Reisebericht Myanmar – Bangladesch – Indien 2015

2. Teil: Bangladesch

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12. Tag (07.01.2015): Yangon, Yangon – Dhaka

Bereits beim Checkin am Schalter der bangladeschischen Airline in Bangkok wurde klar, dass das nun folgende Land einige Unterschiede aufweisen würde: Am Schalter wurde unkoordiniert Gepäck auf das Band gelegt, das meist von den Checkin-Damen aufgrund Übergewicht bzw. Überformat wieder zurückgewiesen wurde. Außerdem begannen schon wieder die ersten Drängeleien und der Ablauf wurde noch mal deutlich langsamer als in Myanmar. Die uralte Boeing 737-800 bot den krassest niedrigen Sitzabstand, den ich je in einem Linienflieger erlebt hatte: Weder Martin noch ich konnten gerade sitzen, ohne mit den Knien am Vordersitz anzustoßen. Da der Flieger wie nahezu alle bisherigen voll ausgebucht war, mussten wir die 2 h 15 min so ertragen. Wir kamen in ein nettes Gespräch mit Rafi und seiner bangladeschischen Familie. Nach der Landung auf dem Flughafen in Dhaka ging es am Einwanderungsschalter mit der Drängelei der Einheimischen weiter. Als wir unser Gepäck hatten und nach draußen kamen, starrten wir in unzählige Augenpaare einer riesigen Menschenmasse, die durch einen hohen Stahlzaun vom Flughafenbereich ferngehalten wurde. Unser eher unbehagliches Gefühl wurde verstärkt, als wir zahlreiche Einheimische erblickten, die lange z.T. rot gefärbte Bärte und trotz der Dunkelheit eine Sonnebrille trugen, in Tarn- oder Militärklamotten gekleidet und mit Maschinenpistolen bewaffnet waren. Wir suchten uns eine CNG Autorikscha, letztlich eine Art Tuk-Tuk, in der man incl. Gepäck in einem Stahlkäfig untergebracht ist, was nicht gerade zur Behaglichkeit oder Unfallsicherheit beitrug. Dann folgte „Harakiri für Anfänger“, als es in halsbrecherischer Fahrt über schlechte Straßen und immer wieder in Haaresbreite an anderen Verkehrsteilnehmern vorbei zum Hotel ging. Wir fielen nur noch müde ins Bett – wobei das vorgebuchte Hotel Pacific dreckig und nicht empfehlenswert war.

13. Tag (08.01.2015): Dhaka

Der frühmorgentliche Ruf des Muezzin verbreitete eine ganz eigene Atmosphäre und erinnerte uns daran, dass wir nun in einem moslemischen Land waren. Das Frühstück nahmen wir im Hotel-Restaurant ein. Es war zwar nicht im Preis inbegriffen, schmeckte aber gut – wir hatten 2 tellergroße runde Teigfladen bestellt, die mit einer würzigen Gemüsemischung befüllt werden konnten. Dazu gab es ein Omelett. Anschließend bahnten wir uns einen Weg durch die Stadt zum Bahnhof, um ein Ticket für den morgigen Maitree-Express zu buchen – einen Zug, der in ca. 10-stündiger Fahrt Dhaka in Bangladesch mit Kolkata in Indien verbindet. Wir erhofften uns damit eine Panoramafahrt, bei der wir noch den ein oder anderen Blick auf die ländliche Seite Bangladeschs erhaschen konnten. Daraus wurde aber leider nichts: Nach ca. 30 Minuten Warten in der Schlange und mehr oder weniger erfolgreichem Abwehren von Dränglern teilte uns die Dame am Schalter mit, dass dieser Zug für die nächsten 3 Tage in allen Klassen voll ausgebucht ist. Ärgerlich, zumal ich im Vorfeld alles versucht hatte, diesen Zug vorzubuchen. Ich hatte sogar mit einigen Tricks einen Zugang zum (schlechten) Online-Buchungssystem der bangladeschischen Bahn erlangt, dieser Zug konnte als grenzüberschreitender Zug dort allerdings nicht gebucht werden. Und meine Vorab-Anfrage an die im Hotel integrierte Reiseagentur, uns Plätze für diesen Zug zu reservieren, wurde damit abgelehnt, dass wir ja nur 2 Nächte in einer preiswerten Zimmerkategorie nächtigten. Da die Abfertigung am Bahnhof total langsam von statten ging und sich an den anderen Schaltern unendliche Schlangen gebildet hatten, verzichteten wir auf die Buchung alternativer Zugverbindungen, die ohnehin auf  einer Nachtzugfahrt und mehreren erfolgreichen Zugwechseln oder Busverfügbarkeiten basiert hätte und vermutlich auch nicht mehr wunschgemäß verfügbar gewesen wäre. Wir fuhren zurück zum Hotel, wo wir uns nach Alternativen erkundigten. Dort erfuhren wir, dass aufgrund eines Streiks oder politischen Banns aktuell keine Überlandbusse operierten. Da sich die Hilfsbereitschaft der „Reiseagentur“ insgesamt sehr in Grenzen hielt und wir nach den bisherigen Eindrücken keinen Wert darauf legten, länger als geplant in Bangladesch zu bleiben, suchten wir im Internet nach Flügen und fanden noch einen Flug der Air India am späten Abend. Nachdem wir diesen gebucht hatten, machten wir uns auf Erkundungstrip durch Dhaka, eine der am dichtest besiedelten Großstädte unseres Planeten. Und das vorherrschende Chaos überstieg tatsächlich noch mal das, was ich mir im Vorfeld ausgemalt hatte: Ich hatte selbst in Indien oder Nepal noch nie so viele Autos, Rikschas, Motorräder, Fußgänger, Lastenträger, Eselgespanne, etc. auf einem Flecken gesehen. Die folgenden Fotos von Straßenszenen sind in „entspannten“ Bereichen der Stadt entstanden.

Der Lärmpegel der Hupen und Menschen war entsprechend. Teilweise gab es selbst als Fußgänger kein Durchkommen, weil einfach jeder Quadratzentimeter mit Menschen, Bauwerken, Müll, Tieren oder sonst was belegt war. Ich hatte noch nie eine Stadt erlebt, in der man auch als Fußgänger im Stau steht. Besonders heftig ging es in den Gassen rund um den Shankaria Bazar zu, wo man permanent aufpassen musste, von keinem Gefährt touchiert zu werden. Wir bekamen eindrucksvolle Einblicke in den Arbeitsalltag der Bangladeschis, der sich üblicherweise hauptsächlich auf der Straße abspielte: Neben Open-Air-Friseuren wurde Müll verbrannt, Träger mit immensen Lasten auf dem Kopf suchten ein Durchkommen zwischen spielenden Kindern und Marktständen, entlang der Straßen waren Obst- und Gemüsestände aufgebaut. Nachdem wir dem Gewirr der Gassen entkommen waren, ging es bei nicht geringerer „Packungsdichte“ zum dreckigen und stinkenden Buriganga River, wo dutzendweise schrottige Kähne ankerten und kleine Holzboote als Fähren zwischen den beiden Ufern fungierten. Wir wagten einen kurzen Ritt mit dem Boot, um einen Blick vom Wasser auf das Ufer zu erlangen. Anschließend wollte uns der Bootsführer das Doppelte des vereinbarten Preises abknöpfen.

Wir folgten weiter den Straßen, an interessanten Marktständen und dem Ahsan Manzil (Pink Palace) vorbei, erlangten einen Blick auf die Moschee und nahmen noch eine kleine Mahlzeit zu uns: Martin etwas Einheimisches und ich eine Pizza Bangladesch-Style. Schließlich gelangten wir zum Lalbagh Fort. Obwohl es nur noch 30 min geöffnet hatte, entschieden wir uns, hineinzugehen. Der Ticketbeamte nutzte es dennoch schamlos aus, dass wir nur noch Dollars übrig hatten und ließ uns zu einem üblen Kurs den Eintritt entrichten. Das Innere der Anlage war für hiesige Verhältnisse gepflegt und wurde von den Einheimischen scheinbar als eine Art „Naherholungsgrünflache“ genutzt.

Anschließend ließen wir uns per Fahrradrikscha zum Hotel zurückfahren, wo wir noch kurz in der Lobby saßen, bevor wir per Autorikscha zum Flughafen fuhren. Obwohl es nur ca. 20 km bis zum Flughafen waren, benötigten wir ungefähr 90 Minuten! Selbst außerhalb des unmittelbaren Zentrums stand hier quasi der Verkehr. Als wir im Flieger nach Indien saßen, waren wir irgendwie froh, Dhaka hinter uns gelassen zu haben. Da das das erste Mal war, dass wir so schnell die Nase voll hatten von einem Land bzw. einer Stadt, fragte ich mich, warum das so war und gab mir selbst folgende Antwort: Während in Myanmar die Mehrheit der Leute offen war und die Ausländer mit weichen sanften Augen anschaute und durch ihre Art und Gestik willkommen hieß, so war dies hier nur eine absolute Minderheit. Die Mehrheit der Leute schaute uns misstrauisch, in wenigen Fällen sogar mit eher hasserfüllten Augen an. Das Verhalten der Masse war ungehobelter, es wurde gedrängelt und es gab fast keine hübschen Frauen – wobei gleichzeitig auffiel, dass hier auch fast nur Männer auf den Straßen zu sehen waren!  Die Bangladeschis hatten im Gegensatz zu den genauso mittellosen Burmesen das Müllaufkommen und Abwicklungsprozesse in verschiedenen Bereichen überhaupt nicht im Griff und boten nur sehr eingeschränkten bis gar keinen Service. Insbesondere das Müllproblem lag natürlich schwerpunktmäßig an der ungleich höheren Bevölkerungsdichte, aber es wurden auch keinerlei Verkehrsrichtlinien wie Ampeln etc. beachtet oder sich geordnet in Reihen angestellt, wo notwendig. Außerdem gab es in diesem Land zu viele Waffen! Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn Bangladesch in 20 Jahren noch genau dort ist, wo es aktuell ist, Myanmar dann aber bereits den Entwicklungsstand von Thailand heute erreicht hat!  

Nach einem Air India-Flug, der bei mir wieder einmal kein besonders großes Sicherheitsgefühl hinterlassen hatte, checkten wir nur noch im flughafennahen Guesthouse ein, was leider ähnlich laut und dreckig wie das gestrige war.

Fazit: siehe Tagesbericht vom 08.01.2015.

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