Reisebericht Ecuador – Peru – Bolivien 2013

3. Teil: Bolivien

Hier geht’s zurück zum 2. Teil: Peru

23. Tag (07.07.2013): Transfer nach Copacabana

[sonnig, ca. 20 °C]

In Copacabana angekommen, warb ein Mann für das direkt am See gelegene Hotel Mirador, das nur 12 USD pro Doppelzimmer mit Du/WC, Warmwasser und WiFi kosten sollte. Wir schauten uns das Zimmer an und waren positiv überrascht, so dass wir uns direkt dort einquartierten. Dann stand lediglich noch ein Abendessen im Coffee Shop Copacabana an, wo wir eine Pizza Mexicana und ein Bier zu uns nahmen. Dort kamen wir auch mit der alleinreisenden Kanadierin Danielle ins Gespräch, der wir einen Platz an unserem Tisch angeboten hatten.

24. Tag (08.07.2013): Isla del Sol am Titicaca-See, Transfer nach La Paz

[sonnig, mind. 20 °C]

Diesmal hatten wir die Zeit für ein (sehr kontinentales) Frühstück in unserem Hotel, bevor wir Fährtickets auf die Isla del Sol buchten. Während Martin einen fußschonenden Trip über die Isla de la Luna nach Yumani, den Süden der Isla de la Sol, buchte, kaufte ich das geplante Fährticket für die Fahrt nach Cha’llapampa in den Norden der Isla del Sol, von wo aus ich in den Süden der Insel trekken wollte. Kurz vor Abfahrt der Fähre gesellte sich Danielle von gestern abend zu mir, so dass wir die Trekking-Tour gemeinsam antraten. Nach verspäteter Abfahrt gegen 09.00 Uhr erreichten wir um 10.45 Uhr den Norden der Isla del Sol. Der Weg war traumhaft schön und gewährte herrliche Blicke auf die tiefer liegenden Buchten und die den Titicaca-See umgebenden schneebedeckten Berge.

Unterwegs galt es an zwei Checkpoints eine Art Wegezoll zu entrichten. Der höchste Punkt des Weges lag etwas über 4000 m. Nach drei Stunden Wanderung trafen wir gegen 14.00 Uhr in Yumani ein, wo wir Martin wieder trafen. Wir genehmigen uns noch jeder ein Sandwich, bevor wir um 15.30 Uhr die Rückfahrt mit der Fähre antraten. Anschließend verblieb in Copacabana sogar noch genügend Zeit für ein Abendessen, wo für mich Pizza und ein Milchshake auf dem Speiseplan standen. Dann holten wir unser Schwergepäck im Hotel ab und fuhren um 18.30 Uhr mit dem vorgebuchten Bus nach La Paz weiter. Nach etwa der Hälfte der Strecke mussten wir einen Kanal überqueren, wozu wir Passagiere auf ein unbeleuchtetes Boot und der Bus auf eine nicht minder größere Nussschale verfrachtet wurden. Irgendwie kam man sich vor wie illegale Einwanderer vor Lampedusa. Gegen 21.45 Uhr kamen wir im Zentrum von La Paz an. Während die Stadt trotz der fortgeschrittenen Stunde in einigen Gegenden vor Menschen nur so übersprudelte, waren andere Straßen wie leergefegt. Die im Vergleich zu Ecuador und Peru deutlich größere Armut war sofort im Straßenbild sichtbar. Nach kurzer Taxifahrt checkten wir für zwei Nächte im zentral gelegenen Hotel Sagarnaga ein.

25. Tag (09.07.2013): Death Road Mountainbiking

[sonnig, 5 bis 25 °C]

Heute stand einer der spektakuläreren Programmpunkte an: Eine Mountainbiketour auf der Yungas-Road von La Paz nach Coroico, die weltweit als die Death Road bekannt geworden ist. Die Straße fällt von 4670 m in La Cumbre bei La Paz auf ca. 1100 m in Yolosa ab, verläuft nahezu dauerhaft an mehreren hundert Meter tiefen Abgründen entlang und ist außerdem so schmal, dass zwei Fahrzeuge in Millimeterarbeit gerade aneinander vorbeikommen. Bis vor ein paar Jahren war die Straße für den Durchgangsverkehr freigegeben und wies die höchste Zahl an tödlichen Unfällen auf. Da inzwischen eine neue, bessere Straße gebaut wurde, wird die Straße heute nur noch wenig befahren, schwerpunktmäßig von adrenalinheischenden radelnden Touristen, die über einen der unzähligen Outdoorveranstalter eine Tour auf der insgesamt 63 km langen Strecke gebucht haben. So auch wir, die wir gegen 07.45 Uhr nach einem kurzen Kaffee bzw. Kakao in Luna’s Cafe mit dem Veranstalter Vertigo Biking in einem Kleinbus in Richtung La Cumbre, den Startpunkt unserer Tour, aufbrachen. Mit uns waren ein Kanadier aus Quebec und ein brasilianisches Pärchen am Start. Gegen 09.30 Uhr hatten wir das Hochplateau erreicht, wo wir gemeinsam mit anderen Mountainbikeveranstaltern die entsprechenden Vorbereitungen trafen.

Dabei wurde mir bewusst, dass unser sorgsam ausgewählter Veranstalter tatsächlich gut ausgestattet war: Unserer Mountainbikes waren voll gefedert (vorne und hinten), wir bekamen Handschuhe, Knieprotektoren, Ellbogenprotektoren und Regenjacke sowie –hose zur Verfügung gestellt. Gegen 10.00 Uhr brachen wir auf. Die ersten Kilometer verliefen über eine gut asphaltierte Strecke, die einen tollen Ausblick auf die umgebenden Berge bot. Der vorwegfahrende Guide, der unterwegs auch Fotos sowie Videoclips von uns aufnahm, war in ständigem Kontakt mit dem Fahrer, der uns im Minibus die komplette Strecke entlang folgte.

Mir fiel ein Touroperator auf, dessen Mountainbiker ohne Protektoren und mit Eierschalen auf dem Kopf die Straße unsicher machten. Nach Passieren eines Checkpoints und kurzer Snackpause wurden die Bikes für die letzten 7 km der Asphaltstrecke auf den Kleinbus geladen, da die Strecke hier deutlich bergauf ging. Dann begann der eigentliche, als Death Road bekannt gewordene, unbefestigte Teil der Downhill-Strecke. Wir hielten uns einmal mehr vor Augen, dass wir hier über 3500 Höhenmeter bergab fuhren!

Auch die folgende Strecke war machbar, wenn man sein Tempo entsprechend seinen Einschätzungen und seinem Können anpasste. Unser 21-jähriger, durchaus verantwortungsbewusster Guide Kenneth fuhr in zügigem, aber nicht zu riskantem Tempo vorneweg und wir folgten ihm entsprechend. Martin und ich fühlten uns bei der Geschwindigkeit des Guides sicher genug, so dass wir ihm unmittelbar folgten. Alle 10 bis 15 Minuten wurde eine Pause (u.a. für Fotos) eingelegt, wo wir auf die anderen warteten: Der Kanadier kam meist nach 3-5 Minuten am Treffpunkt an, die beiden Brasilianer schienen etwas überfordert und brauchten zum Teil bis zu 10 Minuten länger.

Nach etwa ¼ der Strecke wurden wir leider auf drastische Weise auf die grundsätzlichen Gefahren der Death Road, nicht nur durch die steilen Abhänge, hingewiesen. Genau vor meinen Augen stürzte ein Mädel Mitte 20 aus einer der anderen Gruppen schwer. Sie war zu schnell in die Kurve gegangen und hatte sich dann verbremst, so dass sie hart auf Rücken und Kopf aufschlug. Nach ein paar Zuckungen rührte sie sich nicht mehr und wir befürchteten bereits das Schlimmste. Nach ein paar Minuten erwachte sie aber wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit, wurde von ihrem Guide aber direkt ruhig gelagert, da man Beschädigungen an der Wirbelsäule nicht ausschließen konnte. Später erfuhren wir von Kenneth, dass sie mit einer Schädelfraktur in ein Krankenhaus in La Paz transportiert worden ist.

Besonders vorsichtig ging es weiter, die Landschaft mit den tief eingeschnittenen grünen Tälern und die umgebenden Berge boten ein gigantisches Panorama. Wir passierten Wasserfälle, und zum Teil war die Strecke durch Erdrutsche beeinträchtigt. Gegen 15.00 Uhr hatten wir es nach fünf Stunden konzentrierter, aber auch genossener Abfahrt geschafft und unseren Zielort erreicht.

Einen etwa 10-minütigen Clip unseres Downhill-Vergnügens findet man hier:

Die letzten Kilometer zu einem Hotel legten wir in unserem Kleinbus zurück. Im Hotel duschten wir und bekamen ein Mittagessen in Buffetform. Den schön gelegenen Pool nutzten wir nicht mehr, da wir bereits gegen 16.30 Uhr die etwa dreistündige Rückfahrt nach La Paz antraten. Die Fahrt vom hoch gelegenen El Alto ins im Tal gelegene La Paz war beeindruckend. Dort nahmen wir unsere T-Shirts und die vom Guide eingefangenen Fotos entgegen. Wir waren uns einig, dass man die Agentur „Vertigo Biking“ durchaus guten Gewissens weiterempfehlen kann – insbesondere in Kombination mit unserem Guide Kenneth. Mit einem Preis von 460 Bolivianos liegt der Anbieter im Mittelfeld, jedoch waren die gebotenen Leistungen und das Equipment von einwandfreier Qualität. Dann gab es noch ein leckeres Abendessen. Diesmal stand Lama-Steak mit Risotto und Pommes auf dem Speiseplan.

26. Tag (10.07.2013): La Paz, Transfer in die Salar de Uyuni

[sonnig, ca. 15 °C]

Heute morgen stellte ich fest, dass meine Kreditkarte fehlte. Da ich diese aber immer bei mir trug, konnte sie niemand entwendet haben. Relativ schnell war mir klar, dass ich sie bei der Abhebung gestern abend im dem Hotel benachbarten ATM-Automaten vergessen haben muss. Nach kurzer Rücksprache mit dem Rezeptionisten unseres Hotels passierte das wohl sehr häufig, da die Automaten hier im Gegensatz zu denen in Europa zuerst das Geld ausgeben und erst nach der Frage nach einer weiteren Transaktion die Karte wieder freigeben. Er nannte mir die Anlaufstelle bei der hiesigen Bank. Da ich davon ausging, dass in den 60 sec nach meiner Transaktion niemand unmittelbar den Automaten benutzt hatte, musste die Karte vom Automaten wieder automatisch eingezogen worden sein. Wir suchten die Bank auf, die zuständige Dame fand meine in dem riesigen Stapel an eingezogenen Karten jedoch nicht. Da der Automat seit meiner Abhebung aber vermutlich noch nicht geleert worden war, versprach sie mir, in den nächsten drei Tagen eine email zu schreiben, ob die Karte gefunden wurde oder nicht. Solang wollte ich warten, bevor ich die Karte sperren lassen wollte.

Zuvor hatten wir noch die unweit des Hotels liegende Outdoor-Agentur „Adolfo Andino“ aufgesucht, wo wir die Besteigung des Huayna Potosi, eines 6000ers bei La Paz, für nächste Woche gebucht hatten. Wir hatten uns für die 2-tägige Tour entschieden, da wir davon ausgingen, dass eine schnelle Besteigung in diesem Fall eine höhere Erfolgsquote versprach. Außerdem buchten wir noch einen Nachtbus nach Uyuni für heute abend um 19.00 Uhr.

Dann begannen wir unsere Stadtbesichtigung: Plaza San Francisco mit seiner Kirche, Prado sowie Parque Mirador Laikakota, von dessen Aussichtspunkt wir einen herrlichen Blick auf den Kessel von La Paz, die umliegenden schneebedeckten Berge sowie die eng bebaute, am Rand des Kessels gelegene Ansiedlung El Alto hatten.

Weiter ging es mit Plaza Pedro Murillo mit der Kathedrale und der Residenz, wo gerade eine Musik- und Tanzgruppe eine Vorstellung gab. Zwischendurch standen ein Mittagessen im gestern eroberten Restaurant „El Pueblito“ sowie ein Besuch des Mercados an.

Ein frühes Abendessen nahmen wir ebenfalls in diesem Restaurant ein.

Mit etwa 30 Minuten Verspätung fuhr gegen 19.30 Uhr unser Nachtbus in Richtung Uyuni ab. Wir sollten lernen, dass das typisch für Bolivien war: Uns wurde immer gesagt, mindestens 30 Minuten vor Abfahrt am Busstand zu sein. Letztlich waren die Europäer immer pünktlich, jedoch tat sich vor der eigentlichen Abfahrtszeit gar nichts. Dann wurde langsam das Gepäck eingeladen und gewartet, bis alle eingetrudelt waren, Insbesondere die Einheimischen ließen sich mächtig Zeit und trafen oft erst weit nach der offiziellen Abfahrtszeit ein.

27. Tag (11.07.2013): Salar de Uyuni, 1. Tourtag

[sonnig, ca. 15 °C]

Gegen 07.00 Uhr trafen wir nach Fahrt über vorwiegend unbefestigte Straße – besser: Piste – mit innen vereisten Fenstern an. In Uyuni herrschten um diese Uhrzeit eisige -10 °C. Bereits an der Bushaltestelle standen einige Anbieter, die die letzten Plätze ihrer heute beginnenden 1-, 2- und 3-Tages-Touren verkaufen wollten. Wir entschieden uns für eine 3-Tages-Tour mit Full Adventure für 850 Bolivianos (ca. 100 EUR). Die Angebote der Touranbieter sowie deren Programm unterschieden sich nur marginal voneinander, letztlich kam es hier auch auf etwas Glück an. Wie sich herausstellen sollte, hatten wir das auch mit dem Fahrer Elias und unserem zuverlässigen Toyota Landcruiser, bei dem außer Scheibenwischer und Dachluke (was beides nicht benötigt wurde) alles funktionierte. Unsere Gruppe war etwas lethargisch und bestand neben uns beiden aus der ständig zu spät kommenden und sich permanent hofieren und bedienen lassenden Montenegrinerin Sanja, dem nur portugiesisch sprechenden Pärchen Rodriguez und Cynthia aus Brasilien und der diamox-geschwängerten, sich mit Elektro-Zigaretten den eigenen Atem raubenden Amerikanerin Pamela aus Kansas.

Gegen 11.00 Uhr begannen wir etwa 30 Minuten verspätet – was diesmal nicht an den Bolivianern sondern an unserer Mitfahrerin Sanja lag – mit unserer ca. 1000 km umfassenden Offroad-Tour durch die Salar de Uyuni, eine der abgelegensten Gegenden der Welt. Erster Stopp war der Cementerio de Trenes, ein Eisenbahnfriedhof, auf dem es alte ausrangierte Loks und Waggons vor Wüstenpanorama zu bewundern gab. 

Dummerweise hatten alle Touranbieter das gleiche bzw. ein sehr ähnliches Programm, so dass sich nahezu 20 Jeeps gleichzeitig hier und auch bei den Folgestopps einfanden, Es folgte ein kurzer Aufenthalt in der wie eine Geisterstadt anmutenden Ansiedlung Colchani, wo die Möglichkeit zum Souvenirkauf bestand und ein erstes Hotel komplett aus Salz zu bewundern war. Hier gab bereits der erste Offroader eines der Touranbieter seinen Geist auf. Dann erreichten wir die Salzpfanne, die zu lustigen Fotos einlud.

Unweit danach folgte eine weitere Möglichkeit zur Besichtigung eines Salzhotels, des Hotels de Sal Playa Blanca. Der fünfte Stopp war gleichzeitig unsere Mittagspause: Die Isla de Incahuasi, eine Felseninsel voll mit Kakteen inmitten der unwirklich wirkenden Salzwüste.

Nach Erkundung der Kakteeninsel und einem aus Rindfleisch, Salat und Reis bestehenden Mittagessen ging es weiter nach Chuvica, wo sich unser Domizil für die Nacht befand – ebenfalls ein Salzhotel!

Hier fanden sich neben unserer Gruppe zwei weitere 6er-Gruppen ein, unter denen sich 3 Brasilianer, 3 Irinnen, die drei Deutschen Julia, Tanja und Fabian und 3 Koreaner befanden. Die einzelnen Guides riefen zum Abendessen zu getrennten Tischen auf, da es sich um verschiedene Touranbieter handelte – letztlich unterschied sich das Essen aber nur darin, dass unsere sowie eine andere Gruppe eine Flasche Wein beigestellt bekamen und die dritte Gruppe nicht. Nach dem Essen verlief sich der Rest unserer Gruppe recht schnell, wir und die beiden anderen Gruppen saßen aber noch bei netter Unterhaltung und von Tanja dargebotenem Gitarrenspiel zusammen. In der Nacht fiel die Temperatur in unserem Zimmer auf etwa 8 °C, was diesmal den Einsatz des mitgebuchten Schlafsacks noch nicht nötig machte (die Decken auf den Betten waren dick genug).

28. Tag (12.07.2013): Salar de Uyuni, 2. Tourtag

[sonnig, ca. 10 °C]

Aufstehen um 05.30 Uhr, Frühstück um 06.00 Uhr, Abfahrt um 06.30 Uhr – soweit der Plan. In der Realität verschob sich alles etwa um 30 Minuten. Erster Halt der heutigen Jeepfahrt war der Wüstenort San Juan, der einer Geisterstadt ähnlich ein paar heruntergekommene Häuser sowie einen Shop bot. Vom Mirador Volcan Ollague auf knapp 5000 m hatten wir einen herrlichen Blick auf die umgebenden Vulkane. Bei einem der aktiven Vulkane konnte man sogar die zugehörige Rauchwolke sehen.

Dann folgten Halte an verschiedenen Lagunen, an denen sich zum Teil Flamingos tummelten und die sich toll vor den teils schneebedeckten Bergen und dem klaren blauen Himmel abhoben: Laguna Canapa, Laguna Hedionda und Laguna Honda.

An letzterer legten wir auch unsere Mittagspause ein. Es gab Hühnerschnitzel mit Nudeln und Gemüse. Hier liefen wir, wie bereits auch an den Halten zuvor, immer wieder Julia und Fabian über den Weg. Nach der Pause ging es weiter zum Arbol del Piedro, einer interessanten Anordnung an Felsformationen, von denen eine aussah wie ein steinerner Baum.

Letzter und zugleich imposantester Stopp für heute war die Laguna Colorada, die sich zum Teil blau und zum Teil rötlich gegen den malerischen Hintergrund und die Flamingos abhob.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die Unterkunft für die heutige Nacht, in der wir diesmal – abgesehen von einem australischen Paar – mit unserer Gruppe alleine waren. Nach dem Abendessen ging es früh ins Bett. Diesmal benutzten wir Schlafsack und Decken und ließen alle Klamotten an – nicht umsonst, erreichten wir in der Nacht sogar leichte Minusgrade in unserem Schlafraum.

29. Tag (13.07.2013): Salar de Uyuni, 3. Tourtag

[sonnig, ca. 5 °C]

In eisiger Kälte (ca. -12 °C) standen wir um 05.00 Uhr auf, nahmen gegen 05.30 Uhr ein schnelles Frühstück zu uns und brachen kurz nach 06.00 Uhr zu unserer heutigen Etappe incl. Rückfahrt auf. Mit Sonnenaufgang erreichten wir das Plateau Sol de la Manana, auf dem zahlreiche Geysire sprudelten – bis auf einen alle natürlich.

Einige machten sich den Spaß und sprangen durch die heißen Quellen. Der nächste Halt bot denen, die es wollten, die Möglichkeit, die eingefrorenen Glieder wieder aufzutauen: Ein Wasserloch, das durch die umliegenden warmen Quellen gespeist wurde und eine Temperatur von etwa 38 °C erreichte, war für einige bei einer Umgebungstemperatur um den Gefrierpunkt eine willkommene Aufwärmung. Ich befürchtete anschließendeKältegefühle und hielt mich daher vornehm zurück. Hier trafen wir die beiden Gruppen vom vorgestrigen Abend wieder. Die anschließend aufgesuchte Lagune Verde war zwar nicht, wie der Name vermuten ließe grün, bot aber dennoch eine fantastische Ansicht. Danach machten wir einen Abstecher zur bolivianisch-chilenischen Grenze, wo uns Sanja verließ und im Austausch ein Portugiese zustieg. An der Grenze in der Mitte von Nirgendwo sammelten sich sämtliche Geländewagen, um gewisse Personen, die eine Weiterreise nach Chile gebucht hatten, dort herauszulassen. Dann begaben wir uns auf den langen Rückweg in Richtung Uyuni. Heute gab unser Fahrer ganz schön Gas – wir hatten allerdings das Gefühl, dass er den Wagen recht gut beherrschte. Unterwegs machten wir eine kurze Mittagsrast, bevor der nächste und zugleich letzte Halt im Valle de Rocas, ebenfalls einer interessanten Ansammlung von Steinformationen, anstand. Dann folgten noch zwei Stunden rasante Fahrt und wir hatten pünktlich gegen 18.00 Uhr wieder Uyuni erreicht. Nach Verzehr zweier Hamburger an einem Straßenkiosk begaben wir uns pünktlich um 18.30 Uhr zur Bushaltestelle, die auf 19.00 Uhr terminierte Abfahrt verzögerte sich aber mal wieder – typisch bolivianisch – auf 19.30 Uhr. Ziel unserer heutigen Abendfahrt war Potosi. Es wurde Zeit, dass wir Uyuni verließen, kam mit Einbruch der Dunkelheit doch auch wieder die Kälte. Auf einer neu ausgebauten Straße erreichten wir nach ca. 3 ½ Stunden Fahrt Potosi, wo wir nur noch ein Hostel aufsuchten und ins Bett fielen.

30. Tag (14.07.2013): Transfer nach Sucre, Tarabuco Markt und Sucre

[sonnig, ca. 20 °C]

Gegen 07.30 Uhr nahmen wir das frühest mögliche Frühstück in unserem Hostel ein – zusammen mit einem Pärchen aus Spanien und einem motorradfahrenden Pärchen aus Australien. Dann fuhren wir per Taxi zum Abfahrtspunkt der Sammeltaxis, von wo aus wir zusammen mit zwei Einheimischen für 30 Bolivianos (ca. 3,50 EUR) pro Person die ca. 160 km nach Sucre zurücklegten. Nach einem schnellen Check-In im Hostal Amigo im Zentrum Sucres fuhren wir zunächst per Minibus nach Tarabuco, um den dortigen Markt noch mitzunehmen. Die Fahrt führte uns in ca. 65 km durch herrlichen Landschaft und durch kleine Dörfer ins Örtchen Tarabuco, wo rund um den Hautplatz sowie in zahlreichen angrenzenden Gassen der Sonntagsmarkt stattfand.

Hier waren sogar einige Touristen anzutreffen. Nachdem wir uns ein Bild gemacht hatten, transferierten wir zurück nach Sucre. Auch dieses schöne Städtchen, das in gewisser Weise an Cuenca in Ecuador erinnerte, nahmen wir in einem Stadtrundgang unter die Lupe: Plaza Mayor, Igelsia de San Francisco, Iglesia Santa Clara, Convento San Felipe Neri (dessen Glockenturm heute leider nicht zugänglich war), Templo Nuestra Senora de le Merced und Convento de Santa Teresa.

Um einen gesamthaften Blick über Sucre zu erlangen, erklommen wir den Recoleta Hilla, wo wir u.a. in einem Cafe erfrischende Getränke zu uns nahmen und auch die beiden australischen Motorradfahrer von heute morgen wieder trafen. Dann stand mit eintretendem Sonnenuntergang nur noch ein abschließendes Abendessen in der guten Pizzeria Neopolitana am Plaza Mayor an – natürlich für jeden von uns eine Familienpizza!

31. Tag (15.07.2013): Transfer nach La Paz, La Paz

[wolkig, z.T. sonnig, ca. 18 °C]

Nach einem gemütlichen Frühstück im Hostel ging es gegen 09.00 Uhr per Taxi zum Flughafen von Sucre. Ich hatte am Vortag bei einem Internet-Check festgestellt, dass der Flug um 40 min nach vorne verlegt worden war, weswegen wir entsprechend früher aufbrachen. Um 10.40 Uhr hob unsere Maschine der Amaszonas Air in Richtung La Paz ab. Nach der Landung entschieden wir uns gegen das 60 BOB teure Taxi und für den 4 BOB p.P. teuren und nicht wesentlich langsameren Minibus ins Zentrum. Wir hatten einmal mehr einen fantastischen Blick von El Alto auf dem Hochplateau in die Megacity La Paz, die sich in den Kessel „hineinergießt“. Nach Check-In in unserem Hotel gingen wir erst mal wieder zu El Pueblito, der inzwischen zu unserem Stammrestaurant geworden war, lecker essen. Obwohl sich die Dame von der Bank nicht wie versprochen per email gemeldet hatte, ging ich kurz noch mal dort vorbei – und siehe da, meine Kreditkarte war mit vielen anderen zusammen beim Leeren der ATM-Automaten gefunden worden. Nachmittags stand Relaxen und Kräftesammeln für die morgen beginnende Bergtour an. Wir kauften noch kalorienhaltige Snacks und Getränke sowie Batterien für unsere Stirnlampen. Abendessen gab es wieder in unserem Stammrestaurant, diesmal inklusive Nachspeise. In La Paz herrschte an einigen Stellen Ausnahmezustand, es war eine erhöhte Polizeipräsenz gegeben, Soldaten hatten sich formiert, Musik spielte aller Orten und Menschenmassen hatten sich auf diversen Plätzen eingefunden – vermutlich Vorbereitungen für den morgigen Unabhängigkeitstag.

32. Tag (16.07.2013): Huayna Potosi, 1. Bergtag

[wolkig, z.T. sonnig, ca. 18 °C]

Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel fanden wir uns gegen 09.15 Uhr beim Outdoor-Veranstalter Adolfo Andino ein. Dort herrschte gerade Hochbetrieb, da sich verschiedene Kunden für verschiedene heute beginnende Bergtouren mit Equipment eindeckten. Dann waren aber auch wir an der Reihe, so dass wir die Kleidung anprobieren und das Equipment definieren konnten: Fleece-Jacke, wasserundurchlässige Jacke und Hose, Bergschuhe, Steigeisen, Stulpen, Skistöcke, Eisaxt, Schlafsack, Handschuhe (innere und äußere) sowie Sturmhaube durften nicht fehlen. Adolfo hatte heute 6 Klienten für die 2-tägige Huayna Potosi-Tour, 2 in Brasilien lebende Japaner, 2 Franzosen und uns beide. Da aber immer ein Guide für 2 Personen vorgesehen war, konnten wir unabhängig voneinander starten. Aus Zeitgründen hatten wir uns für die 2-tägige Tour entschieden, die am 1. Tag die Etappe von 4700 m auf 5130 m und am 2. Tag die Gipfeletappe auf 6088 m vorsah. Die angebotenen 3-tägigen Touren hätten noch einen Tag Umgang mit der Eisaxt und Klettern an einer Eiswand inbegriffen gehabt. Nach Transfer zum Zongo Trailhead auf 4700 m Höhe bekamen wir dort unseren 55-jährigen Guide Roberto zugewiesen. Dann ging es in 2 h 20 min Fußmarsch zum Refugio auf 5130 m Höhe. Die erste Hälfte der Strecke konnte mit normalen Wanderschuhen zurückgelegt werden, für die zweite Hälfte kamen Bergschuhe und Steigeisen zum Einsatz. Ich stellte fest, dass der Rucksack mit etwa 17 kg deutlich zu schwer war und nahm mir für den 2. Tag vor, einiges im Refugio zu lassen.

Dort trafen nach und nach immer mehr Bergsteiger ein, so dass zum Abendessen ca. 30 Personen auf der Hütte waren. Da der Aufbruch für die Gipfeletappe für 01.30 Uhr angesetzt war, gingen alle bereits gegen 19.00 Uhr ins Matratzenlager. Dort war jeder Quadratzentimeter ausgenutzt. Ich tat in der mir verbleibenden Zeit zum Schlafen leider kein Auge zu – sei es wegen der Höhe oder wegen dem ständigen Unruhepegel.

33. Tag (17.07.2013): Huayna Potosi, 2. Bergtag

[sonnig, ca. 18 °C]

Um 01.00 Uhr gab es noch einen heißen Tee und gegen 01.20 Uhr brachen wir auf. Einer der japanischen Brüder sowie der Franzose brachen erst gar nicht auf, da sie die typischen Symptome der Höhenkrankheit ereilt hatten. Da wir bereits ab dem Refugio in voller Montur starteten, war der Rucksack schon mal automatisch um die ganzen Klamotten und das Equipment leichter. Zusätzlich einigten sich Martin und ich darauf, nur einen Rucksack mit einem geschätzten Gewicht von 13 kg mitzunehmen. Die Tour verlief von Anfang an in einer Dreierseilschaft, da sie permanent über Gletscher ging. Man konnte trotz Dunkelheit steil abfallende Abhänge erkennen, hatte jedoch bei akzeptablen Steigungen eine deutliche Spur verfügbar. Ab ca. 5600 m kam dann zusätzlich die Eisaxt zum Einsatz, da es ein ca. 20 m hohes Teilstück mit 46° Neigung zu überwinden galt. Die Steigung blieb von da an recht hoch. Von der ein oder anderen Stelle hatte man einen gigantischen Blick auf das Lichtermeer La Paz’ in der Ferne. Bei ca. 6000 m begann dann der Grat, der tatsächlich nur eine etwas mehr als steigeisenbreite Spur darstellte. Hier waren Trittsicherheit und ein richtiger Einsatz der Eisaxt wichtig, was wir meines Erachtens aber instinktiv ganz gut hinbekamen. Nach genau 5 Stunden hatten wir um 06.20 Uhr den Gipfel des 6000ers auf 6088 m erreicht. Nach ca. 10 Minuten kam die Sonne heraus und tauchte die umliegenden Berge, den in der Ferne sichtbaren Titicaca-See sowie das tieferliegende Wolkenmeer in gleißendes Licht. Eine tolle Vorstellung, die uns zeigte, warum wir den brutal anstrengenden Aufstieg angetreten hatten.

Nach ein paar Fotos traten wir gegen 06.40 Uhr den Rückweg an. Im Tageslicht wurden einem die kompletten Ausmaße des stark exponierten Grats bewusst. Diesmal führte ich die Seilschaft an, unser Guide war der letzte in der Kette. Der Grat dauert rückwärts herum etwa genau so lange, wie zuvor, da wir zwei aufsteigende Bergsteiger zu passieren hatten, was nicht ganz trivial war.

Der weitere Abstieg ging dann schneller, so dass wir gegen 09.15 Uhr wieder am Refugio waren. So langsam merkte man die Schwere der Beine. Hier erzählte uns der andere Japaner, dass er zwar aufgebrochen war, jedoch nach zwei Stunden aufgrund starker Kopfschmerzen und Schwindelanfälle abbrechen musste. Nach einer kleinen Erholungs- und Snackpause ging es um 10.30 Uhr weiter bergab zum Zongo Trailhead. Diese letzten 90 Minuten zogen sich wie Kaugummi.

Hier gibt es ein etwa 10-minütiges Video unserer zweitägigen Bergbesteigung:

Nach Transfer nach La Paz und Rückgabe des Outdoor-Equipments ging es erstmal zum Relaxen aufs Hotelzimmer. Für heute hatten wir nichts besonderes mehr geplant – außer natürlich einem leckeren Essen in unserem Stammrestaurant.

34. Tag (18.07.2013): La Paz und Valle de la Luna, Transfer nach Santa Cruz

[wolkig, z.T. sonnig, ca. 17 °C]

Nach den gestrigen Strapazen ließen wir den Tag gemütlich angehen. Ich konnte mich anfangs kaum bewegen, da ich in allen Knochen Muskelkater verspürte. Gegen 10.00 Uhr fuhren wir per Minibus ins Valle de la Luna, ein südlich von La Paz gelegenes Gebiet, das in der Tat eine Art Mondlandschaft und verschiedene Kakteensorten zu bieten hatte.

Bereits auf dem Weg dorthin merkten wir, dass es im Süden von La Paz durchaus auch reiche Leute gab: Die Häuser waren großzügig und es waren erstmalig deutsche Premiumfahrzeuge auf der Straße zu sehen. Nach Rückkunft in La Paz gingen wir schnell einen Burger essen – Burger King schien das einzige amerikanische Restaurant zu sein, das in der Hauptstadt vertreten war – und gingen anschließend auf Souvenirjagd. Wir erstandenjeder eine Tonstatue im Inka-Style für umgerechnet 6 EUR sowie ich einen Pullover aus Alpaca-Wolle für etwa 12 EUR. Gegen 16.00 Uhr fuhren wir mit dem Minibus zum Flughafen – im Internet hatte ich festgestellt, dass auch dieser Flug zeitlich verschoben worden war, jedoch um 90 min nach hinten. Die Wartezeit verbrachten wir in der Subway-Lounge im Flughafen, wo wir mit einem Amerikaner bolivianischer Abstammung ins Gespräch kamen, der versuchte, Quinoa, ein aus einer  Pflanze erworbenes fettarmes Nahrungsmittel als Reisersatz international hoffähig zu machen. Ferner erzählte er uns, dass Santa Cruz eine der reichsten Städte Boliviens sei. Nach der Landung gegen 20.20 Uhr entschieden wir uns einmal mehr für einen preiswerten Minibus als Transportmittel ins Zentrum. Nach Ausfahrt aus dem Flughafen trauten wir unseren Augen nicht: Ein riesiger beidseitiger Stau auf der 4-spurigen Ausfallstraße, insbesondere durch Schwerlastkraftwagen und Busse, ließ keinerlei Bewegung zu. Unser Busfahrer nahm, wie zahlreiche andere Fahrzeuge auch, den Weg durch die Pampa parallel zu der verstopften Straße. Wir passierten auf unwegsamstem Terrain mehrere Kilometer Verkehrschaos, das durch auf lehmigem Untergrund festgefahrene Fahrzeuge noch verschärft wurde. Nach einigen Kilometern kreuzten wir dann den Stau, um auf der inzwischen freien stadteinwärts führenden Fahrbahn regulär weiterfahren zu können. Die nun ins Zentrum führende Straße glich amerikanischem Vorbild: Wir passierten riesige Supermärkte, Malls, Verkaufsräume für Fahrzeuge und landwirtschaftliche Maschinen, Banken und letztlich auch Restaurants, wo trotz der fortgeschrittenen Stunde bei angenehmen Temperaturen zahlreiche Leute draußen saßen. Da die Haltestelle unseres Minibusses nicht mit der im Lonely Planet übereinstimmte, kamen wir letztlich südlich statt westlich des Zentrums raus, wo wir kurzer Hand ein anderes, als das geplante Hotel bezogen.

35. Tag (19.07.2013): Santa Cruz und Heimflug

[wolkig, z.T. sonnig, ca. 25 °C]

Nach einem gemütlichen Aufstehen machten wir einen Spaziergang zum Hauptplatz Plaza 24 de Septiembre, in dessen Nähe wir das nicht ganz billige, aber sehr empfehlenswerte Cafe Alexander aufsuchten. Dort nahmen wir ein umfassendes Frühstück ein, bestehend aus Milchshake, Champignon-Omelette, Hashbrowns und Joghurt mit Müsli. Dann relaxten wir noch ein bisschen am Hautplatz und beobachteten die Leute, die Schuhputzer, die Schüler etc.

Gegen 12.00 Uhr kehrten wir zum Hotel zurück, holten unser Schwergepäck ab und nahmen einen Minibus zum Flughafen. Dort checkten wir ein, aßen noch ein Pizza-Slice und traten einen unruhigen Flug nach Lima an. Dort wechselten wir auf unseren Flieger der Iberia über Madrid nach München. Service: unfreundlich und schlecht, Essen: immerhin besser als beim Hinflug, Seat-Entertainment: nicht vorhanden, Beinfreiheit: eine Unverschämtheit. Mit dieser Fluggesellschaft werden wir definitiv keinen Flug mehr antreten!   

36. Tag (20.07.2013): Ankunft in Deutschland

Gerädert von den miserablen Flugbedingungen, aber voller positiver Urlaubsbilder und –erfahrungen im Gepäck landeten wir gegen Abend in München.

Fazit: 

Wenngleich die Bolivianer nicht immer die freundlichsten Menschen sind (CNN stellte in einem Ranking Bolivien gar als das unfreundlichste Land der Welt dar), so bietet das Land doch interessante Einblicke in die indigenen Stämme auf dem Land, zahlreiche Outdoor-Möglichkeiten und mit der Salzwüste einen der abgelegensten und bizarrsten Plätze dieser Erde. Bolivien ist ein armes und für uns sehr preiswertes Reiseland, das wir allerdings soweit als sicher empfunden haben.