Reisebericht China – Tibet – Nepal incl. Abu Dhabi 2008

3. Teil: China (Tibet)

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14. Tag (16.10.2008): Qinghai-Express von Xining nach Lhasa

Zusammen mit einem Chinesen teilten wir uns ein 4er-Softsleeper-Abteil. Am Zwischenstopp in Golmud am frühen Morgen verließ er uns bereits, so dass wir für den langen verbleibenden Teil der Fahrt das ganze Abteil für uns hatten. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, zufrieden und relaxt aus dem Fenster zu sehen. Wir genossen die traumhafte Landschaft, die während der Fahrt über das tibetische Hochplateau stündlich wechselte. Mal war es wüstenartig wie einer trockenen Steppe und dann wieder schneebedeckt wie am Südpol.

Da der Zug über den Tanggula Pass mit einer Höhe von 5250 m fährt und die Luft in diesen Höhen recht dünn ist, hat jeder Sitz-/Liegeplatz im Zug einen eigenen Sauerstoff-Anschluss. Wir mussten auch kurz nach dem Einsteigen ein Formular unterschreiben, dass wir von den Gefahren und Auswirkungen der dünnen Höhenluft Kenntnis genommen hatten.

Diese Auswirkungen erkannten wir auch an unseren kleinen eingeschweißten Kuchen. Diese hatten sich aufgrund des deutlich verminderten Höhendrucks wie Luftballons aufgebläht. Aber zur Explosion kam es zum Glück nicht!

Die Bahnfahrt von Xining nach Lhasa dauerte insgesamt etwa 24 Stunden, so dass wir abends um 21 Uhr in den Bahnhof von Lhasa einrollten. 

Diese Bahnfahrt mit dem Qinghai-Express gehörte eindeutig zu den schönsten Zugfahrten, die wir bisher erlebt hatten!

Vor dem Bahnhofsgebäude in Lhasa wurden wir bereits von unserem tibetischen Fahrer Dawa und Guide Puschung erwartet. Als Willkommensgeschenk bekamen wir jeder einen tibetischen Gebetsschal geschenkt, im Anschluss wurden wir zu unserem Hotel gefahren.

Die Minibar in unserem Hotelzimmer war gut bestückt. Neben Bier, Tee und Cola gab es auch getrocknetes Yak-Fleisch, Tabletten gegen die Höhenkrankheit sowie zwei große Flaschen mit Sauerstoff.

15. Tag (17.10.2008): Lhasa (3800 m) – Jokhang Tempel, Potala Palast, Barkhor Circuit

Nach einem sehr guten Schlaf in rund 3800 m Höhe und keinerlei Anzeichen von Kopfschmerzen oder ähnlichem ging es nach dem Frühstück zum Jokhang Tempel im Herzen der Altstadt von Lhasa. Für die Tibeter gilt er als wichtigster Tempel, zudem man mindestens einmal im Leben gepilgert sein sollte. Dementsprechend war auch der Menschenauflauf vor und in dem Tempel.

Der den Tempel umgebende Straßenzug, der Barkhor Circuit, dient den Pilgern und Betenden für ihre Runden und ist mit unzähligen Souvenir- und Verkaufsständen gesäumt. Hier herrschte eine ganz besondere Atmosphäre und wir bekamen zahlreiche traditionelle Tibeter zu sehen.

Nach dieser Besichtigung war der mächtige Potala Palast an der Reihe. Diesen hatten wir von der Dachterrasse des Jokhang Tempels aus schon gesehen. Der Potala Palast ist die offizielle Residenz des Dalai Lamas. Auf 13 Stockwerken verteilen sich 999 Zimmer. Alle haben wir uns aber nicht angesehen 🙂

16. Tag (18.10.2008): Lhasa (3800 m) – Drepung Kloster, Norbulingka, Sera Kloster

Heute besichtigten wir zwei Klöster in der näheren Umgebung von Lhasa sowie den zentral gelegenen Norbulingka Park mit Residenz. Vormittags stand das Drepung-Kloster, mittags der Norbulingka – Sommerresidenz des Dalai Lama – und nachmittags das Sera-Kloster auf dem Programm.

Zudem bestellten wir uns einen Yak-Burger mit 7 Stück Pommes. Aber für umgerechnet 1,60 EUR kann man nicht meckern; und geschmeckt hat er auch! Dazu gab es noch ein Lhasa-Beer: „Beer from the top of the world“!

17. Tag (19.10.2008): Bergsee Nam Tso (4718 m)

Mit dem Jeep fuhren wir heute etwa 110 km in nördliche Richtung. Unser Ziel war der Bergsee Nam Tso, der auf einer Höhe von 4718 m liegt. Auf der Hinfahrt überquerten wir den La-ken-la Pass mit 5120 m. Wir merkten schnell, dass wir weniger Luft zur Verfügung hatten, als wir gerne hätten. Daher musste alles etwas langsamer angegangen werden. Zudem war es recht windig und dadurch auch kühl. Der Nam Tso, der höchstgelegene große See der Welt ist ein Salzwassersee und liegt nochmal etwa 1000 Höhenmeter höher als der Titicaca See! Wir stiegen auf eine Anhöhe und hatten einen tollen Blick über See, „Strand“ und in Wolken liegende Bergketten.

Auf dem Rückweg bemerkten wir am La-ken-la Pass Prototypen-Fahrzeuge eines uns unbekannten chinesischen Herstellers, die wir bei der Gelegenheit schnell fotografierten und inspizierten. Die Modelle glichen in etwa denen der europäischen unteren Mittelklasse. Auf der Weiterfahrt verspürte ich erstmals leichte Kopfschmerzen, die vermutlich auf die über 1000 Höhenmeter Differenz zu Lhasa zurückzuführen waren. Eine Aspirin tat dem ganzen einen schnellen Abbruch.

18. Tag (20.10.2008): Tsetang & Umgebung (3100 m) – Mindroling Kloster, Yambulagang Festung

Was uns während unseren Jeepfahrten immer wieder aufgefallen waren, waren die zahlreichen Verkehrsunfälle – sei es durch Überladung und folgenden Achsbruch, durch veraltetes Material oder Wartungsmängel. Verletzt wurde, soweit wir das mitbekommen hatten, scheinbar niemand, was vermutlich auf die niedrige Verkehrsdichte zurückzuführen ist. Damit hatten wir so unsere Probleme. Denn oft überholte unser Fahrer in Kurven, in denen wir nach deutschem Ermessen nicht überholt hätten. Dazu überholte er meist ohne einen Gang zurückzuschalten, beinahe schon niedertourig in aller Ruhe, ohne den Kurvenausgang wirklich einzusehen. Im Gegensatz zu anderen Fahrern, die uns begegnet waren, hielt er sich aber noch relativ zurück.

Wir besuchten das abgelegene Kloster Mindroling und anschließend die Festung Yumbulangang. Yumbulangang lag wunderschön auf einem kleinen Bergrücken. Man hatte ein tolle Aussicht auf das umliegende Tal, zudem war der ganze Berg in tibetische Gebetsfahnen eingehüllt.

19. Tag (21.10.2008): Yamdrok Tso (4488 m), Gyantse (3950 m) – Pelkhor Kloster mit Kumbum

Auf der heutigen Weiterfahrt in den Ort Gyantse überquerten wir zwei weitere Pässe, den 4794 m hohen Kamba-la Pass und den 5050 m hoch gelegenen Karo-la Pass. Außerdem kamen wir an einem weiteren atemberaubenden Bergsee vorbei – dem Yamdrok Tso („Tso“ ist tibetisch und bedeutet „See“). Dieser See bestach mit unglaublich türkiser Farbe. Da an einem Parkplatz zufällig zwei Yaks herumstanden, hielten wir kurzerhand an, da wir schon immer mal auf einem Yak reiten oder zumindest sitzen wollte. Von den Yak-Besitzern bekamen wir noch eine traditionelle Mütze aufgesetzt. Im Gegenzug bekamen sie von uns ein Trinkgeld für die Fotoerlaubnis.

Nach einem traditionellen Mittagessen kamen wir gegen Nachmittag in Gyantse an. Dort besuchten wir das Pelkhor-Kloster, das über die größte Stupa Tibets verfügt.

20. Tag (22.10.2008): Shalu Kloster, Shigatse (3900 m) – Tashilunpo Kloster, Freimarkt

Unsere Weiterfahrt nach Shigatse nutzten wir zu einem Abstecher zum Shalu Kloster. Dort hatten wir die Möglichkeit, gegen eine kleine Gebühr im Inneren zu fotografieren. Wir sahen erneut eindrucksvolle Gebetshallen und konnten sogar einem authentischen Mönchsgesang beiwohnen. Die Mönche saßen beieinander und beteten oder diskutierten. Um die Halle herum befanden sich weitere Räume mit verschiedenen Buddha-Statuen und der Kloster-Küche.

In Shigatse besuchten wir unter anderem den Freimarkt. Hier wurden traditionelle Gegenstände, wie z.B. tibetische Mönchsstiefel oder Mützen angeboten. Es gab aber auch Nahrungsmittel und Fleisch. So reihten sich Ziegenköpfe an Innereien und ausgeblutete Tierhälften.

Die Leute schauten uns immer wieder interessiert über die Schulter, wenn wir Fotos machten. Viele von denen wollten dann ebenfalls mit auf das Foto oder baten uns, zusammen mit ihnen ein Foto machen zu dürfen, wenn sie einen eigenen Fotoapparat besaßen. Die Verständigung mit Händen und Füßen funktionierte doch besser als geglaubt! Auf jeden Fall waren bis jetzt alle Leute sehr freundlich!

Ebenfalls am Nachmittag besuchten wir das Tashilunpo Kloster, das mehr als 3000 Räume aufweist und einst Residenz für rund 4000 Mönche war.

Am frühen Abend erkundeten wir noch ein wenig die nähere Umgebung.

21. Tag (23.10.2008): Sakya Kloster (4280 m), Rongbuk Kloster (5000 m)

Heute war ein großer Tag: Es ging weiter in Richtung Tingri County – „Mount Everest Gebiet“! Auf dem Weg besuchten wir das im Jahr 1073 gegründete Sakya Kloster, eines der letzten Klöster für diese Rundreise. Wir hatten Glück und waren dabei, als die Mönche ihre Gebets- und Diskussionsrunde beendeten und in Scharen aus der Gebetshalle herauskamen. Wir bemerkten, dass einige der zur gebildeten und angesehen Schicht des Lands gehörenden Mönche per Mobiltelefon den durchaus wichtigen Kontakt zur Außenwelt hielten.

Später fragten wir unseren Guide und unseren Fahrer, ob wir auch selbst mal das Steuer des Wagens übernehmen dürften – hätten wir als „Automobilisten“ doch den Drang danach, mal wieder selbst zu fahren. Nach kurzem Zögern willigte unser Fahrer ein und wir hatten eine Zeit lang die Gelegenheit, den Mitsubishi Pajero, der traurigerweise nur über Heckantrieb verfügte, selbst über die staubigen Pisten zu lenken.

Zum Mittagessen kehrten wir in einem kleinen Restaurant in Lhatse (4050 m ü.NN) ein, in dem wir das erste Mal Nok-Butter-Tee, also Tee vom weiblichen Yak, angeboten bekamen. Meist wird die Yak-Milch zu Butter oder Käse weiterverarbeitet. Zusammen mit Salz und Tee wird dann aus der Yak-Butter eine Art Butter-Tee „gestampft“. Er schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig.

Am späten Nachmittag erreichten wir nach Überquerung des 5220 m hohen Gyatso-la Passes das Qomolangma Natural Reserve, von wo aus wir erstmalig einen tollen Blick auf den Mount Everest hatten. Relativ wolkenfrei, lediglich mit der eindrucksvollen Schnee-/Wolkenfahne um den Gipfel, präsentierte sich der König der Berge in Reihe mit den 8000ern Makalu, Lhotse und Cho Oyu.

Nach dem Passieren einiger Kontrollstellen, dem damit verbundenen Kontakt zu den einheimischen Kindern, die nach Süßigkeiten fragten und Weiterfahrt über spektakuläre Schotterpisten erreichten wir dann kurz vor Sonnenuntergang das Rongbuk Kloster (auch Rongpu Kloster).

Diese Kloster ist nördlich vom Mt. Everest gelegen und ca. 8 km vom tibetischen Base Camp entfernt. Eigentlich wollten wir diese Nacht im Zelt-Gästehaus unweit des Everest Base Camps – kurz EBC – verbringen. Dadurch, dass jedoch bereits seit Anfang des Jahres Expeditionen und Besteigungen des Mount Everests von der tibetischen Seite aus durch die chinesische Regierung untersagt worden waren und dieses somit vorzeitig abgebaut worden war, mussten wir uns mit dem normalen, gemauerten, sehr einfachen Rongpu Guesthouse abfinden – was wahrscheinlich aufgrund der eisigen Umgebungstemperaturen auch besser so war.

Wir waren gerade noch rechtzeitig, so dass wir einen traumhaften Sonnenuntergang am Mount Everest erleben konnten. Der Anblick des majestätisch dastehenden Berges und der langsam sich im Sonnenuntergang rot färbenden Spitze war schon etwas ganz besonderes!!

Den Abend verbrachten wir dann im „Gemeinschaftsraum“ des Guesthouses. Hier versammelten sich alle Leute um den zentralen Mittelpunkt des Raumes – dem Yak-Dung-Ofen. Dieser wurde mit den getrockneten Hinterlassenschaften der Yaks betrieben. Aber es war geruchsneutral. Zum Schlafengehen deckten wir uns trotz doppelter Kleidung mit drei- bis vierfachen Lagen an Bettdecken zu.

22. Tag (24.10.2008): Mt. Everest Base Camp (5200 m), Old Tingri (4390 m)

Um 5:45 Uhr standen wir auf. Ich war sehr verwundert, dass ich trotz der großen Höhe – es war immerhin die erste Nacht auf 5000 m, nachdem wir zuvor immer nur auf maximal 4000 m genächtigt hatten – keine Unterkühlung oder Anzeichen der Höhenkrankheit festzustellen hatte. Aufgrund ganz leichter Kopfschmerzen nahm ich provisorisch meine zweite Aspirin für diesen Urlaub – schließlich wollten wir nun den in dieser Höhe nicht ganz unanstrengenden Fußweg zum EBC zurücklegen, um dort den Sonnenaufgang zu verfolgen.

Unser Frühstück bekamen wir erst, nachdem wir die Besitzer, die im „Gemeinschaftsraum“ geschlafen hatten, geweckt hatten. Nach einer Portion Pfannkuchen und einem Instant Kaffee marschierten wir los. Der klare Himmel sorgte für beißende Kälte, aber auch für das Restlicht, das uns den Weg erkennen ließ. Nach etwa 1,5 Stunden und 8 km Wegstrecke waren wir dann am Ziel. Eigentlich hatten wir uns das Basislager anders vorgestellt. Wir hatten geglaubt, dass es hier Zelte geben würde, ein paar Einheimische hier wohnen und jede Menge Souvenirs verkauft werden würden. Aber dem war nicht so. Wir waren ganz alleine! Noch nicht einmal das chinesische Militär war dort. Normalerweise wird hier streng überwacht, dass kein Tourist weiter geht als dieses Basislager – dafür braucht man eine Expeditions-Genehmigung! Aber da wir eh nicht auf den Gipfel des Mt Everest wollten, blieben wir schön brav im Base Camp. Wir hatten mit unseren Flachmännern angestoßen und warteten dann in eisiger Kälte auf unseren Jeep, der uns nach vereinbarten zwei Stunden wieder abholen sollte. Wir waren mal wieder zu schnell unterwegs… 

Mit dem Jeep ging es dann etwa 80 km weiter über einen kaum erkennbaren Feldweg, der nach Old Tingri führte. Unser Jeep blieb zweimal auf dem zum Teil vereisten Boden stecken, so dass wir ihn anschieben mussten. Die „Straße“ war zum Teil derart exponiert, dass es selbst mir warm wurde: Einspurig lief sie als schmale Schotterpiste in Serpentinen einen Berg hinauf, an der einen Seite der Fels, auf der anderen Seite die steil abfallende Schotterflanke, die nach ca. 70 m in einem Bergfluss endete.

Letztlich kamen wir doch gut erhalten in Old Tingri an. Old Tingri ist ein kleiner tibetischer Ort, wo sich fast alles auf der Hauptstraße abspielt. Dort wird gegessen, gehandelt, gekauft, es werden Autos oder Pferdekutschen repariert usw. Von hier aus hatte man einen tollen Blick auf den Cho Oyu.

Neben einem belgischen Pärchen waren wir die einzigen westlichen Menschen in diesem Ort. Bei den beiden Belgiern handelte es sich um Barbara „Bibbs“ und Berthold „Berre“. Die beiden waren ebenfalls mit dem Rucksack unterwegs – nur, dass sie für ihre komplette Tour 6 Monate eingeplant hatten, da sie im Anschluss auch noch eine mehrwöchige Trekkingtour in Nepal und einen Abstecher nach Indien unternehmen wollten..

23. Tag (25.10.2008): Old Tingri (4390 m), Zhangmu (2300 m)

Entlang des Friendship Highways fuhren wir weiter zum Grenzort Zhangmu. Die Tibeter verstehen unter einem Highway jedoch mehr eine grobe Schotterpiste, als eine schön geteerte Asphaltpiste. So erwartete uns heute der „autofahrerische Gipfel“ unserer Tour: Der im Bau befindliche Highway musste an einigen Stellen werden Unterbrechungen der Fahrbahn umfahren werden, was zum Teil durch unwegsamstes Gelände oder sogar Flussbetten führte. Auch hier blieben wieder einige Jeeps stecken, unser Fahrer machte einen etwas größeren Umweg, um eine halbwegs seichte Stelle zur Durchquerung der Furt zu finden – mit Erfolg. Es wunderte uns allerdings, wie die großen Reisebusse chinesischer Bauart, die uns auf dem Highway entgegenkamen, durch diese Flussläufe fahren konnten. Aber hier gilt wohl das Sprichwort: „Wo ein Wille, da auch ein Weg!“

Während dieser Fahrt machten wir die Bekanntschaft mit einem weiteren 8000er – aus der Entfernung natürlich -, dem Shishapangma.

Im Grenzort Zhangmu trafen wir auch unsere belgischen Freunde wieder. Sie hatten ihr Zimmer im gleichen Hotel wie wir. Abends gingen wir noch zusammen im benachbarten Restaurant essen.

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