Reisebericht China – Tibet – Nepal incl. Abu Dhabi 2008

2. Teil: China

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4. Tag (06.10.2008): Beijing – Tiananmen Platz, Altstadt, Ringstraße

Bei der Ankunft auf dem Flughafen von Beijing waren wir schon positiv überrascht: Alles war sauber, der Himmel war zu sehen und sogar wolkenlos, die Leute stellten sich schön in einer Schlange an usw. Das hatte ich mir im Vorfeld alles ganz anders vorgestellt. Aber besser so als anders herum.

Es dauerte nicht lange, bis wir unser erstes Sprachproblem bekommen sollten, denn der Taxifahrer konnte kein Englisch und wir konnte kein Chinesisch. Mit unserem Reise- und Sprachführer zeigten wir ihm dann den Namen unseres herausgesuchten Hotels, das dort mit chinesischen Schriftzeichen abgedruckt war. Und das verstand er auch.

Nachdem wir unser Hotel gefunden und unser Gepäck abgelegt hatten, gingen wir zum nah gelegenen Tiananmen Platz. Dieser Platz ist 1 km² groß und direkt südlich von der Verbotenen Stadt gelegen. Hier wurden wir auch von zwei (vermeintlich) netten, Englisch sprechenden Chinesen angesprochen, die uns eine Weile begleiteten. Später wollten sie uns nahezu drängen, mit ihnen etwas trinken zu gehen. Als sie merkten, dass dies bei uns nicht zog, verschwanden sie so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren – ohne sich zu verabschieden, etc. Im Nachhinein bin ich mir relativ sicher, dass diese beiden Burschen Trickbetrüger waren, die uns auf der Zeche hätten sitzen lassen…

Etwas abseits der belebten großen Straßen in Richtung Altstadt trafen wir auf einen kleinen Straßenimbiss, der mit exotischen Gerichten lockte. Hier gab es von Krabben über Mehlwürmer, Seesterne, Skorpione, Maden, Schaben, Tintenfischen bis hin zu Heuschrecken so ziemlich alles, was man sich nur vorstellen konnte – oder sogar noch darüber hinaus. Daneben gab es aber auch normale Nudelgerichte.

Da wir übermorgen nach Datong weiterfahren wollten, kauften wir heute noch am Hauptbahnhof eine Zugfahrkarte für einen Liegewagen, bevor alle Plätze ausgebucht waren. Auch das stellte sich als Herausforderung dar: Die große Anzeigetafel, die irgendetwas mitteilen wollte, war komplett auf chinesisch. Also suchten wir uns in der Masse von Menschen einen Chinesen heraus, von dem wir glaubten, dass er uns verstehen könnte. Beim dritten Anlauf hatten wir Glück. Aber trotzdem gab es am Schalter dann das ein oder andere Problem. Etwa 10 min später wurden wir dann zu einem seitlichen Schalter geschickt. Und siehe da – hier wurde sogar Englisch gesprochen und verstanden.

Später am Tag spazierten wir noch die lebhafte Ringstraße entlang, die von imposanten Glas-Stahl-Giganten und interessanten Architekturobjekten gesäumt war und besuchten nicht zuletzt das Audi-Forum Beijing.

5. Tag (07.10.2008): Beijing, Simatai – Große Mauer

Morgens ging es mit der U-Bahn in den Norden der Stadt, wo wir in einen Bus umstiegen, der Miyun als Ziel hatte. Auch bei der Suche nach dem richtigen Bus (denn auch die Busnummern waren auf chinesisch) wurde uns freundlichst von den Chinesen geholfen. Von Miyun aus war die einzige Möglichkeit, zur Großen Mauer nach Simatai zu gelangen, das Taxi zu nehmen. Bei Simatai verläuft ein sehr spektakuläres Stück der großen chinesischen Mauer. Außerdem soll es nicht so touristisch überlaufen sein wie bei Badaling.  

Und dieses Stück Mauer war wirklich spektakulär, steil und fast menschenleer. Nach einigen Kilometern auf der Mauer war dann Ende. Hier saß ein Wachmann, der uns dann zu verstehen gab, dass das restliche Stück der Mauer zu verwittert und somit zu gefährlich sei.  Also drehten wir um und gönnten uns auf dem Rückweg noch ein chinesisches Erfrischungs-getränk. Diesmal ging es in einer rasanten Minibusfahrt von Miyun aus zurück nach Beijing – oder vielmehr in einer rücksichtslosen Fahrt: Der Fahrer missachtete sämtliche Verkehrsregeln, fuhr bei Verkehrsstauungen (sei es wegen erhöhten Verkehrsaufkommens oder wegen einer Ampel) wenn möglich immer rechts vorbei (entweder auf dem Standstreifen, der Abbiegespur oder sogar dem Fahrrad-/Fußgängerweg!) und überfuhr sogar rote Ampeln. Erst an den Stadtgrenzen von Beijing wurde er ruhiger.

6. Tag (08.10.2008): Beijing – Sommerpalast, Verbotene Stadt, Himmelstempel

Heute vormittag stand der Sommerpalast auf unserem Programm. Dazu mieteten wir uns je ein Fahrrad und radelten die ca. 15 km vom Zentrum Beijings in nordwestlicher Richtung zum Sommerpalast. Dafür, dass Beijing 15,5 Mio. Einwohner hat, verlief das Radfahren ganz gut und der Autoverkehr rollte relativ gleichmäßig. Es gab separate Spuren für Radfahrer und Busse. Der Sommerpalast ist eine wunderschön angelegte Parkanlage mit einem riesigen See. Dort hatte der Kaiser früher den Übungen seiner Seestreitkräfte zugeschaut. Hier wimmelte es nur so von Touristen, hauptsächlich aber chinesischen. 

Nachdem wir wieder ins Zentrum von Beijing geradelt waren, besuchten wir die Verbotene Stadt, die inmitten des Stadtzentrums ein riesiges Areal mit Hallen und Gemäuern aus der Ming- und Qing-Zeit belegt.  

 Anschließend gaben wir die Fahrräder zurück und ließen uns per Fahrradrikscha zum Himmelspark transportieren. Mit den letzten Sonnenstrahlen für diesen Tag schauten wir uns den Himmelspark mit seinem gleichnamigen Tempel und Alter an.

Um 21 Uhr fuhr dann unser Nachtzug von Beijing ins ca. 200 km entfernte Datong ab. Die Pritschen waren etwas kurz. Ein chinesisches Ehepaar, das seine Betten eine Etage über uns hatte, versucht mit uns ins Gespräch zu kommen. Es blieb bei dem Versuch. Wir verstanden kein einziges Wort von dem, was sie uns sagten. Und ob sie mit unseren chinesischen Brocken etwas anfangen konnten, wussten wir auch nicht. Schade, dass sie kein Englisch konnten…

7. Tag (09.10.2008): Datong – Heng Shan mit Hängendem Kloster, Grotten von Yungang

Um ca. 7 Uhr erreichten wir den Bahnhof von Datong. Es war recht kalt und regnete leicht. Dies sollte jedoch der einzige (und dazu ohnehin nur halbe) Regentag während unserer ganzen 5-wöchigen Reise sein, also wollen wir uns nicht beschweren!

Wir suchten uns ein Hotel direkt gegenüber des Bahnhofs. Danach buchten wir uns einen Tagesausflug zum Hängenden Kloster und den Yungang-Grotten. Zusammen mit einem Amerikaner, einem englisch-finnischen Pärchen, einem Asiaten und einer chinesischen Reiseführerin fuhren wir dann mit einem Minibus los. Ach ja, ein Fahrer war natürlich auch noch dabei.

Bereits die Hinfahrt war unverhofft spektakulär: Auf einer stark abschüssigen Serpentinenstraße, die zum Rand hin in eine etwa 20 m tiefe Schlucht mündete, verlor ein uns entgegenkommender LKW-Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und geriet auf die Gegenfahrbahn – also unsere. Während es unserem Fahrer gelang, so weit wie möglich zum Rand hin auszuweichen, um eine Kollision zu verhindern, rammte der Truck das uns folgende Fahrzeug und stieß es mit heftigem Impuls die Klippen hinunter. Unser Fahrer dachte jedoch nicht daran anzuhalten, schließlich war der LKW ja (zwangsläufig) zum Stehen gekommen, so dass sich dieser Fahrer darum kümmern konnte. In Wahrheit hätten ihn vermutlich die reduzierten oder ausgefallenen Touristeneinnahmen geschmerzt, die er im Falle längerer Wartezeit und einer Verständigung der Polizei zu befürchten gehabt hätte.

Nach längerer Fahrt über die Gebirgsstraßen des Heng Shan Gebirges, eines der heiligen Gebirge Chinas, erreichten wir das hängende Kloster. Dieses Kloster ist an einer senkrechten Felswand etwa 30 m über dem Boden errichtet worden. Der reißende Fluss unterhalb grub ein immer tieferes Flussbett, so dass das Kloster irgendwie befestigt werden musste. Der Regen hatte inzwischen weitestgehend aufgehört und die Sonne kam immer mehr zum Vorschein.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant, fuhren wir weiter zu den Grotten von Yungang. Bei diesen handelt es sich um frühe buddhistische Höhlentempel aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. Die Gesamtanlage besteht aus insgesamt 252 einzelnen Grotten, die seit 2001 zum Weltkulturerbe gehören.

In Datong ist uns erstmals aufgefallen, wie sehr wir von den einheimischen Leuten angestarrt werden. Wir kamen uns fast wie Tiere in einem Zoo vor, dennoch kann man es nicht als unangenehm bezeichnen, da die meisten Leute doch noch ein nettes Lächeln nachschickten. Datong hat zwar auch etwa 1 Mio Einwohner, ist aber von einem typisch kommunistischen Stadtbild geprägt und bei weitem keinem so großen internationalen Einfluss ausgesetzt, wie etwa Beijing. Dies sollte uns später in weiteren Orten, insbesondere in ländlicheren Gebieten, erneut auffallen.

8. Tag (10.10.2008): Datong, Pingyao

Mit einem Bus ging es heute von Datong nach Pingyao. Die Autobahnen unterschieden sich in nichts vom europäischen Standard, die Fahrweise vieler Chinesen jedoch deutlich: Da kann es durchaus mal vorkommen, dass auf der mittleren Fahrspur der dreispurigen Richtungsfahrbahnen einer seinen Wagen zurücksetzt, da er die Ausfahrt um ein paar 100 m verpasst hat. An einer Autobahnabfahrt nahe Pingyao wurden wir dann abgesetzt. Aber hier warteten schon jede Menge kleiner Taxis und Tuk-Tuks, die uns dann mit in die Stadt nahmen. Die Altstadt von Pingyao ist für ihr mingzeitliches Stadtbild bekannt. Überall hängen rote Laternen und auch die Häuserfassaden aus Holz sind reichhaltig mit Schnitzereien versehen.

Hier schien die Zeit stillgestanden zu sein. Die einheimischen Männer spielten Karten während sich die Frauen sich um ihre Markstände kümmerten. So wie hier stellt man sich das alte China vor.

9. Tag (11.10.2008): Pingyao, Hua Shan

Um die Mittagszeit fuhren wir mit dem Bus weiter in Richtung Xian bis zu dem kleinen Ort Hua Shan. Wir waren zusammen mit zwei polnischen Touristen die einzigen westlichen Touristen im Bus. Das bemerkte auch das kleine chinesische Mädchen ein paar Reihen vor uns, das sich immer wieder vorwitzig nach uns umdrehte.

In Hua Shan wurden wir auf dem Standstreifen der Autobahn herausgelassen und konnten mit einem kleinen Taxi weiter in den eigentlichen Ort fahren. Heute war es während der kompletten Fahrt zwischen Pingyao und Hua Shan sehr diesig bzw. neblig.

10. Tag (12.10.2008): Hua Shan

Der Ort Hua Shan liegt am Fuße des Hua Shan Gebirges. Es gehört zu den fünf heiligen Bergen des Taoismus. Der Hua Shan Mountain ist berühmt für seine steilen malerischen Felswände und seine gefährlichen Steige auf die Gipfel. Die vier Gipfel erreichen eine Höhe von 2100 m. Es gibt zwar auch eine Seilbahn, um hinauf zu gelangen, wir wollten nach den langen Busfahrten aber mal wieder was für die Fitness tun.

Am Südgipfel gibt es einen „Plankenpfad“, bei dem alte Bretter an den Fels „genagelt“ wurden. Hier braucht man starke Nerven, um in schwindelerregender Höhe entlang der glatten mehrere 100 m nach unten abfallenden Felswand über die Bretter zu laufen. Im Gegensatz zu noch vor ein paar Jahren hat man mittlerweile aber die Möglichkeit, sich mit auszuleihenden Gurten an Sicherheitsseilen einzuklinken.

Nachdem wir alle vier Gipfel besucht hatten, fuhren wir mit der Seilbahn zurück ins Tal hinab. Am späten Nachmittag fuhren wir dann mit dem Bus weiter nach Xian.

11. Tag (13.10.2008): Xian – Terrakotta Armee, Muslimisches Viertel, Glocken- und Trommelturm

Der Besuch der Terrakotta Armee ist definitiv ein Muss für jeden China-Touristen, der in der Nähe von Xian ist. So fuhren auch wir zu der berühmten Ausgrabungsstätte. 1974 wurde bei Grabungen für einen Brunnen diese Anlage aus der Zeit 200 v. Chr. gefunden. Bislang sind etwa 1000 lebensgroße Terrakotta Statuen freigelegt. Weitere 7000 befinden sich noch immer unter den Hügeln.

Nachmittags sahen wir uns noch die Stadt Xian an. Dabei waren der Glockenturm, der Trommelturm, das muslimische Viertel mit seinem bunten Bazar, die große Wildganspagode sowie die Tang Paradise Anlage unsere Highlights.

12. Tag (14.10.2008): Xian – Xining

Am frühen Morgen fuhren wir mit dem Bus zum Flughafen von Xian, von wo aus wir nach Xining flogen. Nach Einquartierung im stilvollen Hotel Xining Mansion nahmen wir dort durch einen Vertreter der Reiseagentur die hinterlegten Dokumente entgegen. Das war zum einen das (im Vorfeld von Deutschland aus organisierte) Tibet Permit, das für die Einreise nach Tibet notwendig ist, sowie die beiden Fahrkarten für den Lhasa-Express, die durch das zuvor erworbene Permit erst rechtmäßig wurden. Anschließend streiften wir noch durch die Stadt, u. a. um uns zweimal bei KFC ein reisfreies, sättigendes Mahl zu bestellen.

13. Tag (15.10.2008): Xining – Ta’er Si

In Xining bekamen wir die ersten tibetischen Klöster und Menschen zu sehen. Bestes Beispiel stellte das Kloster Ta’er Si ein paar Kilometer außerhalb der Stadt dar, das wir vormittags besuchten.

Nach einem erneuten nachmittäglichen Streifzug durch die Stadt, wurden wird abends im Bahnhof direkt schon von einem Bahnbeamten abgefangen und auf Permit und Fahrkarten kontrolliert. Nach erfolgreicher Ausweisung wurden wir dann in den Warteraum der 1. Klasse geleitet, da wir durch unsere Schlafwagentickets für je einen Softsleeper die „Berechtigung“ dafür erworben hatten. Zusammen mit 4 anderen westlichen Touristen und etlichen Chinesen warteten wir dann auf den Zug, der etwa eine Stunde Verspätung hatte.

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