golden Stone Temple bezeichnet wird und heute ein Museum beherbergt.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit zahlreichen Getränken (u.a. leckeren Lassis) im Jhakora Restaurant ließen wir uns gegen 15.00 Uhr zum aus weißem Marmor erbauten Mausoleum Jaswant Thada fahren, von wo aus wir einen tollen Blick über die Stadt genossen.

Von dort gingen wir in ca. 15 min zu Fuß zum etwa 1 km entfernten Eingang zum Mehrangarh Fort, einer der größten Festungsanlage Indiens, die sich über der Stadt erhob und über 7 Tore verfügte. Dies war die bisher lohnenswerteste Festungsanlage und bot abermals einen tollen Blick über Jodhpur.

Die zahlreichen Innenhöfe und Ausstellungen erwiesen sich dank des im Preis inbegriffenen Audio-Guides ebenfalls als sehr interessant. Gegen 17.00 Uhr hatten wir alles gesehen und fuhren wieder in die Stadt hinunter, um abermals im Jhakora Restaurant unser Hungergefühl zu stillen und uns ein Bierchen zu gönnen. Bier gibt es in Rajasthan übrigens nur in ausgewählten Restaurants und ist mit Faktor 5 bis 10 gegenüber Softdrinks (die zwischen 15 und 35 Rupien kosten) relativ teuer (nämlich zwischen 1000 und 1600 Rupien). Einer der Angestellten im Jhakora-Restaurant hatte früher in einem Hotel in Jaisalmer gearbeitet und uns diese auch prompt empfohlen. Da dieses Hotel seiner Aussage nach auch relativ preiswerte Wüstensafaris anbot, nahmen wir uns vor, uns dieses Hotel mal anzuschauen. Er benachrichtigte auch gleich seinen Bekannten zwecks Abholung,

In unserem Hotel, wo wir unser Gepäck seit morgens abgestellt hatten, durften wir freundlicherweise abends noch duschen, so dass wir halbwegs frisch um 23.45 Uhr in den Nachtzug nach Jaisalmer einchecken konnten. Der Bahnhofsvorplatz, die Bahnhofshalle und die einzelnen Gleise waren voll mit in Decken eingehüllten Menschen, die dort lagen und entweder auf einen späteren Zug zu warten schienen oder dort zu nächtigen gedachten.

10. Tag (09.04.2012): Jaisalmer (40 °C)

Nach ewartungsgemäß eher unruhigem Schlaf auf den viel zu kurzen Pritschen der AC3-Klasse des JuJsm-Express erreichten wir gegen 5.30 Uhr den Bahnhof von Jaisalmer. Wie geplant, wurden wir mittels handschriftlichem Zettel mit unseren Namen erwartet und zum anvisierten Hotel gebracht. Das Hotel machte einen netten Eindruck, es war alles in einer Art Tempel-Stil gehalten. Wir erkundigten uns dort nach einer Jeep-Kamel-Safari vom heutigen Nachmittag bis zum morgigen Vormittag. Die uns angebotenen Safaris begannen bei 650 Rupien und gingen bis 3200 Rupien – angeblich abhängig von der Zielregion (touristisch stark/wenig/gar nicht frequentiert und entsprechend entlegen). Nach einigem Verhandeln entschieden wir uns dann doch für die Tour „in ein nicht-touristisches Gebiet mit vielen Sanddünen“ – für in unseren Augen immer noch hochpreisige 1800 Rupien pro Person, die plötzlich möglich wurden, weil uns noch ein dritter Tourist begleiten sollte.

Wir frühstückten bei noch erstaunlich angenehmen Temperaturen von geschätzten 30 Grad, bevor wir mit einem Rundgang durch das Fort aus dem Jahr 1156, das zu den größten Forts der Welt gehört, begannen. Die engen Gassen boten angenehmen Schatten und die „verkehrsberuhigte“ Gestaltung ohne Tuk-Tuks ein nahezu entspanntes Umherlaufen.

Mittags legten wir uns nach einem kleinen Mittagessen für etwa 2 Stunden auf’s Ohr. Nun erwartete uns einer der heißesten Tage unserer Rundreise – und das nicht aufgrund der beiden Russinnen, die mit uns ein Mittagessen einnahmen ;-), sondern weil die Temperaturen inzwischen auf über 40 Grad angestiegen waren.

Um 15.00 Uhr brachen wir zur Safari auf. Der Australier Chris Liesfield gesellte sich noch zu uns, und dann ging es nach einem leckeren kühlen Mangosaft per Jeep in Richtung Wüste Thar – vorbei an der Empty City, einer Ruinenstadt aus dem 19. Jahrhundert, die angeblich vom plötzlichen Wegzug der gesamten Bevölkerung über Nacht herrührte.

Unsere Kameltreiber warteten auf uns am Straßenrand – nicht wie vermutet sehr abgelegen, sondern nur unweit der eher touristischen Wüstenlocation Sam. In einem etwa 1-stündigem holprigen Ritt ging es in eine halbwegs von Sanddünen durchsetzte Region, was in der vorwiegend steinigen Wüste Thar eher die Ausnahme ist. Die unschönen Ansammlungen an weggeworfenen Wasser- und Bierflaschen hier und da ließen uns vermuten, dass wir uns eine „Off the beaten Track“-Tour hatten anbieten lassen, die in eher touristischem Gebiet durchgeführt wurde, das momentan einfach saisonbedingt wenig frequentiert war.  

Mein Misstrauen stieg, als das für die Teezubereitung benutzte Wasser statt aus abgepackten Wasserflaschen aus einem ehemaligen Castrol-Motorenöl-Kanister ausgegossen wurde! Unglaublich! Desweiteren wurde für das am Feuer zubereitete Abendessen kein Besteck zur Verfügung gestellt, so dass die Mitnahme eines guten Hand-Sanitizers oder eigenen Campingbestecks essenziell war. Die Feldbetten wurden mit Matratzen und Decken ausgestattet, die monatelang im Freien inmitten der Wüste aufbewahrt wurden und mit Flecken, Löchern und Insekten übersäht waren. Und der Australier hatte für die gleiche Tour sogar 100 USD ausgegeben! Das sind Momente, wo man sich nach dem Sinn solcher Aktionen fragt. Ich weiß nicht, wie die Qualität der Touren anderer Anbieter ist, jedoch darf man bei den genannten Preisen frisches Besteck und frische Decken bzw. Laken erwarten. Somit kann ich von den im Hotel Deep Mahal angebotenen (Über-Nacht-)Safaris nur abraten! Ich kann nur empfehlen, eine Wüstensafari von Ägypten oder Marokko aus in die Sahara zu unternehmen, was authentischer und besser vorbereitet ist. Wer unbedingt in die Wüste Thar möchte, sollte sich eher nach einem Halbtagestrip ohne Übernachtung umschauen.

Nichtsdestotrotz machten wir das Beste daraus, nahmen am Lagerfeuer das Abendessen zu uns, unterhielten uns nett mit dem unter Antibiotika stehenden Australier und legten uns unter freiem Sternenhimmel schlafen. Chris erzählte uns noch von Varanasi, wo (wie wohl aber in anderen Gegenden Indiens auch) die Kadaver toter Kühe mit Steinen beschwert in den Ganges geworfen wurden, so dass mehrere tausend Kadaver durch diesen Fluss trieben. Hier und da wurden wohl manch aufgedunsene verrottete Kühe von Straßenhunden an Land gezerrt und verzehrt. Mahlzeit! Durch die tierischen und menschlichen Kadaver sowie die Nutzung des Flusses als öffentliche Toilette liegt laut Lonely Planet die Anzahl der Fäkalbakterien pro 100 ml Wasser aus dem Ganges bei Varanasi bei 1,5 Mio!! Die normale Grenze für Badegewässer liegt bei 500! Aber selbst der Faktor 3000 ließ die Inder kalt und schreckte sie nicht vor einem Ganzkörperbad im heiligen Fluss ab.

11. Tag (10.04.2012): Jaisalmer – Bikaner (43 °C)

Nachdem ich gegen 03.00 Uhr die Decke hatte überziehen müssen (es war nicht kalt, sondern angenehm um geschätzte 22 Grad, was nach der Akklimatisierung und zudem inmitten der Nacht vom Körper jedoch eher als kalt interpretiert wurde), stand ich gegen 06.00 Uhr auf, um einen schönen Sonnenaufgang über den Dünen zu erleben. Die Nacht war bis auf die nahezu konstanten Wiederkäuergeräusche der unweit stehenden Kamele ruhig gewesen. Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es per Kamel zurück zur Straße, wo unser Jeep auf uns wartete, der uns zum Hotel zurückfuhr. Hier duschten wir noch schnell, bevor wir den Zug von Jaisalmer nach Bikaner um 11.10 Uhr nahmen. Die von uns in Delhi erworbenen Tickets schimpften sich zwar „First Class Tickets“, jedoch gab es im gesamten Zug keinen einzigen klimatisierten Waggon, sondern als beste Option eben nur die mit Ventilatoren ausgestatteten Kleinabteile. Wir sind zwar normalerweise nicht wählerisch, waren aber dennoch verwundert, dass es ausgerechnet auf dieser Strecke mitten durch die Wüste nichts Besseres gab. Somit standen uns über 5 Stunden Fahrt bei Temperaturen um die 43 Grad bevor.

Vom Ankunftsbahnhof Lalgarh ließen wir uns per Tuk-Tuk zum Hotel bringen, das unweit des zweiten Bahnhofs „Bikaner Junction“ lag. Der Preis des Tuk-Tuks lag trotz der eher größeren Entfernung zu unserer Verwunderung bereits ohne Verhandeln bei nur 50 Rupien. Während der Fahrt wurde uns bei Ansicht eines riesigen Werbeplakats der Fa. Bosch einmal mehr klar, welches Bild die Inder von uns Deutschen hatten – und welches hier auch ganz gezielt von der Fa. Bosch zu Werbezwecken genutzt wurde: „No part leaves our factory without 100% check. We are Germans. We are mad about our machines. Bosch“.

Das Hotel Jaswant Bhawan, das wir uns im Lonely Planet herausgesucht hatten, erwies sich als echter Glücksgriff: Die Zimmer waren groß und sauber, die Laken waren seit langem mal wieder weiß, es gab zahlreiche permanent versorgte Steckdosen zum Aufladen der diversen Akkus, es wurden Getränke nach Wunsch auf das Zimmer serviert und das Banana-Lassi war mit 25 Rupien nicht nur das preiswerteste, sondern auch größte und beste, was ich bisher in Indien getrunken hatte. Auch der Zimmerpreis für ein Doppelzimmer mit Klimaanlage lag deutlich unter der Angabe im Lonely Planet.

Unser Abendessen nahmen wir im Restaurant Heeralal gegenüber der anderen Seite des Bahnhofs ein. Die kulinarische Talfahrt der letzten Tage war vorerst gestoppt, machte das Restaurant doch einen sauberen Eindruck und bot es sogar westliche Speisen, wie Pizza und Pommes frites. Hier stellten wir aber auch endgültig fest, dass Bikaner noch nicht sehr touristisch ist und die Preise gegenüber den bisher besuchten Städten noch mal deutlich günstiger waren.

12. Tag (11.04.2012): Deshnok und Bikaner, Bikaner – Delhi (40 °C)

Nach dem Aufstehen nahmen wir in der gut ausgestatteten Wohnküche der scheinbar recht wohlhabenden Gastfamilie ein sehr gutes Frühstück ein. Anschließend ging es bei ungewöhnlich stark bewölktem Himmel und eher niedrigen Temperaturen zu Fuß zur lokalen Bushaltestelle, an der die Busse nach Deshnok abfuhren. Bald waren die Wolken aber schon wieder weg und Temperaturen um die 40 Grad erreicht. Per lokalem Bus fuhren wir für wenige Cent in das ca. 33 km entfernte Örtchen Deshnok, das durch seinen Rattentempel Karni Mata einen hohen Bekanntheitsgrad in Indien hatte. Der Tempel war tatsächlich in gewisser Weise der Gipfel indischer Unsauberkeit: Lebende Ratten wuselten über den dreckigen Mosaikboden, dazu gesellten sich Tauben, Kakerlaken und auch ein paar tote Ratten. Die Ratten wurden von den Pilgern, die an die Wiedergeburt in Form einer Ratte glaubten, mit Milch und nicht näher identifizierbaren gelben Brocken kulinarisch versorgt und hofiert.

Nachdem wir genug hatten, fuhren wir mit dem diesmal auch auf dem Dach besetzten, vollen Bus zurück nach Bikaner, wo wir nach einer kühlen Fanta Mango das Junagarh Fort anvisierten. Auch diese Festungsanlage hatte einiges zu bieten.

Nach Tuk-Tuk-Transfer in die Altstadt sahen wir uns dort noch ein wenig das lebendige Treiben in den Gassen an, bevor wir ein stark verspätetes Mittagessen im Heeralal’s einnahmen. Diesmal gönnten wir uns etwas typisch Süd-Indisches: Masala Dosa – eine Art Fladenbrot mit entsprechender Füllung und diversen Saucenschälchen zum Dippen.

Da wir somit quasi alles, was Bikaner zu bieten hatte, gesehen hatten, setzten wir uns noch für etwa zwei Stunden in einen kühlen Raum im Hotel, wo wir uns kühle Getränke servieren ließen und Zeit hatten, unseren Reisebericht zu vervollständigen.

13. Tag (12.04.2012): Delhi (35 °C)

Nach ungefähr 12 Stunden Fahrt im Nachtzug, bei denen die „Bewohner“ der unteren Betten eher schwitzen und die der oberen durch die unmittelbar über ihnen angebrachten Einströmungskanäle der Klimaanlage eher frieren, reichte es dann auch mal wieder. Per U-Bahn und Tuk-Tuk ließen wir uns zum Hotel „Cottage Yes Please“ bringen, das auch noch ein Zimmer für uns übrig hatte. Das Bad war eher durchschnittlich, das Zimmer selbst jedoch ansehnlich. Da wir später noch mal einen Tag in Delhi verbringen sollten, ließen wir den Tag ruhig angehen und planten nur die Besuche dreier Sehenswürdigkeiten. Wir begannen mit einem Frühstück im guten Café Festa gegenüber unserem Hotel, das am späten Vormittag voll mit Travelern saß. Wir teilten unseren Tisch mit einer Dänin, die sich nach ungefähr 3 Monaten Indien-Aufenthalt auf ihren heutigen Heimflug freute.

Auf unserer anschließenden Besichtigungstour folgten der Lotus-Tempel,

Humayun’s Tomb

sowie die Grabanlage Qutb Minar.

Wir hatten gerade ein Tuk-Tuk für die Weiterfahrt gefunden, als ein anderes Tuk-Tuk versehentlich unseres krachend beim Einparken rammte. Naja, nichts tragisches, die ganzen Piaggio- oder Mahindra-Tuk-Tuks waren sowieso alle verbeult. Dennoch wurde unser Fahrer sauer und diskutierte wild. Wir dachten, die Sache sei damit ausgestanden – Pustekuchen: Beim Ausparken wurde zum Dank das inzwischen geparkte Tuk-Tuk des anderen Fahrers sauber „weggerammt“…und das ganze mit uns an Bord.

Nachmittags trudelten wir dann wieder im Hotel ein, ruhten uns ein wenig aus und gingen zum Abendessen wieder in das angesagte Café. Diesmal kamen wir mit Julia Gall aus Österreich ins Gespräch. Sie war schon einige Zeit in Nepal (u.a. Annapurna Circuit) und Indien unterwegs und es sollten weitere Länder folgen.

Da die erste Metro erst gegen 05.30 Uhr fuhr, wir aber um spätestens 05.45 Uhr am nächsten Morgen am Flughafen in Delhi sein mussten, um pünktlich unseren Flieger auf die Andamanen zu erreichen, buchten wir noch für preiswerte 300 Rupien ein Taxi für den morgigen Tag. Über Infos aus der Heimat hatten wir mitbekommen, dass es in Sumatra ein starkes Erdbeben gegeben hatte, aus dessen Folge es eine Tsunami-Warnung für den gesamten indischen Ozean gegeben hatte – mit Evakuierung der Küstengebiete der Andamanen! Es war jedoch glücklicherweise keine Katastrophe eingetreten.

14. Tag (13.04.2012): Delhi – Havelock Island (33 °C)

Wir standen um 03.50 Uhr auf, das Taxi wartete pünktlich um 04.30 Uhr vor dem Eingang des Hotels – allerdings mit geöffneter Motorhaube. Es dauerte noch etwa 10 min, bis der Fahrer sich aus der Umgebung mehrmals eine Flasche Wasser hatte auffüllen lassen und seinen Mahindra mit ausreichend Kühlwasser versorgt hatte. Wir kamen erstaunlicherweise pünktlich gegen 05.15 Uhr am internationalen Flughafen an. Beim Anblick des goldenen „M“ nutzten wir die Chance auf ein europäisch-amerikanisches Frühstück, bevor um 06.40 Uhr unsere alte Boeing der JetConnect (Ableger der JetAirways) via Kalkutta nach Port Blair abhob. Die letzten ca. 30 Minuten vor der Landung hatten wir tolle Blicke auf die von der Sonne angestrahlten kleinen Inseln, die von Riffen und türkisem Wasser umgeben waren.

Nach Ankunft in Port Blair um 11.15 Uhr bekamen wir zunächst am Flughafen ein kostenloses Permit für Teile der Andamanen ausgestellt. Dann ließen wir uns per Tuk-Tuk zur Fähranlegestelle bringen, wo wir für noch 2 Tickets für einen klimatisierten Platz in der staatlichen 14.00 Uhr-Fähre nach Havelock Island ergattern konnten.

Mit vielen Einheimischen und nur wenigen Touristen ging es in 2,5 h nach Havelock. Da dort gerade ein lokaler Bus für den bekannten Beach No. 7 bereitstand, nahmen wir diesen kurzentschlossen. Dort angekommen, stellten wir allerdings fest, dass von den einzigen zwei „Resorts“ das hochpreisige bereits ausgebucht und das andere seeeehr einfach war. Aufgrund der sehr südlichen Lage der Andamanen und der Tatsache, dass gegenüber Indien keine Zeitumstellung erfolgt, begann es bereits um 17.00 Uhr zu dämmern. Daher teilten wir uns gemeinsam mit 5 anderen Touristen, die gerade vom Strand zurückkamen, einen Minibus und ließen uns wieder zurückfahren. Wir stiegen am Beach No. 5 aus und bezogen eine akzeptable Hütte um Gold Star Hotel. Das Abendessen nahmen wir um authentischen Restaurant Anjucoco ein, das uns die Touristen empfohlen hatten. Der Besitzer versicherte uns, dass bei ihm sauber gekocht wurde, die Eiswürfel ausschließlich aus Mineralwasser hergestellt wurden und man sogar den Salat essen könne. Ich aß zwei sehr-gute Hähnchen-Schnitzel mit Pommes-frites für umgerechnet 2,50 EUR und ließ mir ein Banana-Lassi schmecken. Den wirklich gut aussehenden Rohkostsalat ließ ich vorsichtshalber unangetastet. Die Temperaturen waren hier geringfügig niedriger als auf dem Festland, jedoch war die Luftfeuchtigkeit deutlich höher.

15. Tag (14.04.2012): Havelock Island (35 °C)

Wir begannen den Tag mit einem Frühstück im Hotel, das bei mir aus einer Tasse Chai-Tee und einem großen Schokoladen-Bananen-Pfannkuchen bestand.

Dann liehen wir uns zwei Motorräder, die wir mit je 3 l zum unverschämten Touristenpreis von über 1 EUR/l auffüllen ließen. Der Versuch, ein Fährticket für übermorgen zu kaufen, scheiterte, da uns nach 10 min ergebnislosem Warten in der Schlange mitgeteilt wurde, dass heute wegen Samstag geschlossen sei… und morgen ebenfalls, da ja Sonntag sei. Wir sollten am Montag morgen zurückkommen. Soviel zu staatlichen Einrichtungen. Wir entschieden uns, bis Montag zu warten, da wir notfalls immer noch auf die weniger stark frequentierte, aber auch dreimal so teure Privatfähre ausweichen konnten.

Für den restlichen Vormittag stand der Rhada Naga Beach, besser bekannt als Beach No. 7, auf dem Programm. Es war nachvollziehbar, warum der Strand von einigen zu einem der weltbesten Strände gekürt worden war.

Der Sand und das Wasser waren hervorragend und boten ein tolles Farbenspiel. Der Strand war im „Eingangsbereich“ von mehreren Einheimischen und wenigen Touristen belegt, wenn man weiter ging, wurden es zunehmend weniger Leute, bis man nach der nächsten Bucht den Strand für sich alleine hatte. Noch eine Bucht weiter war allerdings Krokodilalarm. Da dort ein paar Tage zuvor Krokodile gesichtet worden waren, wurde per großem Schild vom Baden abgeraten und ein bewaffneter Ranger für den Bereich abgestellt – sehr vorbildlich.

Wie schon des öfteren, wurden wir auch an diesem Strand von einem Mädchen und deren Familie nach einem Foto mit ihr zusammen gefragt – die Inder lieben es, Fotos mit ihren Kindern und westlichen Ausländern zu knipsen.

Mittags fuhren wir zurück in das Örtchen um Beach No. 5, wo wir im gestrigen Restaurant ein leckeres Mittagessen zu uns nahmen. Weil’s gestern so gut war, blieb ich beim gleichen Gericht.

Nach einer Mittagspause am Strand unseres Hotels brachen wir am Nachmittag zum Elephant Beach auf. Hier wurden je nach Nachfrage ab und an Schnorchel- und Tauchtrips mit einem Elefanten angeboten. Da man nicht bis ganz an den Strand heranfahren konnte, gingen wir den letzten Weg dorthin durch den Dschungel zu Fuß – ca. 20 min Fußweg. Der Strand selbst war bis auf 4 Schnorchler menschenleer.

Wir relaxten ein wenig und machten uns rechtzeitig vor dem frühen Sonnenuntergang auf den Rückweg zu unserem Hotel. Dort stellten wir fest, dass die Bewohner der benachbarten Hütte aus Köln bzw. Königswinter kamen und auf Bangladesh-Indien-Rundreise waren, da er in Dacca, der Hauptstadt Bangladeshs, in Textilien machte.

Zum Tagesabschluss kehrten wir wieder im Anjucoco Restaurant ein.

16. Tag (15.04.2012): Havelock Island (35 °C)

Wir standen zeitig auf, da Martin bei Barefoot Divers für 07.00 Uhr einen halbtägigen Tauchausflug gebucht hatte. Da die Verantwortlichen in unserem Hotel um 06.15 Uhr noch keine rechte Lust hatten, uns ein Frühstück zuzubereiten, gingen wir zum Café del Mar, dem der Tauchschule angeschlossenen Hotel, wo es um diese Zeit bereits geschäftig zuging. Ich aß einen Schokoladenpfannkuchen und trank einen Chai-Tee. Nachdem Martin zu seinem Tauchausflug aufgebrochen war, düste ich mit dem Motorrad soweit in den Süden wie es ging.

Dort verrichteten die Einheimischen ihre Feldarbeit, die Kinder winkten oder riefen mir freundlich zu und ich konnte sogar Eingeborene der noch auf den Andamanen lebenden Stämme antreffen.

Außerdem kam ich an einigen total unangetasteten Stränden vorbei, die für diesen Vormittag mir alleine gehörten. Die Wassertemperatur betrug angenehme 29 °C.

Am späten Vormittag machte ich mich auf den Rückweg, nicht ohne bei unserem zum Stammrestaurant gewordenen Anjucoco Restaurant auf zwei Lassis einzukehren. Hier traf ich zwei deutsche Mädels wieder, die uns hier auf der Insel bereits ein paar mal über den Weg gelaufen waren. Die Anzahl der Touristen auf der Insel war überschaubar, so dass sich schnell alle kannten: Da war der 20-jährige Robert aus Bremen („Grinsekater“), der seit der Schule für bereits 2 Jahre durch Indien tourte, zusammen mit seiner 25-jährigen Begleiterin ukrainischer Abstammung aus Toronto, die ihren Lehrerjob dort aufgegeben hatte. Dann gab es noch die Mittzwanzigerin Denise aus der Nähe von Dresden und ein ähnliches altes Mädel aus Aichach, die beide ihren Job aufgegeben und sich eine mehrmonatige Auszeit gegönnt hatten. Und nicht zu vergessen „Goa-Hans“ und zahlreiche andere Aussteiger sowie massenweise israelische Jungs und Mädels, die nach der Pflichtzeit im Militär erstmal was von der Welt sehen wollten. Zu beneiden waren sie jedoch alle nicht, hatten sie doch nicht einmal genügend Geld, sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen oder viel im Land herumzureisen. Die meisten mussten mit einem Budget von etwa 300 EUR im Monat auskommen – was ohne große Sprünge allerdings durchaus möglich ist. Ein Ire und eine Israelin erzählten uns von der Evakuierung vom Strand in höher gelegenes Terrain aufgrund der Tsunami-Warnung ein paar Tage zuvor, und dass man das dritte Nachbeben wohl auch auf Havelock deutlich gespürt hatte.

Es waren auffällig viele Deutsche und Israelis unterwegs – zweiteres Volk hatten wir auch bereits in Rajasthan vermehrt angetroffen. Ich verbrachte noch etwa eine Stunde am herrlichen Strand unseres Hotels, wo eine französische Familie und ein schwedisches Studentenpärchen hinzugekommen waren. Dann stand ein Mittagessen im Stammrestaurant an.

Nachdem Martin gegen 15.00 Uhr von seiner Tauchtour zurückgekehrt war, schlenderten wir noch ein wenig die Strände Beach No. 3 und No. 5 ab. Hier fanden wir einen kleinen Hund vor, der kurz zuvor geboren worden sein musste und noch nicht einmal richtig laufen konnte. Knuffig!

Während der Dämmerungsphase zogen wir uns wie bereits gestern in unsere Hütte zurück, da dann für etwa eine halbe Stunde die Moskitos einfielen. Nachdem es dunkel geworden war, waren die elenden Stechmücken wieder verschwunden und wir statteten einmal mehr „unserem“ Restaurant einen Besuch ab. Seit gestern machte ein Zeitungsbericht incl. Foto die Runde, der von einem Krokodilangriff auf Little Andaman berichtete, bei dem ein Einheimischer getötet und grausig zugerichtet wurde. Einige Backpacker machte das unsicher bzgl. eines Besuchs dort bzw. eines Schnorchel- oder Tauchtrips generell.

17. Tag (16.04.2012): Havelock Island, Havelock Island – Port Blair (35 °C)

Nach dem gewohnten Bananenpfannkuchen-Frühstück fuhren wir zur Fähranlegestelle, um ein Ticket für die 14.00 Uhr-Fähre zu kaufen. Nach einem heillosen Durcheinander in der nicht wirklich vorhandenen Schlange (die Inder drängelten wie immer von allen Seiten), sagte uns der Schalterbeamte um 08.55 Uhr, dass die Fähren ab 14.00 Uhr erst ab 09.00 Uhr gebucht werden können und wir uns wieder hinten einreihen sollten. Reine Schikane. Nach etwa einer Stunde hatten wir zwei Tickets ergattert, aber weder für die 14.00 Uhr- noch für die 15.00 Uhr-Fähre, die angeblich beide voll waren, sondern für die 16.30 Uhr-Fähre, die für uns gleichzeitig auch die letzte Möglichkeit der Überfahrt darstellte, um unseren morgigen Flieger sicher zu erreichen. Somit genossen wir die Zeit bis dahin in Anjucoco’s Restaurant bei Schnitzeln, Pommes und diversen Lassis sowie am Strand vor unserem Hotel. Es gab definitiv schlechteres Ambiente, um auf ein Verkehrsmittel zu warten.

Die Fährfahrt verlief unspektakulär. Einmal mehr quatschte uns eine unbedarfte, neugierige Inderin an, die Fotos von uns machen und ihr Englisch ausprobieren wollte. Sie war 15 Jahre alt und ihre beiden 19 Jahre alten Schwestern schienen ein wenig neidisch, dass sie so forsch auf uns Ausländer zuging. Kontaktscheu waren die meisten jungen Inder jedenfalls nicht.

Nach Ankunft in Port Blair um 19.00 Uhr checkten wir in der Azad Lodge ein und gingen noch schnell etwas in einem Einheimischen-Restaurant essen. Für mich stand Butter Chicken auf der Speisekarte. Wie wir vermutet hatten, lud Port Blair nicht wirklich zum Sightseeing ein, da es sich bloß um eine weitere stinkende, chaotische indische Stadt ohne Besonderheiten handelte. Hier waren wohl die meisten Touristen nur auf Durchreise…

18. Tag (17.04.2012): Port Blair – Delhi (35 °C)

07.00 Uhr Aufstehen, 08.15 Uhr Frühstück im Ananda Hotel mit Chai-Tee und Chicken-Sandwich, 10.00 Uhr Auschecken, 12.30 Uhr Flug nach Delhi, 17.40 Uhr pünktliche Landung in Delhi, 18.00 Uhr Metro-Fahrt zum Bahnhof New Delhi und 18.40 Uhr Tuk-Tuk-Transfer zu unserem vorgebuchten Hotel durch total überlaufene Straßen und das Chaos des Main Bazar. Wir fragten uns, wie viele Menschen hier wohl pro Tag ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil ihnen ein Motorrad, ein Tuk-Tuk, eine Fahrradrikscha oder gar ein Auto von hinten in die Hacken gefahren ist. Die Autos und Vehikel sonstiger Art kamen den Fußgängern oft gefährlich nah. Lediglich die heiligen Kühe, die selbst in Delhi aller Orten anzutreffen waren, wurden großzügig umfahren. Im Café Festa nahmen wir ein leckeres Abendessen ein – diesmal stand ein Burger mit Pommes und einem Softdrink für umgerechnet 2 EUR auf dem Speiseplan. Anschließend gingen wir noch für 30 min ins Internet-Café. Das war hier echt kein Spaß: Das erste von den spärlich gesähten Einrichtungen konnte wegen eines technischen Problems kein Internet bieten, im zweiten (am Main Bazar gelegen) war die Verbindung so langsam, dass man mit Mühe und Not gerade mal um die 5 emails gecheckt bekam. Da wir um die Ecke eine Bar gesehen hatten, die mit „650 ml chilled beer for only 70 Rs“ warb, wollten wir uns wenigstens hier noch etwas entspannen. Aber auch das ist schwierig inmitten des Tumults des Main Bazar. Zum einen war IN der Kneipe nicht mehr die Rede von 70 Rupien, vielmehr kostete ein Kingfisher Beer hier 140 Rupien. Daher entschied ich mich „aus Protest“ für ein Wasser. Ferner siedelten sich alsbald „interessante“ Gestalten in der Bar und auch um uns herum an. Es kam uns so vor, als würden wir uns in Goa befinden und nicht in Delhi. Auch hier war Treffpunkt zahlreicher Aussteiger und schräger Vögel.

Wir unterhielten uns noch ein wenig mit Stuart aus Schottland und einem Schweden und machten uns dann auf den Rückweg zu unserem Hotel.

19. Tag (18.04.2012): Delhi – Amritsar, pakistanische Grenze in Wagah (35 °C)

Heute morgen stand wieder einmal ein Frühstück im Café Festa auf dem Programm, bevor es gegen 09.45 Uhr per Prepaid-Taxi zum internationalen Flughafen ging, von wo unser Flug der Air India nach Amritsar startete. In Delhi war es heute Vormittag ausnahmsweise stark bewölkt, und es waren nur 24 Grad! Aber davon bekamen wir ja nicht mehr viel mit. Vor dem Boarden war noch Zeit für ein kleines Mittagessen – und zwar in Form eines tatsächlich sehr indisch schmeckenden McMaharaja Menüs bei McDonalds. Der Flug verlief etwas unruhig – vielleicht war der Pilot früher mal ein Tuk-Tuk-Fahrer mit nervösem Gasfuß gewesen –, ansonsten aber unspektakulär. Die Angebote der Taxifahrer im Flughafen ignorierten wir, schließlich wussten wir, dass vor dem Eingang ein kostenloser Shuttlebus für den Transfer zum Goldenen Tempel bereitstand. Da wir uns ein Hotel in unmittelbarer Nähe des Tempels suchen wollten, nutzten wir diese Option. Die Fahrt dauerte allerdings etwas länger als geplant, da der Busfahrer zunächst mal tanken fahren musste (kommt häufiger vor mit allen Gästen an Bord) und sich anschließend äußerst mühsam durch total überfüllte und viel zu enge Gassen quetschen musste, bei denen unsere europäischen Busfahrer längst aufgegeben hätten. So brauchten wir für die ca. 15 km etwa 1 Stunde. Wir checkten schnell im nächstbesten Guesthouse ein, um gegen 15.30 Uhr noch rechtzeitig ein Sammeltaxi für die Fahrt zur indisch-pakistanischen Grenze in Wagah zu ergattern (10 Personen und 1 Fahrer in einem Chevrolet Minivan). Für 120 Rupien pro Person (für Hin- und Rückweg) ging es nun in ca. einstündiger Fahrt zum legendären Grenzort Wagah, dessen abendliche Grenzzeremonien anhand diverser Youtube-Videos unser Interesse geweckt hatten. Am Grenzort herrschte dichtes Gedränge beim Anstehen für den Einlass in die „Arena“, in der um 17.30 Uhr die Sonnenuntergangszeremonie beginnt. Rucksäcke und Kamerataschen waren nicht erlaubt, so dass wir diese vor Ort deponieren mussten. Kameras und Camcorder selbst waren erlaubt. Die großen und z.T. undisziplinierten Menschenmassen waren nicht ganz ungefährlich, da beim Einlass von allen Seiten gedrängelt wurde und man aufpassen musste, nicht „unter die Räder“ zu kommen. Dann kamen wir in eine neben der Grenzstraße fest installierte Arena, in der es für Touristen einen separaten Rang mit recht gutem Blick auf das Grenztor gab.

Um 17.30 Uhr begann dann das Affentheater. Mit theatralischem Gehabe und unter fanatischer Anfeuerung der anwesenden Inder bewegten sich nun im Stechschritt mehr und mehr Soldaten zum Tor – auf der indischen wie auf der pakistanischen Seite. Während im indischen „Theater“ alle Ränge berstend voll waren, herrschte auf der scheinbar weniger fanatischen pakistanischen Seite eine vergleichbare Leere. Dennoch versuchten die indischen und pakistanischen Lautsprecheranlagen sich permanent mit entsprechender Militärmusik und Anfeuerungsparolen zu überbieten. Zum Ende der Zeremonie wurden die indische und pakistanische Flagge gleichzeitig heruntergelassen und die Tore zwischen den beiden nicht gerade befreundeten Staaten mit lautem Krachen zugeworfen.

Nach diesem affigen, aber dennoch interessanten Grenztheater fuhren wir zurück nach Amritsar, wo wir in einem kleinen lokalen Restaurant ein Abendessen zu uns nahmen – für mich gab es eine vegetarische Pizza.

Anschließend nutzten wir die tolle Beleuchtung des Golden Tempels noch für eine nächtliche Stippvisite. Die Anlage erstrahlte in toller, teils dynamischer Beleuchtung und strahlte eine ganz besondere Atmosphäre aus.

Etwas enttäuschend für mich, dass gerade in dieser für die Sikhs heiligsten Anlage meine Trekkingsandalen geklaut wurden. Bislang waren wir immer sehr vorsichtig und misstrauisch gewesen und hatten die Schuhe z.T. in unseren Rucksack gepackt. Da ich aber auch keine Paranoia schieben wollte, entschied ich mich diesmal, wie die meisten anderen auch, die Schuhe vor dem Eingang des Tempels abzustellen. Schade! Aber das Misstrauen scheint wohl berechtigt zu sein, so dass ich jedem nur raten kann, selbst Schuhe nicht unbeaufsichtigt zu lassen.

20. Tag (19.04.2012): Amritsar, Amritsar – Delhi (34 °C)

Heute morgen besuchten wir zunächst erneute den Goldenen Tempel, diesmal in herrlischem, von der Morgensonne erfassten Licht. Da ich nun nur noch 1 Paar Schuhe in petto hatte, legte ich den kurzen Weg vom Hotel zum Goldenen Tempel barfuß zurück. Zahlreiche Inder vollzogen bereits die rituelle Reinigung oder standen in Heerscharen in Schlagen zum Inneren des Goldenen Tempels an.

Das sparten wir uns aufgrund der langen Wartezeiten, sondern konzentrierten uns stattdessen auf die sehenswerte Anlage drumherum. Wie bereits gestern abend, sprachen uns wieder zahlreiche Inder wegen Fotos mit uns zusammen an oder begrüßten uns aufgeschlossen.

Nach einer detaillierten Besichtigung wandten wir uns gegen 09.15 Uhr einem kleinen Frühstück in einem lokalen Restaurant zu. Dann machten wir bis mittags eine Pause in unserem Hotelzimmer. Als Mittagessen genehmigte ich mir Pommes und ein Sandwich. Da wir bereits alles wichtige gesehen hatten, entschieden wir uns, bereits frühzeitig zum Flughafen zu fahren und dort im klimatisierten Gebäude noch Zeit zum Schreiben des Reiseberichtes etc. zu haben. Dazu suchten wir vergeblich den angeblichen 15.00 Uhr-Bus, der einen kostenlosen Transfer vom goldenen Tempel zum Flughafen gewährleisten sollte.

Da dieser heute wohl nicht fuhr, nahmen wir gegen 15.15 Uhr ein Tuk-Tuk und verbrachten die restlichen Stunden am Flughafen bzw. dessen einzigem Restaurant. Die Getränke waren teuer, das Essen war jedoch preislich ok und äußerst reichlich. Um 21.40 Uhr flogen wir dann in einer für die Kurzstrecke leicht überdimensionierten Boeing 777-300 ER zurück nach Delhi. Als wir gegen 23.15 Uhr die Express-Metro vom Flughafen zur New Delhi Railway Station nehmen wollten, stellten wir verwundert fest, dass die letzte Metro täglich um 23.00 Uhr fährt – eigentlich unvorstellbar für eine derart dicht besiedelte Millionenmetropole. Wir fanden jedoch einen Taxifahrer, der uns für 300 Rupien, also umgerechnet 5 EUR, zu unserem Hotel fuhr. Da wir bei unserem letzten Delhi-Aufenthalt vorgestern unser Hotel Cottage Yes Please für heute wegen Vollbelegung nicht mehr hatten buchen können, war das Personal so freundlich, uns für die restlichen beiden Nächte ein Doppelzimmer im um die Ecke gelegenen Schwesterhotel Cottage Crown Plaza zu reservieren. Gegen 01.00 Uhr fanden wir unseren wohlverdienten Schlaf.

21. Tag (20.04.2012): Delhi (35 °C)

Als wir heute morgen das Hotel verließen, stellten wir fest, dass wir gestern abend die falsche Eingangstür benutzt und im Nachbarhotel eingecheckt hatten. Das Schild der Cottage Crown Plaza hing leicht versetzt über der Nachbartür. Naja, der Preis war in etwa der gleiche, so dass wir jetzt einfach im bezogenen Hotel blieben.

Zunächst frühstückten wir im bereits mehrfach besuchten Café Festa, dann buchten wir für 250 Rupien ein Taxi für den morgigen Flughafentransfer vom Hotel aus. Als wir anschließend durch die Straßen des Main Bazar schlenderten, trafen wir zu unserer Überraschung die Österreicherin Julia wieder, die wir zuvor hier in Delhi getroffen hatten und die nach ihren damaligen Ausführungen eigentlich erst am Folgetag wieder in Delhi eintreffen sollte. Sie erzählte uns, dass sie die Zeit seit unserem Treffen in einem Krankenhaus in Delhi verbracht hatte – Diagnose: Lebensmittelvergiftung aufgrund von Salmonellen. Sie war heute den ersten Tag wieder auf den Beinen und war ganz froh, wieder ein paar „Quasi-Landsleute“ zu treffen. Wir verabredeten uns für abends zum Essen im bekannten Café.

Unsere an- und gleichzeitig abschließende Besichtigungstour Delhis führte uns diesmal zunächst zum Lal Qila Red Fort, der roten Festung, die allerdings gegenüber den bisher gesehen Festungen deutlich zurückstand.

Die anschließend von uns aufgesuchte Jama Masjid Moschee war interessant, insbesondere der Blick vom Minarett auf das Treiben im Innenhof der Moschee auf der einen und das lautstarke Verkehrschaos auf der anderen Seite.

Der Rückweg durch die verschiedenen Bazare zur nächsten Metro-Station war wieder gesäumt von bettelnden Kindern und alten Leuten, (halb-) nackten Babys, aufdringlichen Händlern, lärmenden und stinkenden Autos, Motorrädern und Tuk-Tuks, überladenen Lastkarren und Fahrradrikschas, stinkenden Rinnsalen und Müllbergen – alles in allem eine physisch und psychisch ungewohnte Belastung, die unsere morgige Heimreise nicht ganz ohne Vorfreude ließ.

Die innerstädtische Metro war im allgemeinen recht preiswert und schnell, im Vergleich zur neuen, westlich anmutenden Express-Metro, die vom Flughafen in die Stadt führt, allerdings oft überfüllt. Außerdem machten schlechte Beschilderungen in den U-Bahn-Stationen sowie lange Schlangen vor den in jeder Station durchgeführten Gepäckkontrollen die Fahrten zuweil etwas ineffizienter als angenommen. Interessant fand ich ein Hinweisschild, dass das Spucken in den Metro-Waggons verbietet und das mit „1000 Rupien oder 1 Jahr Gefängnis oder beidem“ unter Strafe stellte – ungleiche Konstellation, wenn man bedenkt, dass 1000 Rupien ungefähr 16 EUR sind. Es sorgte aber immerhin dafür, dass auch die innerstädtischen Metro-Waggons halbwegs sauber waren.

Am späten Nachmittag kauften wir abschließend noch ein paar Souvenirs, wie Statuen des Affengottes Hanuman bzw. des Glücksgotts Ganesha sowie Schals aus Baumwolle bzw. Kaschmir. Das Abendessen mit Julia war gleichzeitig der Tagesausklang.  

22. Tag (21.04.2012): Rückflug nach Frankfurt

Das Frühstück im Café Festa musste ich heute morgen leider alleine zu mir nehmen, da es Martin nicht besonders gut ging. Vermutlich hatten die Fäkalbakterien nun auch seinen Magen-Darm-Trakt erobert. Das trug seinen Teil dazu bei, dass wir uns nun wieder auf die Heimat freuten, als wir uns mit dem gestern bestellten Taxi auf der vorerst letzten gefährlichen Fahrt auf Indiens Straßen zum Flughafen fahren ließen. Check In – Mittagessen bei McDonalds – Abflug. Noch ein Wort zur Air India: Wirklich sicher habe ich mich nie gefühlt, da die Flüge trotz klaren Himmels und ruhigen Wetters alle eher unruhig verliefen. Die Wartung der Innenausstattung der Boeing 777-200, die für unseren Rückflug diente, ließ zu wünschen übrig: Die Sitze waren derart durchgesessen, dass das Stahlgestänge im Rücken spürbar war, mein Monitor hielt nicht in seiner Halterung, die Tasten auf den Fernbedienungen fehlten zum Teil, meine Kopfhörer ließen sich nicht einstecken, da die Aufnahme defekt war und die mechanische Abtrennung zur Business Class kam nach ein paar Minuten wieder krachend runter. Das ganze wurde begleitet von lauwarmen Getränken. Beschämend für eine international operierende Airline, die Star Alliance-Hoffnungen hat!

Fazit:

Indien bietet viel(e) Kultur(en) – leider auch Fäkalbakterienkulturen 😉 Indien ist und bleibt eines der „Hardcore“-Ziele für Backpacker. Nachdem ich inzwischen viele deutlich ärmere Länder zu Gesicht bekommen habe, sind m.E. in keinem Land Armut, hygienische Missstände und Chaos so deutlich sichtbar wir hier. Den Experten, die Indien eine Weltmachtstellung in den nächsten 50 Jahren zusprechen, muss ich – wenngleich als Laie- widersprechen: Bei Indien handelt es sich – auch, wenn Regionen um Mumbai und Bengalore besser erschlossen sein mögen als Rajasthan o.ä. – nach meinem Verständnis klar um ein Entwicklungsland, und nicht um ein Schwellenland! Dennoch: Wer gewisse Vorkehrungen trifft (gute Reiseapotheke, Resistenz und Abwehrkraft gegen Betrüger und Nepper, gewisse Ignoranz gegen die mangelnde bis nicht vorhandene Hygiene, Vorabplanung der Reiseroute und Vorbuchung der Zugfahrten) bekommt mit Sicherheit viele kulturelle Highlights zu sehen und die Chance auf nette Bekanntschaften mit Einheimischen.

Top-Tip Restaurant dieser Reise: Anjucoco auf Havelock Island

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